Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Himmelstrauer. Am Himmelsantlitz wandelt ein Gedanke, Die düstre Wolke dort, so bang, so schwer; Wie auf dem Lager sich der Seelenkranke, Wirft sich der Strauch im Winde hin und her. Vom Himmel tönt ein schwermuthmattes Grollen, Die dunkle Wimper blinzet manches Mal, -- So blinzen Augen, wenn sie weinen wollen, -- Und aus der Wimper zuckt ein schwacher Strahl. -- Nun schleichen aus dem Moore kühle Schauer, Und leise Nebel über's Heideland; Der Himmel ließ, nachsinnend seiner Trauer, Die Sonne läßig fallen aus der Hand. Himmelstrauer. Am Himmelsantlitz wandelt ein Gedanke, Die duͤſtre Wolke dort, ſo bang, ſo ſchwer; Wie auf dem Lager ſich der Seelenkranke, Wirft ſich der Strauch im Winde hin und her. Vom Himmel toͤnt ein ſchwermuthmattes Grollen, Die dunkle Wimper blinzet manches Mal, — So blinzen Augen, wenn ſie weinen wollen, — Und aus der Wimper zuckt ein ſchwacher Strahl. — Nun ſchleichen aus dem Moore kuͤhle Schauer, Und leiſe Nebel uͤber's Heideland; Der Himmel ließ, nachſinnend ſeiner Trauer, Die Sonne laͤßig fallen aus der Hand. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0205" n="[191]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Himmelstrauer.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>m Himmelsantlitz wandelt ein Gedanke,</l><lb/> <l>Die duͤſtre Wolke dort, ſo bang, ſo ſchwer;</l><lb/> <l>Wie auf dem Lager ſich der Seelenkranke,</l><lb/> <l>Wirft ſich der Strauch im Winde hin und her.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Vom Himmel toͤnt ein ſchwermuthmattes Grollen,</l><lb/> <l>Die dunkle Wimper blinzet manches Mal,</l><lb/> <l>— So blinzen Augen, wenn ſie weinen wollen, —</l><lb/> <l>Und aus der Wimper zuckt ein ſchwacher Strahl. —</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Nun ſchleichen aus dem Moore kuͤhle Schauer,</l><lb/> <l>Und leiſe Nebel uͤber's Heideland;</l><lb/> <l>Der Himmel ließ, nachſinnend ſeiner Trauer,</l><lb/> <l>Die Sonne laͤßig fallen aus der Hand.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[191]/0205]
Himmelstrauer.
Am Himmelsantlitz wandelt ein Gedanke,
Die duͤſtre Wolke dort, ſo bang, ſo ſchwer;
Wie auf dem Lager ſich der Seelenkranke,
Wirft ſich der Strauch im Winde hin und her.
Vom Himmel toͤnt ein ſchwermuthmattes Grollen,
Die dunkle Wimper blinzet manches Mal,
— So blinzen Augen, wenn ſie weinen wollen, —
Und aus der Wimper zuckt ein ſchwacher Strahl. —
Nun ſchleichen aus dem Moore kuͤhle Schauer,
Und leiſe Nebel uͤber's Heideland;
Der Himmel ließ, nachſinnend ſeiner Trauer,
Die Sonne laͤßig fallen aus der Hand.
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Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. [191]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/205>, abgerufen am 16.02.2025. |