Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] doch ist gar keine Bewegung daran zu verspüren, woraus zu vermuthen wäre, daß dieser Cörper lebendig gewesen.

Noch ein Wassergewürme wird Squilla genannt, das siehet der Chevrette, d.i. diesem angeführten Seekrebse einiger massen gleich, nur daß es noch viel kleiner ist. Es giebet vielerley Arten desselben: einige sind mit dünnen und leichten, gelblichten oder weißlichten Schalen bedecket, die andern sind blos und platt: sie lauffen und schwimmen, wachsen in den Bächen und hängen sich an die Wurtzeln des Rohres und der Schwertlilien.

Sie eröffnen, dienen zum Steine und zum Sand und Gries, wann sie abgesotten und als ein Tranck gebrauchet werden.

Deshalben soll dieser Seekrebs Squilla seyn genennet worden, dieweil die Schalen einiger massen als wie die Schalen an der Scilla sehen.

Stachys.

Stachys Fuchsii, J. B.

Stachys major Germanica, C.B. Pit. Tournef.

Salvia sylvestris, Caesalp.

Marrubium agreste vel 3. Trag.

Sphacelus, aliis Stachys, Guil.

teutsch, Roßpoley, riechender Andorn.

Ist ein Kraut, das bald aussiehet wie Marrubium: es treibet einen Hauffen Stengel auf ein Paar Schuhe hoch, die sind dick und viereckigt, knotig und rauch, weiß, als wie Sammt, inwendig voller Kern. Die Blätter stehen gegen einander über an den Knoten der Stengel, sehen wie die an dem Marubio, sind aber länger, weisser und raucher, am Rande zackigt und haben einen lieblichen Geruch. Die Blüten stehen um den Stengel rund herum, auf Art wie eine Aehre, zwischen den Blättern, auf den Spitzen, sind rauch und purperfarbig, bisweilen weiß. Eine iede ist formirt als wie ein kleiner Rachen, oder wie ein Röhrlein, das oben in zwey labia zerspaltet ist. Wann die Blüte gefallen, so folgen ihr vier Samenkörner, die sind fast gäntzlich rund und schwärtzlicht, stecken in einer Hülse, welche der Blumen Kelch gewesen. Die Wurtzel ist hart und holtzig, zaserig und gelbe. Das gantze Gewächs, giebt einen starcken Geruch von sich: wächst an bergichten, rauhen und wilden Orten: führet viel Saltz und kräftiges Oel: blühet im Sommer.

Es treibet den Harn und bey den Weibern die Zeit: es befördert die Geburt und Nachgeburt.

Stachys kommt von sakhos, spica, Aehre, dieweil die Blüten dieses Krautes als wie an einer Aehre stehen.

Stacte.

Stacte,

Stacten,

Myrrha Stacte.

frantzösisch, Myrrhe liquide.

teutsch, flüßige oder weiche Myrrhe.

Ist eine Gattung Balsam, oder ein gummihaftiger, wolriechender Saft, der ehemahls von jungen Bäumen gesammlet wurde, welche die Myrrhe trugen, aus denen er ohne Schnitt von sich selbsten ronne. Diese Waare bewahreten die Alten, als einen köstlichen Schatz: und glaubeten, nicht ohne Grund, [Spaltenumbruch] daß dieser Saft dergleichen Myrrhe gewesen, deren im Evangelio erwähnet wird, und welche die Weisen dem Heylande der Welt, nebst Gold und Weihrauch zugebracht. Es mag nun seyn, daß diese Myrrhe nicht gar lang gut bleibet, sondern harte wird, oder, weil sie weiter nicht mit Fleiß gesammlet wird; wir bekommen ihrer gar keine mehr.

Sie hatte eben solche Kraft und Tugend, als wie die Myrrhe hat, jedoch weil kräftiger.

