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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] das Unglück gehabt und Napellus bekommen haben, sind: die Lippen und die Zunge lauffen ihnen auf und entzünden sich; die Augen schwellen und treten ihnen vor den Kopf heraus, der gantze Leib ist braun und blau und geschwillet; sie werden mit Schwindel befallen, mit Ohnmachten, mit Zucken und Zerren in den Gliedern; und endlich folgt der Tod, wann ihnen nicht gerathen wird.

Diese gefährliche Wirckung des Napellus zeuget klärlich, daß solches sein Gift, ein acidum coagulans seyn müsse, eine solche Säure, welche verursachet, daß das Geblüte zusammen lauffen und gerinnen muß: wann nun dasselbige sich in die Blut- und Pulsadern eingeschlichen hat, so hemmet es an vielen Orten des Blutes Kreisumlauff, die circulation, und folglich auch der Lebensgeister. Dann, die Geschwulst, die Entzündung, die braun und blauen Mähler, das Zucken und Ziehen in den Gliedern, sind augenscheinliche und gewisse Zeichen der Verstopfung, dergleichen auch verspüret werden, wann iemand von einer Schlange gebissen, oder von einem Scorpione gestochen worden ist. Ausser Zweiffel sind alle solche Gifte von gleicher Natur: und wann ja einiger Unterscheid darzwischen will beobachtet werden, so rührt derselbige wol anders nirgends her, als daß sie schwächer oder stärcker sind.

Die wider den Gift des Napellus eigentlich dienenden Mittel sind eben solche, die wider der Ottern Gift gebrauchet werden: als, da ist, Theriac, Orvictan, Mithridat, das flüchtige Saltz von Ottern, vom Hirschhorne, vom Urin, vom Hirnschedel und Blute des Menschen, und die Brechmittel.

Napellus, quasi Napus parvus, dieweil die Wurtzel dieses Gewächses als wie eine kleine Rübe sieht.

Naphta.

Naphta.

Pissa sphaltum naturale.

Maltha.

frantzösisch/ Naphte.

Bitume limoneux.

Bitume liquide.

Poix de terre.

Ist eine Gattung weiches Erdhartzes, von unterschiedener Farbe, sehr leicht entzündlich, welches vor diesem von unterschiedlichen Orten genommen wurde, z.E. von demjenigen Orte, wo das alte Babylon gestanden, um Ragusa in Griechenland herum, aus einem gewissen See bey Samosata, einer Stadt in Comagene, und vielen andern Landen mehr. Alleine, ietzo hat man diese Naphta gar nicht mehr, und die wir nun zu sehen kriegen, wächst in Franckreich und Italien.

Die frantzösische Naphta ist weich, wie flüßig Pech, schwartz und von häßlichen Geruch. Sie wird in vielen Landschaften dieses Königreichs gefunden, und unter andern in Auvergne, um Puits de Pege, woselbst es ihrer eine solche grosse Menge giebt, daß sie sich aus der Erde heraus begiebet, und den vorbeygehenden beschwerlich fällt; dann, sie hanget sich an ihre Schuhe und hindert sie im gehen. Dieses Erdhartz wird Stercus diaboli genannt.

Die italienische Naphta ist eine Gattung Steinöl, und Petroleum, oder ein klares, lauteres Oel, [Spaltenumbruch] bald weiß, bald roth, bald gelb, bald grün, bald schwartz. Sie rinnet aus einem Felsen, der auf einem Berge steht, bey Montefestino, im Hertzogthum Modena. Die weisse wird am höhesten geachtet.

Die Erdhartze, welche Naphta genennet werden, sind fast eitel Schwefel oder Oel mit einiger Menge sauern und flüchtigen Saltze vermischet.

Sie zertreiben, sind durchtringend, trocknen, machen zeitig, dienen zu den Wunden, zertheilen und stärcken.

Napus.

Napus.

Bunias.

frantzösisch, Navet.

teutsch. Steckrübe.

Ist ein Gewächse welches von der andern Rübe sonst nicht unterschieden ist, ohne durch das Ansehen, nach welchen es die Gärtner und die Bauersleute zu unterscheiden pflegen, wie ingleichen durch die Gestalt der Wurtzel, welche männiglich bekannt gnug ist. Es gibet ihrer zweyerley Gattungen, eine, die mit Fleiß gebauet wird, und eine wilde.

Die erste wird genannt

Napus, J.B. Raji Hist.

Napus sativa, C.B. Pit. Tournefort.

