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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] wie ein Ey, zu Anfang grün, wird aber nach und nach immer schwärtzer, und siehet auf der einen Seite aus, als ob eine Naat drauf wäre. Sie schmecken übrigens gar heftig bitter: ist mit einer harten Schale überzogen, und beschliesset ein Samenkorn oder gelblichten Kern, welcher sehr häßlich schmeckt, bitterlich und etwas anziehend.

Dieser Kern oder Korn wird gestossen, und für die Würmer eingegeben, doch muß man allezeit unter einen Scrupel geben, dann, wo man darüber giebt, so soll es als ein Gift und tödtlich seyn.

Die Rinde, das Holtz und die Frucht von diesem Baume sind so bitter, als wie Aloe, und wird dadurch von einer andern Gattung der Andira unterschieden, die ihr sonst in allen Stücken gleichet, ausser daß sie gantz und gar keinen Geschmack nicht hat. Das Wild frist diese Frucht und mästet sich damit.

Andira Animal.

Andira, sive Andira guacu, G. Pis. sind Fledermäuse in Brasilien: die grössesten sind als wie bey uns die Tauben. Sie werden gehörnte Fledermäuse, frantzösisch, Chauve-souris cornus, genennet, von wegen des Busches, den sie über der Nase haben, und nach Belieben ziehen können. Ihre Flügel sind mehr als ein halber Schuh lang, ihre Farbe ist aschengrau: sie haben breite Ohren und weisse Zähne: an den Füssen haben sie fünff Zehen und daran spitzige Klauen. Sie verfolgen alle und jede Thiere, und saugen ihnen das Blut aus, wenn sie sie ertappen mögen. Ja sie sind so gefährlich, daß sie sich des Nachtes zu den Leuten in die Betten schleichen, und denen darinne schlafenden die Adern an den Füssen so gelinde öffnen, daß sie dessen nicht gewahr werden, bis das Geblüt in die Betten läufft: welches dann mit grosser Mühe kan gestillet werden.

Die Einwohner zehlen die Zunge und das Hertze der Fledermäuse unter den Gift.

Androsace.

Androsace altera, Matthioli, Clus. Hist. J.B. sive

Alsine affinis Androsace dicta major, J.B.

Androsace vulgaris latifolia annua, J. Tournef.

Ist ein Gewächs, welches einen Hauffen Stengel, etwa des halben Fusses hoch treibet, die sind rauch, und theilen sich oben in den Spitzen in sechs oder sieben Stück, auf Art der Umbellen. Die Blätter sind lang und breit, rauch und so adricht, wie der Wegbreit, und herum ausgezackt, und breiten sich auf der Erde aus. Die Blüte ist klein, und weiß, oben ausgeschweifft und fünffmahl zerschnitten. Wann dieselbige vergangen, so folget die kleine kugelrunde Frucht, in Grösse einer Erbse, die enthält viel röthlicht- und länglichte Samen. Die Wurtzel ist dünn und zasericht. Es wächset an der See, unter dem Getreyde, und im Holtze: und führet viel Oel.

Sie eröffnet, ist gut zur Wassersucht, Verhaltung des Urins und dem Zipperlein.

Androsace, quasi andri akos pherousa, zur Wassersucht und Podagra dienlich.

Androsaemum.

Androsaemum, Dod.

Androsaemum marinum frutescens, C.B.

Clymenum, Ang. Ges.

Siciliana, alias Ciciliana vel Androsemum, J.B.

Siciliana, Ges. Hort.

[Spaltenumbruch]

Herba Siciliana. Taber.

frantzösisch, Toute-saine.

teutsch, Cunradskraut.

Das ist ein Gewächs, welches einen Hauffen Stengel treibet, zu zwey und drey Schuhen hoch, die sind röthlicht, rund, holtzicht und hart, insonderheit nach unten zu. Die Blätter sind lang, dem Johannskraute nicht unähnlich, jedoch wohl drey oder viermahl noch so groß, grün von Farbe, zu Anfang des Sommers braun, und gegen den Herbst hin roth. Die Blüten wachsen oben auf den Spitzen der Zweige, sehen gelb, sind aber viel grösser und schöner, als die am Johanniskraute: darauf folget eine kleine Frucht oder Beere, die wird schwartz, wann sie reiffet, und beschleust zarte braune Samen. Die Wurtzel ist lang, und holtzicht. Das gantze Gewächs schmeckt hartzig: und wächst auf den Inseln, und in den Gärten. Von dem Hypericon und Ascyrum ist es darinn unterschieden, daß es mehr Zweige hat, als wie ein Sträuchlein. Es führet viel Oel, nicht eben so viel Saltz und Feuchtigkeit.

