Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

Rauscht mit arbeitendem Geruch,
Der Jäger ruft: such, Hundel, such!

Doch an des Walds geheimstem Ort,
Auf seinem liebsten Stand,
Wo jüngst die Kugel ihn durchbohrt,
Aus meuchlerischer Hand,
Da bleibt er stehn, und donnert: "schau!
Hier schoß er mich wie eine Sau!"
Es ächzt der Wald im Sturm, verzagt,
Vom Monde jezt erhellt;
Der kühn gewordne Müller fragt:
Was ist's in jener Welt?
Da murmelt trüben Angesichts
Der Jägersmann: "es ist halt nichts!"

Rauſcht mit arbeitendem Geruch,
Der Jaͤger ruft: ſuch, Hundel, ſuch!

Doch an des Walds geheimſtem Ort‚
Auf ſeinem liebſten Stand‚
Wo juͤngſt die Kugel ihn durchbohrt‚
Aus meuchleriſcher Hand,
Da bleibt er ſtehn, und donnert: „ſchau!
Hier ſchoß er mich wie eine Sau!“
Es aͤchzt der Wald im Sturm, verzagt‚
Vom Monde jezt erhellt;
Der kuͤhn gewordne Muͤller fragt:
Was iſt's in jener Welt?
Da murmelt truͤben Angeſichts
Der Jaͤgersmann: „es iſt halt nichts!“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="7">
              <pb facs="#f0201" n="187"/>
              <l>Rau&#x017F;cht mit arbeitendem Geruch,</l><lb/>
              <l>Der Ja&#x0364;ger ruft: &#x017F;uch, Hundel, &#x017F;uch!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="8">
              <l>Doch an des Walds geheim&#x017F;tem Ort&#x201A;</l><lb/>
              <l>Auf &#x017F;einem lieb&#x017F;ten Stand&#x201A;</l><lb/>
              <l>Wo ju&#x0364;ng&#x017F;t die Kugel ihn durchbohrt&#x201A;</l><lb/>
              <l>Aus meuchleri&#x017F;cher Hand,</l><lb/>
              <l>Da bleibt er &#x017F;tehn, und donnert: &#x201E;&#x017F;chau!</l><lb/>
              <l>Hier &#x017F;choß er mich wie eine Sau!&#x201C;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="9">
              <l>Es a&#x0364;chzt der Wald im Sturm, verzagt&#x201A;</l><lb/>
              <l>Vom Monde jezt erhellt;</l><lb/>
              <l>Der ku&#x0364;hn gewordne Mu&#x0364;ller fragt:</l><lb/>
              <l>Was i&#x017F;t's in jener Welt?</l><lb/>
              <l>Da murmelt tru&#x0364;ben Ange&#x017F;ichts</l><lb/>
              <l>Der Ja&#x0364;gersmann: &#x201E;es i&#x017F;t halt nichts!&#x201C;</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0201] Rauſcht mit arbeitendem Geruch, Der Jaͤger ruft: ſuch, Hundel, ſuch! Doch an des Walds geheimſtem Ort‚ Auf ſeinem liebſten Stand‚ Wo juͤngſt die Kugel ihn durchbohrt‚ Aus meuchleriſcher Hand, Da bleibt er ſtehn, und donnert: „ſchau! Hier ſchoß er mich wie eine Sau!“ Es aͤchzt der Wald im Sturm, verzagt‚ Vom Monde jezt erhellt; Der kuͤhn gewordne Muͤller fragt: Was iſt's in jener Welt? Da murmelt truͤben Angeſichts Der Jaͤgersmann: „es iſt halt nichts!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/201
Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/201>, abgerufen am 24.11.2024.