Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]

In der Stadt Aachen in Teutschland, ist ein mineralischer heisser Brunnen, der muß bedecket und verstopfet werden, dieweil er einen dermassen starcken Schwefelgeruch ausdünstet, der einen Menschen ersticken solte, wann er sein Gesicht darüber hielte. Sie heben den Brunnendeckel von Zeit zu Zeiten ab, und finden, daß sich eine grosse Menge Schwefel dran gehencket, der als wie weisse Schwefelblumen aufgeführet oder sublimiret worden. Dieser Schwefel ist gantz linde, und wird in demselbigen Lande als wie die Schwefelmilch gebraucht.

Aus America wird uns eine trefflich schöne Art von Schwefel überbracht, und Soufre de Guidoa, Schwefel von Guidoa, oder insgemeine Soufre de Quito, Schwefel von Quito genannt, dann er den Namen dererjenigen Landschaften hat behalten, daher er kommt. Er ist in spiegelglatten Stücken, sieht schwefelgelbe aus, und gläntzet wie die schönste Carabe; hat keinen Geschmack, und giebt im Feuer eine blaue Flamme, die etwas heller ist, als die von dem gemeinen Schwefel. Dieser Schwefel ist sehr rar, und wird höher geachtet, als alle die andern Arten.

Sus.

Sus.

Porcus.

Verres.

frantzösisch, Cochon oder Porc.

teutsch, Schwein, Sau, Eber, Hacksch.

Ist ein vierfüßiges, häßliches, unflätiges Thier, das sich von Koth und Unflat nähret, voll Feuchtigkeit und Schleimes ist, und allerhand Kranckheiten unterworffen, z.E. der Bräune, den Kröpfen und den Finnen. Es ist in der gantzen Welt also bekannt, daß gantz unnöthig, solches weiter zu beschreiben. Es wird verschnitten, als wie andre Thiere mehr, welche gemästet sollen werden, und wird alsdann auf lateinisch genannt Majalis, ein verschnitten Schwein, eine Mastsau. Das Weiblein heisset auf lateinisch, Scrofa seu Porca, frantzösisch, Truye, eine Zuchtsau, Schweinsmutter, und das kleine Schwein lateinisch, Porcellus, frantzösisch, jeune Cochon, junges Schwein, Ferckel. Die Zuchtsau bringt auf einen Wurff bis auf die sechszehn kleine Ferckel, und trägt neun Wochen und vier Tage. Die Sau nähret sich mit Kraut und Gras, mit Eicheln, Kleyen, Früchten, Würmern, mit Menschenkothe, und mit vielen andern Unflat mehr. Auf die Erdäpfel ist es trefflich verleckert, und wittert die Oerter gar bald aus, woselbst es ihrer giebet, gräbet alsdann mit seinem Rüssel und mit seinen Pfoten darnach und suchet sie.

Das Haar vom Schwein ist hart und starr, doch linde, als wie Seide anzufühlen. Lateinisch wird es Seta, frantzösisch, Soye de Porc, teutsch, Borsten, Sauborsten, genennet: es werden Pinsel, Siebe, und ander dergleichen Geräthe daraus bereitet. Wann man die Haut abziehen und dieselbige gar machen lassen will, so dient sie zum einbinden der Bücher, und auch zu Schuhesohlen.

Alle Theile vom Schwein nebst seinem Unflate führen viel flüchtig Saltz und Oel. Das Fleisch ist gar fein saftig, doch etwas schwerlich zu verdauen. [Spaltenumbruch] Es muß eingesaltzen werden, wann man es will erhalten.

Die frische Schweinsbrüh stillt das erbrechen.

Alter Speck zerlassen und durchgeseihet reinigt und heilet die Wunden, auch die Narben von den Blattern.

Das Schmeer, frantzösisch Panne genannt, erweichet, zertheilet, lindert die Schmertzen.

Die Galle reiniget und heilet die Ohrengeschwüre, machet das Haar wachsen.

