Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Ob er nicht höre schon den Tritt Ereilender Gefahren, Ob leise nicht der Grund verrieth' Ansprengende Husaren: Er hörte nichts, da blieb er steh'n, Um in die hellen Sterne, Um in den hellen Mond zu seh'n, Als möcht' er sagen gerne: "O Mond im weißen Unschuldskleid! "Ihr Sterne dort, unzählig! "In eurer stillen Sicherheit, "Wie wandert ihr so selig!" Er lauschte wieder -- und er sprang Und rief hinein zum Hause, Und seiner Stimme Macht verschlang Urplötzlich das Gebrause. Und eh' das Herz mir dreimal schlug
So saßen sie zu Pferde, Und auf und davon im schnellen Flug, Daß rings erbebte die Erde. Ob er nicht hoͤre ſchon den Tritt Ereilender Gefahren, Ob leiſe nicht der Grund verrieth' Anſprengende Huſaren: Er hoͤrte nichts, da blieb er ſteh'n, Um in die hellen Sterne, Um in den hellen Mond zu ſeh'n, Als moͤcht' er ſagen gerne: „O Mond im weißen Unſchuldskleid! „Ihr Sterne dort, unzaͤhlig! „In eurer ſtillen Sicherheit, „Wie wandert ihr ſo ſelig!“ Er lauſchte wieder — und er ſprang Und rief hinein zum Hauſe, Und ſeiner Stimme Macht verſchlang Urploͤtzlich das Gebrauſe. Und eh' das Herz mir dreimal ſchlug
So ſaßen ſie zu Pferde, Und auf und davon im ſchnellen Flug, Daß rings erbebte die Erde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0219" n="205"/> <lg n="30"> <l>Ob er nicht hoͤre ſchon den Tritt</l><lb/> <l>Ereilender Gefahren,</l><lb/> <l>Ob leiſe nicht der Grund verrieth'</l><lb/> <l>Anſprengende Huſaren:</l><lb/> </lg> <lg n="31"> <l>Er hoͤrte nichts, da blieb er ſteh'n,</l><lb/> <l>Um in die hellen Sterne,</l><lb/> <l>Um in den hellen Mond zu ſeh'n,</l><lb/> <l>Als moͤcht' er ſagen gerne:</l><lb/> </lg> <lg n="32"> <l>„O Mond im weißen Unſchuldskleid!</l><lb/> <l>„Ihr Sterne dort, unzaͤhlig!</l><lb/> <l>„In eurer ſtillen Sicherheit,</l><lb/> <l>„Wie wandert ihr ſo ſelig!“</l><lb/> </lg> <lg n="33"> <l>Er lauſchte wieder — und er ſprang</l><lb/> <l>Und rief hinein zum Hauſe,</l><lb/> <l>Und ſeiner Stimme Macht verſchlang</l><lb/> <l>Urploͤtzlich das Gebrauſe.</l><lb/> </lg> <lg n="34"> <l>Und eh' das Herz mir dreimal ſchlug</l><lb/> <l>So ſaßen ſie zu Pferde,</l><lb/> <l>Und auf und davon im ſchnellen Flug,</l><lb/> <l>Daß rings erbebte die Erde.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [205/0219]
Ob er nicht hoͤre ſchon den Tritt
Ereilender Gefahren,
Ob leiſe nicht der Grund verrieth'
Anſprengende Huſaren:
Er hoͤrte nichts, da blieb er ſteh'n,
Um in die hellen Sterne,
Um in den hellen Mond zu ſeh'n,
Als moͤcht' er ſagen gerne:
„O Mond im weißen Unſchuldskleid!
„Ihr Sterne dort, unzaͤhlig!
„In eurer ſtillen Sicherheit,
„Wie wandert ihr ſo ſelig!“
Er lauſchte wieder — und er ſprang
Und rief hinein zum Hauſe,
Und ſeiner Stimme Macht verſchlang
Urploͤtzlich das Gebrauſe.
Und eh' das Herz mir dreimal ſchlug
So ſaßen ſie zu Pferde,
Und auf und davon im ſchnellen Flug,
Daß rings erbebte die Erde.
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Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/219>, abgerufen am 16.02.2025. |