Bunias, sive Napus, Adv. Lob. Ger.

Deren Stengel erhebet sich auf anderthalben bis zwey Schuhe hoch und theilet sich in Zweige aus. Seine Blätter sind länglicht, tieff zerkerbet, rauh und grüne. Die Blüte bestehet aus vier gelben Blättern, übers Creutz gestellt: darauf folget eine Schote, ungefehr des Daumens lang und rund, die theilt sich in zwey Fach, so voller ziemlich dicker, fast gantz runder Samen stecken, welche röthlicht, oder etwas purperfarben sehen, scharff und beißig schmecken. Die Wurtzel ist länglicht und rund, oben dick, unten dünne, weiß oder gelb, bisweilen aussen schwärtzlicht, inwendig weiß, schmeckt süsse, beißig und gar angenehme. Sie wird in feuchten Boden gebauet und dienet für die Küche.

Die andere Sorte heist

Napus sylvestris, C.B. Pit. Tournef. J.B.

Bunias, sive Napus sylvestris nostras, J.B.

Bunium & Napus sylvestris, Adv.

Bunias sylvestris Lobelii, Ger.

frantzösisch, Navet sauvage.

Diese ist der mit Fleiß gebaueten gleich, ausser, daß ihre Wurtzel gar viel kleiner ist. Ihre Blüte siehet gelb, bisweilen weiß. Sie wächset unter dem Getraide. Ihr Samen wird zur Artzeney der andern ihrem vorgezogen. Beyde Arten führen viel phlegma, Oel und Sal essentiale.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] das Unglück gehabt und Napellus bekommen haben, sind: die Lippen und die Zunge lauffen ihnen auf und entzünden sich; die Augen schwellen und treten ihnen vor den Kopf heraus, der gantze Leib ist braun und blau und geschwillet; sie werden mit Schwindel befallen, mit Ohnmachten, mit Zucken und Zerren in den Gliedern; und endlich folgt der Tod, wann ihnen nicht gerathen wird.

Diese gefährliche Wirckung des Napellus zeuget klärlich, daß solches sein Gift, ein acidum coagulans seyn müsse, eine solche Säure, welche verursachet, daß das Geblüte zusammen lauffen und gerinnen muß: wann nun dasselbige sich in die Blut- und Pulsadern eingeschlichen hat, so hemmet es an vielen Orten des Blutes Kreisumlauff, die circulation, und folglich auch der Lebensgeister. Dann, die Geschwulst, die Entzündung, die braun und blauen Mähler, das Zucken und Ziehen in den Gliedern, sind augenscheinliche und gewisse Zeichen der Verstopfung, dergleichen auch verspüret werden, wann iemand von einer Schlange gebissen, oder von einem Scorpione gestochen worden ist. Ausser Zweiffel sind alle solche Gifte von gleicher Natur: und wann ja einiger Unterscheid darzwischen will beobachtet werden, so rührt derselbige wol anders nirgends her, als daß sie schwächer oder stärcker sind.

Die wider den Gift des Napellus eigentlich dienenden Mittel sind eben solche, die wider der Ottern Gift gebrauchet werden: als, da ist, Theriac, Orvictan, Mithridat, das flüchtige Saltz von Ottern, vom Hirschhorne, vom Urin, vom Hirnschedel und Blute des Menschen, und die Brechmittel.

Napellus, quasi Napus parvus, dieweil die Wurtzel dieses Gewächses als wie eine kleine Rübe sieht.

Naphta.

Naphta.

Pissa sphaltum naturale.

Maltha.

frantzösisch/ Naphte.

Bitume limoneux.

Bitume liquide.

Poix de terre.

Ist eine Gattung weiches Erdhartzes, von unterschiedener Farbe, sehr leicht entzündlich, welches vor diesem von unterschiedlichen Orten genommen wurde, z.E. von demjenigen Orte, wo das alte Babylon gestanden, um Ragusa in Griechenland herum, aus einem gewissen See bey Samosata, einer Stadt in Comagene, und vielen andern Landen mehr. Alleine, ietzo hat man diese Naphta gar nicht mehr, und die wir nun zu sehen kriegen, wächst in Franckreich und Italien.

Die frantzösische Naphta ist weich, wie flüßig Pech, schwartz und von häßlichen Geruch. Sie wird in vielen Landschaften dieses Königreichs gefunden, und unter andern in Auvergne, um Puits de Pege, woselbst es ihrer eine solche grosse Menge giebt, daß sie sich aus der Erde heraus begiebet, und den vorbeygehenden beschwerlich fällt; dann, sie hanget sich an ihre Schuhe und hindert sie im gehen. Dieses Erdhartz wird Stercus diaboli genannt.

