Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Nun sie seinem Blick entschwunden, Trinkt er aus mit raschem Zuge, Daß sie ihn noch einmal fülle, Klopft er sachte mit dem Kruge. Seine Seele wird ergriffen Schmerzlich von der Liebe Ahnen, Die für immer er verloren Auf den sturmbewegten Bahnen. Und er eilt hinaus zum Strande, Fort treibt ihn sein wild Verlangen, Daß die Stürme ihm entschlagen Dieses ungewohnte Bangen. -- Mit dem glänzenden Gefolge War der Prinz nun angekommen. Ihn empfing die Wirthin rauschend, Ihre Tochter still beklommen. Schüchtern vor dem fremden Fürsten
Steht sie, harrend der Befehle, Kaum zu ihm hinanzublicken Wagt ihr Auge, voller Seele. Nun ſie ſeinem Blick entſchwunden, Trinkt er aus mit raſchem Zuge, Daß ſie ihn noch einmal fuͤlle, Klopft er ſachte mit dem Kruge. Seine Seele wird ergriffen Schmerzlich von der Liebe Ahnen, Die fuͤr immer er verloren Auf den ſturmbewegten Bahnen. Und er eilt hinaus zum Strande, Fort treibt ihn ſein wild Verlangen, Daß die Stuͤrme ihm entſchlagen Dieſes ungewohnte Bangen. — Mit dem glaͤnzenden Gefolge War der Prinz nun angekommen. Ihn empfing die Wirthin rauſchend, Ihre Tochter ſtill beklommen. Schuͤchtern vor dem fremden Fuͤrſten
Steht ſie, harrend der Befehle, Kaum zu ihm hinanzublicken Wagt ihr Auge, voller Seele. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0252" n="238"/> <lg n="15"> <l>Nun ſie ſeinem Blick entſchwunden,</l><lb/> <l>Trinkt er aus mit raſchem Zuge,</l><lb/> <l>Daß ſie ihn noch einmal fuͤlle,</l><lb/> <l>Klopft er ſachte mit dem Kruge.</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Seine Seele wird ergriffen</l><lb/> <l>Schmerzlich von der Liebe Ahnen,</l><lb/> <l>Die fuͤr immer er verloren</l><lb/> <l>Auf den ſturmbewegten Bahnen.</l><lb/> </lg> <lg n="17"> <l>Und er eilt hinaus zum Strande,</l><lb/> <l>Fort treibt ihn ſein wild Verlangen,</l><lb/> <l>Daß die Stuͤrme ihm entſchlagen</l><lb/> <l>Dieſes ungewohnte Bangen. —</l><lb/> </lg> <lg n="18"> <l>Mit dem glaͤnzenden Gefolge</l><lb/> <l>War der Prinz nun angekommen.</l><lb/> <l>Ihn empfing die Wirthin rauſchend,</l><lb/> <l>Ihre Tochter ſtill beklommen.</l><lb/> </lg> <lg n="19"> <l>Schuͤchtern vor dem fremden Fuͤrſten</l><lb/> <l>Steht ſie, harrend der Befehle,</l><lb/> <l>Kaum zu ihm hinanzublicken</l><lb/> <l>Wagt ihr Auge, voller Seele.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0252]
Nun ſie ſeinem Blick entſchwunden,
Trinkt er aus mit raſchem Zuge,
Daß ſie ihn noch einmal fuͤlle,
Klopft er ſachte mit dem Kruge.
Seine Seele wird ergriffen
Schmerzlich von der Liebe Ahnen,
Die fuͤr immer er verloren
Auf den ſturmbewegten Bahnen.
Und er eilt hinaus zum Strande,
Fort treibt ihn ſein wild Verlangen,
Daß die Stuͤrme ihm entſchlagen
Dieſes ungewohnte Bangen. —
Mit dem glaͤnzenden Gefolge
War der Prinz nun angekommen.
Ihn empfing die Wirthin rauſchend,
Ihre Tochter ſtill beklommen.
Schuͤchtern vor dem fremden Fuͤrſten
Steht ſie, harrend der Befehle,
Kaum zu ihm hinanzublicken
Wagt ihr Auge, voller Seele.
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Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/252>, abgerufen am 29.07.2024. |