Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.[Beginn Spaltensatz]
Er erweichet und zertheilet, wann er äusserlich gebrauchet wird. Formicaleon kommt von formica, Ameis, und leon, Löwe, ob wolte einer sprechen, ein Löwe oder Tyranne der Ameisen, Ameisenlöwe. Myrobalani. Myrobalani, frantzösisch, Mirobolans, teutsch, Mirobalanen, sind Früchte, die so dicke wie die Pflaumen, und werden gedörrt aus Indien zu uns gebracht. Es giebet ihrer fünff Arten. Die ersten heissen Myrobalani citrini, die gelben: die andern Myrobalani Indici, die indischen: die dritten Myrobalani chebuli: die vierten Myrobalani emblici: und die fünfften Myrobalani bellirici. Die Myrobalani citrini vel lutei, frantzösisch, Mirobalans citrins, teutsch, gelbe Mirobalanen, sind kleine länglichte oder ovalrunde Früchte, in Grösse der Oliven, auch etwas grösser, haben viel erhabene Ecken, sind hart, und beschliesset eine iede einen länglichten Stein. Sie wachsen auf einem Baume, der einem Pflamenbaume gar ähnlich sieht, doch aber Laub hat wie der Horltzgenbaum. Er wächset ohne Wartung in Indien, insonderheit um Goa rum. Diese Art wird am meisten unter allen zur Artzney gebrauchet, und soll genommen werden, wann sie fein völlig, schwer, harte und gelbröthlicht sind, einen anziehenden, ziemlich unangenehmen Geschmack haben. Myrobalani Indici, sive nigri, sive Damasonii, frantzösisch, Myrobolans Indiens oder noirs, die indianischen oder schwartzen Mirobalanen, sind länglichte Früchte, so dick wie kleine Eckern, runtzlicht, und haben der Länge nach vier erhabene Ecken, sind übrigens sehr hart, inwendig hol und ohne Kern. Sie wachsen auf einem Baume, dessen Laub wie Weidenlaub aussiehet. Wann diese Frucht noch auf dem Baume steht, ist sie so dick wie eine Olive, zu anfangs grün, wird aber braun, wann sie zeitiget, hernach wird sie gar schwartz, von säuerlichen und anziehenden Geschmack. Mirobalani Chebuli, Quebuli, Chepuli, Cepuli, frantzösisch, Myrobolans chebules, sind Früchte, so dicke wie die Datteln, länglicht, spitzig an dem Ende, wo sie an dem Baume hangen; eine hat als wie fünff Rippen, die machen gleichsam als wie so viel Ecken, sehen gelblichtbraun, und wachsen auf einem Baume, der so groß ist, als wie ein Pflaumenbaum, in Indien, ohne Wartung, um Decan und in Bengala. Seine Blätter sehen aus als wie das Phirschenlaub: die Blüten sehen als wie Sterne und röthlicht. Diese Mirobalanen soll man erwehlen, wann sie fein völlig und harte sind, von Farbe dunckelgelb, von Geschmack anziehend und in etwas bitter. Myrobalani Emblici, Embelgi, Emblegi, Ambegi, de Seni, frantzösich, Myrobolans emblics, sind schier gantz runde Früchte, bey nah so dick wie die Galläpfel, auswendig rauh, und haben sechs erhabene Ecken oder Rippen, von Farbe sind sie braun oder dunckel: eine iede beschliesset einen Kern, der ist so groß wie eine kleine Haselnuß, und hat sechs Ecken, siehet gelb. Diese Frucht wächst auf einem Baume, der so hoch ist wie ein Palmenbaum, und hat lange, zart ausgekerbte Blätter, fast wie das Fahrenkraut. Diese Mirobalanen werden uns in vier Theil zerstücket, [Spaltenumbruch] vom Kern gelöset und dörre zugeführt. Man soll sie erwehlen, wann sie reine sind, und ohne Kern, auswendig schwärtzlicht, und inwendig grau, anziehend von Geschmack, und etwas bitter. Die Indianer brauchen sie das Leder damit grün zu färben, und zu Bereitung der Dinte. Myrobalani Bellerici, Belleregi, Bellilegi, Bellegu, frantzösisch, Myrobolans