Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] als wie am Löwen-Maule zu ersehen, und sind purpurfarbig. Wann dieselbigen vergangen, so kommt eine häutige Hülse zum Vorschein, die ist in zwey Fächlein zertheilet, in denen die länglichten Samen stecken; und diese Fächlein springen von sich selbsten auf, auf allerhand Weise, als wie die an der Linaria. Das Gewächse wächst in Dauphine und Languedoc, auf Felsen und an andern steinigten und bergichten Orten. Es hat viel Sal essentiale, nicht so gar viel Oel und Feuchtigkeit.

Es eröffnet, dient zu den Wunden, ist gut für den Gries, Lungengeschwür und Engbrüstigkeit.

Asarina kommt von Asaro, Haselwurtz, weil seine Blätter gleich wie dieser ihre sehen.

Asarum.

Asarum, Dod. J.B. Pit. Tournefort.

frantzösisch, Cabaret.

Nard sauvage,

Girard Roussin,

Oreille d'homme,

Oreillette.

Rondelle.

teutsch, Haselwurtz.

Das ist ein niedriges Gewächs, welches Blätter hervor treibet, die den Epheublättern nicht so gar unähnlich, iedoch viel kleiner, zärter und runder sind, glatt und gläntzend grün, sitzen an ziemlich langen Stielen. Die Blüten kommen nahe an der Wurtzel, und stehen auf Stielen, welche unten an den Stielen der Blätter heraus spriessen. Eine iede Blüte bestehet aus fünff oder sechs purpurfarbigen Staminibus, welche sich aus dem holen und insgemeine dreymahl zertheilten Kelche hervor machen. Wann diese vergangen, so wird aus dem Kelche eine Frucht, welche gemeiniglich sechs Seiten hat, und nach der Länge auch in so viel Fach ist eingetheilet, darinne kleine länglichte und braune Saamen stecken, die voll Marck sind und etwas scharff schmecken. Dieses Gewächse wächst auf den Bergen und auch in Gärten, an schattigen Orten. Die Blätter bleiben stetig grün. Die Wurtzel wird zur Artzney gebraucht; und zu uns aus Dauphine, Languedoc, Auvergne gebracht: sie kommt auch aus Levante. Man muß sie erwehlen, die fein schön und völlig ist, frisch getrocknet, von den Zasern gesaubert, grau, gantz und so dicke als ein Federkiel, von durchdringenden, doch ziemlich lieblichen Geruch [Spaltenumbruch] und scharffen etwas bitteren Geschmack. Sie führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Sie purgiret gelinde von oben und unten, und führet die schleimichten und wässerigen Feuchtigkeiten aus, hebet desgleichen die Verstopfungen. Die dosis ist ein halbes Quintlein bis auf zwey Quintlein in infuso, und dann von einem halben Scrupel bis auf ein Quintlein gestossen. Es wird auch zu allerhand andern gemischten Artzneyen genommen, da es aber gar nicht brechen macht, indem sein gar zu wenig unter sehr viel andere Stücken versetzet wird. Läst man es aber abgesotten brauchen, so treibt es den Urin; macht aber gar nicht erbrechen.

Die Schmiede geben diese Wurtzel den Pferden ein, von einer bis zu zwey Untzen, als ein gar sonderliches Mittel wider den Wurm: sie wird gestossen und mit Kleyen vermischet ihnen vorgelegt.

Pomet mercket in seiner Histoire des Drogues an, wie daß zuweilen unter den Wurtzeln des Haselkrautes, etwan eines Schuhes tieff in der Erde, eine Gattung runder Erdnüsse gefunden würden, welche auswendig gelblicht, inwendig weiß sehen, und voll milchweisses, brennend und etzenden Saftes waren.

Asarum kommt vom a privativo und sairo, orno, ich ziere, putze, als ob man sagen wolte, ein Gewächs, das gar nicht zum Putz und Zierrath dienet: dann die Alten brauchten es niemahls zu ihren Kräntzen und Kronen.

Cabaret wird es genennet, dieweil sie sich vor diesen seiner zum Brechen bedienten, wann sie im Keller zuviel gesoffen hatten.

