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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz]

Biron und andere Reisende haben mich versichert, wie daß sie in Indien eine Pagode oder Götzentempel gesehen, so wegen der vortrefflichen, delicaten Arbeit an einem Götzenbilde von Japan, in einer Bilderblinde, sehr berühmt seyn soll. Das wundersamste ist, daß dieser Götze, samt der Bilderblind, nicht mehr Raum braucht als nur ein einiges Reiskorn. Die Arbeit ist so trefflich nette dran, daß man durch ein Vergrössrungsglas die Augen, Nase u. den Mund gantz eigentlich erkennen kan; es ist auch überalle die Proportion mit gröstem Fleiß in Acht genommen. Dieser kleine Götze mit seiner Blinde stehet auf einer Reisage; und ein ander halbes Reiskorn dient ihnen zum Gestelle. Es ist dieses Stück des Götzendienstes für den Japanischen Käyser und dessen Familie in ein kleines Rohr von ungemeinem weissen Glase eingeschlossen.

Oryza kommt von orusso, fodio, ich grabe, weil man das Land, bevor der Reis gesäet werden soll, arbeiten und umgraben muß.

Osmunda.

Osmunda regalis, sive Filix florida, Park. Pit. Tournef.

Filix florida, sive Osmunda regalis, Ger.

Filix floribus insignis, J.B. Raji Hist.

Filix ramosa non dentata florida, C.B.

frantzösisch, Osmunde oder Fougere aquatique.

teutsch, blühend Farnkraut.

Ist ein Kraut, das grüne Stengel, auf drey Schuh hoch, treibet, die sind ästig, gestreifft und breiten sich weit aus. Die Blätter sind lang und ziemlich schmal, stehen Paarweise an den Stielen, daran nur ein eintzeln Blatt befindlich ist. Die Stengel theilen sich zu oberst in etliche kleine Zweiglein oder Sprößlein, auf deren jedem ein gantzer Hauffen Träublein oder kleine Büschel kleiner Früchte sich befinden, an denen jedoch, ohne Hülffe des Vergrößrungsglases, nichts recht von ihrer Zubereitung zu verspüren. Der Herr Tournefort, der sie genau betrachtet, meldet in seinen Elemens botaniques pag. 437. wie daß ein jedes Träublein aus einem grossen Hauffen kugelrunder und häutiger Schalen bestünde, welche sich wie eine Seiffenkugelbüchse entzwey und von einander gäben und die länglichten Samen verschütteten. Dieses Kraut blühet gar nicht: seine Wurtzeln sind lang und schwartz: es wächset an morastigen Oertern, an den Bächen, in den Gräben und an andern Orten, wo es Wasser giebet. Die Wurtzel dienet zu der Artzeney, führet viel Saltz, Oel und phlegma.

Sie eröffnet, zertreibet, reiniget, dient zu den Wunden, zum Reissen in den Lenden, zum Stein, zur Wassersucht, zur Bleichsucht, zur Miltzbeschwer, zu Brüchen, das geronnene Geblüte im Leibe zu zertheilen. Innerlich kan sie als ein Tranck eingenommen, [Spaltenumbruch] auch als ein Sälblein äusserlich gebrauchet werden.

Ossifraga.

Ossifraga,

Ossifragus,

Aquila barbata.

frantzösisch, Orfraye.

teutsch, Beinbrecher.

Ist ein Geschlecht der Adler, viel grösser als ein schlechter Adler: seine Farbe ist aschengrau oder blaulicht; sein Schnabel lang und breit, starck und krumm, schwärtzlicht und oben drauf mit einem Bart besetzt. Seine Zunge ist wie eine Menschenzunge gestalt. Seine Augen sind als wie mit einer Wolcke bedecket, daher er nicht recht helle sehen kan. Seine Griffe und Waffen sind dick und spitzig, starck und schwartz. Dieses Thier lebet von jungen Ziegen, von Hunden, von Aalen und von andern Thieren, die er nur kan ertappen. Er streitet mit der Schlange wann er nun von derselben ist verletzet worden, soll er sich selbst mit einem Kraute, das dem Sonchus nicht unähnlich, heilen: allein, es ist nicht zu vermuthen, daß der Biß einer Schlange solte bis in sein Fell reichen mögen, weil er mit so viel Federn wol verwahret ist. Er führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Sein Magen ist gut den Nieren- und den Blasenstein zu zertheilen und den Urin zu treiben.

