Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] Theile des Weines, der durch die Gährung sich davon gesondert hat: er ist harte, wie zum Steine worden und hat sich an die Tauben von den Fassen angeleget.

Es giebet zweyerley Weinstein: weissen, lateinisch, tartarum album, frantzösisch, Tartre blanc genannt: und rothen, der lateinisch rubrum Tartarum, frantzösisch, Tartre rouge, genennet wird. Jener kommt von weissen, und dieser von dem rothen Weine.

Der weisse Weinstein sondert sich in viel kleinern Stücken, dann der rothe; sie sind dagegen auch weit reiner und führen viel mehr Saltz.

Man soll diejenigen erwehlen, welche ziemlich dick und schwer sind, leicht brechen, weißlicht grau oder aschenfarben sehen, sauber, wie Crystallen und inwendig gläntzend sind, gar angenehme säuerlich schmecken.

Der rothe Weinstein sondert sich in dickern Stücken ab; und man soll diejenigen aussuchen, welche sauber und trocken, röthlicht und schwer sind. Dieser Weinstein ist unreiner als der weisse; er hat aber eben einen solchen Geschmack und man bekommt eben dergleichen Stücken daraus. Er führet weniger Saltz.

Der beste Weinstein kommt zu uns aus Teutschland, aus Languedoc und Provence.

Der weisse Weinstein wird gereiniget, wann er mit Wasser abgesotten, durch ein Tuch oder Seihebeutel gegossen, abgedampfet und auf gemeine Weise zu Crystallen gebracht wird. Das heist alsdann Crystal de Tarte, auf frantzösisch, lateinisch Crystalli Tartari, und teutsch, Weinsteincrystallen.

Vor diesem ward das Häutlein ab- und zusammen genommen, welches oben auf dem Wasser schwamme, wann der Weinstein abgedampfet ward: es wurde auch getrocknet und Cremor Tartari lateinisch, frantzösisch, Creme de Tartre genennet. Seit dem man aber hat befunden, daß dasselbige und die Crystallen einerley seyn, wird es unter die Crystallen gemenget.

Die Weinsteincrystallen soll man nehmen, wann es kleine Crystallen seyn, fein rein und weiß, recht getrocknet und schwer, die lieblich säuerlich schmecken. Sie werden zum Wachsbleichen gebrauchet, wie auch die Molcken hell zu machen: und da lässet man ein Quintlein dererselben in einem Mase Molcken sieden. Dadurch wird aller Käse niedergeschlagen und das Wasser abgeseihet.

Der weisse Weinstein führet viel sal essentiale, nicht gar viel Oel.

Der rothe führt weniger Saltz, dagegen mehr Oel und Erde.

Beyde Arten des Weinsteins geben Eßig, wann sie sich im Wein auflösen.

Die Weinstein Crystallen sind nur darinne von dem weissen Weinstein unterschieden, daß sie nicht so viel Erde halten.

Alle Arten des Weinsteins eröffnen und laxiren ein wenig: sie nehmen die Verstopfungen hinweg, treiben den Harn, dämpfen das Fieber, und heilen die Drüsen. Der rothe Weinstein wird gar selten innerlich gebraucht, der weisse und die Crystallen [Spaltenumbruch] hingegen desto öfter. Auf einmahl wird ein halbes Quintlein bis auf drey gantze davon eingegeben.

Tati.

Tati, C. Biron.

frantzösisch, Oiseau Mouche.

teutsch, Fliegenvöglein.

Ist ein kleines indianisches Vögelein, welches wegen seiner Kleinigkeit und Bereitung seines Nestleins etwas recht sonderbares. Dann, es ist nicht grösser als wie eine Haselnuß: das Nestlein ist gemacht, wie unserer Zaunkönige, darein nur oben ein klein Loch, dadurch es aus und ein kan kommen. Das aber ist das wundersamste dran, daß dieses Nestlein von dem Vöglein an ein, zwey oder auch drey Blätter eines Guayavtbaums, (Gojavier) geheftet und gleichsam genähet ist; welche Bäume so groß sind als bey uns die Kastanienbäume. Zu dieser Arbeit brauchet es sein Schnäbelgen, das nicht viel grösser ist, dann eine starcke Nadel: mit dem durchbohret es die Blätter und hänget sein Nestlein mit einer Art baumwollner Fäden dran, und die Blätter dienen dasselbige zu verbergen. Also schwebet das Nestlein in der Luft und hängt gemeiniglich an einem einigen Blatte. Wann die Tati ihre Nestlein bauen, so wehen keine andere als gelinde Winde, die es nicht können herab reissen. Die Eyerlein dieses Vögelgens sind nicht grösser denn die Ameyseneyer.

