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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] giftig, allein es ist nichts schädlichs dran: ihre Augen sind sehr klein. Die Natter fällt an rauhen steinigen Orten, im Delphinat und Poitou. Wann sie frey ist, so frist sie Ratten, Frösche, Würmer und ander Geschmeisse: ist sie aber eingesperret, so kan sie länger als ein gantz Jahr leben, und dannoch keine andre Speise brauchen, als die Luft, welche sie durch etliche kleine Löcher, die man ihr gelassen, schöpfet. Die Ursache, warum sie so lange ohne fressen leben kan, ist, daß die poruli und Löcherlein in ihrer Haut dermassen enge sind, daher gar wenig ihrer Lebensgeister weg kan dunsten, und darum hat sie nicht so gar ofters, wie wol andre Thiere, der Ersetzung dererselbigen von nöthen.

Die Ottern werden im Frühjahre oder zu Herbstzeiten aufgesucht, weil sie alsdann viel fetter und viel munterer sind, weder zu anderer Zeit. Die Bauern fangen sie mit kleinen höltzernen Zangen, die sie ausdrücklich darzu verfertigen, und tragen sie in Säcken in die Apothecken. Sie sind viel hurtiger und behender, wann sie im freyen Felde sind, als wann sie eingefangen worden, dann sie sind gantz schüchtern, wann sie sich eingesperret sehen müssen. Von den andern Schlangen werden sie nicht nur durch die beyden langen Zähne in den Kieffeln unterschieden, sondern auch durch die Zusammenfügung ihrer Gräte oder ihres Rückgrades und dessen Gewerbe, welche verwehret, wann man sie bey dem Schwantze hält, daß sie nicht wie die andern Schlangen können sich erheben und um den Arm oder um die Zange winden, damit sie gehalten werden.

Die Otter beist mit ihren langen Zähnen, und spritzet einen spiritum oder einem flüchtigen sauren Saft durch die Wunde: wann dieser in die Adern gerathen, so macht er, daß das Blut allmählig muß gerinnen, und verhindert dessen Lauff im Kreise herum, darauf folgt der Tod, wo nicht bald Rath geschaffet wird. Es geht bald eben dabey her, als wie wann man aus Curiosität einen oder andern Saft einem Hunde oder einem andern Thiere hat in die Ader gespritzet: dann, dasselbige wird nicht lange hernach mit zucken und zerren in den Gliedern überfallen, bis es verrecket.

Die Zufälle, welche einer Person zustossen, die zum Unglück von einer Otter ist gebissen worden, sind, erstlich erblasset sie, hernach wird sie gantz braun und blau, dann alle Adern lauffen auf, jemehr das Blut gerinnet.

Sie wird zum andern unruhig, traurig und schläfrig, der Puls schlägt nicht beständig fort, dieweil die Lebensgeister in ihrem Lauffe aufgehalten werden, indem das Blut in allen Adern gerinnet, daher auch das Geblüt sehr schwerlich kan herum getrieben werden.

Sie empfindet drittens Schauer, Eckel, zucken und ziehen in den Gliedern, dieweil die saltzigen und sauern Theilgen, die sich in das Geblüte eingeschlichen und selbiges versäuert haben, die innewendigen Häutlein der Blut und Pulsadern nagen und stechen.

Sie stirbet endlich und zum vierdten gar: dann, weil das Blut je mehr und mehr zusammen laufft und saurer wird, so wird den Lebensgeisterlein der Weg und Gang gäntzlich verstopfet, und das Geblüte wird nicht mehr herum getrieben, ohne welches doch niemand nicht leben kan.

Die Mittel wider der Ottern Biß sind innerliche und äusserliche: die äusserlichen sind, daß man, wo es [Spaltenumbruch] sich nur will lassen thun, dasselbe Theil, das da gebissen worden ist, oberhalb des Bisses, veste binde, damit der Gift nicht allzuweit fortringen möge. Kan aber der verletzte Theil nicht wol gebunden werden, so muß man alsofort den Kopf der Otter, die den Schaden hat gethan, fein wol zerknirschet darauf legen, oder in dessen Entstehung den Kopf von einer andern Otter: oder man lässet ein Messer, oder ein ander glattes Stücke Eisen wol glühend werden, und hält dasselbige gantz nahe an die Wunde, damit sie so heiß werden möge, als es nur seyn kan: oder, man zündet etwas Schießpulver auf dem Schaden an, oder läst denselben schröpfen, und leget Theriac darauf, oder auch Knoblauch und Salmiac unter einander gestossen.

