Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.König und Dichter. Stolz flammt ein König dort auf erhabnem Thron, Befehl den Völkern winkt in die Fernen er, Denn scheu vor ihm zurück stets weiter Weichen die Gränzen des Reichs, und weiter. Zum nahen Flug jezt lüftet der schnelle Tod Den Fittig, und -- was flammte, das glimmt nur mehr; Er rauscht heran -- sein starker Flügel Fächelt vom Throne herab die Asche. -- Dort singt ein Sänger hohe Begeisterung: Die Welle horcht, Wald, Thäler und Berge, selbst Die Götter horchen, seliger, und Sehnen vom hohen Olymp herab sich; -- Du winkst, o Tod; -- er schweigt; der erstarrten Hand Entsinkt die Leier; doch im Triumfe führt Die Ewigkeit sein Lied davon, das Zürnend die Stärkere dir entrissen. König und Dichter. Stolz flammt ein Koͤnig dort auf erhabnem Thron, Befehl den Voͤlkern winkt in die Fernen er, Denn ſcheu vor ihm zuruͤck ſtets weiter Weichen die Graͤnzen des Reichs, und weiter. Zum nahen Flug jezt luͤftet der ſchnelle Tod Den Fittig, und — was flammte, das glimmt nur mehr; Er rauſcht heran — ſein ſtarker Fluͤgel Faͤchelt vom Throne herab die Aſche. — Dort ſingt ein Saͤnger hohe Begeiſterung: Die Welle horcht, Wald, Thaͤler und Berge, ſelbſt Die Goͤtter horchen, ſeliger, und Sehnen vom hohen Olymp herab ſich; — Du winkſt, o Tod; — er ſchweigt; der erſtarrten Hand Entſinkt die Leier; doch im Triumfe fuͤhrt Die Ewigkeit ſein Lied davon, das Zuͤrnend die Staͤrkere dir entriſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0231" n="217"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">König und Dichter.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">S</hi>tolz flammt ein Koͤnig dort auf erhabnem Thron,</l><lb/> <l>Befehl den Voͤlkern winkt in die Fernen er,</l><lb/> <l>Denn ſcheu vor ihm zuruͤck ſtets weiter</l><lb/> <l>Weichen die Graͤnzen des Reichs, und weiter.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Zum nahen Flug jezt luͤftet der ſchnelle Tod</l><lb/> <l>Den Fittig, und — was flammte, das glimmt nur mehr;</l><lb/> <l>Er rauſcht heran — ſein ſtarker Fluͤgel</l><lb/> <l>Faͤchelt vom Throne herab die Aſche. —</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Dort ſingt ein Saͤnger hohe Begeiſterung:</l><lb/> <l>Die Welle horcht, Wald, Thaͤler und Berge, ſelbſt</l><lb/> <l>Die Goͤtter horchen, ſeliger, und</l><lb/> <l>Sehnen vom hohen Olymp herab ſich; —</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Du winkſt, o Tod; — er ſchweigt; der erſtarrten Hand</l><lb/> <l>Entſinkt die Leier; doch im Triumfe fuͤhrt</l><lb/> <l>Die Ewigkeit ſein Lied davon, das</l><lb/> <l>Zuͤrnend die Staͤrkere dir entriſſen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0231]
König und Dichter.
Stolz flammt ein Koͤnig dort auf erhabnem Thron,
Befehl den Voͤlkern winkt in die Fernen er,
Denn ſcheu vor ihm zuruͤck ſtets weiter
Weichen die Graͤnzen des Reichs, und weiter.
Zum nahen Flug jezt luͤftet der ſchnelle Tod
Den Fittig, und — was flammte, das glimmt nur mehr;
Er rauſcht heran — ſein ſtarker Fluͤgel
Faͤchelt vom Throne herab die Aſche. —
Dort ſingt ein Saͤnger hohe Begeiſterung:
Die Welle horcht, Wald, Thaͤler und Berge, ſelbſt
Die Goͤtter horchen, ſeliger, und
Sehnen vom hohen Olymp herab ſich; —
Du winkſt, o Tod; — er ſchweigt; der erſtarrten Hand
Entſinkt die Leier; doch im Triumfe fuͤhrt
Die Ewigkeit ſein Lied davon, das
Zuͤrnend die Staͤrkere dir entriſſen.
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