Oreille d'homme, Mannsohr heist, weil seine Blätter einem solchen Ohr schier ähnlich sehen.

Ascalonia.

Ascalonia, frantzösisch Echalotte, teutsch, Schalotte, ist die Wurtzel von einer Gattung Zwiebeln, latein. Cepa ascalonica. Matth. Pit. Tournefort. Cepa ascalonica, sive scissilis, J.B. genannt. Dieselbige ist ein Bollen, welcher länglicht ist, und schier wie Knoblauch schmeckt und riecht, iedoch nicht so gar starck. Sie treibet bucklichte und hole Stengel. Die Blätter sind lang, hol als wie Röhren: die Blumen kommen büschelweise, und darauf die Früchte, welche schier gantz rund, und fast wie an den Lilien geordnet, auch mit runden Samen angefüllet sind. Dieses Gewächs wird in den Kraut- und Küchengärten gebauet, dann seine Wurtzel wird sehr oft unter die Brühen gebraucht. Sie führet viel Sal essentiale und Oel.

Sie ist trefflich eröffnend, dienet zum Stein, und verhaltenem Urin, wider die böse Luft, und zum Appetit.

Dieses Gewächs hat seinen Namen von dem Lande Ascalonia erhalten, in welchem es vor diesen häuffig gewachsen.

Ascarides.

Ascarides, lateinisch und frantzösisch, sind gar kleine dünne Würmlein, die insgemein in dem Ende des Mastdarms, um dem Podex herum zu wachsen, und ein grosses Jucken und Beissen zu verursachen pflegen. Die vor diesem bey den Mutterpferden und Rindvieh gefunden wurden, hiessen jumentarii.

Ascarides komt vom Griechischen askaris, vermis, ein Wurm.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] als wie am Löwen-Maule zu ersehen, und sind purpurfarbig. Wann dieselbigen vergangen, so kommt eine häutige Hülse zum Vorschein, die ist in zwey Fächlein zertheilet, in denen die länglichten Samen stecken; und diese Fächlein springen von sich selbsten auf, auf allerhand Weise, als wie die an der Linaria. Das Gewächse wächst in Dauphine und Languedoc, auf Felsen und an andern steinigten und bergichten Orten. Es hat viel Sal essentiale, nicht so gar viel Oel und Feuchtigkeit.

Es eröffnet, dient zu den Wunden, ist gut für den Gries, Lungengeschwür und Engbrüstigkeit.

Asarina kommt von Asaro, Haselwurtz, weil seine Blätter gleich wie dieser ihre sehen.

Asarum.

Asarum, Dod. J.B. Pit. Tournefort.

frantzösisch, Cabaret.

Nard sauvage,

Girard Roussin,

Oreille d'homme,

Oreillette.

Rondelle.

teutsch, Haselwurtz.

Das ist ein niedriges Gewächs, welches Blätter hervor treibet, die den Epheublättern nicht so gar unähnlich, iedoch viel kleiner, zärter und runder sind, glatt und gläntzend grün, sitzen an ziemlich langen Stielen. Die Blüten kommen nahe an der Wurtzel, und stehen auf Stielen, welche unten an den Stielen der Blätter heraus spriessen. Eine iede Blüte bestehet aus fünff oder sechs purpurfarbigen Staminibus, welche sich aus dem holen und insgemeine dreymahl zertheilten Kelche hervor machen. Wann diese vergangen, so wird aus dem Kelche eine Frucht, welche gemeiniglich sechs Seiten hat, und nach der Länge auch in so viel Fach ist eingetheilet, darinne kleine länglichte und braune Saamen stecken, die voll Marck sind und etwas scharff schmecken. Dieses Gewächse wächst auf den Bergen und auch in Gärten, an schattigen Orten. Die Blätter bleiben stetig grün. Die Wurtzel wird zur Artzney gebraucht; und zu uns aus Dauphine, Languedoc, Auvergne gebracht: sie kommt auch aus Levante. Man muß sie erwehlen, die fein schön und völlig ist, frisch getrocknet, von den Zasern gesaubert, grau, gantz und so dicke als ein Federkiel, von durchdringenden, doch ziemlich lieblichen Geruch [Spaltenumbruch] und scharffen etwas bitteren Geschmack. Sie führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Sie purgiret gelinde von oben und unten, und führet die schleimichten und wässerigen Feuchtigkeiten aus, hebet desgleichen die Verstopfungen. Die dosis ist ein halbes Quintlein bis auf zwey Quintlein in infuso, und dann von einem halben Scrupel bis auf ein Quintlein gestossen. Es wird auch zu allerhand andern gemischten Artzneyen genommen, da es aber gar nicht brechen macht, indem sein gar zu wenig unter sehr viel andere Stücken versetzet wird. Läst man es aber abgesotten brauchen, so treibt es den Urin; macht aber gar nicht erbrechen.