Sein Gedärme getrocknet, gestossen und genommen, ist gut wider die Colic: auf einmahl wird ein Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein gegeben.

Ossifraga kommt von os, Bein, und frangere, zerbrechen, her, weil dieser Adler aller Thiere Beine bricht, die er mit seinem Schnabel und mit seinen Griffen hat gefangen.

Osteocolla.

Osteocolla,

Ostiocolla,

Osteites,

Stelechites,

Morochtus,

Holosteus,

Osteolithus,

Lapis sabulosus,

Lapis ossifragus.

frantzösisch, Osteocole oder Pierre des rompus.

teutsch, Bruchstein, Beinbruchstein.

Ist ein sandiger und holer Stein, aschengrau oder blaulicht von Farbe, hat die Gestalt eines Beines von unterschiedner Stärcke, wie dann gefunden werden, die so starck sind wie ein Arm. Wir bekommen zweyerley Gattung davon zu sehen; die eine ist rund, ungleich oder höckerig, sandig und schwer, die andere ist viel dichter oder nicht so höckrig und leicht; sie hänget sich an die Zunge an, als wie der Bimsstein thut. Beyde Arten werden an vielen Orten in Teutschland gefunden, z.E. in der Pfaltz, in Sachsen und nicht weit von Speyer: sie wachsen in sandigen Orten.

Sie dienen, in kurtzer Zeit, zerbrochene Beine zusammen zu heilen und in ihren vorigen Stand zu stellen, wann sie auf die Brüche geleget und eingenommen werden: auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze eingegeben.

[Ende Spaltensatz]
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Biron und andere Reisende haben mich versichert, wie daß sie in Indien eine Pagode oder Götzentempel gesehen, so wegen der vortrefflichen, delicaten Arbeit an einem Götzenbilde von Japan, in einer Bilderblinde, sehr berühmt seyn soll. Das wundersamste ist, daß dieser Götze, samt der Bilderblind, nicht mehr Raum braucht als nur ein einiges Reiskorn. Die Arbeit ist so trefflich nette dran, daß man durch ein Vergrössrungsglas die Augen, Nase u. den Mund gantz eigentlich erkennen kan; es ist auch überalle die Proportion mit gröstem Fleiß in Acht genommen. Dieser kleine Götze mit seiner Blinde stehet auf einer Reisage; und ein ander halbes Reiskorn dient ihnen zum Gestelle. Es ist dieses Stück des Götzendienstes für den Japanischen Käyser und dessen Familie in ein kleines Rohr von ungemeinem weissen Glase eingeschlossen.

Oryza kommt von ὀρύσσω, fodio, ich grabe, weil man das Land, bevor der Reis gesäet werden soll, arbeiten und umgraben muß.

Osmunda.

Osmunda regalis, sive Filix florida, Park. Pit. Tournef.

Filix florida, sive Osmunda regalis, Ger.

Filix floribus insignis, J.B. Raji Hist.

Filix ramosa non dentata florida, C.B.

frantzösisch, Osmunde oder Fougere aquatique.

teutsch, blühend Farnkraut.

Ist ein Kraut, das grüne Stengel, auf drey Schuh hoch, treibet, die sind ästig, gestreifft und breiten sich weit aus. Die Blätter sind lang und ziemlich schmal, stehen Paarweise an den Stielen, daran nur ein eintzeln Blatt befindlich ist. Die Stengel theilen sich zu oberst in etliche kleine Zweiglein oder Sprößlein, auf deren jedem ein gantzer Hauffen Träublein oder kleine Büschel kleiner Früchte sich befinden, an denen jedoch, ohne Hülffe des Vergrößrungsglases, nichts recht von ihrer Zubereitung zu verspüren. Der Herr Tournefort, der sie genau betrachtet, meldet in seinen Elemens botaniques pag. 437. wie daß ein jedes Träublein aus einem grossen Hauffen kugelrunder und häutiger Schalen bestünde, welche sich wie eine Seiffenkugelbüchse entzwey und von einander gäben und die länglichten Samen verschütteten. Dieses Kraut blühet gar nicht: seine Wurtzeln sind lang und schwartz: es wächset an morastigen Oertern, an den Bächen, in den Gräben und an andern Orten, wo es Wasser giebet. Die Wurtzel dienet zu der Artzeney, führet viel Saltz, Oel und phlegma.

