Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.[Beginn Spaltensatz]
Ist ein Gewächse, das aus seiner Wurtzel Blätter treibet, dem Veilgenkraute nicht unähnlich, mit einigen schwartzen Flecken gezeichnet, die stehen auf langen Stielen. Zwischen ihnen steiget ein Stengel auf anderthalben Fuß empor, der ist eckigt und hol, giebt eine Milch, ist mit länglichten und schmalen Blättern besetzet, und trägt auf seiner Spitze eine Aehre mit schönen blauen purperfarbigen oder weissen Blumen. Jedwede Blume, spricht Tournefort, ist ein Stiel, der insgemein, als wie ein Stern, in fünff Strahlen zerschnitten ist. Wann die Blumen abgefallen, so folgen kleine Früchte, deren jedwede in drey Fächlein abgetheilet ist, darinnen harte, röthlichte und gläntzende Samenkörnlein liegen. Seine Wurtzeln sind formiret wie kleine weisse Rüben, die gut zum Essen taugen. Dieses Gewächse wächst an schattigen und feuchten Orten: es führet viel Oel, nicht eben gar viel sal essentiale. Die Wurtzeln reinigen, eröffnen, kühlen, sind gut zum bösen Halse. Rapunculus kommt von rapa, Rübe, dieweil dieses Gewächses Wurtzel schier eine solche Gestalt hat wie die gemeinen Rüben. Alopecuros kommt von alopex, vulpes, Fuchs, und oura, cauda, Schwantz, dieweil die Blüten an der Aehre, wenn sie sich aufgethan, weich und rauch sind. Rapunculus Esculentus. Rapunculus esculentus, C.B. Raji Hist. Rapunculus esculentus vulgaris, Park. Campanula radice esculenta flore caeculeo, Pit. Tournefort. Rapunculus vulgaris esculentus, J. B. Rapunculum vulgare, Trag. Rapuntium parvum, Ger. frantzösisch, Reponse. teutsch, Rapuntzel. Ist eine Gattung der Campanula, oder ein Kraut, daß einen oder auch mehr Stengel treibet, zu zwey Fuß hoch, die sind gantz schwanck und eckigt, streiffig und rauch, mit schmalen, spitzigen Blättern, ohne Stiel, besetzt, die geben eine Milch. Die Blüten wachsen oben an den Spitzen, auf kleinen Zweiglein und sitzen an langen Stielen. Jedwede dieser Blume ist, nach Tourneforts Erachten, eine Glocke, die oben ausgeschweifft und insgemeine an dem Rande fünffmahl zerschnitten ist, von Farbe blau oder purpurhaftig, bisweilen weiß, stehet auf einem fünffmahl zerkerbten Kelche. Wann die Blüte vergangen ist, so folget eine häutige Frucht, die in drey Fächlein abgetheilet, welche die zarten gläntzenden Samen beschliessen. Die Wurtzeln sind lang und dick, als wie der kleine Finger, weiß und gut zu essen. Dieses Kraut, wird in den Gärten gebauet, und samt der Wurtzel, wann es noch fein zarte ist, gesamlet, und zum Salat gebraucht. Es führet viel sal essentiale und Oel. Es eröffnet, ist gut zum Stein, zum Sand und [Spaltenumbruch] Gries, es fördert die Verdauung, stärcket den Magen, widerstehet den Gifft. Rapunculus, Rapunculum, Rapuntium, quasi parvum Rapum, weil dieses Krautes Wurtzel als wie ein kleines Rüblein siehet. Campanula, quasi campana parva, dieweil die Blüte der Rapuntzel formiret ist wie eine kleine Glocke. Reponse kommt von Rapuntium. Realgal. Realgal. Reisgal. Risalgaltum. Sandarcha Graecorum. frantzösisch, Realgal. Arsenic rouge. Orpinrouge. teutsch, rother Arsenic. Ist calcinirtes Operment; und es giebet dessen zweyerley Sorten, natürliches und durch