Der Mist zertheilet scharff, heilet die Krätze, stillet das Nasenbluten: dienet zur Bräune, und wird auf die preßhaftigen Glieder aufgelegt.

Sus kommt vom griechischen us, das heisset eben so viel.

Porcus quasi spurcus, garstig, unflätig, weil dieses Thieres gröste Lust, wann es sich kan im Kothe herum sühlen.

Der alte Schmeer, ist Fett von einer Sau, das man hat lange stehen lassen; oder vielmehr, es ist verdorbner Schmeer, der einen rantzigt und stinckenden Geruch hat angenommen, weil er zu lange in den Töpfen hat gestanden. Er wird insgemein in Blasen und Häute geschüttet, und als wie Brode draus gemacht.

Er erweichet und zertheilet, wann er aufgeleget wird. Die Handwercksleute schmieren die Wagenachsen, die Pressen und dergleichen Instrumente mehr damit.

Was die Frantzosen Cambouis zu nennen pflegen, ist anders nichts, als schwartzer Schmeer, welcher von dem Eisen eine schwartze Farbe angenommen, wann er sich um die Wagen und Carossenachsen herum reiben lassen muß.

Er dienet wol zu Zertheilung der Mastkörner, wann er drauf geleget wird.

Sie haben diesen Namen Cambouis einer Schmiere gegeben, welche von zerstossener Ulmbaumrinde, Bocksunschlitt und altem Schmeer bereitet und zur Stopfung der rinnenden Fässer, zur Einschmierung der Pressenspindeln, und dergleichen mehr gebraucht wird.

Das Wort Cambois kommt von Canubium, welches eine Gattung Leim ist, dem diese Schmiere nicht unähnlich siehet.

Sycomorus.

Sycomorus, Dod. J.B. Ger. Raji Hist.

Sycomorus, Ficus Pharaonis, Bellon.

Sycomorus, sive Ficus AEgyptia, Park.

Ficus AEgyptia, Rauwolff.

Ficus folio Mori, fructum in caudice ferens, J. B.

Sycamine Theophrasti, Caesalp.

frantzösisch, Sycomore.

teutsch, Egyptischer Feigenbaum, Maulbeerfeigenbaum.

Ist eine Art des Feigenbaumes, der von dem Maulbeerbaum viel an sich hat; ist auch bey nahe zu vermuthen, daß wol ein Maulbeerbaum auf einen Feigenstamm versetzet worden. Dem aber sey, wie ihm wolle, der Maulbeerfeigenbaum ist ein grosser und trefflich ästiger Baum, dessen Holtz hart, starck und schwärtzlicht ist, und giebet einen weissen Saft, wie Milch, wann man darein schneidet. Die [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

In der Stadt Aachen in Teutschland, ist ein mineralischer heisser Brunnen, der muß bedecket und verstopfet werden, dieweil er einen dermassen starcken Schwefelgeruch ausdünstet, der einen Menschen ersticken solte, wann er sein Gesicht darüber hielte. Sie heben den Brunnendeckel von Zeit zu Zeiten ab, und finden, daß sich eine grosse Menge Schwefel dran gehencket, der als wie weisse Schwefelblumen aufgeführet oder sublimiret worden. Dieser Schwefel ist gantz linde, und wird in demselbigen Lande als wie die Schwefelmilch gebraucht.

Aus America wird uns eine trefflich schöne Art von Schwefel überbracht, und Soufre de Guidoa, Schwefel von Guidoa, oder insgemeine Soufre de Quito, Schwefel von Quito genannt, dann er den Namen dererjenigen Landschaften hat behalten, daher er kommt. Er ist in spiegelglatten Stücken, sieht schwefelgelbe aus, und gläntzet wie die schönste Carabe; hat keinen Geschmack, und giebt im Feuer eine blaue Flamme, die etwas heller ist, als die von dem gemeinen Schwefel. Dieser Schwefel ist sehr rar, und wird höher geachtet, als alle die andern Arten.