Taurus.

Taurus, frantzösisch, Taureau, teutsch, Stier, Brümmer, Brummochse, ist der Kuh ihr Mann, und von dem Ochsen darinn unterschieden, daß er nicht geschnitten ist. Oder es ist ein Thier, welches vier Füsse und Hörner hat, so groß ist als ein Pferd, starck und munter. Es wird als ein Kalb gebohren, und wann das grösser wird, so wird ein Stier daraus. In allen seinen Theilen führet es viel flüchtig Saltz und Oel.

Sein Fett und Marck sind zum erweichen gut, auch zum zertheilen und die Nerven zu stärcken. Die Hörner und Klauen treiben den Schweiß und stillen den Durchlauff.

Seine Ruthe ist gut zur rothen Ruhr, als Pulver gebrauchet: es wird ein Scrupel bis auf ein gantz Quintlein auf einmahl gegeben.

Taurus Volans.

Taurus volans Brasiliensis.

frantzösisch, Taureau volant, oder Cerf volant de Bresil.

teutsch, grosser Brasilianischer Schröter.

Ist eine Käferart, oder eine Fliege, die wie unsre gemeinen Baumschröter gestaltet, jedoch wol sieben bis achtmahl grösser ist. Er ist gantz schwartz, gläntzt wie Gagat, bis auf die Flügel, welche gelblicht sind. Auf dem Kopfe hat er zwey Hörner, hart wie Bein, die stehen über einander. Das oberste ist fast des kleinen Fingers lang, schwartz, glatt und gleissend, wie polirt, spitzig und ein wenig krum gebogen; auf beyden Seiten hat es zwey gantz kurtze scharffe Spitzen. Das untere ist halb so lang; seine Spitze ist gegen das obere gekehret und reichet ziemlich nahe an dasselbe: es hat auch zwey oder drey kleine Spitzen. Diese Hörner dienen [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Theile des Weines, der durch die Gährung sich davon gesondert hat: er ist harte, wie zum Steine worden und hat sich an die Tauben von den Fassen angeleget.

Es giebet zweyerley Weinstein: weissen, lateinisch, tartarum album, frantzösisch, Tartre blanc genannt: und rothen, der lateinisch rubrum Tartarum, frantzösisch, Tartre rouge, genennet wird. Jener kommt von weissen, und dieser von dem rothen Weine.

Der weisse Weinstein sondert sich in viel kleinern Stücken, dann der rothe; sie sind dagegen auch weit reiner und führen viel mehr Saltz.

Man soll diejenigen erwehlen, welche ziemlich dick und schwer sind, leicht brechen, weißlicht grau oder aschenfarben sehen, sauber, wie Crystallen und inwendig gläntzend sind, gar angenehme säuerlich schmecken.

Der rothe Weinstein sondert sich in dickern Stücken ab; und man soll diejenigen aussuchen, welche sauber und trocken, röthlicht und schwer sind. Dieser Weinstein ist unreiner als der weisse; er hat aber eben einen solchen Geschmack und man bekommt eben dergleichen Stücken daraus. Er führet weniger Saltz.

Der beste Weinstein kommt zu uns aus Teutschland, aus Languedoc und Provence.

Der weisse Weinstein wird gereiniget, wann er mit Wasser abgesotten, durch ein Tuch oder Seihebeutel gegossen, abgedampfet und auf gemeine Weise zu Crystallen gebracht wird. Das heist alsdann Crystal de Tarte, auf frantzösisch, lateinisch Crystalli Tartari, und teutsch, Weinsteincrystallen.

Vor diesem ward das Häutlein ab- und zusammen genommen, welches oben auf dem Wasser schwamme, wann der Weinstein abgedampfet ward: es wurde auch getrocknet und Cremor Tartari lateinisch, frantzösisch, Crême de Tartre genennet. Seit dem man aber hat befunden, daß dasselbige und die Crystallen einerley seyn, wird es unter die Crystallen gemenget.

Die Weinsteincrystallen soll man nehmen, wann es kleine Crystallen seyn, fein rein und weiß, recht getrocknet und schwer, die lieblich säuerlich schmecken. Sie werden zum Wachsbleichen gebrauchet, wie auch die Molcken hell zu machen: und da lässet man ein Quintlein dererselben in einem Mase Molcken sieden. Dadurch wird aller Käse niedergeschlagen und das Wasser abgeseihet.

