Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.In das Stammbuch einer Künstlerinn. Erinnerung an einen Spaziergang. Nach langem Wege durch die Sommerschwüle Rauscht' uns ein Wald entgegen seinen Gruß; Uns übergoß die Luft mit süßer Kühle, Die Blätternacht mit ihrem Labekuß. Und wie wir aus den heißen, hellen Triften, Wo mühend sich der Mensch dem Leben weiht, In's Waldgeheimniß weiter uns vertieften, Und in den Schatten Gottes: Einsamkeit; -- So flohen deine heiteren Gespräche Fort von des Lebens wüstem, steilem Hang Waldein, und wanden sich als klare Bäche Durch's Labyrinth der Kunst mit leisem Klang; Auf ihren Wellen bebten die Gestalten Von all' den Blumen, die ihr Lauf berührt; Ich aber sah, nachhängend ihrem Walten, Die froherstaunte Seele mir entführt. In das Stammbuch einer Künstlerinn. Erinnerung an einen Spaziergang. Nach langem Wege durch die Sommerſchwuͤle Rauſcht' uns ein Wald entgegen ſeinen Gruß; Uns uͤbergoß die Luft mit ſuͤßer Kuͤhle, Die Blaͤtternacht mit ihrem Labekuß. Und wie wir aus den heißen, hellen Triften, Wo muͤhend ſich der Menſch dem Leben weiht, In's Waldgeheimniß weiter uns vertieften, Und in den Schatten Gottes: Einſamkeit; — So flohen deine heiteren Geſpraͤche Fort von des Lebens wuͤſtem, ſteilem Hang Waldein, und wanden ſich als klare Baͤche Durch's Labyrinth der Kunſt mit leiſem Klang; Auf ihren Wellen bebten die Geſtalten Von all' den Blumen, die ihr Lauf beruͤhrt; Ich aber ſah, nachhaͤngend ihrem Walten, Die froherſtaunte Seele mir entfuͤhrt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0142" n="128"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">In das Stammbuch einer Künstlerinn.</hi><lb/> </head> <p><hi rendition="#g">Erinnerung an einen Spaziergang</hi>.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">N</hi>ach langem Wege durch die Sommerſchwuͤle</l><lb/> <l>Rauſcht' uns ein Wald entgegen ſeinen Gruß;</l><lb/> <l>Uns uͤbergoß die Luft mit ſuͤßer Kuͤhle,</l><lb/> <l>Die Blaͤtternacht mit ihrem Labekuß.</l><lb/> <l>Und wie wir aus den heißen, hellen Triften,</l><lb/> <l>Wo muͤhend ſich der Menſch dem Leben weiht,</l><lb/> <l>In's Waldgeheimniß weiter uns vertieften,</l><lb/> <l>Und in den Schatten Gottes: Einſamkeit; —</l><lb/> <l>So flohen deine heiteren Geſpraͤche</l><lb/> <l>Fort von des <hi rendition="#g">Lebens</hi> wuͤſtem, ſteilem Hang</l><lb/> <l>Waldein, und wanden ſich als klare Baͤche</l><lb/> <l>Durch's Labyrinth der Kunſt mit leiſem Klang;</l><lb/> <l>Auf ihren Wellen bebten die Geſtalten</l><lb/> <l>Von all' den Blumen, die ihr Lauf beruͤhrt;</l><lb/> <l>Ich aber ſah, nachhaͤngend ihrem Walten,</l><lb/> <l>Die froherſtaunte Seele mir entfuͤhrt.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0142]
In das Stammbuch einer Künstlerinn.
Erinnerung an einen Spaziergang.
Nach langem Wege durch die Sommerſchwuͤle
Rauſcht' uns ein Wald entgegen ſeinen Gruß;
Uns uͤbergoß die Luft mit ſuͤßer Kuͤhle,
Die Blaͤtternacht mit ihrem Labekuß.
Und wie wir aus den heißen, hellen Triften,
Wo muͤhend ſich der Menſch dem Leben weiht,
In's Waldgeheimniß weiter uns vertieften,
Und in den Schatten Gottes: Einſamkeit; —
So flohen deine heiteren Geſpraͤche
Fort von des Lebens wuͤſtem, ſteilem Hang
Waldein, und wanden ſich als klare Baͤche
Durch's Labyrinth der Kunſt mit leiſem Klang;
Auf ihren Wellen bebten die Geſtalten
Von all' den Blumen, die ihr Lauf beruͤhrt;
Ich aber ſah, nachhaͤngend ihrem Walten,
Die froherſtaunte Seele mir entfuͤhrt.
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