Die Schmiede geben diese Wurtzel den Pferden ein, von einer bis zu zwey Untzen, als ein gar sonderliches Mittel wider den Wurm: sie wird gestossen und mit Kleyen vermischet ihnen vorgelegt.

Pomet mercket in seiner Histoire des Drogues an, wie daß zuweilen unter den Wurtzeln des Haselkrautes, etwan eines Schuhes tieff in der Erde, eine Gattung runder Erdnüsse gefunden würden, welche auswendig gelblicht, inwendig weiß sehen, und voll milchweisses, brennend und etzenden Saftes waren.

Asarum kommt vom α privativo und σαίρω, orno, ich ziere, putze, als ob man sagen wolte, ein Gewächs, das gar nicht zum Putz und Zierrath dienet: dann die Alten brauchten es niemahls zu ihren Kräntzen und Kronen.

Cabaret wird es genennet, dieweil sie sich vor diesen seiner zum Brechen bedienten, wann sie im Keller zuviel gesoffen hatten.

Oreille d'homme, Mannsohr heist, weil seine Blätter einem solchen Ohr schier ähnlich sehen.

Ascalonia.

Ascalonia, frantzösisch Echalotte, teutsch, Schalotte, ist die Wurtzel von einer Gattung Zwiebeln, latein. Cepa ascalonica. Matth. Pit. Tournefort. Cepa ascalonica, sive scissilis, J.B. genannt. Dieselbige ist ein Bollen, welcher länglicht ist, und schier wie Knoblauch schmeckt und riecht, iedoch nicht so gar starck. Sie treibet bucklichte und hole Stengel. Die Blätter sind lang, hol als wie Röhren: die Blumen kommen büschelweise, und darauf die Früchte, welche schier gantz rund, und fast wie an den Lilien geordnet, auch mit runden Samen angefüllet sind. Dieses Gewächs wird in den Kraut- und Küchengärten gebauet, dann seine Wurtzel wird sehr oft unter die Brühen gebraucht. Sie führet viel Sal essentiale und Oel.

Sie ist trefflich eröffnend, dienet zum Stein, und verhaltenem Urin, wider die böse Luft, und zum Appetit.

Dieses Gewächs hat seinen Namen von dem Lande Ascalonia erhalten, in welchem es vor diesen häuffig gewachsen.

Ascarides.

Ascarides, lateinisch und frantzösisch, sind gar kleine dünne Würmlein, die insgemein in dem Ende des Mastdarms, um dem Podex herum zu wachsen, und ein grosses Jucken und Beissen zu verursachen pflegen. Die vor diesem bey den Mutterpferden und Rindvieh gefunden wurden, hiessen jumentarii.

Ascarides kom̅t vom Griechischen ἀσκαρὶς, vermis, ein Wurm.

