Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Aus dem Felsengrunde sprießen Blumen auf mit süßem Hauch, Und, die Stelle einzuschließen, Säuselt rings ein Blüthenstrauch; Aus dem schwanken Blüthengitter Strahlt ein Mädchenangesicht, Wie der Mond aus dem Gezitter Leiser Silberwellen bricht. Mit jungfräulichem Erröthen Flüstert sie: "bin ewig dein!" Und von allen Zweigen flöten Nachtigallen Lieder drein. -- Doch die Blumen jezt verblassen, Traurig schweigt der dürre Strauch, Und der Jüngling steht verlassen, Und der Jüngling welket auch. -- -- Donner hallen in den Lüften, Und im hellen Wetterstrahl Zu den Füßen des Vertieften Zuckt der Stein jezt, bleich und kahl. Aus dem Felſengrunde ſprießen Blumen auf mit ſuͤßem Hauch, Und, die Stelle einzuſchließen, Saͤuſelt rings ein Bluͤthenſtrauch; Aus dem ſchwanken Bluͤthengitter Strahlt ein Maͤdchenangeſicht, Wie der Mond aus dem Gezitter Leiſer Silberwellen bricht. Mit jungfraͤulichem Erroͤthen Fluͤſtert ſie: „bin ewig dein!“ Und von allen Zweigen floͤten Nachtigallen Lieder drein. — Doch die Blumen jezt verblaſſen, Traurig ſchweigt der duͤrre Strauch, Und der Juͤngling ſteht verlaſſen, Und der Juͤngling welket auch. — — Donner hallen in den Luͤften, Und im hellen Wetterſtrahl Zu den Fuͤßen des Vertieften Zuckt der Stein jezt, bleich und kahl. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0107" n="93"/> <lg n="10"> <l>Aus dem Felſengrunde ſprießen</l><lb/> <l>Blumen auf mit ſuͤßem Hauch,</l><lb/> <l>Und, die Stelle einzuſchließen,</l><lb/> <l>Saͤuſelt rings ein Bluͤthenſtrauch;</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Aus dem ſchwanken Bluͤthengitter</l><lb/> <l>Strahlt ein Maͤdchenangeſicht,</l><lb/> <l>Wie der Mond aus dem Gezitter</l><lb/> <l>Leiſer Silberwellen bricht.</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>Mit jungfraͤulichem Erroͤthen</l><lb/> <l>Fluͤſtert ſie: „bin ewig dein!“</l><lb/> <l>Und von allen Zweigen floͤten</l><lb/> <l>Nachtigallen Lieder drein. —</l><lb/> </lg> <lg n="13"> <l>Doch die Blumen jezt verblaſſen,</l><lb/> <l>Traurig ſchweigt der duͤrre Strauch,</l><lb/> <l>Und der Juͤngling ſteht verlaſſen,</l><lb/> <l>Und der Juͤngling welket auch. — —</l><lb/> </lg> <lg n="14"> <l>Donner hallen in den Luͤften,</l><lb/> <l>Und im hellen Wetterſtrahl</l><lb/> <l>Zu den Fuͤßen des Vertieften</l><lb/> <l>Zuckt der Stein jezt, bleich und kahl.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0107]
Aus dem Felſengrunde ſprießen
Blumen auf mit ſuͤßem Hauch,
Und, die Stelle einzuſchließen,
Saͤuſelt rings ein Bluͤthenſtrauch;
Aus dem ſchwanken Bluͤthengitter
Strahlt ein Maͤdchenangeſicht,
Wie der Mond aus dem Gezitter
Leiſer Silberwellen bricht.
Mit jungfraͤulichem Erroͤthen
Fluͤſtert ſie: „bin ewig dein!“
Und von allen Zweigen floͤten
Nachtigallen Lieder drein. —
Doch die Blumen jezt verblaſſen,
Traurig ſchweigt der duͤrre Strauch,
Und der Juͤngling ſteht verlaſſen,
Und der Juͤngling welket auch. — —
Donner hallen in den Luͤften,
Und im hellen Wetterſtrahl
Zu den Fuͤßen des Vertieften
Zuckt der Stein jezt, bleich und kahl.
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