Bellerics, die Bellerischen Mirobalanen, sind Früchte, die so dicke sind wie die gemeinen Pflaumen, oval, oder fast gantz rund, hart und gelblicht, viel gleicher und nicht so gar eckigt als die andern, beschliessen eine iede einen länglichten Kern, wie eine Olive, der ist steinhart, ein wenig eckigt und weiß; dieser Kern enthält einen kleinen Nips. Der Baum, der diese Früchte bringt, ist so groß als wie ein Pflaumenbaum; sein Laub siehet wie das Lorbeerlaub, ist aber um ein gutes blässer: er wächst ungewartet. Die Bellerischen Mirobalanen soll man erwehlen, welche dicke sind, fein völlig und gantz, gelblicht von Farbe, gleich und lind anzufühlen; anziehend von Geschmack. Alle diese Früchte führen viel Sal essentiale und Oel, nicht eben gar viel Erde und phlegma. Alle Mirobalanen purgiren linde und halten an, schier als wie die Rhabarber. Doch werden die citrini absonderlich dienlich und gut erachtet, die gallhaftigen Feuchtigkeiten abzuführen; die indischen zu der melancholischen Feuchtigkeit, und die übrigen zum Schleim. Myrobalanus kommt von muron, unguentum, Salbe, und balanos, glans, Eichel, Ecker, als ob es heissen solte, eine Eichel, zur Artzney dienlich, dieweil etliche Arten der Mirobalanen eine Eichelgestalt haben, und weil sie zur Artzney gebrauchet werden. Myrrha. Myrrha, frantzösisch, Myrrhe, teutsch, Myrrhe, ist ein hartziges Gummi, welches aus den Rissen tringet, welche in einen stachlichten Baum gemachet werden, der in dem glücklichen Arabien, in Egypten und Ethiopien zu wachsen pfleget, ingleichen in der Abyßiner Lande und bey den Troglodyten, daher dann auch die beste Myrrhe Myrtha Troglodytica genennet wird. Sie muß erwehlet werden, wann sie frisch ist, in schönen hellen, durchsichtigen und leichten Tropfen, von Farbe goldgelb oder röthlicht, als ob sie mit Nägeln zerkratzet wäre, fetticht, von starcken und nicht gar zu angenehmen Geruch, eines bittern und scharffen Geschmacks. Weil aber diese auserlesene Myrrhe gar sehr rar, darum wird sie auch nur zu solchen Artzeneyen angewendet, die eingenommen sollen werden, z.E. zur Hyacinthen-confection, wie auch zum Theriac. Die gemeine schlechte wird zu den Pflastern gebrauchet, zu Salben und zu andern äusserlichen Mitteln. Man muß dieselbige erwehlen, wann sie fein reine ist, und nichts darein gemenget, wann es feine kleine und leichte [Ende Spaltensatz] [Beginn Spaltensatz]
Er erweichet und zertheilet, wann er äusserlich gebrauchet wird. Formicaleon kommt von formica, Ameis, und λέων, Löwe, ob wolte einer sprechen, ein Löwe oder Tyranne der Ameisen, Ameisenlöwe. Myrobalani. Myrobalani, frantzösisch, Mirobolans, teutsch, Mirobalanen, sind Früchte, die so dicke wie die Pflaumen, und werden gedörrt aus Indien zu uns gebracht. Es giebet ihrer fünff Arten. Die ersten heissen Myrobalani citrini, die gelben: die andern Myrobalani Indici, die indischen: die dritten Myrobalani chebuli: die vierten Myrobalani emblici: und die fünfften Myrobalani bellirici. Die Myrobalani citrini vel lutei, frantzösisch, Mirobalans citrins, teutsch, gelbe Mirobalanen, sind kleine länglichte oder ovalrunde Früchte, in Grösse der Oliven, auch etwas grösser, haben viel erhabene Ecken, sind hart, und beschliesset eine iede einen länglichten Stein. Sie wachsen auf einem Baume, der einem Pflamenbaume gar ähnlich sieht, doch aber Laub hat wie der Horltzgenbaum. Er wächset ohne Wartung in Indien, insonderheit um Goa rum. Diese Art wird am meisten unter allen zur