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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] soviel verdienet hat, daß er Brod backen kan, so bäcket er desselbigen für seine gantze Lebenszeit, nach diesem lebet er in guter Ruhe und hat sich vor theurer Zeit nichts nicht zu fürchten. Dieses Brod wird aus Gersten und Habermehle gemacht, welche unter einander geknetet worden, und wird zwischen zwey holen Steinen gebacken. Es hat schier keinen Geschmack; je älter es aber wird, je lieblicher schmeckt es, daher sie in diesem Lande auf das harte Brod eben so begierig sind, als wie an andern Orten nach dem weichen. Derowegen wird es auch mit sonderlichen Fleisse zum Schmause aufbehalten, und ist nichts ungewöhnliches, daß auf einem Kindtauffenschmause solch Brod gegessen wird, welches gebacken worden, wie der Großvater ist auf die Welt gekommen. Alleine, man ist nicht überall so glücklich, dergleichen Brod zu finden: dann an einigen Orten haben sie weder Gerste noch Haber. Und da müssen sie die fichtenen Rinden mahlen und Brod daraus backen, welches sich ebenfals sehr lange hält: an andern Orten machen sie aus Eicheln Brod.

Das Brod von Gerste und Haber, das sich so lange hält und dessen Bartholin gedencket, mag meines Erachtens den Biscuiten ziemlich nahe kommen, welche auf weiten Reisen mitgeführet werden.

Das Brod führet ein flüchtig Saltz, Oel und phlegma. Geröstete Brodrinde hält an, und wird innerlich und äusserlich gebraucht.

Die Krume von weissen Brod, lateinisch Mica panis, wird zu Umschlägen gebrauchet, zum erweichen und zum zertheilen, zeitig zu machen und zu lindern.

Panis kommt von πάομαι, edo, ich esse.

Panis azymus, Oblat wird ohne Sauerteig gemacht.

Panthera lapis.

Panthera ist ein köstlicher Stein, welchen einige unter die Opalen rechnen; andere aber unter die Jaspisarten. Seinen Namen hat er von seinen unterschiedenen Farben überkommen, welche dem wilden Panterthiere nicht unähnlich sehen: dann er hat schwartz, roth, bleich, grün, fleisch- oder leibfarbe und purper. Er wächst in Meden und ist sehr rar.

Abgerieben und eingenommen, dienet er den Durchfall und das Blut auswerffen zu verstellen: auf einmahl wird ein bis zwey Scrupel eingegeben.

Papaver.

Papaver, frantzösisch, Pavot, teutsch, Mohn, ist ein gantz gemeines Kraut, dessen es zwey Hauptgeschlechte giebet, zahmen, und wird in Gärten gebauet, und wilden.

Das erste Geschlecht wird in zwey andre Sorten abgetheilt; in weissen und schwartzen Mohn.

Die erste heisset

Papaver, Brunf. Ang. Lon.

Papaver album, Trag. Dod.

Papaver hortense femine albo, sativum, Dioscoridi, album, Plinio, C.B. Pit. Tournef.

Papaver sativum femine candido, Fuch.

teutsch, weisser Mohn.

[Spaltenumbruch]

Die treibet einen Stengel mit Aesten, zu drey und vier Schuh hoch. Ihre Blätter sind länglicht, breit und ausgezackt, kraus und weißlicht. Die Blumen wachsen auf den Spitzen und sind groß, bestehen aus vier Blättern in Rosenform, sehen weiß oder etwas purperfarbig, und sitzen in einem zweyblätterigen Kelche. Diese Blätter vom Kelche fallen insgemeine ab, wann die Blume sich aufthut. Wann dieselbige vergangen ist, so folget nach ihr eine ovalrunde oder länglichte Hülse, die ist so groß als wie ein Hünerey, und hat oben auf als wie ein Capital, sieht anfangs grün, wird aber weisser und weisser, wann sie reiffet oder trocken wird. In ihrer Höle führet sie viel kleine Samenkörner, welche rund aussehen, und dannoch die Gestalt wie kleine Nieren haben, weiß sind und an Blättern sitzen, welche nach der Länge und rund umher in der Hülse stehen.

Die andere wird genannt

Papaver nigrum, Brunf.

Papaver nigrum sativum, Dod.

Papaver hortense nigro femine, sylvestre, Dioscoridi, nigrum, Plinio, C.B. Pit. Tournef.

Papaver nigrum femine atro, Fuch.

teutsch, schwartzer oder grauer Mohn.

Der ist nur darinn von dem vorhergehenden unterschieden, daß seine Blume roth sieht, die Hülse viel runder ist, und die Samen schwartz sind.

Allebeyde Arten führen viel Oel, phlegma und Sal essentiale. Zur Artzney werden ihre Köpfe oder Samencapseln gebraucht, insonderheit die von dem weissen Mohn, das Kraut aber und die Blumen gar selten. Diese Köpfe müssen frisch seyn, so dicke und so völlig, als nur immer seyn kan.

Sie bringen Schlaf, stillen die Schmertzen, machen die scharffen Feuchtigkeiten, welche auf die Brust fallen, dicke, versetzen den Durchlauff und verstellen das Bluten, dämpfen die Dünste, lindern den Husten, wann sie abgesotten werden, oder, wann nur siedend Wasser drauf gegossen wird, oder, wann ein Syrup davon bereitet worden, und alsdann gebraucht: sie werden auch unter die Clystire, zu Stillung der Colica genommen.

Der Mohnsamen stillet die Schmertzen und lindert, ist der Brust gut, macht schlafen, jedoch gar wenig, er wird benebst den vier grossen kühlenden Samen zu den emulsionibus genommen.

Aus dem zerstossenen weissen Mohnsamen wird auch ein Oel geprest, das dienet den Schmutz von der Haut zu bringen, dieselbe glatt und lind zu machen.

Des wilden Mohns giebt es vielerley Sorten, jedoch wird keine andere zu der Artzney gebraucht, als nur dieselbe, welche genennet wird

Papaverrhœas, Ger. Raji Hist.

Papaverrhœas, sive caduco flore phœniceo, Adv. Lob. Ico.

Papaver erraticum rhœas, sive sylvestre, Park.

Papaver fluidum, Dod.

[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/438>, abgerufen am 30.12.2024.