Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Den Jüngling freut es, wie die raschen Hinlärmen durchs Gefild, Und sich aus leichten Fingern haschen Sein aufgeblühtes Bild. Froh lächelt seine Mutter Erde Nach ihrem langen Harm; Sie schlingt mit jubelnder Geberde Das Söhnlein in den Arm. In ihren Busen greift der Lose Und zieht ihr schmeichelnd keck Das sanfte Veilchen und die Rose Hervor aus dem Versteck. Und sein geschmeidiges Gesinde Schickt er zu Berg und Thal: "Sagt, daß ich da bin, meine Winde, Den Freunden allzumal!" Er zieht das Herz an Liebesketten Rasch über manche Kluft, Und schleudert seine Singraketen, Die Lerchen, in die Luft. Den Juͤngling freut es, wie die raſchen Hinlaͤrmen durchs Gefild, Und ſich aus leichten Fingern haſchen Sein aufgebluͤhtes Bild. Froh laͤchelt ſeine Mutter Erde Nach ihrem langen Harm; Sie ſchlingt mit jubelnder Geberde Das Soͤhnlein in den Arm. In ihren Buſen greift der Loſe Und zieht ihr ſchmeichelnd keck Das ſanfte Veilchen und die Roſe Hervor aus dem Verſteck. Und ſein geſchmeidiges Geſinde Schickt er zu Berg und Thal: „Sagt, daß ich da bin, meine Winde, Den Freunden allzumal!“ Er zieht das Herz an Liebesketten Raſch uͤber manche Kluft, Und ſchleudert ſeine Singraketen, Die Lerchen, in die Luft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0136" n="122"/> <lg n="5"> <l>Den Juͤngling freut es, wie die raſchen</l><lb/> <l>Hinlaͤrmen durchs Gefild,</l><lb/> <l>Und ſich aus leichten Fingern haſchen</l><lb/> <l>Sein aufgebluͤhtes Bild.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Froh laͤchelt ſeine Mutter Erde</l><lb/> <l>Nach ihrem langen Harm;</l><lb/> <l>Sie ſchlingt mit jubelnder Geberde</l><lb/> <l>Das Soͤhnlein in den Arm.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>In ihren Buſen greift der Loſe</l><lb/> <l>Und zieht ihr ſchmeichelnd keck</l><lb/> <l>Das ſanfte Veilchen und die Roſe</l><lb/> <l>Hervor aus dem Verſteck.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Und ſein geſchmeidiges Geſinde</l><lb/> <l>Schickt er zu Berg und Thal:</l><lb/> <l>„Sagt, daß ich da bin, meine Winde,</l><lb/> <l>Den Freunden allzumal!“</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Er zieht das Herz an Liebesketten</l><lb/> <l>Raſch uͤber manche Kluft,</l><lb/> <l>Und ſchleudert ſeine Singraketen,</l><lb/> <l>Die Lerchen, in die Luft.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0136]
Den Juͤngling freut es, wie die raſchen
Hinlaͤrmen durchs Gefild,
Und ſich aus leichten Fingern haſchen
Sein aufgebluͤhtes Bild.
Froh laͤchelt ſeine Mutter Erde
Nach ihrem langen Harm;
Sie ſchlingt mit jubelnder Geberde
Das Soͤhnlein in den Arm.
In ihren Buſen greift der Loſe
Und zieht ihr ſchmeichelnd keck
Das ſanfte Veilchen und die Roſe
Hervor aus dem Verſteck.
Und ſein geſchmeidiges Geſinde
Schickt er zu Berg und Thal:
„Sagt, daß ich da bin, meine Winde,
Den Freunden allzumal!“
Er zieht das Herz an Liebesketten
Raſch uͤber manche Kluft,
Und ſchleudert ſeine Singraketen,
Die Lerchen, in die Luft.
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Zitationshilfe: | Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/136>, abgerufen am 16.02.2025. |