Es wird auch tota sana, frantzösisch, toute saine, genannt: weil es zu allen Kranckheiten dienlich erachtet wird.

Es eröffnet, dienet zu den Wunden und Schäden, zertheilet, ist gut wider den Stein, die Winde zu vertreiben, wider die böse Luft, und die Raserey zu verhüten. Es wird innerlich und äusserlich gebraucht.

Androsaemum komt von dem griechischen andros, des Mannes, dann es der Genitivus des Wortes aner, der Mann, ist, und aima, sanguis, Blut, weil das Gewächse, welches die Alten Androsaemum genennet, einen blutrothen Saft gegeben.

Anemone.

Anemone, frantzösisch Anemone, teutsch auch Anemone, Anemonenröslein, ist ein Gewächs, davon es zwey Hauptsorten giebet, eine zahme und eine wilde. Beyde aber werden wiederum in sehr viel Arten eingetheilet, insonderheit die erstere, welche wegen ihrer schönen Blumen mit sonderlichem Fleisse in den Gärten gebauet wird. Sie treiben aus ihren Wurtzeln schier gantz runde Blätter, den Blättern am Schweinbrod nicht ungleich, oder wie das Pappelkraut und Storchschnabel, oder am Sanicul, an einen sind sie breit, an den andern aber schmal und klein; an einigen gar tieff eingeschnitten, an etlichen nur ein wenig zerkerbet; alle aber sitzen an ihren Stielen. Mitten zwischen den Blättern erheben sich die kleinen Stengel, die sind bis an die Helffte hinauf blos und ohne Blätter, an diesem Orte aber sind sie mit drey Blättern, wie mit einem Kragen umgeben. Die Stengel tragen auf ihrer Spitze ein ieder eine schöne, breit und runde, aus vielen Blättern, in Rosenform bestehende Blume, welche hol oder gefüllet ist, weiß oder gelb siehet, purpur oder fleischfarben, blau oder violet, roth oder bunt, auch vielmahls mit [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] wie ein Ey, zu Anfang grün, wird aber nach und nach immer schwärtzer, und siehet auf der einen Seite aus, als ob eine Naat drauf wäre. Sie schmecken übrigens gar heftig bitter: ist mit einer harten Schale überzogen, und beschliesset ein Samenkorn oder gelblichten Kern, welcher sehr häßlich schmeckt, bitterlich und etwas anziehend.

Dieser Kern oder Korn wird gestossen, und für die Würmer eingegeben, doch muß man allezeit unter einen Scrupel geben, dann, wo man darüber giebt, so soll es als ein Gift und tödtlich seyn.

Die Rinde, das Holtz und die Frucht von diesem Baume sind so bitter, als wie Aloe, und wird dadurch von einer andern Gattung der Andira unterschieden, die ihr sonst in allen Stücken gleichet, ausser daß sie gantz und gar keinen Geschmack nicht hat. Das Wild frist diese Frucht und mästet sich damit.

Andira Animal.

Andira, sive Andira guacu, G. Pis. sind Fledermäuse in Brasilien: die grössesten sind als wie bey uns die Tauben. Sie werden gehörnte Fledermäuse, frantzösisch, Chauve-souris cornus, genennet, von wegen des Busches, den sie über der Nase haben, und nach Belieben ziehen können. Ihre Flügel sind mehr als ein halber Schuh lang, ihre Farbe ist aschengrau: sie haben breite Ohren und weisse Zähne: an den Füssen haben sie fünff Zehen und daran spitzige Klauen. Sie verfolgen alle und jede Thiere, und saugen ihnen das Blut aus, wenn sie sie ertappen mögen. Ja sie sind so gefährlich, daß sie sich des Nachtes zu den Leuten in die Betten schleichen, und denen darinne schlafenden die Adern an den Füssen so gelinde öffnen, daß sie dessen nicht gewahr werden, bis das Geblüt in die Betten läufft: welches dann mit grosser Mühe kan gestillet werden.