Sus.

Sus.

Porcus.

Verres.

frantzösisch, Cochon oder Porc.

teutsch, Schwein, Sau, Eber, Hacksch.

Ist ein vierfüßiges, häßliches, unflätiges Thier, das sich von Koth und Unflat nähret, voll Feuchtigkeit und Schleimes ist, und allerhand Kranckheiten unterworffen, z.E. der Bräune, den Kröpfen und den Finnen. Es ist in der gantzen Welt also bekannt, daß gantz unnöthig, solches weiter zu beschreiben. Es wird verschnitten, als wie andre Thiere mehr, welche gemästet sollen werden, und wird alsdann auf lateinisch genannt Majalis, ein verschnitten Schwein, eine Mastsau. Das Weiblein heisset auf lateinisch, Scrofa seu Porca, frantzösisch, Truye, eine Zuchtsau, Schweinsmutter, und das kleine Schwein lateinisch, Porcellus, frantzösisch, jeune Cochon, junges Schwein, Ferckel. Die Zuchtsau bringt auf einen Wurff bis auf die sechszehn kleine Ferckel, und trägt neun Wochen und vier Tage. Die Sau nähret sich mit Kraut und Gras, mit Eicheln, Kleyen, Früchten, Würmern, mit Menschenkothe, und mit vielen andern Unflat mehr. Auf die Erdäpfel ist es trefflich verleckert, und wittert die Oerter gar bald aus, woselbst es ihrer giebet, gräbet alsdann mit seinem Rüssel und mit seinen Pfoten darnach und suchet sie.

Das Haar vom Schwein ist hart und starr, doch linde, als wie Seide anzufühlen. Lateinisch wird es Seta, frantzösisch, Soye de Porc, teutsch, Borsten, Sauborsten, genennet: es werden Pinsel, Siebe, und ander dergleichen Geräthe daraus bereitet. Wann man die Haut abziehen und dieselbige gar machen lassen will, so dient sie zum einbinden der Bücher, und auch zu Schuhesohlen.

Alle Theile vom Schwein nebst seinem Unflate führen viel flüchtig Saltz und Oel. Das Fleisch ist gar fein saftig, doch etwas schwerlich zu verdauen. [Spaltenumbruch] Es muß eingesaltzen werden, wann man es will erhalten.

Die frische Schweinsbrüh stillt das erbrechen.

Alter Speck zerlassen und durchgeseihet reinigt und heilet die Wunden, auch die Narben von den Blattern.

Das Schmeer, frantzösisch Panne genannt, erweichet, zertheilet, lindert die Schmertzen.

Die Galle reiniget und heilet die Ohrengeschwüre, machet das Haar wachsen.

Der Mist zertheilet scharff, heilet die Krätze, stillet das Nasenbluten: dienet zur Bräune, und wird auf die preßhaftigen Glieder aufgelegt.

Sus kommt vom griechischen ὐς, das heisset eben so viel.

Porcus quasi spurcus, garstig, unflätig, weil dieses Thieres gröste Lust, wann es sich kan im Kothe herum sühlen.

Der alte Schmeer, ist Fett von einer Sau, das man hat lange stehen lassen; oder vielmehr, es ist verdorbner Schmeer, der einen rantzigt und stinckenden Geruch hat angenommen, weil er zu lange in den Töpfen hat gestanden. Er wird insgemein in Blasen und Häute geschüttet, und als wie Brode draus gemacht.

Er erweichet und zertheilet, wann er aufgeleget wird. Die Handwercksleute schmieren die Wagenachsen, die Pressen und dergleichen Instrumente mehr damit.

Was die Frantzosen Cambouis zu nennen pflegen, ist anders nichts, als schwartzer Schmeer, welcher von dem Eisen eine schwartze Farbe angenommen, wann er sich um die Wagen und Carossenachsen herum reiben lassen muß.

Er dienet wol zu Zertheilung der Mastkörner, wann er drauf geleget wird.