Die Stacte, welche wir unterweilen bey den Kauffleuten zu sehen bekommen, ist gekünstelt: sie lassen Myrrhen in Oel zergehen, und mengen ein wenig Wachs darunter, damit sie als wie eine Salbe werde.

Stacte, sakhkte, kommt von sazo, stillo, weil diese Waare, wie ein Saft pflegt aus dem Baume zu rinnen.

Stamnum.

Stamnum,

Jupiter.

frantzösisch, Etain.

teutsch, Zinn.

Ist ein weichliches Metall, das sich vom Hammer leichtlich strecken läst, anbey schwefelig, weiß und gläntzend, etwas härter, als das Bley, zerfleust doch balde, wanns geschmoltzen wird: die Alten hiessens Plumbum album. Es wächst in England, in den Bergwercken, auch an andern Orten in Europa mehr, daher wir es in Mulden, wie das Bley bekommen. Zu Paris haben wir dessen dreyerley.

Die erste heist Etain plane, planiret Zinn, das ist ohn allen Zusatz, wie es aus der Grube kommt, und das rechte, warhaftige Zinn.

Das andre heisset Etain commun, gemeines Zinn, das ist planiret Zinn, Bley und Meßing mit einander vermischet.

Das dritte heist Etain sonnant, klingend, thönend Zinn; das ist ein Gemenge und Legirung von Zinn, Bismuth, Rösleinkupfer (Cuivre de Rosette) und etwas Zinck. Unterweilen wird Spiesglaskönig (Regulus Antimonii) drunter gemenget; bey welcher Gelegenheit nichts nicht von seinem schwefligen und brechen machenden Saltze zu besorgen, weil es figiret ist, und von der grossen Menge andrer Dinge, die drein gemenget sind, gleichsam verschlungen und vernichtet worden ist.

Das natürliche oder planirte Zinn klinget nicht, weil es zu weichlich ist und sich leicht biegen lässet. Damit es aber klingend werden möge, so gehöret eine Materie darzu, welche aus vesten und steiffen Theilgen bestehet, damit, wann drauf geschlagen wird, dieselben sich erschüttern und an einander stossen. Dieses geschiehet bey dem klingenden, oder so genannten englischen Zinne, welches mit Bißmuth, oder mit Spiesglas und Kupfer gehärtet und veste gemachet worden. Wann dieses Zinn recht schön ist und gebührend zugerichtet, so siehet es wie Silber aus.

Das geschlagene oder natürliche Zinn soll zu den Gebrechen der Leber und der Mutter dienen: es wird gefeilt und eingenommen.

Das Zinn dienet zum färben; dann, die Färber brauchen bey gewissen Fällen, z.E. wann sie Scharlach [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] doch ist gar keine Bewegung daran zu verspüren, woraus zu vermuthen wäre, daß dieser Cörper lebendig gewesen.

Noch ein Wassergewürme wird Squilla genannt, das siehet der Chevrette, d.i. diesem angeführten Seekrebse einiger massen gleich, nur daß es noch viel kleiner ist. Es giebet vielerley Arten desselben: einige sind mit dünnen und leichten, gelblichten oder weißlichten Schalen bedecket, die andern sind blos und platt: sie lauffen und schwimmen, wachsen in den Bächen und hängen sich an die Wurtzeln des Rohres und der Schwertlilien.

Sie eröffnen, dienen zum Steine und zum Sand und Gries, wann sie abgesotten und als ein Tranck gebrauchet werden.

Deshalben soll dieser Seekrebs Squilla seyn genennet worden, dieweil die Schalen einiger massen als wie die Schalen an der Scilla sehen.

Stachys.

Stachys Fuchsii, J. B.

Stachys major Germanica, C.B. Pit. Tournef.

Salvia sylvestris, Cæsalp.

Marrubium agreste vel 3. Trag.

Sphacelus, aliis Stachys, Guil.

teutsch, Roßpoley, riechender Andorn.

