Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Tiefen Ernst und süße Schwermuth Sprechen seine schönen Züge, Und des Auges Blitz verkündet Hell des Muthes hohe Flüge. Froh erschrecken ihre Blicke, Und sie können nicht verweilen, Müssen mit dem lieben Bilde Schnell zurück zum Herzen eilen. -- Ueberwältigt von der Liebe Selig dringendem Erwarten, Treten beide unwillkührlich, Stumm und bebend, in den Garten. Also wandeln sie noch lange Mit verschwiegenem Gefühle; Gastlich bieten hier die Bäume Süße Frucht und Schattentkühle. Nachtigallen, immer lauter,
Singen auf den grünen Zweigen, Gleich als wollten sie verrathen, Was die beiden sich verschweigen. Tiefen Ernſt und ſuͤße Schwermuth Sprechen ſeine ſchoͤnen Zuͤge, Und des Auges Blitz verkuͤndet Hell des Muthes hohe Fluͤge. Froh erſchrecken ihre Blicke, Und ſie koͤnnen nicht verweilen, Muͤſſen mit dem lieben Bilde Schnell zuruͤck zum Herzen eilen. — Ueberwaͤltigt von der Liebe Selig dringendem Erwarten, Treten beide unwillkuͤhrlich, Stumm und bebend, in den Garten. Alſo wandeln ſie noch lange Mit verſchwiegenem Gefuͤhle; Gaſtlich bieten hier die Baͤume Suͤße Frucht und Schattentkuͤhle. Nachtigallen, immer lauter,
Singen auf den gruͤnen Zweigen, Gleich als wollten ſie verrathen, Was die beiden ſich verſchweigen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0253" n="239"/> <lg n="20"> <l>Tiefen Ernſt und ſuͤße Schwermuth</l><lb/> <l>Sprechen ſeine ſchoͤnen Zuͤge,</l><lb/> <l>Und des Auges Blitz verkuͤndet</l><lb/> <l>Hell des Muthes hohe Fluͤge.</l><lb/> </lg> <lg n="21"> <l>Froh erſchrecken ihre Blicke,</l><lb/> <l>Und ſie koͤnnen nicht verweilen,</l><lb/> <l>Muͤſſen mit dem lieben Bilde</l><lb/> <l>Schnell zuruͤck zum Herzen eilen. —</l><lb/> </lg> <lg n="22"> <l>Ueberwaͤltigt von der Liebe</l><lb/> <l>Selig dringendem Erwarten,</l><lb/> <l>Treten beide unwillkuͤhrlich,</l><lb/> <l>Stumm und bebend, in den Garten.</l><lb/> </lg> <lg n="23"> <l>Alſo wandeln ſie noch lange</l><lb/> <l>Mit verſchwiegenem Gefuͤhle;</l><lb/> <l>Gaſtlich bieten hier die Baͤume</l><lb/> <l>Suͤße Frucht und Schattentkuͤhle.</l><lb/> </lg> <lg n="24"> <l>Nachtigallen, immer lauter,</l><lb/> <l>Singen auf den gruͤnen Zweigen,</l><lb/> <l>Gleich als wollten ſie verrathen,</l><lb/> <l>Was die beiden ſich verſchweigen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0253]
Tiefen Ernſt und ſuͤße Schwermuth
Sprechen ſeine ſchoͤnen Zuͤge,
Und des Auges Blitz verkuͤndet
Hell des Muthes hohe Fluͤge.
Froh erſchrecken ihre Blicke,
Und ſie koͤnnen nicht verweilen,
Muͤſſen mit dem lieben Bilde
Schnell zuruͤck zum Herzen eilen. —
Ueberwaͤltigt von der Liebe
Selig dringendem Erwarten,
Treten beide unwillkuͤhrlich,
Stumm und bebend, in den Garten.
Alſo wandeln ſie noch lange
Mit verſchwiegenem Gefuͤhle;
Gaſtlich bieten hier die Baͤume
Suͤße Frucht und Schattentkuͤhle.
Nachtigallen, immer lauter,
Singen auf den gruͤnen Zweigen,
Gleich als wollten ſie verrathen,
Was die beiden ſich verſchweigen.
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Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/253>, abgerufen am 29.07.2024. |