Sie haben diesen Namen Cambouis einer Schmiere gegeben, welche von zerstossener Ulmbaumrinde, Bocksunschlitt und altem Schmeer bereitet und zur Stopfung der rinnenden Fässer, zur Einschmierung der Pressenspindeln, und dergleichen mehr gebraucht wird.

Das Wort Cambois kommt von Canubium, welches eine Gattung Leim ist, dem diese Schmiere nicht unähnlich siehet.

Sycomorus.

Sycomorus, Dod. J.B. Ger. Raji Hist.

Sycomorus, Ficus Pharaonis, Bellon.

Sycomorus, sive Ficus Ægyptia, Park.

Ficus Ægyptia, Rauwolff.

Ficus folio Mori, fructum in caudice ferens, J. B.

Sycamine Theophrasti, Cæsalp.

frantzösisch, Sycomore.

teutsch, Egyptischer Feigenbaum, Maulbeerfeigenbaum.

Ist eine Art des Feigenbaumes, der von dem Maulbeerbaum viel an sich hat; ist auch bey nahe zu vermuthen, daß wol ein Maulbeerbaum auf einen Feigenstamm versetzet worden. Dem aber sey, wie ihm wolle, der Maulbeerfeigenbaum ist ein grosser und trefflich ästiger Baum, dessen Holtz hart, starck und schwärtzlicht ist, und giebet einen weissen Saft, wie Milch, wann man darein schneidet. Die [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <pb facs="#f0567"/>
          <cb type="start"/>
          <p>In der Stadt Aachen in <hi rendition="#fr">Teutschland,</hi> ist ein mineralischer heisser Brunnen, der muß bedecket und verstopfet werden, dieweil er einen dermassen starcken Schwefelgeruch ausdünstet, der einen Menschen ersticken solte, wann er sein Gesicht darüber hielte. Sie heben den Brunnendeckel von Zeit zu Zeiten ab, und finden, daß sich eine grosse Menge Schwefel dran gehencket, der als wie weisse Schwefelblumen aufgeführet oder <hi rendition="#i">sublimi</hi>ret worden. Dieser Schwefel ist gantz linde, und wird in demselbigen Lande als wie die Schwefelmilch gebraucht.</p><lb/>
          <p>Aus <hi rendition="#fr">America</hi> wird uns eine trefflich schöne Art von Schwefel überbracht, und <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Soufre de Guidoa</hi></hi>, <hi rendition="#fr">Schwefel von Guidoa,</hi> oder insgemeine <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Soufre de Quito</hi></hi>, <hi rendition="#fr">Schwefel von Quito</hi> genannt, dann er den Namen dererjenigen Landschaften hat behalten, daher er kommt. Er ist in spiegelglatten Stücken, sieht schwefelgelbe aus, und gläntzet wie die schönste Carabe; hat keinen Geschmack, und giebt im Feuer eine blaue Flamme, die etwas heller ist, als die von dem gemeinen Schwefel. Dieser Schwefel ist sehr rar, und wird höher geachtet, als alle die andern Arten.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Sus.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Sus.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Porcus.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Verres.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Cochon</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Porc.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Schwein, Sau, Eber, Hacksch.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein vierfüßiges, häßliches, unflätiges Thier, das sich von Koth und Unflat nähret, voll Feuchtigkeit und Schleimes ist, und allerhand Kranckheiten unterworffen, z.E. der Bräune, den Kröpfen und den Finnen. Es ist in der gantzen Welt also bekannt, daß gantz unnöthig, solches weiter zu beschreiben. Es wird verschnitten, als wie andre Thiere mehr, welche gemästet sollen werden, und wird alsdann auf lateinisch genannt <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Majalis</hi></hi>, ein <hi rendition="#fr">verschnitten Schwein,</hi> eine <hi rendition="#fr">Mastsau.