Ist ein Kraut, das bald aussiehet wie Marrubium: es treibet einen Hauffen Stengel auf ein Paar Schuhe hoch, die sind dick und viereckigt, knotig und rauch, weiß, als wie Sammt, inwendig voller Kern. Die Blätter stehen gegen einander über an den Knoten der Stengel, sehen wie die an dem Marubio, sind aber länger, weisser und raucher, am Rande zackigt und haben einen lieblichen Geruch. Die Blüten stehen um den Stengel rund herum, auf Art wie eine Aehre, zwischen den Blättern, auf den Spitzen, sind rauch und purperfarbig, bisweilen weiß. Eine iede ist formirt als wie ein kleiner Rachen, oder wie ein Röhrlein, das oben in zwey labia zerspaltet ist. Wann die Blüte gefallen, so folgen ihr vier Samenkörner, die sind fast gäntzlich rund und schwärtzlicht, stecken in einer Hülse, welche der Blumen Kelch gewesen. Die Wurtzel ist hart und holtzig, zaserig und gelbe. Das gantze Gewächs, giebt einen starcken Geruch von sich: wächst an bergichten, rauhen und wilden Orten: führet viel Saltz und kräftiges Oel: blühet im Sommer.

Es treibet den Harn und bey den Weibern die Zeit: es befördert die Geburt und Nachgeburt.

Stachys kommt von ςάχος, spica, Aehre, dieweil die Blüten dieses Krautes als wie an einer Aehre stehen.

Stacte.

Stacte,

Stacten,

Myrrha Stacte.

frantzösisch, Myrrhe liquide.

teutsch, flüßige oder weiche Myrrhe.

Ist eine Gattung Balsam, oder ein gummihaftiger, wolriechender Saft, der ehemahls von jungen Bäumen gesammlet wurde, welche die Myrrhe trugen, aus denen er ohne Schnitt von sich selbsten ronne. Diese Waare bewahreten die Alten, als einen köstlichen Schatz: und glaubeten, nicht ohne Grund, [Spaltenumbruch] daß dieser Saft dergleichen Myrrhe gewesen, deren im Evangelio erwähnet wird, und welche die Weisen dem Heylande der Welt, nebst Gold und Weihrauch zugebracht. Es mag nun seyn, daß diese Myrrhe nicht gar lang gut bleibet, sondern harte wird, oder, weil sie weiter nicht mit Fleiß gesammlet wird; wir bekommen ihrer gar keine mehr.

Sie hatte eben solche Kraft und Tugend, als wie die Myrrhe hat, jedoch weil kräftiger.

Die Stacte, welche wir unterweilen bey den Kauffleuten zu sehen bekommen, ist gekünstelt: sie lassen Myrrhen in Oel zergehen, und mengen ein wenig Wachs darunter, damit sie als wie eine Salbe werde.

Stacte, ςάχκτη, kommt von ςάζω, stillo, weil diese Waare, wie ein Saft pflegt aus dem Baume zu rinnen.

Stamnum.

Stamnum,

Jupiter.

frantzösisch, Etain.

teutsch, Zinn.

Ist ein weichliches Metall, das sich vom Hammer leichtlich strecken läst, anbey schwefelig, weiß und gläntzend, etwas härter, als das Bley, zerfleust doch balde, wanns geschmoltzen wird: die Alten hiessens Plumbum album. Es wächst in England, in den Bergwercken, auch an andern Orten in Europa mehr, daher wir es in Mulden, wie das Bley bekommen. Zu Paris haben wir dessen dreyerley.

Die erste heist Etain plané, planiret Zinn, das ist ohn allen Zusatz, wie es aus der Grube kommt, und das rechte, warhaftige Zinn.

Das andre heisset Etain commun, gemeines Zinn, das ist planiret Zinn, Bley und Meßing mit einander vermischet.