Der weisse Weinstein führet viel sal essentiale, nicht gar viel Oel.

Der rothe führt weniger Saltz, dagegen mehr Oel und Erde.

Beyde Arten des Weinsteins geben Eßig, wann sie sich im Wein auflösen.

Die Weinstein Crystallen sind nur darinne von dem weissen Weinstein unterschieden, daß sie nicht so viel Erde halten.

Alle Arten des Weinsteins eröffnen und laxiren ein wenig: sie nehmen die Verstopfungen hinweg, treiben den Harn, dämpfen das Fieber, und heilen die Drüsen. Der rothe Weinstein wird gar selten innerlich gebraucht, der weisse und die Crystallen [Spaltenumbruch] hingegen desto öfter. Auf einmahl wird ein halbes Quintlein bis auf drey gantze davon eingegeben.

Tati.

Tati, C. Biron.

frantzösisch, Oiseau Mouche.

teutsch, Fliegenvöglein.

Ist ein kleines indianisches Vögelein, welches wegen seiner Kleinigkeit und Bereitung seines Nestleins etwas recht sonderbares. Dann, es ist nicht grösser als wie eine Haselnuß: das Nestlein ist gemacht, wie unserer Zaunkönige, darein nur oben ein klein Loch, dadurch es aus und ein kan kommen. Das aber ist das wundersamste dran, daß dieses Nestlein von dem Vöglein an ein, zwey oder auch drey Blätter eines Guayavtbaums, (Gojavier) geheftet und gleichsam genähet ist; welche Bäume so groß sind als bey uns die Kastanienbäume. Zu dieser Arbeit brauchet es sein Schnäbelgen, das nicht viel grösser ist, dann eine starcke Nadel: mit dem durchbohret es die Blätter und hänget sein Nestlein mit einer Art baumwollner Fäden dran, und die Blätter dienen dasselbige zu verbergen. Also schwebet das Nestlein in der Luft und hängt gemeiniglich an einem einigen Blatte. Wañ die Tati ihre Nestlein bauen, so wehen keine andere als gelinde Winde, die es nicht können herab reissen. Die Eyerlein dieses Vögelgens sind nicht grösser denn die Ameyseneyer.

Taurus.

Taurus, frantzösisch, Taureau, teutsch, Stier, Brümmer, Brummochse, ist der Kuh ihr Mann, und von dem Ochsen darinn unterschieden, daß er nicht geschnitten ist. Oder es ist ein Thier, welches vier Füsse und Hörner hat, so groß ist als ein Pferd, starck und munter. Es wird als ein Kalb gebohren, und wann das grösser wird, so wird ein Stier daraus. In allen seinen Theilen führet es viel flüchtig Saltz und Oel.

Sein Fett und Marck sind zum erweichen gut, auch zum zertheilen und die Nerven zu stärcken. Die Hörner und Klauen treiben den Schweiß und stillen den Durchlauff.

Seine Ruthe ist gut zur rothen Ruhr, als Pulver gebrauchet: es wird ein Scrupel bis auf ein gantz Quintlein auf einmahl gegeben.

Taurus Volans.

Taurus volans Brasiliensis.

frantzösisch, Taureau volant, oder Cerf volant de Bresil.

teutsch, grosser Brasilianischer Schröter.