die Kunst bereitetes. Der natürliche ist in der Erde durch das unterirdische Feuer calciniret worden. Der durch Kunst bereitete aber ist gantz gemeine und ein Gemenge von gelben oder citrongelben Operment, welches gleichfals durch Kunst bereitet worden, und etwas Kupferertz, das die Teutschen Kupfernickel zu nennen pflegen; die werden durch gemeines Feuer so lange calciniret, bis daß sie gantz roth worden. Der natürliche rothe Arsenic findet sich in den Kupferbergwercken, und der andere wird in Teutschland bey dem Meißnischen Bergwercken bereitet. Eine wie die andere sollen schöne, dicht und schwere, gläntzende und gleissende Stücken seyn, die eine schöne rothe Farbe haben. Sie dienen zur Mahlerey, nachdem sie zarte abgerieben worden. Man kan sie auch gebrauchen und die Haare damit wegbringen, wann man sie mit Kalch und Wasser sieden läst. Der rothe Arsenic führet von Natur ein sehr scharffes, corrosivisches oder ätzendes Saltz bey sich, welches in Schwefel und Erde verborgen stecket. Es ist dieses Mineral eine Gattung Arsenic, und folglich auch ein Gift. Es ist wohl wircklich nicht so starck als wie der weisse, jedennoch soll man es zur Artzney durchaus nicht gebrauchen, ohne zu einigen äusserlichen Mitteln; und würde eine grosse Verwegenheit seyn, wann man auch das geringste wolte innerlich gebrauchen lassen. Sandaracha kommt von sandux, minium, Minie: diesen Namen hat der rothe Arsenic darum bekommen, weil er, der Farbe nach, der Minie in etwas ähnlich ist. Reduvius. Reduvius ist eine Gattung der Plattläuse, oder ein kleines plattes Gewürme, so dick als eine Laus, hat eine Gestalt bald als ein rhombus, oder ein geschobenes Viereck. Sein Schnabel ist länglicht: der Rücken sieht aschenfarbig und ist mit drey schwartzen Puncten gezeichnet. Es hat sechs Füsse, die sehen dunckelroth. Es wächset in den Haaren der Ochsen, der Ziegen und der Schafe, auch wol selbst auf den Menschen. Es häckelt seine Füßlein in das Fleisch ein und saugt das Blut heraus, dadurch entsteht ein grosses jucken und oftmahls [Ende Spaltensatz] [Beginn Spaltensatz]
Ist ein Gewächse, das aus seiner Wurtzel Blätter treibet, dem Veilgenkraute nicht unähnlich, mit einigen schwartzen Flecken gezeichnet, die stehen auf langen Stielen. Zwischen ihnen steiget ein Stengel auf anderthalben Fuß empor, der ist eckigt und hol, giebt eine Milch, ist mit länglichten und schmalen Blättern besetzet, und trägt auf seiner Spitze eine Aehre mit schönen blauen purperfarbigen oder weissen Blumen. Jedwede Blume, spricht Tournefort, ist ein Stiel, der insgemein, als wie ein Stern, in fünff Strahlen zerschnitten ist. Wann die Blumen abgefallen, so folgen kleine Früchte, deren jedwede in drey Fächlein abgetheilet ist, darinnen harte, röthlichte und gläntzende Samenkörnlein liegen. Seine Wurtzeln sind formiret wie kleine weisse Rüben, die gut zum Essen taugen. Dieses Gewächse wächst an schattigen und feuchten Orten: es führet viel Oel, nicht eben gar viel sal essentiale. Die Wurtzeln reinigen, eröffnen, kühlen, sind gut zum bösen Halse. Rapunculus kommt von rapa, Rübe, dieweil dieses Gewächses Wurtzel schier eine solche Gestalt hat wie die gemeinen Rüben. Alopecuros kommt von