Das dritte heist Etain sonnant, klingend, thönend Zinn; das ist ein Gemenge und Legirung von Zinn, Bismuth, Rösleinkupfer (Cuivre de Rosette) und etwas Zinck. Unterweilen wird Spiesglaskönig (Regulus Antimonii) drunter gemenget; bey welcher Gelegenheit nichts nicht von seinem schwefligen und brechen machenden Saltze zu besorgen, weil es figiret ist, und von der grossen Menge andrer Dinge, die drein gemenget sind, gleichsam verschlungen und vernichtet worden ist.

Das natürliche oder planirte Zinn klinget nicht, weil es zu weichlich ist und sich leicht biegen lässet. Damit es aber klingend werden möge, so gehöret eine Materie darzu, welche aus vesten und steiffen Theilgen bestehet, damit, wann drauf geschlagen wird, dieselben sich erschüttern und an einander stossen. Dieses geschiehet bey dem klingenden, oder so genannten englischen Zinne, welches mit Bißmuth, oder mit Spiesglas und Kupfer gehärtet und veste gemachet worden. Wann dieses Zinn recht schön ist und gebührend zugerichtet, so siehet es wie Silber aus.

Das geschlagene oder natürliche Zinn soll zu den Gebrechen der Leber und der Mutter dienen: es wird gefeilt und eingenommen.

