Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.So lebet wohl! -- Du Werkzeug meiner Spiele, Das einst ich trug, du kleines Schwert von Holz! Sey nun ein Blitz in der Gewitterschwüle, Du Ritterschwert, sey des Sarmaten Stolz! Lebt wohl, Geschwister! mög' euch Gott bewahren! Ich bin ein Pole bis zum letzten Hauch! Hurrah! ihr vaterländ'schen Heldenschaaren! Leb' wohl, du mein geliebtes Mädchen auch! -- Schmach, Jüngling, dir! hält dich der Glanz von Thränen Zurück vom ewig hellen Waffenglanz! Dir, Jungfrau, Schmach! die du, bei Polens Sehnen Nach Freiheit, nun empfängst den Myrtenkranz! Das Herz des Polenmädchens darf nur schlagen Dem Edlen, dem vor Schlachten nimmer graut, Der gerne will die Todeswunde tragen, Wenn nur sein Schwert das Sklavenjoch zerhaut! Schmach, Mutter, dir! den du zur Schmach geboren,
Umklammre deinen Sohn! entlass' ihn nicht! Der Freiheit Ruf schlug nicht an seine Ohren, Er fühlt für Polen keine Kindespflicht! So lebet wohl! — Du Werkzeug meiner Spiele, Das einſt ich trug, du kleines Schwert von Holz! Sey nun ein Blitz in der Gewitterſchwuͤle, Du Ritterſchwert, ſey des Sarmaten Stolz! Lebt wohl, Geſchwiſter! moͤg' euch Gott bewahren! Ich bin ein Pole bis zum letzten Hauch! Hurrah! ihr vaterlaͤnd'ſchen Heldenſchaaren! Leb' wohl, du mein geliebtes Maͤdchen auch! — Schmach, Juͤngling, dir! haͤlt dich der Glanz von Thraͤnen Zuruͤck vom ewig hellen Waffenglanz! Dir, Jungfrau, Schmach! die du, bei Polens Sehnen Nach Freiheit, nun empfaͤngſt den Myrtenkranz! Das Herz des Polenmaͤdchens darf nur ſchlagen Dem Edlen, dem vor Schlachten nimmer graut, Der gerne will die Todeswunde tragen, Wenn nur ſein Schwert das Sklavenjoch zerhaut! Schmach, Mutter, dir! den du zur Schmach geboren,
Umklammre deinen Sohn! entlaſſ' ihn nicht! Der Freiheit Ruf ſchlug nicht an ſeine Ohren, Er fuͤhlt fuͤr Polen keine Kindespflicht! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0028" n="14"/> <lg n="5"> <l>So lebet wohl! — Du Werkzeug meiner Spiele,</l><lb/> <l>Das einſt ich trug, du kleines Schwert von Holz!</l><lb/> <l>Sey nun ein Blitz in der Gewitterſchwuͤle,</l><lb/> <l>Du Ritterſchwert, ſey des Sarmaten Stolz!</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Lebt wohl, Geſchwiſter! moͤg' euch Gott bewahren!</l><lb/> <l>Ich bin ein Pole bis zum letzten Hauch!</l><lb/> <l>Hurrah! ihr vaterlaͤnd'ſchen Heldenſchaaren!</l><lb/> <l>Leb' wohl, du mein geliebtes Maͤdchen auch! —</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Schmach, Juͤngling, dir! haͤlt dich der Glanz von Thraͤnen</l><lb/> <l>Zuruͤck vom ewig hellen Waffenglanz!</l><lb/> <l>Dir, Jungfrau, Schmach! die du, bei Polens Sehnen</l><lb/> <l>Nach Freiheit, nun empfaͤngſt den Myrtenkranz!</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Das Herz des Polenmaͤdchens darf nur ſchlagen</l><lb/> <l>Dem Edlen, dem vor Schlachten nimmer graut,</l><lb/> <l>Der gerne will die Todeswunde tragen,</l><lb/> <l>Wenn nur ſein Schwert das Sklavenjoch zerhaut!</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Schmach, Mutter, dir! den du zur Schmach geboren,</l><lb/> <l>Umklammre deinen Sohn! entlaſſ' ihn nicht!</l><lb/> <l>Der Freiheit Ruf ſchlug nicht an ſeine Ohren,</l><lb/> <l>Er fuͤhlt fuͤr Polen keine Kindespflicht!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0028]
So lebet wohl! — Du Werkzeug meiner Spiele,
Das einſt ich trug, du kleines Schwert von Holz!
Sey nun ein Blitz in der Gewitterſchwuͤle,
Du Ritterſchwert, ſey des Sarmaten Stolz!
Lebt wohl, Geſchwiſter! moͤg' euch Gott bewahren!
Ich bin ein Pole bis zum letzten Hauch!
Hurrah! ihr vaterlaͤnd'ſchen Heldenſchaaren!
Leb' wohl, du mein geliebtes Maͤdchen auch! —
Schmach, Juͤngling, dir! haͤlt dich der Glanz von Thraͤnen
Zuruͤck vom ewig hellen Waffenglanz!
Dir, Jungfrau, Schmach! die du, bei Polens Sehnen
Nach Freiheit, nun empfaͤngſt den Myrtenkranz!
Das Herz des Polenmaͤdchens darf nur ſchlagen
Dem Edlen, dem vor Schlachten nimmer graut,
Der gerne will die Todeswunde tragen,
Wenn nur ſein Schwert das Sklavenjoch zerhaut!
Schmach, Mutter, dir! den du zur Schmach geboren,
Umklammre deinen Sohn! entlaſſ' ihn nicht!
Der Freiheit Ruf ſchlug nicht an ſeine Ohren,
Er fuͤhlt fuͤr Polen keine Kindespflicht!
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Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/28>, abgerufen am 22.07.2024. |