Artzney gebrauchet, und soll genommen werden, wann sie fein völlig, schwer, harte und gelbröthlicht sind, einen anziehenden, ziemlich unangenehmen Geschmack haben. Myrobalani Indici, sive nigri, sive Damasonii, frantzösisch, Myrobolans Indiens oder noirs, die indianischen oder schwartzen Mirobalanen, sind länglichte Früchte, so dick wie kleine Eckern, runtzlicht, und haben der Länge nach vier erhabene Ecken, sind übrigens sehr hart, inwendig hol und ohne Kern. Sie wachsen auf einem Baume, dessen Laub wie Weidenlaub aussiehet. Wann diese Frucht noch auf dem Baume steht, ist sie so dick wie eine Olive, zu anfangs grün, wird aber braun, wann sie zeitiget, hernach wird sie gar schwartz, von säuerlichen und anziehenden Geschmack. Mirobalani Chebuli, Quebuli, Chepuli, Cepuli, frantzösisch, Myrobolans chebules, sind Früchte, so dicke wie die Datteln, länglicht, spitzig an dem Ende, wo sie an dem Baume hangen; eine hat als wie fünff Rippen, die machen gleichsam als wie so viel Ecken, sehen gelblichtbraun, und wachsen auf einem Baume, der so groß ist, als wie ein Pflaumenbaum, in Indien, ohne Wartung, um Decan und in Bengala. Seine Blätter sehen aus als wie das Phirschenlaub: die Blüten sehen als wie Sterne und röthlicht. Diese Mirobalanen soll man erwehlen, wann sie fein völlig und harte sind, von Farbe dunckelgelb, von Geschmack anziehend und in etwas bitter. Myrobalani Emblici, Embelgi, Emblegi, Ambegi, de Seni, frantzösich, Myrobolans emblics, sind schier gantz runde Früchte, bey nah so dick wie die Galläpfel, auswendig rauh, und haben sechs erhabene Ecken oder Rippen, von Farbe sind sie braun oder dunckel: eine iede beschliesset einen Kern, der ist so groß wie eine kleine Haselnuß, und hat sechs Ecken, siehet gelb. Diese Frucht wächst auf einem Baume, der so hoch ist wie ein Palmenbaum, und hat lange, zart ausgekerbte Blätter, fast wie das Fahrenkraut. Diese Mirobalanen werden uns in vier Theil zerstücket, [Spaltenumbruch] vom Kern gelöset und dörre zugeführt. Man soll sie erwehlen, wann sie reine sind, und ohne Kern, auswendig schwärtzlicht, und inwendig grau, anziehend von Geschmack, und etwas bitter. Die Indianer brauchen sie das Leder damit grün zu färben, und zu Bereitung der Dinte. Myrobalani Bellerici, Belleregi, Bellilegi, Bellegu, frantzösisch, Myrobolans Bellerics, die Bellerischen Mirobalanen, sind Früchte, die so dicke sind wie die gemeinen Pflaumen, oval, oder fast gantz rund, hart und gelblicht, viel gleicher und nicht so gar eckigt als die andern, beschliessen eine iede einen länglichten Kern, wie eine Olive, der ist steinhart, ein wenig eckigt und weiß; dieser Kern enthält einen kleinen Nips. Der Baum, der diese Früchte bringt, ist so groß als wie ein Pflaumenbaum; sein Laub siehet wie das Lorbeerlaub, ist aber um ein gutes blässer: er wächst ungewartet. Die Bellerischen Mirobalanen soll man erwehlen, welche dicke sind, fein völlig und gantz, gelblicht von Farbe, gleich und lind anzufühlen; anziehend von Geschmack. Alle diese Früchte führen viel Sal essentiale und Oel, nicht eben gar viel Erde und phlegma. Alle Mirobalanen purgiren linde und halten an, schier als wie die Rhabarber. Doch werden die citrini absonderlich dienlich und gut erachtet, die gallhaftigen Feuchtigkeiten abzuführen; die indischen zu der melancholischen Feuchtigkeit, und die übrigen zum Schleim. Myrobalanus kommt von μὺρον, unguentum, Salbe, und βἁλανος, glans, Eichel, Ecker, als ob es heissen solte, eine