Die italienische Naphta ist eine Gattung Steinöl, und Petroleum, oder ein klares, lauteres Oel, [Spaltenumbruch] bald weiß, bald roth, bald gelb, bald grün, bald schwartz. Sie rinnet aus einem Felsen, der auf einem Berge steht, bey Montefestino, im Hertzogthum Modena. Die weisse wird am höhesten geachtet.

Die Erdhartze, welche Naphta genennet werden, sind fast eitel Schwefel oder Oel mit einiger Menge sauern und flüchtigen Saltze vermischet.

Sie zertreiben, sind durchtringend, trocknen, machen zeitig, dienen zu den Wunden, zertheilen und stärcken.

Napus.

Napus.

Bunias.

frantzösisch, Navet.

teutsch. Steckrübe.

Ist ein Gewächse welches von der andern Rübe sonst nicht unterschieden ist, ohne durch das Ansehen, nach welchen es die Gärtner und die Bauersleute zu unterscheiden pflegen, wie ingleichen durch die Gestalt der Wurtzel, welche männiglich bekannt gnug ist. Es gibet ihrer zweyerley Gattungen, eine, die mit Fleiß gebauet wird, und eine wilde.

Die erste wird genannt

Napus, J.B. Raji Hist.

Napus sativa, C.B. Pit. Tournefort.

Bunias, sive Napus, Adv. Lob. Ger.

Deren Stengel erhebet sich auf anderthalben bis zwey Schuhe hoch und theilet sich in Zweige aus. Seine Blätter sind länglicht, tieff zerkerbet, rauh und grüne. Die Blüte bestehet aus vier gelben Blättern, übers Creutz gestellt: darauf folget eine Schote, ungefehr des Daumens lang und rund, die theilt sich in zwey Fach, so voller ziemlich dicker, fast gantz runder Samen stecken, welche röthlicht, oder etwas purperfarben sehen, scharff und beißig schmecken. Die Wurtzel ist länglicht und rund, oben dick, unten dünne, weiß oder gelb, bisweilen aussen schwärtzlicht, inwendig weiß, schmeckt süsse, beißig und gar angenehme. Sie wird in feuchten Boden gebauet und dienet für die Küche.

Die andere Sorte heist

Napus sylvestris, C.B. Pit. Tournef. J.B.

Bunias, sive Napus sylvestris nostras, J.B.

Bunium & Napus sylvestris, Adv.

Bunias sylvestris Lobelii, Ger.

frantzösisch, Navet sauvage.

Diese ist der mit Fleiß gebaueten gleich, ausser, daß ihre Wurtzel gar viel kleiner ist. Ihre Blüte siehet gelb, bisweilen weiß. Sie wächset unter dem Getraide. Ihr Samen wird zur Artzeney der andern ihrem vorgezogen. Beyde Arten führen viel phlegma, Oel und Sal essentiale.