Nun können zwar die äusserlichen Mittel die Löchlein um die Wunde öffnen und die vergifteten Geisterlein heraus bringen: doch ist dabey in Acht zu nehmen, daß sie stracks nach dem Biß gebrauchet werden müsse. Dann, wann dem Gifte so viel Zeit gelassen wird, daß er kan in die Adern tringen, bevor daß sie gebrauchet worden, so sind sie gantz und gar undienlich, indem das Gift nicht wieder nach der Wunde zurücke kehren wird, die Mittel mögen auch die Löchlein noch so gut eröffnen.

Wiewol bey solcher Gelegenheit die äusserlichen Mittel bey seite nicht zu setzen sind, doch geben sie so grosse Hülffe nicht, als wie die innerlichen, die man einnehmen lassen muß: dann, weil der Ottern Gift so gar subtile ist, so kommet allezeit davon etwas in das Geblüte, man mag auch suchen wie man will, dasselbige dran zu verhindern und heraus zu bringen. Derowegen muß man dem Patienten solche Mittel brauchen lassen, welche vermögen die sauren Spitzlein zu brechen, das Geblüte und übrige zusammengelauffene Feuchtigkeiten in dem Leibe wieder zu zertheilen, dessen Lauff aufs neue zu befördern, und durch den Urin und die unvermerckliche Ausdünstung den Uberrest vom Otterngifte aus dem Leibe heraus zu jagen.

Allem diesem mögen die flüchtigen Saltze, von oder aus den Thieren bereitet, ein sattsames Genügen thun, weil sie alkalisch sind und gar sehr flüchtig, weil sie auch dünne machen, öffnen und den Schweiß befördern: das von den Ottern ist dem andern mit einander vorzuziehen, weil es das flüchtigste. In dessen Mangel kan man doch auch brauchen lassen, das vom Hirschhorne, oder vom Menschenurin, oder vom Menschen Hirnschedel. Theriac ist gleichfalls gut, wann er nur recht alt ist und meistentheils von solchen Stücken zugerichtet, welche dünne machen können: dann, wann er noch zu neu und frisch, will er sich nicht so gut nach Wuntsch und Willen brauchen lassen, dieweil das Opium, das hier das Hauptstück ist, annoch nicht gnugsam fermentiret hat und dünne satt geworden, und darum auch den Gift vielmehr zurücke halten, und die Feuchtigkeiten dicker machen möchte, als daß es diese dünner machen und den ersteren ausführen dürffte.

Die Ottern soll man nehmen, welche fein dick und völlig, auch im Herbste oder im Frühjahre zusammen getragen sind: sie führen viel flüchtig Saltz und Oel.

Der Leib von der Otter, wann die Haut abgezogen und das Gedärme heraus genommen, ist gut wider den Gift und das Geblüte zu reinigen. Er wird zu den Kinderpocken gebrauchet, zu nachlassenden und zu hitzigen Fiebern, zur Pest, zum Aussatz und zur Krätze, [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] giftig, allein es ist nichts schädlichs dran: ihre Augen sind sehr klein. Die Natter fällt an rauhen steinigen Orten, im Delphinat und Poitou. Wann sie frey ist, so frist sie Ratten, Frösche, Würmer und ander Geschmeisse: ist sie aber eingesperret, so kan sie länger als ein gantz Jahr leben, und dannoch keine andre Speise brauchen, als die Luft, welche sie durch etliche kleine Löcher, die man ihr gelassen, schöpfet. Die Ursache, warum sie so lange ohne fressen leben kan, ist, daß die poruli und Löcherlein in ihrer Haut dermassen enge sind, daher gar wenig ihrer Lebensgeister weg kan dunsten, und darum hat sie nicht so gar ofters, wie wol andre Thiere, der Ersetzung dererselbigen von nöthen.