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0076"/><cb type="start"/>
als wie am Löwen-Maule zu ersehen, und sind purpurfarbig. Wann dieselbigen vergangen, so kommt eine häutige Hülse zum Vorschein, die ist in zwey Fächlein zertheilet, in denen die länglichten Samen stecken; und diese Fächlein springen von sich selbsten auf, auf allerhand Weise, als wie die an der <hi rendition="#i">Linaria.</hi> Das Gewächse wächst in <hi rendition="#fr">Dauphine</hi> und <hi rendition="#fr">Languedoc,</hi> auf <hi rendition="#fr">Felsen</hi> und an andern <hi rendition="#fr">steinigten und bergichten Orten.</hi> Es hat viel <hi rendition="#i">Sal essentiale,</hi> nicht so gar viel Oel und Feuchtigkeit.</p><lb/>
          <p>Es eröffnet, dient zu den Wunden, ist gut für den Gries, Lungengeschwür und Engbrüstigkeit.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Asarina</hi> kommt von <hi rendition="#i">Asaro,</hi> Haselwurtz, weil seine Blätter gleich wie dieser ihre sehen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Asarum.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Asarum</hi>, Dod. J.B. Pit. Tournefort.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Cabaret.</hi></hi></p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Nard sauvage,</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Girard Roussin,</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Oreille d'homme,</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Oreillette.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Rondelle.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Haselwurtz.</hi></p><lb/>
          <p>Das ist ein niedriges Gewächs, welches Blätter hervor treibet, die den Epheublättern nicht so gar unähnlich, iedoch viel kleiner, zärter und runder sind, glatt und gläntzend grün, sitzen an ziemlich langen Stielen. Die Blüten kommen nahe an der Wurtzel, und stehen auf Stielen, welche unten an den Stielen der Blätter heraus spriessen. Eine iede Blüte bestehet aus fünff oder sechs purpurfarbigen <hi rendition="#i">Staminibus,</hi> welche sich aus dem holen und insgemeine dreymahl zertheilten Kelche hervor machen. Wann diese vergangen, so wird aus dem Kelche eine Frucht, welche gemeiniglich sechs Seiten hat, und nach der Länge auch in so viel Fach ist eingetheilet, darinne kleine länglichte und braune Saamen stecken, die voll Marck sind und etwas scharff schmecken. Dieses Gewächse wächst auf den <hi rendition="#fr">Bergen</hi> und auch in <hi rendition="#fr">Gärten,</hi> an schattigen Orten. Die Blätter bleiben stetig grün. Die Wurtzel wird zur Artzney gebraucht; und zu uns aus Dauphine, Languedoc, Auvergne gebracht: sie kommt auch aus Levante. Man muß sie erwehlen, die fein schön und völlig ist, frisch getrocknet, von den Zasern gesaubert, grau, gantz und so dicke als ein Federkiel, von durchdringenden, doch ziemlich lieblichen Geruch <cb/>
und scharffen etwas bitteren Geschmack. Sie führet viel flüchtig Saltz und Oel.</p><lb/>
          <p>Sie purgiret gelinde von oben und unten, und führet die schleimichten und wässerigen Feuchtigkeiten aus, hebet desgleichen die Verstopfungen. Die <hi rendition="#i">dosis</hi> ist ein halbes Quintlein bis auf zwey Quintlein <hi rendition="#i">in infuso,</hi> und dann von einem halben Scrupel bis auf ein Quintlein gestossen. Es wird auch zu allerhand andern gemischten Artzneyen genommen, da es aber gar nicht brechen macht, indem sein gar zu wenig unter sehr viel andere Stücken versetzet wird. Läst man es aber abgesotten brauchen, so treibt es den Urin; macht aber gar nicht erbrechen.</p><lb/>