[Ende Spaltensatz]
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[0405] das Unglück gehabt und Napellus bekommen haben, sind: die Lippen und die Zunge lauffen ihnen auf und entzünden sich; die Augen schwellen und treten ihnen vor den Kopf heraus, der gantze Leib ist braun und blau und geschwillet; sie werden mit Schwindel befallen, mit Ohnmachten, mit Zucken und Zerren in den Gliedern; und endlich folgt der Tod, wann ihnen nicht gerathen wird. Diese gefährliche Wirckung des Napellus zeuget klärlich, daß solches sein Gift, ein acidum coagulans seyn müsse, eine solche Säure, welche verursachet, daß das Geblüte zusammen lauffen und gerinnen muß: wann nun dasselbige sich in die Blut- und Pulsadern eingeschlichen hat, so hemmet es an vielen Orten des Blutes Kreisumlauff, die circulation, und folglich auch der Lebensgeister. Dann, die Geschwulst, die Entzündung, die braun und blauen Mähler, das Zucken und Ziehen in den Gliedern, sind augenscheinliche und gewisse Zeichen der Verstopfung, dergleichen auch verspüret werden, wann iemand von einer Schlange gebissen, oder von einem Scorpione gestochen worden ist. Ausser Zweiffel sind alle solche Gifte von gleicher Natur: und wann ja einiger Unterscheid darzwischen will beobachtet werden, so rührt derselbige wol anders nirgends her, als daß sie schwächer oder stärcker sind. Die wider den Gift des Napellus eigentlich dienenden Mittel sind eben solche, die wider der Ottern Gift gebrauchet werden: als, da ist, Theriac, Orvictan, Mithridat, das flüchtige Saltz von Ottern, vom Hirschhorne, vom Urin, vom Hirnschedel und Blute des Menschen, und die Brechmittel. Napellus, quasi Napus parvus, dieweil die Wurtzel dieses Gewächses als wie eine kleine Rübe sieht. Naphta. Naphta. Pissa sphaltum naturale. Maltha. frantzösisch/ Naphte. Bitume limoneux. Bitume liquide. Poix de terre. Ist eine Gattung weiches Erdhartzes, von unterschiedener Farbe, sehr leicht entzündlich, welches vor diesem von unterschiedlichen Orten genommen wurde, z.E. von demjenigen Orte, wo das alte Babylon gestanden, um Ragusa in Griechenland herum, aus einem gewissen See bey Samosata, einer Stadt in Comagene, und vielen andern Landen mehr. Alleine, ietzo hat man diese Naphta gar nicht mehr, und die wir nun zu sehen kriegen, wächst in Franckreich und Italien. Die frantzösische Naphta ist weich, wie flüßig Pech, schwartz und von häßlichen Geruch. Sie wird in vielen Landschaften dieses Königreichs gefunden, und unter andern in Auvergne, um Puits de Pege, woselbst es ihrer eine solche grosse Menge giebt, daß sie sich aus der Erde heraus begiebet, und den vorbeygehenden beschwerlich fällt; dann, sie hanget sich an ihre Schuhe und hindert sie im gehen. Dieses Erdhartz wird Stercus diaboli genannt. Die italienische Naphta ist eine Gattung Steinöl, und Petroleum, oder ein klares, lauteres Oel, bald weiß, bald roth, bald gelb, bald grün, bald schwartz. Sie rinnet aus einem Felsen, der auf einem Berge steht, bey Montefestino, im Hertzogthum Modena. Die weisse wird am höhesten geachtet. Die Erdhartze, welche Naphta genennet werden, sind fast eitel Schwefel oder Oel mit einiger Menge sauern und flüchtigen Saltze vermischet. Sie zertreiben, sind durchtringend, trocknen, machen zeitig, dienen zu den Wunden, zertheilen und stärcken. Napus. Napus. Bunias. frantzösisch, Navet. teutsch. Steckrübe. Ist ein Gewächse welches von der andern Rübe sonst nicht unterschieden ist, ohne durch das Ansehen, nach welchen es die Gärtner und die Bauersleute zu unterscheiden pflegen, wie ingleichen durch die Gestalt der Wurtzel, welche männiglich bekannt gnug ist. Es gibet ihrer zweyerley Gattungen, eine, die mit Fleiß gebauet wird, und eine wilde. Die erste wird genannt Napus, J.B. Raji Hist. Napus sativa, C.B. Pit. Tournefort. Bunias, sive Napus, Adv. Lob. Ger. Deren Stengel erhebet sich auf anderthalben bis zwey Schuhe hoch und theilet sich in Zweige aus. Seine Blätter sind länglicht, tieff zerkerbet, rauh und grüne. Die Blüte bestehet aus vier gelben Blättern, übers Creutz gestellt: darauf folget eine Schote, ungefehr des Daumens lang und rund, die theilt sich in zwey Fach, so voller ziemlich dicker, fast gantz runder Samen stecken, welche röthlicht, oder etwas purperfarben sehen, scharff und beißig schmecken. Die Wurtzel ist länglicht und rund, oben dick, unten dünne, weiß oder gelb, bisweilen aussen schwärtzlicht, inwendig weiß, schmeckt süsse, beißig und gar angenehme. Sie wird in feuchten Boden gebauet und dienet für die Küche. Die andere Sorte heist Napus sylvestris, C.B. Pit. Tournef. J.B. Bunias, sive Napus sylvestris nostras, J.B. Bunium & Napus sylvestris, Adv. Bunias sylvestris Lobelii, Ger. frantzösisch, Navet sauvage. Diese ist der mit Fleiß gebaueten gleich, ausser, daß ihre Wurtzel gar viel kleiner ist. Ihre Blüte siehet gelb, bisweilen weiß. Sie wächset unter dem Getraide. Ihr Samen wird zur Artzeney der andern ihrem vorgezogen. Beyde Arten führen viel phlegma, Oel und Sal essentiale.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/405>, abgerufen am 25.11.2024.