Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Schon verhallt des Hornes Klang Ferne meinem Lauschen, Und ich höre wieder nur Hier das Bächlein rauschen. Ich gedenke bang und schwer Aller meiner Lieben, Die in ferner Heimat mir Sind zurückgeblieben; Diese schöne Sommernacht Muß vorübergehen, Und mein Leben ohne sie Einsamkeit verwehen. Mahnend ruft die Mitternacht Mir herab vom Thurme; Ferne! denket mein! die Zeit Eilt dahin im Sturme! Unsre Gräber, denket mein! Sind schon ungeduldig! -- Daß wir nicht beisammen sind, Bin ich selber schuldig. Schon verhallt des Hornes Klang Ferne meinem Lauſchen, Und ich hoͤre wieder nur Hier das Baͤchlein rauſchen. Ich gedenke bang und ſchwer Aller meiner Lieben, Die in ferner Heimat mir Sind zuruͤckgeblieben; Dieſe ſchoͤne Sommernacht Muß voruͤbergehen, Und mein Leben ohne ſie Einſamkeit verwehen. Mahnend ruft die Mitternacht Mir herab vom Thurme; Ferne! denket mein! die Zeit Eilt dahin im Sturme! Unſre Graͤber, denket mein! Sind ſchon ungeduldig! — Daß wir nicht beiſammen ſind, Bin ich ſelber ſchuldig. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0074" n="60"/> <lg n="10"> <l>Schon verhallt des Hornes Klang</l><lb/> <l>Ferne meinem Lauſchen,</l><lb/> <l>Und ich hoͤre wieder nur</l><lb/> <l>Hier das Baͤchlein rauſchen.</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Ich gedenke bang und ſchwer</l><lb/> <l>Aller meiner Lieben,</l><lb/> <l>Die in ferner Heimat mir</l><lb/> <l>Sind zuruͤckgeblieben;</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>Dieſe ſchoͤne Sommernacht</l><lb/> <l>Muß voruͤbergehen,</l><lb/> <l>Und mein Leben ohne ſie</l><lb/> <l>Einſamkeit verwehen.</l><lb/> </lg> <lg n="13"> <l>Mahnend ruft die Mitternacht</l><lb/> <l>Mir herab vom Thurme;</l><lb/> <l>Ferne! denket mein! die Zeit</l><lb/> <l>Eilt dahin im Sturme!</l><lb/> </lg> <lg n="14"> <l>Unſre Graͤber, denket mein!</l><lb/> <l>Sind ſchon ungeduldig! —</l><lb/> <l>Daß wir nicht beiſammen ſind,</l><lb/> <l>Bin ich ſelber ſchuldig.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0074]
Schon verhallt des Hornes Klang
Ferne meinem Lauſchen,
Und ich hoͤre wieder nur
Hier das Baͤchlein rauſchen.
Ich gedenke bang und ſchwer
Aller meiner Lieben,
Die in ferner Heimat mir
Sind zuruͤckgeblieben;
Dieſe ſchoͤne Sommernacht
Muß voruͤbergehen,
Und mein Leben ohne ſie
Einſamkeit verwehen.
Mahnend ruft die Mitternacht
Mir herab vom Thurme;
Ferne! denket mein! die Zeit
Eilt dahin im Sturme!
Unſre Graͤber, denket mein!
Sind ſchon ungeduldig! —
Daß wir nicht beiſammen ſind,
Bin ich ſelber ſchuldig.
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