Ist eine Käferart, oder eine Fliege, die wie unsre gemeinen Baumschröter gestaltet, jedoch wol sieben bis achtmahl grösser ist. Er ist gantz schwartz, gläntzt wie Gagat, bis auf die Flügel, welche gelblicht sind. Auf dem Kopfe hat er zwey Hörner, hart wie Bein, die stehen über einander. Das oberste ist fast des kleinen Fingers lang, schwartz, glatt und gleissend, wie polirt, spitzig und ein wenig krum̅ gebogen; auf beyden Seiten hat es zwey gantz kurtze scharffe Spitzen. Das untere ist halb so lang; seine Spitze ist gegen das obere gekehret und reichet ziemlich nahe an dasselbe: es hat auch zwey oder drey kleine Spitzen. Diese Hörner dienen [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0577"/><cb type="start"/>
Theile des Weines, der durch die Gährung sich davon gesondert hat: er ist harte, wie zum Steine worden und hat sich an die Tauben von den Fassen angeleget.</p><lb/>
          <p>Es giebet zweyerley Weinstein: <hi rendition="#fr">weissen,</hi> lateinisch, <hi rendition="#i">tartarum album,</hi> frantzösisch, <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Tartre</hi> blanc</hi> genannt: und <hi rendition="#fr">rothen,</hi> der lateinisch <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">rubrum Tartarum</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Tartre rouge</hi></hi>, genennet wird. Jener kommt von weissen, und dieser von dem rothen Weine.</p><lb/>
          <p>Der weisse Weinstein sondert sich in viel kleinern Stücken, dann der rothe; sie sind dagegen auch weit reiner und führen viel mehr Saltz.</p><lb/>
          <p>Man soll diejenigen erwehlen, welche ziemlich dick und schwer sind, leicht brechen, weißlicht grau oder aschenfarben sehen, sauber, wie Crystallen und inwendig gläntzend sind, gar angenehme säuerlich schmecken.</p><lb/>
          <p>Der rothe Weinstein sondert sich in dickern Stücken ab; und man soll diejenigen aussuchen, welche sauber und trocken, röthlicht und schwer sind. Dieser Weinstein ist unreiner als der weisse; er hat aber eben einen solchen Geschmack und man bekommt eben dergleichen Stücken daraus. Er führet weniger Saltz.</p><lb/>
          <p>Der beste Weinstein kommt zu uns aus Teutschland, aus Languedoc und Provence.</p><lb/>
          <p>Der weisse Weinstein wird gereiniget, wann er mit Wasser abgesotten, durch ein Tuch oder Seihebeutel gegossen, abgedampfet und auf gemeine Weise zu Crystallen gebracht wird. Das heist alsdann <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Crystal de Tarte</hi></hi>, auf frantzösisch, lateinisch <hi rendition="#i">Crystalli Tartari,</hi> und teutsch, <hi rendition="#fr">Weinsteincrystallen.</hi></p><lb/>
          <p>Vor diesem ward das Häutlein ab- und zusammen genommen, welches oben auf dem Wasser schwamme, wann der Weinstein abgedampfet ward: es wurde auch getrocknet und <hi rendition="#i">Cremor Tartari</hi> lateinisch, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Crême de Tartre</hi></hi> genennet. Seit dem man aber hat befunden, daß dasselbige und die Crystallen einerley seyn, wird es unter die Crystallen gemenget.</p><lb/>
          <p>Die Weinsteincrystallen soll man nehmen, wann es kleine Crystallen seyn, fein rein und weiß, recht getrocknet und schwer, die lieblich säuerlich schmecken. Sie werden zum Wachsbleichen gebrauchet, wie auch die Molcken hell zu machen: und da lässet man ein Quintlein dererselben in einem Mase Molcken sieden. Dadurch wird aller Käse niedergeschlagen und das Wasser abgeseihet.</p><lb/>
          <p>Der weisse Weinstein führet viel <hi rendition="#i">sal essentiale,</hi> nicht gar viel Oel.</p><lb/>
          <p>Der rothe führt weniger Saltz, dagegen mehr Oel und Erde.</p><lb/>
          <p>Beyde Arten des Weinsteins geben Eßig, wann sie sich im Wein auflösen.</p><lb/>
          <p>Die Weinstein Crystallen sind nur darinne von dem weissen Weinstein unterschieden, daß sie nicht so viel Erde halten.</p><lb/>
          <p>Alle Arten des Weinsteins eröffnen und laxiren ein wenig: sie nehmen die Verstopfungen hinweg, treiben den Harn, dämpfen das Fieber, und heilen die Drüsen. Der rothe Weinstein wird gar selten innerlich gebraucht, der weisse und die Crystallen <cb/>