Sie eröffnet, zertreibet, reiniget, dient zu den Wunden, zum Reissen in den Lenden, zum Stein, zur Wassersucht, zur Bleichsucht, zur Miltzbeschwer, zu Brüchen, das geronnene Geblüte im Leibe zu zertheilen. Innerlich kan sie als ein Tranck eingenommen, [Spaltenumbruch] auch als ein Sälblein äusserlich gebrauchet werden.

Ossifraga.

Ossifraga,

Ossifragus,

Aquila barbata.

frantzösisch, Orfraye.

teutsch, Beinbrecher.

Ist ein Geschlecht der Adler, viel grösser als ein schlechter Adler: seine Farbe ist aschengrau oder blaulicht; sein Schnabel lang und breit, starck und krumm, schwärtzlicht und oben drauf mit einem Bart besetzt. Seine Zunge ist wie eine Menschenzunge gestalt. Seine Augen sind als wie mit einer Wolcke bedecket, daher er nicht recht helle sehen kan. Seine Griffe und Waffen sind dick und spitzig, starck und schwartz. Dieses Thier lebet von jungen Ziegen, von Hunden, von Aalen und von andern Thieren, die er nur kan ertappen. Er streitet mit der Schlange wann er nun von derselben ist verletzet worden, soll er sich selbst mit einem Kraute, das dem Sonchus nicht unähnlich, heilen: allein, es ist nicht zu vermuthen, daß der Biß einer Schlange solte bis in sein Fell reichen mögen, weil er mit so viel Federn wol verwahret ist. Er führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Sein Magen ist gut den Nieren- und den Blasenstein zu zertheilen und den Urin zu treiben.

Sein Gedärme getrocknet, gestossen und genommen, ist gut wider die Colic: auf einmahl wird ein Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein gegeben.

Ossifraga kommt von os, Bein, und frangere, zerbrechen, her, weil dieser Adler aller Thiere Beine bricht, die er mit seinem Schnabel und mit seinen Griffen hat gefangen.

Osteocolla.

Osteocolla,

Ostiocolla,

Osteites,

Stelechites,

Morochtus,

Holosteus,

Osteolithus,

Lapis sabulosus,

Lapis ossifragus.

frantzösisch, Osteocole oder Pierre des rompus.

teutsch, Bruchstein, Beinbruchstein.

Ist ein sandiger und holer Stein, aschengrau oder blaulicht von Farbe, hat die Gestalt eines Beines von unterschiedner Stärcke, wie dann gefunden werden, die so starck sind wie ein Arm. Wir bekommen zweyerley Gattung davon zu sehen; die eine ist rund, ungleich oder höckerig, sandig und schwer, die andere ist viel dichter oder nicht so höckrig und leicht; sie hänget sich an die Zunge an, als wie der Bimsstein thut. Beyde Arten werden an vielen Orten in Teutschland gefunden, z.E. in der Pfaltz, in Sachsen und nicht weit von Speyer: sie wachsen in sandigen Orten.

Sie dienen, in kurtzer Zeit, zerbrochene Beine zusammen zu heilen und in ihren vorigen Stand zu stellen, wann sie auf die Brüche geleget und eingenommen werden: auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze eingegeben.