ἀλώπηξ, vulpes, Fuchs, und οῦρα, cauda, Schwantz, dieweil die Blüten an der Aehre, wenn sie sich aufgethan, weich und rauch sind. Rapunculus Esculentus. Rapunculus esculentus, C.B. Raji Hist. Rapunculus esculentus vulgaris, Park. Campanula radice esculenta flore cæculeo, Pit. Tournefort. Rapunculus vulgaris esculentus, J. B. Rapunculum vulgare, Trag. Rapuntium parvum, Ger. frantzösisch, Réponse. teutsch, Rapuntzel. Ist eine Gattung der Campanula, oder ein Kraut, daß einen oder auch mehr Stengel treibet, zu zwey Fuß hoch, die sind gantz schwanck und eckigt, streiffig und rauch, mit schmalen, spitzigen Blättern, ohne Stiel, besetzt, die geben eine Milch. Die Blüten wachsen oben an den Spitzen, auf kleinen Zweiglein und sitzen an langen Stielen. Jedwede dieser Blume ist, nach Tourneforts Erachten, eine Glocke, die oben ausgeschweifft und insgemeine an dem Rande fünffmahl zerschnitten ist, von Farbe blau oder purpurhaftig, bisweilen weiß, stehet auf einem fünffmahl zerkerbten Kelche. Wann die Blüte vergangen ist, so folget eine häutige Frucht, die in drey Fächlein abgetheilet, welche die zarten gläntzenden Samen beschliessen. Die Wurtzeln sind lang und dick, als wie der kleine Finger, weiß und gut zu essen. Dieses Kraut, wird in den Gärten gebauet, und samt der Wurtzel, wann es noch fein zarte ist, gesam̅let, und zum Salat gebraucht. Es führet viel sal essentiale und Oel. Es eröffnet, ist gut zum Stein, zum Sand und [Spaltenumbruch] Gries, es fördert die Verdauung, stärcket den Magen, widerstehet den Gifft. Rapunculus, Rapunculum, Rapuntium, quasi parvum Rapum, weil dieses Krautes Wurtzel als wie ein kleines Rüblein siehet. Campanula, quasi campana parva, dieweil die Blüte der Rapuntzel formiret ist wie eine kleine Glocke. Réponse kommt von Rapuntium. Realgal. Realgal. Reisgal. Risalgaltum. Sandarcha Græcorum. frantzösisch, Realgal. Arsenic rouge. Orpinrouge. teutsch, rother Arsenic. Ist calcinirtes Operment; und es giebet dessen zweyerley Sorten, natürliches und durch die Kunst bereitetes. Der natürliche ist in der Erde durch das unterirdische Feuer calciniret worden. Der durch Kunst bereitete aber ist gantz gemeine und ein Gemenge von gelben oder citrongelben Operment, welches gleichfals durch Kunst bereitet worden, und etwas Kupferertz, das die Teutschen Kupfernickel zu nennen pflegen; die werden durch gemeines Feuer so lange calciniret, bis daß sie gantz roth worden. Der natürliche rothe Arsenic findet sich in den Kupferbergwercken, und der andere wird in Teutschland bey dem Meißnischen Bergwercken bereitet. Eine wie die andere sollen schöne, dicht und schwere, gläntzende und gleissende Stücken seyn, die eine schöne rothe Farbe haben. Sie dienen zur Mahlerey, nachdem sie zarte abgerieben worden. Man kan sie auch gebrauchen und die Haare damit wegbringen, wann man sie mit Kalch und Wasser sieden läst. Der rothe Arsenic führet von Natur ein sehr scharffes, corrosivisches oder ätzendes Saltz bey sich, welches in Schwefel und Erde verborgen stecket. Es ist dieses Mineral eine Gattung Arsenic, und folglich auch ein Gift. Es ist wohl wircklich nicht so starck als wie der weisse, jedennoch soll man es zur Artzney durchaus nicht gebrauchen, ohne