hingegen desto öfter. Auf einmahl wird ein halbes Quintlein bis auf drey gantze davon eingegeben.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Tati.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Tati</hi>, C. Biron.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Oiseau Mouche.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Fliegenvöglein.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein kleines <hi rendition="#fr">indianisches</hi> Vögelein, welches wegen seiner Kleinigkeit und Bereitung seines Nestleins etwas recht sonderbares. Dann, es ist nicht grösser als wie eine Haselnuß: das Nestlein ist gemacht, wie unserer Zaunkönige, darein nur oben ein klein Loch, dadurch es aus und ein kan kommen. Das aber ist das wundersamste dran, daß dieses Nestlein von dem Vöglein an ein, zwey oder auch drey Blätter eines Guayavtbaums, <hi rendition="#i">(Gojavier)</hi> geheftet und gleichsam genähet ist; welche Bäume so groß sind als bey uns die Kastanienbäume. Zu dieser Arbeit brauchet es sein Schnäbelgen, das nicht viel grösser ist, dann eine starcke Nadel: mit dem durchbohret es die Blätter und hänget sein Nestlein mit einer Art baumwollner Fäden dran, und die Blätter dienen dasselbige zu verbergen. Also schwebet das Nestlein in der Luft und hängt gemeiniglich an einem einigen Blatte. Wañ die <hi rendition="#i">Tati</hi> ihre Nestlein bauen, so wehen keine andere als gelinde Winde, die es nicht können herab reissen. Die Eyerlein dieses Vögelgens sind nicht grösser denn die Ameyseneyer.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Taurus.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Taurus</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Taureau</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Stier, Brümmer, Brummochse,</hi> ist der Kuh ihr Mann, und von dem Ochsen darinn unterschieden, daß er nicht geschnitten ist. Oder es ist ein Thier, welches vier Füsse und Hörner hat, so groß ist als ein Pferd, starck und munter. Es wird als ein Kalb gebohren, und wann das grösser wird, so wird ein Stier daraus. In allen seinen Theilen führet es viel flüchtig Saltz und Oel.</p><lb/>
          <p>Sein Fett und Marck sind zum erweichen gut, auch zum zertheilen und die Nerven zu stärcken. Die Hörner und Klauen treiben den Schweiß und stillen den Durchlauff.</p><lb/>
          <p>Seine Ruthe ist gut zur rothen Ruhr, als Pulver gebrauchet: es wird ein Scrupel bis auf ein gantz Quintlein auf einmahl gegeben.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Taurus Volans.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Taurus volans Brasiliensis.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Taureau volant</hi></hi>, oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Cerf volant de Bresil.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">grosser Brasilianischer Schröter.</hi></p><lb/>
          <p>Ist eine Käferart, oder eine Fliege, die wie unsre gemeinen Baumschröter gestaltet, jedoch wol sieben bis achtmahl grösser ist. Er ist gantz schwartz, gläntzt wie Gagat, bis auf die Flügel, welche gelblicht sind. Auf dem Kopfe hat er zwey Hörner, hart wie Bein, die stehen über einander. Das oberste ist fast des kleinen Fingers lang, schwartz, glatt und gleissend, wie polirt, spitzig und ein wenig krum&#x0305; gebogen; auf beyden Seiten hat es zwey gantz kurtze scharffe Spitzen. Das untere ist halb so lang; seine Spitze ist gegen das obere gekehret und reichet ziemlich nahe an dasselbe: es hat auch zwey oder drey kleine Spitzen. Diese Hörner dienen <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0577] Theile des Weines, der durch die Gährung sich davon gesondert hat: er ist harte, wie zum Steine worden und hat sich an die Tauben von den Fassen angeleget. Es giebet zweyerley Weinstein: weissen, lateinisch, tartarum album, frantzösisch, Tartre blanc genannt: und rothen, der lateinisch rubrum Tartarum, frantzösisch, Tartre rouge, genennet wird. Jener kommt von weissen, und dieser von dem rothen Weine. Der weisse Weinstein sondert sich in viel kleinern Stücken, dann der rothe; sie sind dagegen auch weit reiner und führen viel mehr Saltz. Man soll diejenigen erwehlen, welche ziemlich dick und schwer sind, leicht brechen, weißlicht grau oder aschenfarben sehen, sauber, wie Crystallen und inwendig gläntzend sind, gar angenehme säuerlich schmecken. Der rothe Weinstein sondert sich in dickern Stücken ab; und man soll diejenigen aussuchen, welche sauber und trocken, röthlicht und schwer sind. Dieser Weinstein ist unreiner als der weisse; er hat aber eben einen solchen Geschmack und man bekommt eben dergleichen Stücken daraus. Er führet weniger Saltz. Der beste Weinstein kommt zu uns aus Teutschland, aus