Eichel, zur Artzney dienlich, dieweil etliche Arten der Mirobalanen eine Eichelgestalt haben, und weil sie zur Artzney gebrauchet werden. Myrrha. Myrrha, frantzösisch, Myrrhe, teutsch, Myrrhe, ist ein hartziges Gummi, welches aus den Rissen tringet, welche in einen stachlichten Baum gemachet werden, der in dem glücklichen Arabien, in Egypten und Ethiopien zu wachsen pfleget, ingleichen in der Abyßiner Lande und bey den Troglodyten, daher dann auch die beste Myrrhe Myrtha Troglodytica genennet wird. Sie muß erwehlet werden, wann sie frisch ist, in schönen hellen, durchsichtigen und leichten Tropfen, von Farbe goldgelb oder röthlicht, als ob sie mit Nägeln zerkratzet wäre, fetticht, von starcken und nicht gar zu angenehmen Geruch, eines bittern und scharffen Geschmacks. Weil aber diese auserlesene Myrrhe gar sehr rar, darum wird sie auch nur zu solchen Artzeneyen angewendet, die eingenommen sollen werden, z.E. zur Hyacinthen-confection, wie auch zum Theriac. Die gemeine schlechte wird zu den Pflastern gebrauchet, zu Salben und zu andern äusserlichen Mitteln. Man muß dieselbige erwehlen, wann sie fein reine ist, und nichts darein gemenget, wann es feine kleine und leichte [Ende Spaltensatz] <TEI> <text> <body> <div> <div type="lexiconEntry"> <pb facs="#f0402"/> <cb type="start"/> <p>Er erweichet und zertheilet, wann er äusserlich gebrauchet wird.</p><lb/> <p><hi rendition="#i">Formicaleon</hi> kommt von <hi rendition="#i">formica,</hi> <hi rendition="#fr">Ameis,</hi> und <hi rendition="#i">λέων,</hi> <hi rendition="#fr">Löwe,</hi> ob wolte einer sprechen, ein Löwe oder Tyranne der Ameisen, <hi rendition="#fr">Ameisenlöwe.</hi></p> </div><lb/> <div type="lexiconEntry"> <head>Myrobalani.</head><lb/> <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrobalani</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Mirobolans</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Mirobalanen,</hi> sind Früchte, die so dicke wie die Pflaumen, und werden gedörrt aus <hi rendition="#fr">Indien</hi> zu uns gebracht. Es giebet ihrer fünff Arten. Die ersten heissen <hi rendition="#i">Myrobalani citrini,</hi> die gelben: die andern <hi rendition="#i">Myrobalani Indici,</hi> die indischen: die dritten <hi rendition="#i">Myrobalani chebuli:</hi> die vierten <hi rendition="#i">Myrobalani emblici:</hi> und die fünfften <hi rendition="#i">Myrobalani bellirici.</hi></p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrobalani citrini vel lutei</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Mirobalans citrins</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">gelbe Mirobalanen,</hi> sind kleine länglichte oder ovalrunde Früchte, in Grösse der Oliven, auch etwas grösser, haben viel erhabene Ecken, sind hart, und beschliesset eine iede einen länglichten Stein. Sie wachsen auf einem Baume, der einem Pflamenbaume gar ähnlich sieht, doch aber Laub hat wie der Horltzgenbaum. Er wächset ohne Wartung in Indien, insonderheit um Goa rum. Diese Art wird am meisten unter allen zur Artzney gebrauchet, und soll genommen werden, wann sie fein völlig, schwer, harte und gelbröthlicht sind, einen anziehenden, ziemlich unangenehmen Geschmack haben.