zu einigen äusserlichen Mitteln; und würde eine grosse Verwegenheit seyn, wann man auch das geringste wolte innerlich gebrauchen lassen. Sandaracha kommt von σάνδυξ, minium, Minie: diesen Namen hat der rothe Arsenic darum bekommen, weil er, der Farbe nach, der Minie in etwas ähnlich ist. Reduvius. Reduvius ist eine Gattung der Plattläuse, oder ein kleines plattes Gewürme, so dick als eine Laus, hat eine Gestalt bald als ein rhombus, oder ein geschobenes Viereck. Sein Schnabel ist länglicht: der Rücken sieht aschenfarbig und ist mit drey schwartzen Puncten gezeichnet. Es hat sechs Füsse, die sehen dunckelroth. Es wächset in den Haaren der Ochsen, der Ziegen und der Schafe, auch wol selbst auf den Menschen. Es häckelt seine Füßlein in das Fleisch ein und saugt das Blut heraus, dadurch entsteht ein grosses jucken und oftmahls [Ende Spaltensatz] <TEI> <text> <body> <div> <div type="lexiconEntry"> <pb facs="#f0494"/> <cb type="start"/> <p>Ist ein Gewächse, das aus seiner Wurtzel Blätter treibet, dem Veilgenkraute nicht unähnlich, mit einigen schwartzen Flecken gezeichnet, die stehen auf langen Stielen. Zwischen ihnen steiget ein Stengel auf anderthalben Fuß empor, der ist eckigt und hol, giebt eine Milch, ist mit länglichten und schmalen Blättern besetzet, und trägt auf seiner Spitze eine Aehre mit schönen blauen purperfarbigen oder weissen Blumen. Jedwede Blume, spricht <hi rendition="#i">Tournefort,</hi> ist ein Stiel, der insgemein, als wie ein Stern, in fünff Strahlen zerschnitten ist. Wann die Blumen abgefallen, so folgen kleine Früchte, deren jedwede in drey Fächlein abgetheilet ist, darinnen harte, röthlichte und gläntzende Samenkörnlein liegen. Seine Wurtzeln sind formiret wie kleine weisse Rüben, die gut zum Essen taugen. Dieses Gewächse wächst an <hi rendition="#fr">schattigen</hi> und <hi rendition="#fr">feuchten Orten:</hi> es führet viel Oel, nicht eben gar viel <hi rendition="#i">sal essentiale.</hi></p><lb/> <p>Die Wurtzeln reinigen, eröffnen, kühlen, sind gut zum bösen Halse.</p><lb/> <p><hi rendition="#i">Rapunculus</hi> kommt von <hi rendition="#i">rapa,</hi> <hi rendition="#fr">Rübe,</hi> dieweil dieses Gewächses Wurtzel schier eine solche Gestalt hat wie die gemeinen Rüben.</p><lb/> <p><hi rendition="#i">Alopecuros</hi> kommt von <hi rendition="#i">ἀλώπηξ, vulpes,</hi> <hi rendition="#fr">Fuchs,</hi> und <hi rendition="#i">οῦρα, cauda,</hi> <hi rendition="#fr">Schwantz,</hi> dieweil die Blüten an der Aehre, wenn sie sich aufgethan, weich und rauch sind.</p> </div><lb/> <div type="lexiconEntry"> <head>Rapunculus Esculentus.</head><lb/> <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Rapunculus esculentus</hi>, C.B. Raji Hist</hi>.</p><lb/> <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Rapunculus esculentus vulgaris</hi>, Park</hi>.</p><lb/> <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Campanula radice esculenta flore cæculeo</hi>, Pit. Tournefort</hi>.</p><lb/> <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Rapunculus vulgaris esculentus</hi>, J. B</hi>.</p><lb/> <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Rapunculum vulgare</hi>, Trag</hi>.