Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Heideschenke.

Ich zog durch's weite Ungerland;
Mein Herz fand seine Freude,
Als Dorf und Busch und Baum verschwand
Auf einer stillen Heide.
Die Heide war so still, so leer,
Am Abendhimmel zogen
Die Wolken hin, gewitterschwer,
Und leise Blitze flogen.
Da hört' ich in der Ferne was,
In dunkler, meilenweiter;
Ich legte's Ohr an's knappe Gras,
Mir war als kämen Reiter.
Und als sie kamen näherwärts,
Begann der Grund zu zittern,
Stets bänger, wie ein zages Herz
Bei nahenden Gewittern.
Die Heideschenke.

Ich zog durch's weite Ungerland;
Mein Herz fand ſeine Freude,
Als Dorf und Buſch und Baum verſchwand
Auf einer ſtillen Heide.
Die Heide war ſo ſtill, ſo leer,
Am Abendhimmel zogen
Die Wolken hin, gewitterſchwer,
Und leiſe Blitze flogen.
Da hoͤrt' ich in der Ferne was,
In dunkler, meilenweiter;
Ich legte's Ohr an's knappe Gras,
Mir war als kaͤmen Reiter.
Und als ſie kamen naͤherwaͤrts,
Begann der Grund zu zittern,
Stets baͤnger, wie ein zages Herz
Bei nahenden Gewittern.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0213" n="199"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Die Heideschenke</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">I</hi>ch zog durch's weite Ungerland;</l><lb/>
              <l>Mein Herz fand &#x017F;eine Freude,</l><lb/>
              <l>Als Dorf und Bu&#x017F;ch und Baum ver&#x017F;chwand</l><lb/>
              <l>Auf einer &#x017F;tillen Heide.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Die Heide war &#x017F;o &#x017F;till, &#x017F;o leer,</l><lb/>
              <l>Am Abendhimmel zogen</l><lb/>
              <l>Die Wolken hin, gewitter&#x017F;chwer,</l><lb/>
              <l>Und lei&#x017F;e Blitze flogen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Da ho&#x0364;rt' ich in der Ferne was,</l><lb/>
              <l>In dunkler, meilenweiter;</l><lb/>
              <l>Ich legte's Ohr an's knappe Gras,</l><lb/>
              <l>Mir war als ka&#x0364;men Reiter.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Und als &#x017F;ie kamen na&#x0364;herwa&#x0364;rts,</l><lb/>
              <l>Begann der Grund zu zittern,</l><lb/>
              <l>Stets ba&#x0364;nger, wie ein zages Herz</l><lb/>
              <l>Bei nahenden Gewittern.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0213] Die Heideschenke. Ich zog durch's weite Ungerland; Mein Herz fand ſeine Freude, Als Dorf und Buſch und Baum verſchwand Auf einer ſtillen Heide. Die Heide war ſo ſtill, ſo leer, Am Abendhimmel zogen Die Wolken hin, gewitterſchwer, Und leiſe Blitze flogen. Da hoͤrt' ich in der Ferne was, In dunkler, meilenweiter; Ich legte's Ohr an's knappe Gras, Mir war als kaͤmen Reiter. Und als ſie kamen naͤherwaͤrts, Begann der Grund zu zittern, Stets baͤnger, wie ein zages Herz Bei nahenden Gewittern.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/213
Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/213>, abgerufen am 22.11.2024.