Die Ottern werden im Frühjahre oder zu Herbstzeiten aufgesucht, weil sie alsdann viel fetter und viel munterer sind, weder zu anderer Zeit. Die Bauern fangen sie mit kleinen höltzernen Zangen, die sie ausdrücklich darzu verfertigen, und tragen sie in Säcken in die Apothecken. Sie sind viel hurtiger und behender, wann sie im freyen Felde sind, als wann sie eingefangen worden, dann sie sind gantz schüchtern, wann sie sich eingesperret sehen müssen. Von den andern Schlangen werden sie nicht nur durch die beyden langen Zähne in den Kieffeln unterschieden, sondern auch durch die Zusammenfügung ihrer Gräte oder ihres Rückgrades und dessen Gewerbe, welche verwehret, wann man sie bey dem Schwantze hält, daß sie nicht wie die andern Schlangen können sich erheben und um den Arm oder um die Zange winden, damit sie gehalten werden.

Die Otter beist mit ihren langen Zähnen, und spritzet einen spiritum oder einem flüchtigen sauren Saft durch die Wunde: wann dieser in die Adern gerathen, so macht er, daß das Blut allmählig muß gerinnen, und verhindert dessen Lauff im Kreise herum, darauf folgt der Tod, wo nicht bald Rath geschaffet wird. Es geht bald eben dabey her, als wie wann man aus Curiosität einen oder andern Saft einem Hunde oder einem andern Thiere hat in die Ader gespritzet: dann, dasselbige wird nicht lange hernach mit zucken und zerren in den Gliedern überfallen, bis es verrecket.

Die Zufälle, welche einer Person zustossen, die zum Unglück von einer Otter ist gebissen worden, sind, erstlich erblasset sie, hernach wird sie gantz braun und blau, dann alle Adern lauffen auf, jemehr das Blut gerinnet.

Sie wird zum andern unruhig, traurig und schläfrig, der Puls schlägt nicht beständig fort, dieweil die Lebensgeister in ihrem Lauffe aufgehalten werden, indem das Blut in allen Adern gerinnet, daher auch das Geblüt sehr schwerlich kan herum getrieben werden.

Sie empfindet drittens Schauer, Eckel, zucken und ziehen in den Gliedern, dieweil die saltzigen und sauern Theilgen, die sich in das Geblüte eingeschlichen und selbiges versäuert haben, die innewendigen Häutlein der Blut und Pulsadern nagen und stechen.

Sie stirbet endlich und zum vierdten gar: dann, weil das Blut je mehr und mehr zusammen laufft und saurer wird, so wird den Lebensgeisterlein der Weg und Gang gäntzlich verstopfet, und das Geblüte wird nicht mehr herum getrieben, ohne welches doch niemand nicht leben kan.

Die Mittel wider der Ottern Biß sind innerliche und äusserliche: die äusserlichen sind, daß man, wo es [Spaltenumbruch] sich nur will lassen thun, dasselbe Theil, das da gebissen worden ist, oberhalb des Bisses, veste binde, damit der Gift nicht allzuweit fortringen möge. Kan aber der verletzte Theil nicht wol gebunden werden, so muß man alsofort den Kopf der Otter, die den Schaden hat gethan, fein wol zerknirschet darauf legen, oder in dessen Entstehung den Kopf von einer andern Otter: oder man lässet ein Messer, oder ein ander glattes Stücke Eisen wol glühend werden, und hält dasselbige gantz nahe an die Wunde, damit sie so heiß werden möge, als es nur seyn kan: oder, man zündet etwas Schießpulver auf dem Schaden an, oder läst denselben schröpfen, und leget Theriac darauf, oder auch Knoblauch und Salmiac unter einander gestossen.