</p><lb/> <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Rapuntium parvum</hi>, Ger</hi>.</p><lb/> <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Réponse.</hi></hi></p><lb/> <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Rapuntzel.</hi></p><lb/> <p>Ist eine Gattung der <hi rendition="#i">Campanula,</hi> oder ein Kraut, daß einen oder auch mehr Stengel treibet, zu zwey Fuß hoch, die sind gantz schwanck und eckigt, streiffig und rauch, mit schmalen, spitzigen Blättern, ohne Stiel, besetzt, die geben eine Milch. Die Blüten wachsen oben an den Spitzen, auf kleinen Zweiglein und sitzen an langen Stielen. Jedwede dieser Blume ist, nach <hi rendition="#i">Tourneforts</hi> Erachten, eine Glocke, die oben ausgeschweifft und insgemeine an dem Rande fünffmahl zerschnitten ist, von Farbe blau oder purpurhaftig, bisweilen weiß, stehet auf einem fünffmahl zerkerbten Kelche. Wann die Blüte vergangen ist, so folget eine häutige Frucht, die in drey Fächlein abgetheilet, welche die zarten gläntzenden Samen beschliessen. Die Wurtzeln sind lang und dick, als wie der kleine Finger, weiß und gut zu essen. Dieses Kraut, wird in den <hi rendition="#fr">Gärten</hi> gebauet, und samt der Wurtzel, wann es noch fein zarte ist, gesam̅let, und zum Salat gebraucht. Es führet viel <hi rendition="#i">sal essentiale</hi> und Oel.</p><lb/> <p>Es eröffnet, ist gut zum Stein, zum Sand und <cb/> Gries, es fördert die Verdauung, stärcket den Magen, widerstehet den Gifft.</p><lb/> <p><hi rendition="#i">Rapunculus, Rapunculum, Rapuntium, quasi parvum Rapum,</hi> weil dieses Krautes Wurtzel als wie ein kleines Rüblein siehet.</p><lb/> <p><hi rendition="#i">Campanula, quasi campana parva,</hi> dieweil die Blüte der Rapuntzel formiret ist wie eine kleine Glocke.</p><lb/> <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Réponse</hi></hi> kommt von <hi rendition="#i">Rapuntium.</hi></p> </div><lb/> <div type="lexiconEntry"> <head>Realgal.</head><lb/> <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Realgal. Reisgal.</hi> </hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Risalgaltum. Sandarcha Græcorum.</hi> </hi> </p><lb/> <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Realgal. Arsenic rouge. Orpinrouge.</hi></hi></p><lb/> <p>teutsch, <hi rendition="#fr">rother Arsenic.</hi></p><lb/> <p>Ist <hi rendition="#i">calcinir</hi>tes Operment; und es giebet dessen zweyerley Sorten, natürliches und durch die Kunst bereitetes. Der natürliche ist in der Erde durch das unterirdische Feuer <hi rendition="#i">calcini</hi>ret worden. Der durch Kunst bereitete aber ist gantz gemeine und ein Gemenge von gelben oder citrongelben Operment, welches gleichfals durch Kunst bereitet worden, und etwas Kupferertz, das die Teutschen <hi rendition="#fr">Kupfernickel</hi> zu nennen pflegen; die werden durch gemeines Feuer so lange <hi rendition="#i">calcini</hi>ret, bis daß sie gantz roth worden.</p><lb/> <p>Der natürliche rothe Arsenic findet sich in den Kupferbergwercken, und der andere wird in Teutschland bey dem Meißnischen Bergwercken bereitet. Eine wie die andere sollen schöne, dicht und schwere, gläntzende und gleissende Stücken seyn, die eine schöne rothe Farbe haben. Sie dienen zur Mahlerey, nachdem sie zarte abgerieben worden. Man kan sie auch gebrauchen und die Haare damit wegbringen, wann man sie mit Kalch und Wasser sieden läst.