</hi> Das Weiblein heisset auf lateinisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Scrofa seu Porca</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Truye</hi></hi>, eine <hi rendition="#fr">Zuchtsau, Schweinsmutter,</hi> und das kleine Schwein lateinisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Porcellus</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">jeune Cochon</hi></hi>, <hi rendition="#fr">junges Schwein, Ferckel.</hi> Die Zuchtsau bringt auf einen Wurff bis auf die sechszehn kleine Ferckel, und trägt neun Wochen und vier Tage. Die Sau nähret sich mit Kraut und Gras, mit Eicheln, Kleyen, Früchten, Würmern, mit Menschenkothe, und mit vielen andern Unflat mehr. Auf die Erdäpfel ist es trefflich verleckert, und wittert die Oerter gar bald aus, woselbst es ihrer giebet, gräbet alsdann mit seinem Rüssel und mit seinen Pfoten darnach und suchet sie.</p><lb/>
          <p>Das Haar vom Schwein ist hart und starr, doch linde, als wie Seide anzufühlen. Lateinisch wird es <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Seta</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Soye de Porc</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Borsten, Sauborsten,</hi> genennet: es werden Pinsel, Siebe, und ander dergleichen Geräthe daraus bereitet. Wann man die Haut abziehen und dieselbige gar machen lassen will, so dient sie zum einbinden der Bücher, und auch zu Schuhesohlen.</p><lb/>
          <p>Alle Theile vom Schwein nebst seinem Unflate führen viel flüchtig Saltz und Oel. Das Fleisch ist gar fein saftig, doch etwas schwerlich zu verdauen. <cb/>
Es muß eingesaltzen werden, wann man es will erhalten.</p><lb/>
          <p>Die frische Schweinsbrüh stillt das erbrechen.</p><lb/>
          <p>Alter Speck zerlassen und durchgeseihet reinigt und heilet die Wunden, auch die Narben von den Blattern.</p><lb/>
          <p>Das Schmeer, frantzösisch <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Panne</hi></hi> genannt, erweichet, zertheilet, lindert die Schmertzen.</p><lb/>
          <p>Die Galle reiniget und heilet die Ohrengeschwüre, machet das Haar wachsen.</p><lb/>
          <p>Der Mist zertheilet scharff, heilet die Krätze, stillet das Nasenbluten: dienet zur Bräune, und wird auf die preßhaftigen Glieder aufgelegt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Sus</hi> kommt vom griechischen <hi rendition="#i">&#x1F50;&#x03C2;,</hi> das heisset eben so viel.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Porcus quasi spurcus,</hi><hi rendition="#fr">garstig, unflätig,</hi> weil dieses Thieres gröste Lust, wann es sich kan im Kothe herum sühlen.</p><lb/>
          <p>Der alte Schmeer, ist Fett von einer Sau, das man hat lange stehen lassen; oder vielmehr, es ist verdorbner Schmeer, der einen rantzigt und stinckenden Geruch hat angenommen, weil er zu lange in den Töpfen hat gestanden. Er wird insgemein in Blasen und Häute geschüttet, und als wie Brode draus gemacht.</p><lb/>
          <p>Er erweichet und zertheilet, wann er aufgeleget wird. Die Handwercksleute schmieren die Wagenachsen, die Pressen und dergleichen Instrumente mehr damit.</p><lb/>
          <p>Was die Frantzosen <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Cambouis</hi></hi> zu nennen pflegen, ist anders nichts, als schwartzer Schmeer, welcher von dem Eisen eine schwartze Farbe angenommen, wann er sich um die Wagen und Carossenachsen herum reiben lassen muß.</p><lb/>
          <p>Er dienet wol zu Zertheilung der Mastkörner, wann er drauf geleget wird.</p><lb/>