          <p>Die Schmiede geben diese Wurtzel den Pferden ein, von einer bis zu zwey Untzen, als ein gar sonderliches Mittel wider den Wurm: sie wird gestossen und mit Kleyen vermischet ihnen vorgelegt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Pomet</hi> mercket in seiner <hi rendition="#i">Histoire des Drogues</hi> an, wie daß zuweilen unter den Wurtzeln des Haselkrautes, etwan eines Schuhes tieff in der Erde, eine Gattung runder Erdnüsse gefunden würden, welche auswendig gelblicht, inwendig weiß sehen, und voll milchweisses, brennend und etzenden Saftes waren.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Asarum</hi> kommt vom &#x03B1; <hi rendition="#i">privativo</hi> und <hi rendition="#i">&#x03C3;&#x03B1;&#x1F77;&#x03C1;&#x03C9;, orno,</hi> <hi rendition="#fr">ich ziere, putze,</hi> als ob man sagen wolte, ein Gewächs, das gar nicht zum Putz und Zierrath dienet: dann die Alten brauchten es niemahls zu ihren Kräntzen und Kronen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Cabaret</hi></hi> wird es genennet, dieweil sie sich vor diesen seiner zum Brechen bedienten, wann sie im Keller zuviel gesoffen hatten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Oreille d'homme,</hi><hi rendition="#fr">Mannsohr</hi> heist, weil seine Blätter einem solchen Ohr schier ähnlich sehen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Ascalonia.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Ascalonia,</hi></hi> frantzösisch <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Echalotte</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Schalotte,</hi> ist die Wurtzel von einer Gattung Zwiebeln, latein. <hi rendition="#i">Cepa ascalonica. Matth. Pit. Tournefort. Cepa ascalonica, sive scissilis, J.B.</hi> genannt. Dieselbige ist ein Bollen, welcher länglicht ist, und schier wie Knoblauch schmeckt und riecht, iedoch nicht so gar starck. Sie treibet bucklichte und hole Stengel. Die Blätter sind lang, hol als wie Röhren: die Blumen kommen büschelweise, und darauf die Früchte, welche schier gantz rund, und fast wie an den Lilien geordnet, auch mit runden Samen angefüllet sind. Dieses Gewächs wird in den <hi rendition="#fr">Kraut</hi>- und <hi rendition="#fr">Küchengärten</hi> gebauet, dann seine Wurtzel wird sehr oft unter die Brühen gebraucht. Sie führet viel <hi rendition="#i">Sal essentiale</hi> und Oel.</p><lb/>
          <p>Sie ist trefflich eröffnend, dienet zum Stein, und verhaltenem Urin, wider die böse Luft, und zum Appetit.</p><lb/>
          <p>Dieses Gewächs hat seinen Namen von dem Lande <hi rendition="#i">Ascalonia</hi> erhalten, in welchem es vor diesen häuffig gewachsen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Ascarides.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Ascarides</hi>,</hi> lateinisch und frantzösisch, sind gar kleine dünne Würmlein, die insgemein in dem Ende des Mastdarms, um dem Podex herum zu wachsen, und ein grosses Jucken und Beissen zu verursachen pflegen. Die vor diesem bey den Mutterpferden und Rindvieh gefunden wurden, hiessen <hi rendition="#i">jumentarii.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Ascarides</hi> kom&#x0305;t vom Griechischen <hi rendition="#i">&#x1F00;&#x03C3;&#x03BA;&#x03B1;&#x03C1;&#x1F76;&#x03C2;, vermis,</hi> ein <hi rendition="#fr">Wurm.</hi></p>
        </div><lb/>
        <cb type="end"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0076] als wie am Löwen-Maule zu ersehen, und sind purpurfarbig. Wann dieselbigen vergangen, so kommt eine häutige Hülse zum Vorschein, die ist in zwey Fächlein zertheilet, in denen die länglichten Samen stecken; und diese Fächlein springen von sich selbsten auf, auf allerhand Weise, als wie die an der Linaria. Das Gewächse wächst in Dauphine und Languedoc, auf Felsen und an andern steinigten und bergichten Orten. Es hat viel Sal essentiale, nicht so gar viel Oel und Feuchtigkeit. Es eröffnet, dient zu den Wunden, ist gut für den Gries, Lungengeschwür und Engbrüstigkeit. Asarina kommt von Asaro, Haselwurtz, weil seine Blätter gleich wie dieser ihre sehen. Asarum. Asarum, Dod. J.B. Pit. Tournefort. frantzösisch, Cabaret. Nard sauvage, Girard Roussin, Oreille d'homme, Oreillette. Rondelle. teutsch, Haselwurtz. Das ist ein niedriges Gewächs, welches Blätter hervor treibet, die den Epheublättern nicht so gar unähnlich, iedoch viel kleiner, zärter und runder sind, glatt und gläntzend