Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
O flieht keinen Wildumdrohten
Von Orkan und Wetterschein!
Naht ihm, naht ihm, Friedensboten,
Laßt den Armen nicht allein!
Ist die Nacht vorbei, so fehle
Ihm doch eure Treue nicht,
Und die Traufe seiner Seele,
Netze mild sein Angesicht
Mit der Wehmuth süßen Tropfen,
Daß sein Herz, war's auch gequält,
Nie verlerne doch zu klopfen
Dieser schönen Gotteswelt.
Nicht nur, wo der Herzensnager
Schmerz wühlt, habt ihr euern Lauf,
Auch wo Lust ihr Reiselager
Schlägt in einem Busen auf:
Ha, wie wogt das Festgetümmel
In dem engen Kämmerlein,
Wenn der ganze reiche Himmel
Ueberfüllend will hinein!
O flieht keinen Wildumdrohten
Von Orkan und Wetterſchein!
Naht ihm, naht ihm, Friedensboten,
Laßt den Armen nicht allein!
Iſt die Nacht vorbei, ſo fehle
Ihm doch eure Treue nicht,
Und die Traufe ſeiner Seele,
Netze mild ſein Angeſicht
Mit der Wehmuth ſuͤßen Tropfen,
Daß ſein Herz, war's auch gequaͤlt,
Nie verlerne doch zu klopfen
Dieſer ſchoͤnen Gotteswelt.
Nicht nur, wo der Herzensnager
Schmerz wuͤhlt, habt ihr euern Lauf,
Auch wo Luſt ihr Reiſelager
Schlaͤgt in einem Buſen auf:
Ha, wie wogt das Feſtgetuͤmmel
In dem engen Kaͤmmerlein,
Wenn der ganze reiche Himmel
Ueberfuͤllend will hinein!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0116" n="102"/>
            <lg n="4">
              <l>O flieht keinen Wildumdrohten</l><lb/>
              <l>Von Orkan und Wetter&#x017F;chein!</l><lb/>
              <l>Naht ihm, naht ihm, Friedensboten,</l><lb/>
              <l>Laßt den Armen nicht allein!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="5">
              <l>I&#x017F;t die Nacht vorbei, &#x017F;o fehle</l><lb/>
              <l>Ihm doch eure Treue nicht,</l><lb/>
              <l>Und die Traufe &#x017F;einer Seele,</l><lb/>
              <l>Netze mild &#x017F;ein Ange&#x017F;icht</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="6">
              <l>Mit der Wehmuth &#x017F;u&#x0364;ßen Tropfen,</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ein Herz, war's auch gequa&#x0364;lt,</l><lb/>
              <l>Nie verlerne doch zu klopfen</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;er &#x017F;cho&#x0364;nen Gotteswelt.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="7">
              <l>Nicht nur, wo der Herzensnager</l><lb/>
              <l>Schmerz wu&#x0364;hlt, habt ihr euern Lauf,</l><lb/>
              <l>Auch wo Lu&#x017F;t ihr Rei&#x017F;elager</l><lb/>
              <l>Schla&#x0364;gt in einem Bu&#x017F;en auf:</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="8">
              <l>Ha, wie wogt das Fe&#x017F;tgetu&#x0364;mmel</l><lb/>
              <l>In dem engen Ka&#x0364;mmerlein,</l><lb/>
              <l>Wenn der ganze reiche Himmel</l><lb/>
              <l>Ueberfu&#x0364;llend will hinein!</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0116] O flieht keinen Wildumdrohten Von Orkan und Wetterſchein! Naht ihm, naht ihm, Friedensboten, Laßt den Armen nicht allein! Iſt die Nacht vorbei, ſo fehle Ihm doch eure Treue nicht, Und die Traufe ſeiner Seele, Netze mild ſein Angeſicht Mit der Wehmuth ſuͤßen Tropfen, Daß ſein Herz, war's auch gequaͤlt, Nie verlerne doch zu klopfen Dieſer ſchoͤnen Gotteswelt. Nicht nur, wo der Herzensnager Schmerz wuͤhlt, habt ihr euern Lauf, Auch wo Luſt ihr Reiſelager Schlaͤgt in einem Buſen auf: Ha, wie wogt das Feſtgetuͤmmel In dem engen Kaͤmmerlein, Wenn der ganze reiche Himmel Ueberfuͤllend will hinein!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/116
Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/116>, abgerufen am 24.11.2024.