</p><lb/> <p>Der rothe Arsenic führet von Natur ein sehr scharffes, corrosivisches oder ätzendes Saltz bey sich, welches in Schwefel und Erde verborgen stecket.</p><lb/> <p>Es ist dieses Mineral eine Gattung Arsenic, und folglich auch ein Gift. Es ist wohl wircklich nicht so starck als wie der weisse, jedennoch soll man es zur Artzney durchaus nicht gebrauchen, ohne zu einigen äusserlichen Mitteln; und würde eine grosse Verwegenheit seyn, wann man auch das geringste wolte innerlich gebrauchen lassen.</p><lb/> <p><hi rendition="#i">Sandaracha</hi> kommt von <hi rendition="#i">σάνδυξ, minium,</hi> <hi rendition="#fr">Minie:</hi> diesen Namen hat der rothe Arsenic darum bekommen, weil er, der Farbe nach, der Minie in etwas ähnlich ist.</p> </div><lb/> <div type="lexiconEntry"> <head>Reduvius.</head><lb/> <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Reduvius</hi></hi> ist eine Gattung der Plattläuse, oder ein kleines plattes Gewürme, so dick als eine Laus, hat eine Gestalt bald als ein <hi rendition="#i">rhombus,</hi> oder ein geschobenes Viereck. Sein Schnabel ist länglicht: der Rücken sieht aschenfarbig und ist mit drey schwartzen Puncten gezeichnet. Es hat sechs Füsse, die sehen dunckelroth. Es wächset in den Haaren der Ochsen, der Ziegen und der Schafe, auch wol selbst auf den Menschen. Es häckelt seine Füßlein in das Fleisch ein und saugt das Blut heraus, dadurch entsteht ein grosses jucken und oftmahls <cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0494]
Ist ein Gewächse, das aus seiner Wurtzel Blätter treibet, dem Veilgenkraute nicht unähnlich, mit einigen schwartzen Flecken gezeichnet, die stehen auf langen Stielen. Zwischen ihnen steiget ein Stengel auf anderthalben Fuß empor, der ist eckigt und hol, giebt eine Milch, ist mit länglichten und schmalen Blättern besetzet, und trägt auf seiner Spitze eine Aehre mit schönen blauen purperfarbigen oder weissen Blumen. Jedwede Blume, spricht Tournefort, ist ein Stiel, der insgemein, als wie ein Stern, in fünff Strahlen zerschnitten ist. Wann die Blumen abgefallen, so folgen kleine Früchte, deren jedwede in drey Fächlein abgetheilet ist, darinnen harte, röthlichte und gläntzende Samenkörnlein liegen. Seine Wurtzeln sind formiret wie kleine weisse Rüben, die gut zum Essen taugen. Dieses Gewächse wächst an schattigen und feuchten Orten: es führet viel Oel, nicht eben gar viel sal essentiale.
Die Wurtzeln reinigen, eröffnen, kühlen, sind gut zum bösen Halse.
Rapunculus kommt von rapa, Rübe, dieweil dieses Gewächses Wurtzel schier eine solche Gestalt hat wie die gemeinen Rüben.
Alopecuros kommt von ἀλώπηξ, vulpes, Fuchs, und οῦρα, cauda, Schwantz, dieweil die Blüten an der Aehre, wenn sie sich aufgethan, weich und rauch sind.
Rapunculus Esculentus.
Rapunculus esculentus, C.B. Raji Hist.
Rapunculus esculentus vulgaris, Park.
Campanula radice esculenta flore cæculeo, Pit. Tournefort.
Rapunculus vulgaris esculentus, J. B.
Rapunculum vulgare, Trag.
Rapuntium parvum, Ger.
frantzösisch, Réponse.
teutsch, Rapuntzel.