Nun können zwar die äusserlichen Mittel die Löchlein um die Wunde öffnen und die vergifteten Geisterlein heraus bringen: doch ist dabey in Acht zu nehmen, daß sie stracks nach dem Biß gebrauchet werden müsse. Dann, wann dem Gifte so viel Zeit gelassen wird, daß er kan in die Adern tringen, bevor daß sie gebrauchet worden, so sind sie gantz und gar undienlich, indem das Gift nicht wieder nach der Wunde zurücke kehren wird, die Mittel mögen auch die Löchlein noch so gut eröffnen.

Wiewol bey solcher Gelegenheit die äusserlichen Mittel bey seite nicht zu setzen sind, doch geben sie so grosse Hülffe nicht, als wie die innerlichen, die man einnehmen lassen muß: dann, weil der Ottern Gift so gar subtile ist, so kommet allezeit davon etwas in das Geblüte, man mag auch suchen wie man will, dasselbige dran zu verhindern und heraus zu bringen. Derowegen muß man dem Patienten solche Mittel brauchen lassen, welche vermögen die sauren Spitzlein zu brechen, das Geblüte und übrige zusammengelauffene Feuchtigkeiten in dem Leibe wieder zu zertheilen, dessen Lauff aufs neue zu befördern, und durch den Urin und die unvermerckliche Ausdünstung den Uberrest vom Otterngifte aus dem Leibe heraus zu jagen.

Allem diesem mögen die flüchtigen Saltze, von oder aus den Thieren bereitet, ein sattsames Genügen thun, weil sie alkalisch sind und gar sehr flüchtig, weil sie auch dünne machen, öffnen und den Schweiß befördern: das von den Ottern ist dem andern mit einander vorzuziehen, weil es das flüchtigste. In dessen Mangel kan man doch auch brauchen lassen, das vom Hirschhorne, oder vom Menschenurin, oder vom Menschen Hirnschedel. Theriac ist gleichfalls gut, wann er nur recht alt ist und meistentheils von solchen Stücken zugerichtet, welche dünne machen können: dann, wann er noch zu neu und frisch, will er sich nicht so gut nach Wuntsch und Willen brauchen lassen, dieweil das Opium, das hier das Hauptstück ist, annoch nicht gnugsam fermentiret hat und dünne satt geworden, und darum auch den Gift vielmehr zurücke halten, und die Feuchtigkeiten dicker machen möchte, als daß es diese dünner machen und den ersteren ausführen dürffte.

Die Ottern soll man nehmen, welche fein dick und völlig, auch im Herbste oder im Frühjahre zusammen getragen sind: sie führen viel flüchtig Saltz und Oel.

Der Leib von der Otter, wann die Haut abgezogen und das Gedärme heraus genommen, ist gut wider den Gift und das Geblüte zu reinigen. Er wird zu den Kinderpocken gebrauchet, zu nachlassenden und zu hitzigen Fiebern, zur Pest, zum Aussatz und zur Krätze, [Ende Spaltensatz]