grün, sitzen an ziemlich langen Stielen. Die Blüten kommen nahe an der Wurtzel, und stehen auf Stielen, welche unten an den Stielen der Blätter heraus spriessen. Eine iede Blüte bestehet aus fünff oder sechs purpurfarbigen Staminibus, welche sich aus dem holen und insgemeine dreymahl zertheilten Kelche hervor machen. Wann diese vergangen, so wird aus dem Kelche eine Frucht, welche gemeiniglich sechs Seiten hat, und nach der Länge auch in so viel Fach ist eingetheilet, darinne kleine länglichte und braune Saamen stecken, die voll Marck sind und etwas scharff schmecken. Dieses Gewächse wächst auf den Bergen und auch in Gärten, an schattigen Orten. Die Blätter bleiben stetig grün. Die Wurtzel wird zur Artzney gebraucht; und zu uns aus Dauphine, Languedoc, Auvergne gebracht: sie kommt auch aus Levante. Man muß sie erwehlen, die fein schön und völlig ist, frisch getrocknet, von den Zasern gesaubert, grau, gantz und so dicke als ein Federkiel, von durchdringenden, doch ziemlich lieblichen Geruch und scharffen etwas bitteren Geschmack. Sie führet viel flüchtig Saltz und Oel. Sie purgiret gelinde von oben und unten, und führet die schleimichten und wässerigen Feuchtigkeiten aus, hebet desgleichen die Verstopfungen. Die dosis ist ein halbes Quintlein bis auf zwey Quintlein in infuso, und dann von einem halben Scrupel bis auf ein Quintlein gestossen. Es wird auch zu allerhand andern gemischten Artzneyen genommen, da es aber gar nicht brechen macht, indem sein gar zu wenig unter sehr viel andere Stücken versetzet wird. Läst man es aber abgesotten brauchen, so treibt es den Urin; macht aber gar nicht erbrechen. Die Schmiede geben diese Wurtzel den Pferden ein, von einer bis zu zwey Untzen, als ein gar sonderliches Mittel wider den Wurm: sie wird gestossen und mit Kleyen vermischet ihnen vorgelegt. Pomet mercket in seiner Histoire des Drogues an, wie daß zuweilen unter den Wurtzeln des Haselkrautes, etwan eines Schuhes tieff in der Erde, eine Gattung runder Erdnüsse gefunden würden, welche auswendig gelblicht, inwendig weiß sehen, und voll milchweisses, brennend und etzenden Saftes waren. Asarum kommt vom α privativo und σαίρω, orno, ich ziere, putze, als ob man sagen wolte, ein Gewächs, das gar nicht zum Putz und Zierrath dienet: dann die Alten brauchten es niemahls zu ihren Kräntzen und Kronen. Cabaret wird es genennet, dieweil sie sich vor diesen seiner zum Brechen bedienten, wann sie im Keller zuviel gesoffen hatten. Oreille d'homme, Mannsohr heist, weil seine Blätter einem solchen Ohr schier ähnlich sehen. Ascalonia. Ascalonia, frantzösisch Echalotte, teutsch, Schalotte, ist die Wurtzel von einer Gattung Zwiebeln, latein. Cepa ascalonica. Matth. Pit. Tournefort. Cepa ascalonica, sive scissilis, J.B. genannt. Dieselbige ist ein Bollen, welcher länglicht ist, und schier wie Knoblauch schmeckt und riecht, iedoch nicht so gar starck. Sie treibet bucklichte und hole Stengel. Die Blätter sind lang, hol als wie Röhren: die Blumen kommen büschelweise, und darauf die Früchte, welche schier gantz rund, und fast wie an den Lilien geordnet, auch mit runden Samen angefüllet sind. Dieses Gewächs wird in den Kraut- und Küchengärten gebauet, dann seine Wurtzel wird sehr oft unter die Brühen gebraucht. Sie führet viel Sal essentiale und Oel. Sie ist trefflich eröffnend, dienet zum Stein, und verhaltenem Urin, wider die böse Luft, und zum Appetit. Dieses Gewächs hat seinen Namen von dem Lande Ascalonia erhalten, in welchem es vor diesen häuffig gewachsen. Ascarides. Ascarides, lateinisch und frantzösisch, sind gar kleine dünne Würmlein, die insgemein in dem Ende des Mastdarms, um dem Podex herum zu wachsen, und ein grosses Jucken und Beissen zu verursachen pflegen. Die vor diesem bey den Mutterpferden und Rindvieh gefunden wurden, hiessen jumentarii. Ascarides kom̅t vom Griechischen ἀσκαρὶς, vermis, ein Wurm.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/76
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/76>, abgerufen am 21.11.2024.