Ist eine Gattung der Campanula, oder ein Kraut, daß einen oder auch mehr Stengel treibet, zu zwey Fuß hoch, die sind gantz schwanck und eckigt, streiffig und rauch, mit schmalen, spitzigen Blättern, ohne Stiel, besetzt, die geben eine Milch. Die Blüten wachsen oben an den Spitzen, auf kleinen Zweiglein und sitzen an langen Stielen. Jedwede dieser Blume ist, nach Tourneforts Erachten, eine Glocke, die oben ausgeschweifft und insgemeine an dem Rande fünffmahl zerschnitten ist, von Farbe blau oder purpurhaftig, bisweilen weiß, stehet auf einem fünffmahl zerkerbten Kelche. Wann die Blüte vergangen ist, so folget eine häutige Frucht, die in drey Fächlein abgetheilet, welche die zarten gläntzenden Samen beschliessen. Die Wurtzeln sind lang und dick, als wie der kleine Finger, weiß und gut zu essen. Dieses Kraut, wird in den Gärten gebauet, und samt der Wurtzel, wann es noch fein zarte ist, gesam̅let, und zum Salat gebraucht. Es führet viel sal essentiale und Oel.
Es eröffnet, ist gut zum Stein, zum Sand und
Gries, es fördert die Verdauung, stärcket den Magen, widerstehet den Gifft.
Rapunculus, Rapunculum, Rapuntium, quasi parvum Rapum, weil dieses Krautes Wurtzel als wie ein kleines Rüblein siehet.
Campanula, quasi campana parva, dieweil die Blüte der Rapuntzel formiret ist wie eine kleine Glocke.
Réponse kommt von Rapuntium.
Realgal.
Realgal. Reisgal.
Risalgaltum. Sandarcha Græcorum.
frantzösisch, Realgal. Arsenic rouge. Orpinrouge.
teutsch, rother Arsenic.
Ist calcinirtes Operment; und es giebet dessen zweyerley Sorten, natürliches und durch die Kunst bereitetes. Der natürliche ist in der Erde durch das unterirdische Feuer calciniret worden. Der durch Kunst bereitete aber ist gantz gemeine und ein Gemenge von gelben oder citrongelben Operment, welches gleichfals durch Kunst bereitet worden, und etwas Kupferertz, das die Teutschen Kupfernickel zu nennen pflegen; die werden durch gemeines Feuer so lange calciniret, bis daß sie gantz roth worden.
Der natürliche rothe Arsenic findet sich in den Kupferbergwercken, und der andere wird in Teutschland bey dem Meißnischen Bergwercken bereitet. Eine wie die andere sollen schöne, dicht und schwere, gläntzende und gleissende Stücken seyn, die eine schöne rothe Farbe haben. Sie dienen zur Mahlerey, nachdem sie zarte abgerieben worden. Man kan sie auch gebrauchen und die Haare damit wegbringen, wann man sie mit Kalch und Wasser sieden läst.
Der rothe Arsenic führet von Natur ein sehr scharffes, corrosivisches oder ätzendes Saltz bey sich, welches in Schwefel und Erde verborgen stecket.
Es ist dieses Mineral eine Gattung Arsenic, und folglich auch ein Gift. Es ist wohl wircklich nicht so starck als wie der weisse, jedennoch soll man es zur Artzney durchaus nicht gebrauchen, ohne zu einigen äusserlichen Mitteln; und würde eine grosse Verwegenheit seyn, wann man auch das geringste wolte innerlich gebrauchen lassen.
Sandaracha kommt von σάνδυξ, minium, Minie: diesen Namen hat der rothe Arsenic darum bekommen, weil er, der Farbe nach, der Minie in etwas ähnlich ist.
Reduvius.
Reduvius ist eine Gattung der Plattläuse, oder ein kleines plattes Gewürme, so dick als eine Laus, hat eine Gestalt bald als ein rhombus, oder ein geschobenes Viereck. Sein Schnabel ist länglicht: der Rücken sieht aschenfarbig und ist mit drey schwartzen Puncten gezeichnet. Es hat sechs Füsse, die sehen dunckelroth. Es wächset in den Haaren der Ochsen, der Ziegen und der Schafe, auch wol selbst auf den Menschen. Es häckelt seine Füßlein in das Fleisch ein und saugt das Blut heraus, dadurch entsteht ein grosses jucken und oftmahls
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-02-19T20:05:58Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-02-19T20:05:58Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein; Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |