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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Wenn die Lerche wieder singt
Im verwaisten Trauerthale,
Wenn der Rose Knospe springt
Aufgeküßt vom Sonnenstrahle,
Reißt der Lenz das Leichentuch
Auch vom eingescharrten Fluch.
Rasch aus Schnee und Eis hervor
Werden dann die Gräber tauchen,
Aus den Gräbern wird empor
Himmelwärts die Schande rauchen,
Und dem schwarzen Rauch der Schmach
Sprüht der Rache Flamme nach.
Aber kommt die Rache nicht,
Mag der Vogel mit dem Halme,
Was da lebt im weiten Licht
Sterben in des Fluches Qualme,
Und die Sonn' ersticke drin,
Daß die Erde scheide hin! --

Wenn die Lerche wieder ſingt
Im verwaisten Trauerthale,
Wenn der Roſe Knospe ſpringt
Aufgekuͤßt vom Sonnenſtrahle,
Reißt der Lenz das Leichentuch
Auch vom eingeſcharrten Fluch.
Raſch aus Schnee und Eis hervor
Werden dann die Graͤber tauchen,
Aus den Graͤbern wird empor
Himmelwaͤrts die Schande rauchen,
Und dem ſchwarzen Rauch der Schmach
Spruͤht der Rache Flamme nach.
Aber kommt die Rache nicht,
Mag der Vogel mit dem Halme,
Was da lebt im weiten Licht
Sterben in des Fluches Qualme,
Und die Sonn' erſticke drin,
Daß die Erde ſcheide hin! —

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[18/0032] Wenn die Lerche wieder ſingt Im verwaisten Trauerthale, Wenn der Roſe Knospe ſpringt Aufgekuͤßt vom Sonnenſtrahle, Reißt der Lenz das Leichentuch Auch vom eingeſcharrten Fluch. Raſch aus Schnee und Eis hervor Werden dann die Graͤber tauchen, Aus den Graͤbern wird empor Himmelwaͤrts die Schande rauchen, Und dem ſchwarzen Rauch der Schmach Spruͤht der Rache Flamme nach. Aber kommt die Rache nicht, Mag der Vogel mit dem Halme, Was da lebt im weiten Licht Sterben in des Fluches Qualme, Und die Sonn' erſticke drin, Daß die Erde ſcheide hin! —

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/32>, abgerufen am 21.11.2024.