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[0614] giftig, allein es ist nichts schädlichs dran: ihre Augen sind sehr klein. Die Natter fällt an rauhen steinigen Orten, im Delphinat und Poitou. Wann sie frey ist, so frist sie Ratten, Frösche, Würmer und ander Geschmeisse: ist sie aber eingesperret, so kan sie länger als ein gantz Jahr leben, und dannoch keine andre Speise brauchen, als die Luft, welche sie durch etliche kleine Löcher, die man ihr gelassen, schöpfet. Die Ursache, warum sie so lange ohne fressen leben kan, ist, daß die poruli und Löcherlein in ihrer Haut dermassen enge sind, daher gar wenig ihrer Lebensgeister weg kan dunsten, und darum hat sie nicht so gar ofters, wie wol andre Thiere, der Ersetzung dererselbigen von nöthen. Die Ottern werden im Frühjahre oder zu Herbstzeiten aufgesucht, weil sie alsdann viel fetter und viel munterer sind, weder zu anderer Zeit. Die Bauern fangen sie mit kleinen höltzernen Zangen, die sie ausdrücklich darzu verfertigen, und tragen sie in Säcken in die Apothecken. 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Sie stirbet endlich und zum vierdten gar: dann, weil das Blut je mehr und mehr zusammen laufft und saurer wird, so wird den Lebensgeisterlein der Weg und Gang gäntzlich verstopfet, und das Geblüte wird nicht mehr herum getrieben, ohne welches doch niemand nicht leben kan. Die Mittel wider der Ottern Biß sind innerliche und äusserliche: die äusserlichen sind, daß man, wo es sich nur will lassen thun, dasselbe Theil, das da gebissen worden ist, oberhalb des Bisses, veste binde, damit der Gift nicht allzuweit fortringen möge. Kan aber der verletzte Theil nicht wol gebunden werden, so muß man alsofort den Kopf der Otter, die den Schaden hat gethan, fein wol zerknirschet darauf legen, oder in dessen Entstehung den Kopf von einer andern Otter: oder man lässet ein Messer, oder ein ander glattes Stücke Eisen wol glühend werden, und hält dasselbige gantz nahe an die Wunde, damit sie so heiß werden möge, als es nur seyn kan: oder, man zündet etwas Schießpulver auf dem Schaden an, oder läst denselben schröpfen, und leget Theriac darauf, oder auch Knoblauch und Salmiac unter einander gestossen. Nun können zwar die äusserlichen Mittel die Löchlein um die Wunde öffnen und die vergifteten Geisterlein heraus bringen: doch ist dabey in Acht zu nehmen, daß sie stracks nach dem Biß gebrauchet werden müsse. Dann, wann dem Gifte so viel Zeit gelassen wird, daß er kan in die Adern tringen, bevor daß sie gebrauchet worden, so sind sie gantz und gar undienlich, indem das Gift nicht wieder nach der Wunde zurücke kehren wird, die Mittel mögen auch die Löchlein noch so gut eröffnen. Wiewol bey solcher Gelegenheit die äusserlichen Mittel bey seite nicht zu setzen sind, doch geben sie so grosse Hülffe nicht, als wie die innerlichen, die man einnehmen lassen muß: dann, weil der Ottern Gift so gar subtile ist, so kommet allezeit davon etwas in das Geblüte, man mag auch suchen wie man will, dasselbige dran zu verhindern und heraus zu bringen. Derowegen muß man dem Patienten solche Mittel brauchen lassen, welche vermögen die sauren Spitzlein zu brechen, das Geblüte und übrige zusammengelauffene Feuchtigkeiten in dem Leibe wieder zu zertheilen, dessen Lauff aufs neue zu befördern, und durch den Urin und die unvermerckliche Ausdünstung den Uberrest vom Otterngifte aus dem Leibe heraus zu jagen. Allem diesem mögen die flüchtigen Saltze, von oder aus den Thieren bereitet, ein sattsames Genügen thun, weil sie alkalisch sind und gar sehr flüchtig, weil sie auch dünne machen, öffnen und den Schweiß befördern: das von den Ottern ist dem andern mit einander vorzuziehen, weil es das flüchtigste. In dessen Mangel kan man doch auch brauchen lassen, das vom Hirschhorne, oder vom Menschenurin, oder vom Menschen Hirnschedel. Theriac ist gleichfalls gut, wann er nur recht alt ist und meistentheils von solchen Stücken zugerichtet, welche dünne machen können: dann, wann er noch zu neu und frisch, will er sich nicht so gut nach Wuntsch und Willen brauchen lassen, dieweil das Opium, das hier das Hauptstück ist, annoch nicht gnugsam fermentiret hat und dünne satt geworden, und darum auch den Gift vielmehr zurücke halten, und die Feuchtigkeiten dicker machen möchte, als daß es diese dünner machen und den ersteren ausführen dürffte. Die Ottern soll man nehmen, welche fein dick und völlig, auch im Herbste oder im Frühjahre zusammen getragen sind: sie führen viel flüchtig Saltz und Oel. Der Leib von der Otter, wann die Haut abgezogen und das Gedärme heraus genommen, ist gut wider den Gift und das Geblüte zu reinigen. Er wird zu den Kinderpocken gebrauchet, zu nachlassenden und zu hitzigen Fiebern, zur Pest, zum Aussatz und zur Krätze,

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/614>, abgerufen am 24.11.2024.