Die Einwohner zehlen die Zunge und das Hertze der Fledermäuse unter den Gift.

Androsace.

Androsace altera, Matthioli, Clus. Hist. J.B. sive

Alsine affinis Androsace dicta major, J.B.

Androsace vulgaris latifolia annua, J. Tournef.

Ist ein Gewächs, welches einen Hauffen Stengel, etwa des halben Fusses hoch treibet, die sind rauch, und theilen sich oben in den Spitzen in sechs oder sieben Stück, auf Art der Umbellen. Die Blätter sind lang und breit, rauch und so adricht, wie der Wegbreit, und herum ausgezackt, und breiten sich auf der Erde aus. Die Blüte ist klein, und weiß, oben ausgeschweifft und fünffmahl zerschnitten. Wann dieselbige vergangen, so folget die kleine kugelrunde Frucht, in Grösse einer Erbse, die enthält viel röthlicht- und länglichte Samen. Die Wurtzel ist dünn und zasericht. Es wächset an der See, unter dem Getreyde, und im Holtze: und führet viel Oel.

Sie eröffnet, ist gut zur Wassersucht, Verhaltung des Urins und dem Zipperlein.

Androsace, quasi ἀνδρὶ ἄκος φέρουσα, zur Wassersucht und Podagra dienlich.

Androsæmum.

Androsæmum, Dod.

Androsæmum marinum frutescens, C.B.

Clymenum, Ang. Ges.

Siciliana, alias Ciciliana vel Androsemum, J.B.

Siciliana, Ges. Hort.

[Spaltenumbruch]

Herba Siciliana. Taber.

frantzösisch, Toute-saine.

teutsch, Cunradskraut.

Das ist ein Gewächs, welches einen Hauffen Stengel treibet, zu zwey und drey Schuhen hoch, die sind röthlicht, rund, holtzicht und hart, insonderheit nach unten zu. Die Blätter sind lang, dem Johannskraute nicht unähnlich, jedoch wohl drey oder viermahl noch so groß, grün von Farbe, zu Anfang des Sommers braun, und gegen den Herbst hin roth. Die Blüten wachsen oben auf den Spitzen der Zweige, sehen gelb, sind aber viel grösser und schöner, als die am Johanniskraute: darauf folget eine kleine Frucht oder Beere, die wird schwartz, wann sie reiffet, und beschleust zarte braune Samen. Die Wurtzel ist lang, und holtzicht. Das gantze Gewächs schmeckt hartzig: und wächst auf den Inseln, und in den Gärten. Von dem Hypericon und Ascyrum ist es darinn unterschieden, daß es mehr Zweige hat, als wie ein Sträuchlein. Es führet viel Oel, nicht eben so viel Saltz und Feuchtigkeit.

Es wird auch tota sana, frantzösisch, toute saine, genannt: weil es zu allen Kranckheiten dienlich erachtet wird.

Es eröffnet, dienet zu den Wunden und Schäden, zertheilet, ist gut wider den Stein, die Winde zu vertreiben, wider die böse Luft, und die Raserey zu verhüten. Es wird innerlich und äusserlich gebraucht.

Androsæmum kom̅t von dem griechischen ἀνδρὸς, des Mannes, dann es der Genitivus des Wortes ἀνὴρ, der Mann, ist, und ἂιμα, sanguis, Blut, weil das Gewächse, welches die Alten Androsæmum genennet, einen blutrothen Saft gegeben.

Anemone.

