Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Wo die lauten Nachtigallen Süß verrätherische Lieder Sangen auf den grünen Zweigen: -- Wandeln sie auch heute wieder. Und in seliger Verschlingung Kehren sie zum trauten Orte, Wo vor Jahren ihre Liebe Fand die ersten, leisen Worte. Klara blüht in neuer Schöne, Rosen, Fremdlinge seit lange, Kehren schüchtern heute wieder Auf die freudenhelle Wange. -- Nach dem hohen Felsenhause, Das nun wieder wüst und einsam, Wandeln Klara, ihre Mutter, Und Johannes froh gemeinsam. Selbst die rauhen, öden Klippen
Hält die Freude jezt umschlungen; Nur wie leichte Nebel schleichen Durch's Gestein Erinnerungen. Wo die lauten Nachtigallen Suͤß verraͤtheriſche Lieder Sangen auf den gruͤnen Zweigen: — Wandeln ſie auch heute wieder. Und in ſeliger Verſchlingung Kehren ſie zum trauten Orte, Wo vor Jahren ihre Liebe Fand die erſten, leiſen Worte. Klara bluͤht in neuer Schoͤne, Roſen, Fremdlinge ſeit lange, Kehren ſchuͤchtern heute wieder Auf die freudenhelle Wange. — Nach dem hohen Felſenhauſe, Das nun wieder wuͤſt und einſam, Wandeln Klara, ihre Mutter, Und Johannes froh gemeinſam. Selbſt die rauhen, oͤden Klippen
Haͤlt die Freude jezt umſchlungen; Nur wie leichte Nebel ſchleichen Durch's Geſtein Erinnerungen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0285" n="271"/> <lg n="5"> <l>Wo die lauten Nachtigallen</l><lb/> <l>Suͤß verraͤtheriſche Lieder</l><lb/> <l>Sangen auf den gruͤnen Zweigen: —</l><lb/> <l>Wandeln ſie auch heute wieder.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Und in ſeliger Verſchlingung</l><lb/> <l>Kehren ſie zum trauten Orte,</l><lb/> <l>Wo vor Jahren ihre Liebe</l><lb/> <l>Fand die erſten, leiſen Worte.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Klara bluͤht in neuer Schoͤne,</l><lb/> <l>Roſen, Fremdlinge ſeit lange,</l><lb/> <l>Kehren ſchuͤchtern heute wieder</l><lb/> <l>Auf die freudenhelle Wange. —</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Nach dem hohen Felſenhauſe,</l><lb/> <l>Das nun wieder wuͤſt und einſam,</l><lb/> <l>Wandeln Klara, ihre Mutter,</l><lb/> <l>Und Johannes froh gemeinſam.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Selbſt die rauhen, oͤden Klippen</l><lb/> <l>Haͤlt die Freude jezt umſchlungen;</l><lb/> <l>Nur wie leichte Nebel ſchleichen</l><lb/> <l>Durch's Geſtein Erinnerungen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0285]
Wo die lauten Nachtigallen
Suͤß verraͤtheriſche Lieder
Sangen auf den gruͤnen Zweigen: —
Wandeln ſie auch heute wieder.
Und in ſeliger Verſchlingung
Kehren ſie zum trauten Orte,
Wo vor Jahren ihre Liebe
Fand die erſten, leiſen Worte.
Klara bluͤht in neuer Schoͤne,
Roſen, Fremdlinge ſeit lange,
Kehren ſchuͤchtern heute wieder
Auf die freudenhelle Wange. —
Nach dem hohen Felſenhauſe,
Das nun wieder wuͤſt und einſam,
Wandeln Klara, ihre Mutter,
Und Johannes froh gemeinſam.
Selbſt die rauhen, oͤden Klippen
Haͤlt die Freude jezt umſchlungen;
Nur wie leichte Nebel ſchleichen
Durch's Geſtein Erinnerungen.
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Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/285>, abgerufen am 29.07.2024. |