Das Zinn dienet zum färben; dann, die Färber brauchen bey gewissen Fällen, z.E. wann sie Scharlach [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0559"/><cb type="start"/>
doch ist gar keine Bewegung daran zu verspüren, woraus zu vermuthen wäre, daß dieser Cörper lebendig gewesen.</p><lb/>
          <p>Noch ein Wassergewürme wird <hi rendition="#i">Squilla</hi> genannt, das siehet der <hi rendition="#i">Chevrette,</hi> d.i. diesem angeführten Seekrebse einiger massen gleich, nur daß es noch viel kleiner ist. Es giebet vielerley Arten desselben: einige sind mit dünnen und leichten, gelblichten oder weißlichten Schalen bedecket, die andern sind blos und platt: sie lauffen und schwimmen, wachsen in den Bächen und hängen sich an die Wurtzeln des Rohres und der Schwertlilien.</p><lb/>
          <p>Sie eröffnen, dienen zum Steine und zum Sand und Gries, wann sie abgesotten und als ein Tranck gebrauchet werden.</p><lb/>
          <p>Deshalben soll dieser Seekrebs <hi rendition="#i">Squilla</hi> seyn genennet worden, dieweil die Schalen einiger massen als wie die Schalen an der <hi rendition="#i">Scilla</hi> sehen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Stachys.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Stachys</hi> Fuchsii, J. B</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Stachys major Germanica</hi>, C.B. Pit. Tournef</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Salvia sylvestris</hi>, Cæsalp</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Marrubium agreste vel 3</hi>. Trag</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Sphacelus, aliis Stachys</hi>, Guil</hi>.</p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Roßpoley, riechender Andorn.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Kraut, das bald aussiehet wie <hi rendition="#i">Marrubium:</hi> es treibet einen Hauffen Stengel auf ein Paar Schuhe hoch, die sind dick und viereckigt, knotig und rauch, weiß, als wie Sammt, inwendig voller Kern. Die Blätter stehen gegen einander über an den Knoten der Stengel, sehen wie die an dem <hi rendition="#i">Marubio,</hi> sind aber länger, weisser und raucher, am Rande zackigt und haben einen lieblichen Geruch. Die Blüten stehen um den Stengel rund herum, auf Art wie eine Aehre, zwischen den Blättern, auf den Spitzen, sind rauch und purperfarbig, bisweilen weiß. Eine iede ist formirt als wie ein kleiner Rachen, oder wie ein Röhrlein, das oben in zwey <hi rendition="#i">labia</hi> zerspaltet ist. Wann die Blüte gefallen, so folgen ihr vier Samenkörner, die sind fast gäntzlich rund und schwärtzlicht, stecken in einer Hülse, welche der Blumen Kelch gewesen. Die Wurtzel ist hart und holtzig, zaserig und gelbe. Das gantze Gewächs, giebt einen starcken Geruch von sich: wächst an <hi rendition="#fr">bergichten,</hi> rauhen und <hi rendition="#fr">wilden Orten:</hi> führet viel Saltz und kräftiges Oel: blühet im Sommer.</p><lb/>
          <p>Es treibet den Harn und bey den Weibern die Zeit: es befördert die Geburt und Nachgeburt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Stachys</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x03C2;&#x1F71;&#x03C7;&#x03BF;&#x03C2;, spica,</hi> <hi rendition="#fr">Aehre,</hi> dieweil die Blüten dieses Krautes als wie an einer Aehre stehen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Stacte.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Stacte</hi></hi>,</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Stacten</hi></hi>,</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Myrrha Stacte.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrrhe liquide.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">flüßige</hi> oder <hi rendition="#fr">weiche Myrrhe.</hi></p><lb/>
          <p>Ist eine Gattung Balsam, oder ein gummihaftiger, wolriechender Saft, der ehemahls von jungen Bäumen gesammlet wurde, welche die Myrrhe trugen, aus denen er ohne Schnitt von sich selbsten ronne. Diese Waare bewahreten die Alten, als einen köstlichen Schatz: und glaubeten, nicht ohne Grund, <cb/>
daß dieser Saft dergleichen Myrrhe gewesen, deren im Evangelio erwähnet wird, und welche die Weisen dem Heylande der Welt, nebst Gold und Weihrauch zugebracht. Es mag nun seyn, daß diese Myrrhe nicht gar lang gut bleibet, sondern harte wird, oder, weil sie weiter nicht mit Fleiß gesammlet wird; wir bekommen ihrer gar keine mehr.</p><lb/>