Anemone, frantzösisch Anemone, teutsch auch Anemone, Anemonenröslein, ist ein Gewächs, davon es zwey Hauptsorten giebet, eine zahme und eine wilde. Beyde aber werden wiederum in sehr viel Arten eingetheilet, insonderheit die erstere, welche wegen ihrer schönen Blumen mit sonderlichem Fleisse in den Gärten gebauet wird. Sie treiben aus ihren Wurtzeln schier gantz runde Blätter, den Blättern am Schweinbrod nicht ungleich, oder wie das Pappelkraut und Storchschnabel, oder am Sanicul, an einen sind sie breit, an den andern aber schmal und klein; an einigen gar tieff eingeschnitten, an etlichen nur ein wenig zerkerbet; alle aber sitzen an ihren Stielen. Mitten zwischen den Blättern erheben sich die kleinen Stengel, die sind bis an die Helffte hinauf blos und ohne Blätter, an diesem Orte aber sind sie mit drey Blättern, wie mit einem Kragen umgeben. Die Stengel tragen auf ihrer Spitze ein ieder eine schöne, breit und runde, aus vielen Blättern, in Rosenform bestehende Blume, welche hol oder gefüllet ist, weiß oder gelb siehet, purpur oder fleischfarben, blau oder violet, roth oder bunt, auch vielmahls mit [Ende Spaltensatz]

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[0050] wie ein Ey, zu Anfang grün, wird aber nach und nach immer schwärtzer, und siehet auf der einen Seite aus, als ob eine Naat drauf wäre. Sie schmecken übrigens gar heftig bitter: ist mit einer harten Schale überzogen, und beschliesset ein Samenkorn oder gelblichten Kern, welcher sehr häßlich schmeckt, bitterlich und etwas anziehend. Dieser Kern oder Korn wird gestossen, und für die Würmer eingegeben, doch muß man allezeit unter einen Scrupel geben, dann, wo man darüber giebt, so soll es als ein Gift und tödtlich seyn. Die Rinde, das Holtz und die Frucht von diesem Baume sind so bitter, als wie Aloe, und wird dadurch von einer andern Gattung der Andira unterschieden, die ihr sonst in allen Stücken gleichet, ausser daß sie gantz und gar keinen Geschmack nicht hat. Das Wild frist diese Frucht und mästet sich damit. Andira Animal. Andira, sive Andira guacu, G. Pis. sind Fledermäuse in Brasilien: die grössesten sind als wie bey uns die Tauben. 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Ist ein Gewächs, welches einen Hauffen Stengel, etwa des halben Fusses hoch treibet, die sind rauch, und theilen sich oben in den Spitzen in sechs oder sieben Stück, auf Art der Umbellen. Die Blätter sind lang und breit, rauch und so adricht, wie der Wegbreit, und herum ausgezackt, und breiten sich auf der Erde aus. Die Blüte ist klein, und weiß, oben ausgeschweifft und fünffmahl zerschnitten. Wann dieselbige vergangen, so folget die kleine kugelrunde Frucht, in Grösse einer Erbse, die enthält viel röthlicht- und länglichte Samen. Die Wurtzel ist dünn und zasericht. Es wächset an der See, unter dem Getreyde, und im Holtze: und führet viel Oel. Sie eröffnet, ist gut zur Wassersucht, Verhaltung des Urins und dem Zipperlein. Androsace, quasi ἀνδρὶ ἄκος φέρουσα, zur Wassersucht und Podagra dienlich. Androsæmum. Androsæmum, Dod. Androsæmum marinum frutescens, C.B. Clymenum, Ang. Ges. Siciliana, alias Ciciliana vel Androsemum, J.B. Siciliana, Ges. Hort. Herba Siciliana. 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Sie treiben aus ihren Wurtzeln schier gantz runde Blätter, den Blättern am Schweinbrod nicht ungleich, oder wie das Pappelkraut und Storchschnabel, oder am Sanicul, an einen sind sie breit, an den andern aber schmal und klein; an einigen gar tieff eingeschnitten, an etlichen nur ein wenig zerkerbet; alle aber sitzen an ihren Stielen. Mitten zwischen den Blättern erheben sich die kleinen Stengel, die sind bis an die Helffte hinauf blos und ohne Blätter, an diesem Orte aber sind sie mit drey Blättern, wie mit einem Kragen umgeben. Die Stengel tragen auf ihrer Spitze ein ieder eine schöne, breit und runde, aus vielen Blättern, in Rosenform bestehende Blume, welche hol oder gefüllet ist, weiß oder gelb siehet, purpur oder fleischfarben, blau oder violet, roth oder bunt, auch vielmahls mit

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/50>, abgerufen am 24.11.2024.