[Ende Spaltensatz]
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[0431] Biron und andere Reisende haben mich versichert, wie daß sie in Indien eine Pagode oder Götzentempel gesehen, so wegen der vortrefflichen, delicaten Arbeit an einem Götzenbilde von Japan, in einer Bilderblinde, sehr berühmt seyn soll. Das wundersamste ist, daß dieser Götze, samt der Bilderblind, nicht mehr Raum braucht als nur ein einiges Reiskorn. Die Arbeit ist so trefflich nette dran, daß man durch ein Vergrössrungsglas die Augen, Nase u. den Mund gantz eigentlich erkennen kan; es ist auch überalle die Proportion mit gröstem Fleiß in Acht genommen. Dieser kleine Götze mit seiner Blinde stehet auf einer Reisage; und ein ander halbes Reiskorn dient ihnen zum Gestelle. Es ist dieses Stück des Götzendienstes für den Japanischen Käyser und dessen Familie in ein kleines Rohr von ungemeinem weissen Glase eingeschlossen. Oryza kommt von ὀρύσσω, fodio, ich grabe, weil man das Land, bevor der Reis gesäet werden soll, arbeiten und umgraben muß. Osmunda. Osmunda regalis, sive Filix florida, Park. Pit. Tournef. Filix florida, sive Osmunda regalis, Ger. Filix floribus insignis, J.B. Raji Hist. Filix ramosa non dentata florida, C.B. frantzösisch, Osmunde oder Fougere aquatique. teutsch, blühend Farnkraut. Ist ein Kraut, das grüne Stengel, auf drey Schuh hoch, treibet, die sind ästig, gestreifft und breiten sich weit aus. Die Blätter sind lang und ziemlich schmal, stehen Paarweise an den Stielen, daran nur ein eintzeln Blatt befindlich ist. Die Stengel theilen sich zu oberst in etliche kleine Zweiglein oder Sprößlein, auf deren jedem ein gantzer Hauffen Träublein oder kleine Büschel kleiner Früchte sich befinden, an denen jedoch, ohne Hülffe des Vergrößrungsglases, nichts recht von ihrer Zubereitung zu verspüren. Der Herr Tournefort, der sie genau betrachtet, meldet in seinen Elemens botaniques pag. 437. wie daß ein jedes Träublein aus einem grossen Hauffen kugelrunder und häutiger Schalen bestünde, welche sich wie eine Seiffenkugelbüchse entzwey und von einander gäben und die länglichten Samen verschütteten. Dieses Kraut blühet gar nicht: seine Wurtzeln sind lang und schwartz: es wächset an morastigen Oertern, an den Bächen, in den Gräben und an andern Orten, wo es Wasser giebet. Die Wurtzel dienet zu der Artzeney, führet viel Saltz, Oel und phlegma. Sie eröffnet, zertreibet, reiniget, dient zu den Wunden, zum Reissen in den Lenden, zum Stein, zur Wassersucht, zur Bleichsucht, zur Miltzbeschwer, zu Brüchen, das geronnene Geblüte im Leibe zu zertheilen. Innerlich kan sie als ein Tranck eingenommen, auch als ein Sälblein äusserlich gebrauchet werden. Ossifraga. Ossifraga, Ossifragus, Aquila barbata. frantzösisch, Orfraye. teutsch, Beinbrecher. Ist ein Geschlecht der Adler, viel grösser als ein schlechter Adler: seine Farbe ist aschengrau oder blaulicht; sein Schnabel lang und breit, starck und krumm, schwärtzlicht und oben drauf mit einem Bart besetzt. Seine Zunge ist wie eine Menschenzunge gestalt. Seine Augen sind als wie mit einer Wolcke bedecket, daher er nicht recht helle sehen kan. Seine Griffe und Waffen sind dick und spitzig, starck und schwartz. Dieses Thier lebet von jungen Ziegen, von Hunden, von Aalen und von andern Thieren, die er nur kan ertappen. Er streitet mit der Schlange wann er nun von derselben ist verletzet worden, soll er sich selbst mit einem Kraute, das dem Sonchus nicht unähnlich, heilen: allein, es ist nicht zu vermuthen, daß der Biß einer Schlange solte bis in sein Fell reichen mögen, weil er mit so viel Federn wol verwahret ist. Er führet viel flüchtig Saltz und Oel. Sein Magen ist gut den Nieren- und den Blasenstein zu zertheilen und den Urin zu treiben. Sein Gedärme getrocknet, gestossen und genommen, ist gut wider die Colic: auf einmahl wird ein Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein gegeben. Ossifraga kommt von os, Bein, und frangere, zerbrechen, her, weil dieser Adler aller Thiere Beine bricht, die er mit seinem Schnabel und mit seinen Griffen hat gefangen. Osteocolla. Osteocolla, Ostiocolla, Osteites, Stelechites, Morochtus, Holosteus, Osteolithus, Lapis sabulosus, Lapis ossifragus. frantzösisch, Osteocole oder Pierre des rompus. teutsch, Bruchstein, Beinbruchstein. Ist ein sandiger und holer Stein, aschengrau oder blaulicht von Farbe, hat die Gestalt eines Beines von unterschiedner Stärcke, wie dann gefunden werden, die so starck sind wie ein Arm. Wir bekommen zweyerley Gattung davon zu sehen; die eine ist rund, ungleich oder höckerig, sandig und schwer, die andere ist viel dichter oder nicht so höckrig und leicht; sie hänget sich an die Zunge an, als wie der Bimsstein thut. Beyde Arten werden an vielen Orten in Teutschland gefunden, z.E. in der Pfaltz, in Sachsen und nicht weit von Speyer: sie wachsen in sandigen Orten. Sie dienen, in kurtzer Zeit, zerbrochene Beine zusammen zu heilen und in ihren vorigen Stand zu stellen, wann sie auf die Brüche geleget und eingenommen werden: auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze eingegeben.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/431>, abgerufen am 24.11.2024.