          <p>Sie hatte eben solche Kraft und Tugend, als wie die Myrrhe hat, jedoch weil kräftiger.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#i">Stacte,</hi> welche wir unterweilen bey den Kauffleuten zu sehen bekommen, ist gekünstelt: sie lassen Myrrhen in Oel zergehen, und mengen ein wenig Wachs darunter, damit sie als wie eine Salbe werde.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Stacte, &#x03C2;&#x1F71;&#x03C7;&#x03BA;&#x03C4;&#x03B7;,</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x03C2;&#x1F71;&#x03B6;&#x03C9;, stillo,</hi> weil diese Waare, wie ein Saft pflegt aus dem Baume zu rinnen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Stamnum.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Stamnum</hi></hi>,</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Jupiter.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Etain.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Zinn.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein weichliches Metall, das sich vom Hammer leichtlich strecken läst, anbey schwefelig, weiß und gläntzend, etwas härter, als das Bley, zerfleust doch balde, wanns geschmoltzen wird: die Alten hiessens <hi rendition="#i">Plumbum album.</hi> Es wächst in <hi rendition="#fr">England,</hi> in den Bergwercken, auch an andern Orten in <hi rendition="#fr">Europa</hi> mehr, daher wir es in Mulden, wie das Bley bekommen. Zu Paris haben wir dessen dreyerley.</p><lb/>
          <p>Die erste heist <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Etain plané</hi></hi>, <hi rendition="#fr">planiret Zinn,</hi> das ist ohn allen Zusatz, wie es aus der Grube kommt, und das rechte, warhaftige Zinn.</p><lb/>
          <p>Das andre heisset <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Etain commun</hi></hi>, <hi rendition="#fr">gemeines Zinn,</hi> das ist planiret Zinn, Bley und Meßing mit einander vermischet.</p><lb/>
          <p>Das dritte heist <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Etain sonnant</hi></hi>, <hi rendition="#fr">klingend, thönend Zinn;</hi> das ist ein Gemenge und Legirung von Zinn, Bismuth, Rösleinkupfer <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">(Cuivre de Rosette)</hi></hi> und etwas Zinck. Unterweilen wird Spiesglaskönig <hi rendition="#i">(Regulus Antimonii)</hi> drunter gemenget; bey welcher Gelegenheit nichts nicht von seinem schwefligen und brechen machenden Saltze zu besorgen, weil es figiret ist, und von der grossen Menge andrer Dinge, die drein gemenget sind, gleichsam verschlungen und vernichtet worden ist.</p><lb/>
          <p>Das natürliche oder planirte Zinn klinget nicht, weil es zu weichlich ist und sich leicht biegen lässet. Damit es aber klingend werden möge, so gehöret eine Materie darzu, welche aus vesten und steiffen Theilgen bestehet, damit, wann drauf geschlagen wird, dieselben sich erschüttern und an einander stossen. Dieses geschiehet bey dem klingenden, oder so genannten englischen Zinne, welches mit Bißmuth, oder mit Spiesglas und Kupfer gehärtet und veste gemachet worden. Wann dieses Zinn recht schön ist und gebührend zugerichtet, so siehet es wie Silber aus.</p><lb/>
          <p>Das geschlagene oder natürliche Zinn soll zu den Gebrechen der Leber und der Mutter dienen: es wird gefeilt und eingenommen.</p><lb/>
          <p>Das Zinn dienet zum färben; dann, die Färber brauchen bey gewissen Fällen, z.E. wann sie Scharlach <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0559] doch ist gar keine Bewegung daran zu verspüren, woraus zu vermuthen wäre, daß dieser Cörper lebendig gewesen. Noch ein Wassergewürme wird Squilla genannt, das siehet der Chevrette, d.i. diesem angeführten Seekrebse einiger massen gleich, nur daß es noch viel kleiner ist. Es giebet vielerley Arten desselben: einige sind mit dünnen und leichten, gelblichten oder weißlichten Schalen bedecket, die andern sind blos und platt: sie lauffen und schwimmen, wachsen in den Bächen und hängen sich an die Wurtzeln des Rohres und der Schwertlilien. Sie eröffnen, dienen zum Steine und zum Sand und Gries, wann sie abgesotten und als ein Tranck gebrauchet werden. Deshalben soll dieser Seekrebs Squilla seyn genennet worden, dieweil die Schalen einiger massen als wie die Schalen an der Scilla sehen. Stachys. Stachys Fuchsii, J. B. Stachys major Germanica, C.B. Pit. Tournef. Salvia sylvestris, Cæsalp. Marrubium agreste vel 3. Trag. Sphacelus, aliis Stachys, Guil. teutsch, Roßpoley, riechender