Languedoc und Provence. Der weisse Weinstein wird gereiniget, wann er mit Wasser abgesotten, durch ein Tuch oder Seihebeutel gegossen, abgedampfet und auf gemeine Weise zu Crystallen gebracht wird. Das heist alsdann Crystal de Tarte, auf frantzösisch, lateinisch Crystalli Tartari, und teutsch, Weinsteincrystallen. Vor diesem ward das Häutlein ab- und zusammen genommen, welches oben auf dem Wasser schwamme, wann der Weinstein abgedampfet ward: es wurde auch getrocknet und Cremor Tartari lateinisch, frantzösisch, Crême de Tartre genennet. Seit dem man aber hat befunden, daß dasselbige und die Crystallen einerley seyn, wird es unter die Crystallen gemenget. Die Weinsteincrystallen soll man nehmen, wann es kleine Crystallen seyn, fein rein und weiß, recht getrocknet und schwer, die lieblich säuerlich schmecken. Sie werden zum Wachsbleichen gebrauchet, wie auch die Molcken hell zu machen: und da lässet man ein Quintlein dererselben in einem Mase Molcken sieden. Dadurch wird aller Käse niedergeschlagen und das Wasser abgeseihet. Der weisse Weinstein führet viel sal essentiale, nicht gar viel Oel. Der rothe führt weniger Saltz, dagegen mehr Oel und Erde. Beyde Arten des Weinsteins geben Eßig, wann sie sich im Wein auflösen. Die Weinstein Crystallen sind nur darinne von dem weissen Weinstein unterschieden, daß sie nicht so viel Erde halten. Alle Arten des Weinsteins eröffnen und laxiren ein wenig: sie nehmen die Verstopfungen hinweg, treiben den Harn, dämpfen das Fieber, und heilen die Drüsen. Der rothe Weinstein wird gar selten innerlich gebraucht, der weisse und die Crystallen hingegen desto öfter. Auf einmahl wird ein halbes Quintlein bis auf drey gantze davon eingegeben. Tati. Tati, C. Biron. frantzösisch, Oiseau Mouche. teutsch, Fliegenvöglein. Ist ein kleines indianisches Vögelein, welches wegen seiner Kleinigkeit und Bereitung seines Nestleins etwas recht sonderbares. Dann, es ist nicht grösser als wie eine Haselnuß: das Nestlein ist gemacht, wie unserer Zaunkönige, darein nur oben ein klein Loch, dadurch es aus und ein kan kommen. Das aber ist das wundersamste dran, daß dieses Nestlein von dem Vöglein an ein, zwey oder auch drey Blätter eines Guayavtbaums, (Gojavier) geheftet und gleichsam genähet ist; welche Bäume so groß sind als bey uns die Kastanienbäume. Zu dieser Arbeit brauchet es sein Schnäbelgen, das nicht viel grösser ist, dann eine starcke Nadel: mit dem durchbohret es die Blätter und hänget sein Nestlein mit einer Art baumwollner Fäden dran, und die Blätter dienen dasselbige zu verbergen. Also schwebet das Nestlein in der Luft und hängt gemeiniglich an einem einigen Blatte. Wañ die Tati ihre Nestlein bauen, so wehen keine andere als gelinde Winde, die es nicht können herab reissen. Die Eyerlein dieses Vögelgens sind nicht grösser denn die Ameyseneyer. Taurus. Taurus, frantzösisch, Taureau, teutsch, Stier, Brümmer, Brummochse, ist der Kuh ihr Mann, und von dem Ochsen darinn unterschieden, daß er nicht geschnitten ist. Oder es ist ein Thier, welches vier Füsse und Hörner hat, so groß ist als ein Pferd, starck und munter. Es wird als ein Kalb gebohren, und wann das grösser wird, so wird ein Stier daraus. In allen seinen Theilen führet es viel flüchtig Saltz und Oel. Sein Fett und Marck sind zum erweichen gut, auch zum zertheilen und die Nerven zu stärcken. Die Hörner und Klauen treiben den Schweiß und stillen den Durchlauff. Seine Ruthe ist gut zur rothen Ruhr, als Pulver gebrauchet: es wird ein Scrupel bis auf ein gantz Quintlein auf einmahl gegeben. Taurus Volans. Taurus volans Brasiliensis. frantzösisch, Taureau volant, oder Cerf volant de Bresil. teutsch, grosser Brasilianischer Schröter. Ist eine Käferart, oder eine Fliege, die wie unsre gemeinen Baumschröter gestaltet, jedoch wol sieben bis achtmahl grösser ist. Er ist gantz schwartz, gläntzt wie Gagat, bis auf die Flügel, welche gelblicht sind. Auf dem Kopfe hat er zwey Hörner, hart wie Bein, die stehen über einander. Das oberste ist fast des kleinen Fingers lang, schwartz, glatt und gleissend, wie polirt, spitzig und ein wenig krum̅ gebogen; auf beyden Seiten hat es zwey gantz kurtze scharffe Spitzen. Das untere ist halb so lang; seine Spitze ist gegen das obere gekehret und reichet ziemlich nahe an dasselbe: es hat auch zwey oder drey kleine Spitzen. Diese Hörner dienen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/577
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/577>, abgerufen am 22.12.2024.