          <p>Sie haben diesen Namen <hi rendition="#i">Cambouis</hi> einer Schmiere gegeben, welche von zerstossener Ulmbaumrinde, Bocksunschlitt und altem Schmeer bereitet und zur Stopfung der rinnenden Fässer, zur Einschmierung der Pressenspindeln, und dergleichen mehr gebraucht wird.</p><lb/>
          <p>Das Wort <hi rendition="#i">Cambois</hi> kommt von <hi rendition="#i">Canubium,</hi> welches eine Gattung Leim ist, dem diese Schmiere nicht unähnlich siehet.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Sycomorus.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Sycomorus</hi>, Dod. J.B. Ger. Raji Hist</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Sycomorus, Ficus Pharaonis</hi>, Bellon</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Sycomorus, sive Ficus Ægyptia</hi>, Park</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Ficus Ægyptia</hi>, Rauwolff</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Ficus folio Mori, fructum in caudice ferens</hi>, J. B</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Sycamine Theophrasti</hi>, Cæsalp</hi>.</p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Sycomore.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Egyptischer Feigenbaum, Maulbeerfeigenbaum.</hi></p><lb/>
          <p>Ist eine Art des Feigenbaumes, der von dem Maulbeerbaum viel an sich hat; ist auch bey nahe zu vermuthen, daß wol ein Maulbeerbaum auf einen Feigenstamm versetzet worden. Dem aber sey, wie ihm wolle, der Maulbeerfeigenbaum ist ein grosser und trefflich ästiger Baum, dessen Holtz hart, starck und schwärtzlicht ist, und giebet einen weissen Saft, wie Milch, wann man darein schneidet. Die <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0567] In der Stadt Aachen in Teutschland, ist ein mineralischer heisser Brunnen, der muß bedecket und verstopfet werden, dieweil er einen dermassen starcken Schwefelgeruch ausdünstet, der einen Menschen ersticken solte, wann er sein Gesicht darüber hielte. Sie heben den Brunnendeckel von Zeit zu Zeiten ab, und finden, daß sich eine grosse Menge Schwefel dran gehencket, der als wie weisse Schwefelblumen aufgeführet oder sublimiret worden. Dieser Schwefel ist gantz linde, und wird in demselbigen Lande als wie die Schwefelmilch gebraucht. Aus America wird uns eine trefflich schöne Art von Schwefel überbracht, und Soufre de Guidoa, Schwefel von Guidoa, oder insgemeine Soufre de Quito, Schwefel von Quito genannt, dann er den Namen dererjenigen Landschaften hat behalten, daher er kommt. Er ist in spiegelglatten Stücken, sieht schwefelgelbe aus, und gläntzet wie die schönste Carabe; hat keinen Geschmack, und giebt im Feuer eine blaue Flamme, die etwas heller ist, als die von dem gemeinen Schwefel. Dieser Schwefel ist sehr rar, und wird höher geachtet, als alle die andern Arten. Sus. Sus. Porcus. Verres. frantzösisch, Cochon oder Porc. teutsch, Schwein, Sau, Eber, Hacksch. Ist ein vierfüßiges, häßliches, unflätiges Thier, das sich von Koth und Unflat nähret, voll Feuchtigkeit und Schleimes ist, und allerhand Kranckheiten unterworffen, z.E. der Bräune, den Kröpfen und den Finnen. Es ist in der gantzen Welt also bekannt, daß gantz unnöthig, solches weiter zu beschreiben. Es wird verschnitten, als wie andre Thiere mehr, welche gemästet sollen werden, und wird alsdann auf lateinisch genannt Majalis, ein verschnitten Schwein, eine Mastsau. Das Weiblein heisset auf lateinisch, Scrofa seu Porca, frantzösisch, Truye, eine Zuchtsau, Schweinsmutter, und das kleine Schwein lateinisch, Porcellus, frantzösisch, jeune Cochon, junges Schwein, Ferckel. Die