Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Was an schönen, frischen Blumen In den Beeten ist zu finden, Pflücket sie, mit klugem Finger Ihm den Morgengruß zu winden. Und sie blicket, Früchte suchend Nach den Bäumen in der Runde, Sinnend hält sie manchmal inne, Eingedenk der süßen Stunde. Und die Wonne jener Stunde, Und das mitleidvolle Bangen Um den Theuren mengen ihre Thränen auf des Mädchens Wangen. -- Nun erwacht der Prinz vom Traume, Der ihn ließ sein Klärchen schauen, Der ihn wandeln, frei und selig, Ließ in heimatlichen Auen. Des Erwachten Blicke schweifen
Finster an den Kerkerwänden; Doch sie werden plötzlich heiter, Treffen sie die Morgenspenden. Was an ſchoͤnen, friſchen Blumen In den Beeten iſt zu finden, Pfluͤcket ſie, mit klugem Finger Ihm den Morgengruß zu winden. Und ſie blicket, Fruͤchte ſuchend Nach den Baͤumen in der Runde, Sinnend haͤlt ſie manchmal inne, Eingedenk der ſuͤßen Stunde. Und die Wonne jener Stunde, Und das mitleidvolle Bangen Um den Theuren mengen ihre Thraͤnen auf des Maͤdchens Wangen. — Nun erwacht der Prinz vom Traume, Der ihn ließ ſein Klaͤrchen ſchauen, Der ihn wandeln, frei und ſelig, Ließ in heimatlichen Auen. Des Erwachten Blicke ſchweifen
Finſter an den Kerkerwaͤnden; Doch ſie werden ploͤtzlich heiter, Treffen ſie die Morgenſpenden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0257" n="243"/> <lg n="10"> <l>Was an ſchoͤnen, friſchen Blumen</l><lb/> <l>In den Beeten iſt zu finden,</l><lb/> <l>Pfluͤcket ſie, mit klugem Finger</l><lb/> <l>Ihm den Morgengruß zu winden.</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Und ſie blicket, Fruͤchte ſuchend</l><lb/> <l>Nach den Baͤumen in der Runde,</l><lb/> <l>Sinnend haͤlt ſie manchmal inne,</l><lb/> <l>Eingedenk der ſuͤßen Stunde.</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>Und die Wonne jener Stunde,</l><lb/> <l>Und das mitleidvolle Bangen</l><lb/> <l>Um den Theuren mengen ihre</l><lb/> <l>Thraͤnen auf des Maͤdchens Wangen. —</l><lb/> </lg> <lg n="13"> <l>Nun erwacht der Prinz vom Traume,</l><lb/> <l>Der ihn ließ ſein Klaͤrchen ſchauen,</l><lb/> <l>Der ihn wandeln, frei und ſelig,</l><lb/> <l>Ließ in heimatlichen Auen.</l><lb/> </lg> <lg n="14"> <l>Des Erwachten Blicke ſchweifen</l><lb/> <l>Finſter an den Kerkerwaͤnden;</l><lb/> <l>Doch ſie werden ploͤtzlich heiter,</l><lb/> <l>Treffen ſie die Morgenſpenden.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [243/0257]
Was an ſchoͤnen, friſchen Blumen
In den Beeten iſt zu finden,
Pfluͤcket ſie, mit klugem Finger
Ihm den Morgengruß zu winden.
Und ſie blicket, Fruͤchte ſuchend
Nach den Baͤumen in der Runde,
Sinnend haͤlt ſie manchmal inne,
Eingedenk der ſuͤßen Stunde.
Und die Wonne jener Stunde,
Und das mitleidvolle Bangen
Um den Theuren mengen ihre
Thraͤnen auf des Maͤdchens Wangen. —
Nun erwacht der Prinz vom Traume,
Der ihn ließ ſein Klaͤrchen ſchauen,
Der ihn wandeln, frei und ſelig,
Ließ in heimatlichen Auen.
Des Erwachten Blicke ſchweifen
Finſter an den Kerkerwaͤnden;
Doch ſie werden ploͤtzlich heiter,
Treffen ſie die Morgenſpenden.
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Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/257>, abgerufen am 29.07.2024. |