Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.O weilten wir in jenen Lüften, Wo keine Schranke wehrte, Daß ich mit deinen Zauberdüften Die Ewigkeiten nährte! -- Hier nah'n die Augenblicke, -- schwinden An dir vorüber immer, Ein jeder eilt dich noch zu finden In deinem Jugendschimmer; Und ich, wie sie, muß immer eilen Mit allem meinem Lieben An dir vorbei, darf nie verweilen, Von Stürmen fortgetrieben. Doch hat, du holde Wunderblume, Mein Herz voll süßen Bebens Dich mir gemalt zum Eigenthume Ins Tiefste meines Lebens, Wohin der Tod, der Ruhebringer, Sich scheuen wird zu greifen, Wenn endlich seine sanften Finger Mein Welkes niederstreifen. O weilten wir in jenen Luͤften, Wo keine Schranke wehrte, Daß ich mit deinen Zauberduͤften Die Ewigkeiten naͤhrte! — Hier nah'n die Augenblicke, — ſchwinden An dir voruͤber immer, Ein jeder eilt dich noch zu finden In deinem Jugendſchimmer; Und ich, wie ſie, muß immer eilen Mit allem meinem Lieben An dir vorbei, darf nie verweilen, Von Stuͤrmen fortgetrieben. Doch hat, du holde Wunderblume, Mein Herz voll ſuͤßen Bebens Dich mir gemalt zum Eigenthume Ins Tiefſte meines Lebens, Wohin der Tod, der Ruhebringer, Sich ſcheuen wird zu greifen, Wenn endlich ſeine ſanften Finger Mein Welkes niederſtreifen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0054" n="40"/> <lg n="5"> <l>O weilten wir in jenen Luͤften,</l><lb/> <l>Wo keine Schranke wehrte,</l><lb/> <l>Daß ich mit deinen Zauberduͤften</l><lb/> <l>Die Ewigkeiten naͤhrte! —</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Hier nah'n die Augenblicke, — ſchwinden</l><lb/> <l>An dir voruͤber immer,</l><lb/> <l>Ein jeder eilt dich noch zu finden</l><lb/> <l>In deinem Jugendſchimmer;</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Und ich, wie ſie, muß immer eilen</l><lb/> <l>Mit allem meinem Lieben</l><lb/> <l>An dir vorbei, darf nie verweilen,</l><lb/> <l>Von Stuͤrmen fortgetrieben.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Doch hat, du holde Wunderblume,</l><lb/> <l>Mein Herz voll ſuͤßen Bebens</l><lb/> <l>Dich mir gemalt zum Eigenthume</l><lb/> <l>Ins Tiefſte meines Lebens,</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Wohin der Tod, der Ruhebringer,</l><lb/> <l>Sich ſcheuen wird zu greifen,</l><lb/> <l>Wenn endlich ſeine ſanften Finger</l><lb/> <l>Mein Welkes niederſtreifen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0054]
O weilten wir in jenen Luͤften,
Wo keine Schranke wehrte,
Daß ich mit deinen Zauberduͤften
Die Ewigkeiten naͤhrte! —
Hier nah'n die Augenblicke, — ſchwinden
An dir voruͤber immer,
Ein jeder eilt dich noch zu finden
In deinem Jugendſchimmer;
Und ich, wie ſie, muß immer eilen
Mit allem meinem Lieben
An dir vorbei, darf nie verweilen,
Von Stuͤrmen fortgetrieben.
Doch hat, du holde Wunderblume,
Mein Herz voll ſuͤßen Bebens
Dich mir gemalt zum Eigenthume
Ins Tiefſte meines Lebens,
Wohin der Tod, der Ruhebringer,
Sich ſcheuen wird zu greifen,
Wenn endlich ſeine ſanften Finger
Mein Welkes niederſtreifen.
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