Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Habt Ihr nicht noch diese Stunde Seinen Bruder freigesprochen, Soll an Euch und Eurem Lande Blutig seyn die Schmach gerochen! Daß der Prinz das Land durchspähte, Euch an Spanien zu verrathen, Ist nur eine schnöde Lüge Eures tückischen Prälaten, Eine Lüge, ausgebrütet, Von der Kirche grimmstem Geier; Und in Eurer faulen Krone Nistet dieses Ungeheuer! -- Oestreich, Spanien und Italien Werden sich an Polen halten, Eure Macht und Johanns Kerker Schnell mit einem Hiebe spalten!" Zornesbleich und furchtergriffen, Tiefbeschämet, starrt zur Erde König Ludwig, -- und gebietet, Daß der Prinz befreiet werde. Habt Ihr nicht noch dieſe Stunde Seinen Bruder freigeſprochen, Soll an Euch und Eurem Lande Blutig ſeyn die Schmach gerochen! Daß der Prinz das Land durchſpaͤhte, Euch an Spanien zu verrathen, Iſt nur eine ſchnoͤde Luͤge Eures tuͤckiſchen Praͤlaten, Eine Luͤge, ausgebruͤtet, Von der Kirche grimmſtem Geier; Und in Eurer faulen Krone Niſtet dieſes Ungeheuer! — Oeſtreich, Spanien und Italien Werden ſich an Polen halten, Eure Macht und Johanns Kerker Schnell mit einem Hiebe ſpalten!“ Zornesbleich und furchtergriffen, Tiefbeſchaͤmet, ſtarrt zur Erde Koͤnig Ludwig, — und gebietet, Daß der Prinz befreiet werde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0274" n="260"/> <lg n="15"> <l>Habt Ihr nicht noch dieſe Stunde</l><lb/> <l>Seinen Bruder freigeſprochen,</l><lb/> <l>Soll an Euch und Eurem Lande</l><lb/> <l>Blutig ſeyn die Schmach gerochen!</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Daß der Prinz das Land durchſpaͤhte,</l><lb/> <l>Euch an Spanien zu verrathen,</l><lb/> <l>Iſt nur eine ſchnoͤde Luͤge</l><lb/> <l>Eures tuͤckiſchen Praͤlaten,</l><lb/> </lg> <lg n="17"> <l>Eine Luͤge, ausgebruͤtet,</l><lb/> <l>Von der Kirche grimmſtem Geier;</l><lb/> <l>Und in Eurer faulen Krone</l><lb/> <l>Niſtet dieſes Ungeheuer! —</l><lb/> </lg> <lg n="18"> <l>Oeſtreich, Spanien und Italien</l><lb/> <l>Werden ſich an Polen halten,</l><lb/> <l>Eure Macht und Johanns Kerker</l><lb/> <l>Schnell mit <hi rendition="#g">einem</hi> Hiebe ſpalten!“</l><lb/> </lg> <lg n="19"> <l>Zornesbleich und furchtergriffen,</l><lb/> <l>Tiefbeſchaͤmet, ſtarrt zur Erde</l><lb/> <l>Koͤnig Ludwig, — und gebietet,</l><lb/> <l>Daß der Prinz befreiet werde.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [260/0274]
Habt Ihr nicht noch dieſe Stunde
Seinen Bruder freigeſprochen,
Soll an Euch und Eurem Lande
Blutig ſeyn die Schmach gerochen!
Daß der Prinz das Land durchſpaͤhte,
Euch an Spanien zu verrathen,
Iſt nur eine ſchnoͤde Luͤge
Eures tuͤckiſchen Praͤlaten,
Eine Luͤge, ausgebruͤtet,
Von der Kirche grimmſtem Geier;
Und in Eurer faulen Krone
Niſtet dieſes Ungeheuer! —
Oeſtreich, Spanien und Italien
Werden ſich an Polen halten,
Eure Macht und Johanns Kerker
Schnell mit einem Hiebe ſpalten!“
Zornesbleich und furchtergriffen,
Tiefbeſchaͤmet, ſtarrt zur Erde
Koͤnig Ludwig, — und gebietet,
Daß der Prinz befreiet werde.
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Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/274>, abgerufen am 17.02.2025. |