Andorn. Ist ein Kraut, das bald aussiehet wie Marrubium: es treibet einen Hauffen Stengel auf ein Paar Schuhe hoch, die sind dick und viereckigt, knotig und rauch, weiß, als wie Sammt, inwendig voller Kern. Die Blätter stehen gegen einander über an den Knoten der Stengel, sehen wie die an dem Marubio, sind aber länger, weisser und raucher, am Rande zackigt und haben einen lieblichen Geruch. Die Blüten stehen um den Stengel rund herum, auf Art wie eine Aehre, zwischen den Blättern, auf den Spitzen, sind rauch und purperfarbig, bisweilen weiß. Eine iede ist formirt als wie ein kleiner Rachen, oder wie ein Röhrlein, das oben in zwey labia zerspaltet ist. Wann die Blüte gefallen, so folgen ihr vier Samenkörner, die sind fast gäntzlich rund und schwärtzlicht, stecken in einer Hülse, welche der Blumen Kelch gewesen. Die Wurtzel ist hart und holtzig, zaserig und gelbe. Das gantze Gewächs, giebt einen starcken Geruch von sich: wächst an bergichten, rauhen und wilden Orten: führet viel Saltz und kräftiges Oel: blühet im Sommer. Es treibet den Harn und bey den Weibern die Zeit: es befördert die Geburt und Nachgeburt. Stachys kommt von ςάχος, spica, Aehre, dieweil die Blüten dieses Krautes als wie an einer Aehre stehen. Stacte. Stacte, Stacten, Myrrha Stacte. frantzösisch, Myrrhe liquide. teutsch, flüßige oder weiche Myrrhe. Ist eine Gattung Balsam, oder ein gummihaftiger, wolriechender Saft, der ehemahls von jungen Bäumen gesammlet wurde, welche die Myrrhe trugen, aus denen er ohne Schnitt von sich selbsten ronne. Diese Waare bewahreten die Alten, als einen köstlichen Schatz: und glaubeten, nicht ohne Grund, daß dieser Saft dergleichen Myrrhe gewesen, deren im Evangelio erwähnet wird, und welche die Weisen dem Heylande der Welt, nebst Gold und Weihrauch zugebracht. Es mag nun seyn, daß diese Myrrhe nicht gar lang gut bleibet, sondern harte wird, oder, weil sie weiter nicht mit Fleiß gesammlet wird; wir bekommen ihrer gar keine mehr. Sie hatte eben solche Kraft und Tugend, als wie die Myrrhe hat, jedoch weil kräftiger. Die Stacte, welche wir unterweilen bey den Kauffleuten zu sehen bekommen, ist gekünstelt: sie lassen Myrrhen in Oel zergehen, und mengen ein wenig Wachs darunter, damit sie als wie eine Salbe werde. Stacte, ςάχκτη, kommt von ςάζω, stillo, weil diese Waare, wie ein Saft pflegt aus dem Baume zu rinnen. Stamnum. Stamnum, Jupiter. frantzösisch, Etain. teutsch, Zinn. Ist ein weichliches Metall, das sich vom Hammer leichtlich strecken läst, anbey schwefelig, weiß und gläntzend, etwas härter, als das Bley, zerfleust doch balde, wanns geschmoltzen wird: die Alten hiessens Plumbum album. Es wächst in England, in den Bergwercken, auch an andern Orten in Europa mehr, daher wir es in Mulden, wie das Bley bekommen. Zu Paris haben wir dessen dreyerley. Die erste heist Etain plané, planiret Zinn, das ist ohn allen Zusatz, wie es aus der Grube kommt, und das rechte, warhaftige Zinn. Das andre heisset Etain commun, gemeines Zinn, das ist planiret Zinn, Bley und Meßing mit einander vermischet. Das dritte heist Etain sonnant, klingend, thönend Zinn; das ist ein Gemenge und Legirung von Zinn, Bismuth, Rösleinkupfer (Cuivre de Rosette) und etwas Zinck. Unterweilen wird Spiesglaskönig (Regulus Antimonii) drunter gemenget; bey welcher Gelegenheit nichts nicht von seinem schwefligen und brechen machenden Saltze zu besorgen, weil es figiret ist, und von der grossen Menge andrer Dinge, die drein gemenget sind, gleichsam verschlungen und vernichtet worden ist. Das natürliche oder planirte Zinn klinget nicht, weil es zu weichlich ist und sich leicht biegen lässet. Damit es aber klingend werden möge, so gehöret eine Materie darzu, welche aus vesten und steiffen Theilgen bestehet, damit, wann drauf geschlagen wird, dieselben sich erschüttern und an einander stossen. Dieses geschiehet bey dem klingenden, oder so genannten englischen Zinne, welches mit Bißmuth, oder mit Spiesglas und Kupfer gehärtet und veste gemachet worden. Wann dieses Zinn recht schön ist und gebührend zugerichtet, so siehet es wie Silber aus. Das geschlagene oder natürliche Zinn soll zu den Gebrechen der Leber und der Mutter dienen: es wird gefeilt und eingenommen. Das Zinn dienet zum färben; dann, die Färber brauchen bey gewissen Fällen, z.E. wann sie Scharlach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/559
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/559>, abgerufen am 22.11.2024.