Zuchtsau bringt auf einen Wurff bis auf die sechszehn kleine Ferckel, und trägt neun Wochen und vier Tage. Die Sau nähret sich mit Kraut und Gras, mit Eicheln, Kleyen, Früchten, Würmern, mit Menschenkothe, und mit vielen andern Unflat mehr. Auf die Erdäpfel ist es trefflich verleckert, und wittert die Oerter gar bald aus, woselbst es ihrer giebet, gräbet alsdann mit seinem Rüssel und mit seinen Pfoten darnach und suchet sie. Das Haar vom Schwein ist hart und starr, doch linde, als wie Seide anzufühlen. Lateinisch wird es Seta, frantzösisch, Soye de Porc, teutsch, Borsten, Sauborsten, genennet: es werden Pinsel, Siebe, und ander dergleichen Geräthe daraus bereitet. Wann man die Haut abziehen und dieselbige gar machen lassen will, so dient sie zum einbinden der Bücher, und auch zu Schuhesohlen. Alle Theile vom Schwein nebst seinem Unflate führen viel flüchtig Saltz und Oel. Das Fleisch ist gar fein saftig, doch etwas schwerlich zu verdauen. Es muß eingesaltzen werden, wann man es will erhalten. Die frische Schweinsbrüh stillt das erbrechen. Alter Speck zerlassen und durchgeseihet reinigt und heilet die Wunden, auch die Narben von den Blattern. Das Schmeer, frantzösisch Panne genannt, erweichet, zertheilet, lindert die Schmertzen. Die Galle reiniget und heilet die Ohrengeschwüre, machet das Haar wachsen. Der Mist zertheilet scharff, heilet die Krätze, stillet das Nasenbluten: dienet zur Bräune, und wird auf die preßhaftigen Glieder aufgelegt. Sus kommt vom griechischen ὐς, das heisset eben so viel. Porcus quasi spurcus, garstig, unflätig, weil dieses Thieres gröste Lust, wann es sich kan im Kothe herum sühlen. Der alte Schmeer, ist Fett von einer Sau, das man hat lange stehen lassen; oder vielmehr, es ist verdorbner Schmeer, der einen rantzigt und stinckenden Geruch hat angenommen, weil er zu lange in den Töpfen hat gestanden. Er wird insgemein in Blasen und Häute geschüttet, und als wie Brode draus gemacht. Er erweichet und zertheilet, wann er aufgeleget wird. Die Handwercksleute schmieren die Wagenachsen, die Pressen und dergleichen Instrumente mehr damit. Was die Frantzosen Cambouis zu nennen pflegen, ist anders nichts, als schwartzer Schmeer, welcher von dem Eisen eine schwartze Farbe angenommen, wann er sich um die Wagen und Carossenachsen herum reiben lassen muß. Er dienet wol zu Zertheilung der Mastkörner, wann er drauf geleget wird. Sie haben diesen Namen Cambouis einer Schmiere gegeben, welche von zerstossener Ulmbaumrinde, Bocksunschlitt und altem Schmeer bereitet und zur Stopfung der rinnenden Fässer, zur Einschmierung der Pressenspindeln, und dergleichen mehr gebraucht wird. Das Wort Cambois kommt von Canubium, welches eine Gattung Leim ist, dem diese Schmiere nicht unähnlich siehet. Sycomorus. Sycomorus, Dod. J.B. Ger. Raji Hist. Sycomorus, Ficus Pharaonis, Bellon. Sycomorus, sive Ficus Ægyptia, Park. Ficus Ægyptia, Rauwolff. Ficus folio Mori, fructum in caudice ferens, J. B. Sycamine Theophrasti, Cæsalp. frantzösisch, Sycomore. teutsch, Egyptischer Feigenbaum, Maulbeerfeigenbaum. Ist eine Art des Feigenbaumes, der von dem Maulbeerbaum viel an sich hat; ist auch bey nahe zu vermuthen, daß wol ein Maulbeerbaum auf einen Feigenstamm versetzet worden. Dem aber sey, wie ihm wolle, der Maulbeerfeigenbaum ist ein grosser und trefflich ästiger Baum, dessen Holtz hart, starck und schwärtzlicht ist, und giebet einen weissen Saft, wie Milch, wann man darein schneidet. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/567
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/567>, abgerufen am 22.12.2024.