</p><lb/> <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrobalani Indici, sive nigri, sive Damasonii</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrobolans Indiens</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">noirs</hi></hi>, die <hi rendition="#fr">indianischen</hi> oder <hi rendition="#fr">schwartzen Mirobalanen,</hi> sind länglichte Früchte, so dick wie kleine Eckern, runtzlicht, und haben der Länge nach vier erhabene Ecken, sind übrigens sehr hart, inwendig hol und ohne Kern. Sie wachsen auf einem Baume, dessen Laub wie Weidenlaub aussiehet. Wann diese Frucht noch auf dem Baume steht, ist sie so dick wie eine Olive, zu anfangs grün, wird aber braun, wann sie zeitiget, hernach wird sie gar schwartz, von säuerlichen und anziehenden Geschmack.</p><lb/> <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Mirobalani Chebuli, Quebuli, Chepuli, Cepuli</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrobolans chebules</hi></hi>, sind Früchte, so dicke wie die Datteln, länglicht, spitzig an dem Ende, wo sie an dem Baume hangen; eine hat als wie fünff Rippen, die machen gleichsam als wie so viel Ecken, sehen gelblichtbraun, und wachsen auf einem Baume, der so groß ist, als wie ein Pflaumenbaum, in Indien, ohne Wartung, um Decan und in Bengala. Seine Blätter sehen aus als wie das Phirschenlaub: die Blüten sehen als wie Sterne und röthlicht. Diese Mirobalanen soll man erwehlen, wann sie fein völlig und harte sind, von Farbe dunckelgelb, von Geschmack anziehend und in etwas bitter.</p><lb/> <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrobalani Emblici, Embelgi, Emblegi, Ambegi, de Seni</hi></hi>, frantzösich, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrobolans emblics</hi></hi>, sind schier gantz runde Früchte, bey nah so dick wie die Galläpfel, auswendig rauh, und haben sechs erhabene Ecken oder Rippen, von Farbe sind sie braun oder dunckel: eine iede beschliesset einen Kern, der ist so groß wie eine kleine Haselnuß, und hat sechs Ecken, siehet gelb. Diese Frucht wächst auf einem Baume, der so hoch ist wie ein Palmenbaum, und hat lange, zart ausgekerbte Blätter, fast wie das Fahrenkraut. Diese Mirobalanen werden uns in vier Theil zerstücket, <cb/> vom Kern gelöset und dörre zugeführt. Man soll sie erwehlen, wann sie reine sind, und ohne Kern, auswendig schwärtzlicht, und inwendig grau, anziehend von Geschmack, und etwas bitter. Die Indianer brauchen sie das Leder damit grün zu färben, und zu Bereitung der Dinte.</p><lb/> <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrobalani Bellerici, Belleregi, Bellilegi, Bellegu</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrobolans Bellerics</hi></hi>, die <hi rendition="#fr">Bellerischen Mirobalanen,</hi> sind Früchte, die so dicke sind wie die gemeinen Pflaumen, oval, oder fast gantz rund, hart und gelblicht, viel gleicher und nicht so gar eckigt als die andern, beschliessen eine iede einen länglichten Kern, wie eine Olive, der ist steinhart, ein wenig eckigt und weiß; dieser Kern enthält einen kleinen Nips. Der Baum, der diese Früchte bringt, ist so groß als wie ein Pflaumenbaum; sein Laub siehet wie das Lorbeerlaub, ist aber um ein gutes blässer: er wächst ungewartet. Die Bellerischen Mirobalanen soll man erwehlen, welche dicke sind, fein völlig und gantz, gelblicht von Farbe, gleich und lind anzufühlen; anziehend von Geschmack.</p><lb/> <p>Alle diese Früchte führen viel <hi rendition="#i">Sal essentiale</hi> und Oel, nicht eben gar viel Erde und <hi rendition="#i">phlegma.</hi></p><lb/> <p>Alle Mirobalanen purgiren linde und halten an, schier als wie die Rhabarber. Doch werden die <hi rendition="#i">citrini</hi> absonderlich dienlich und gut erachtet, die gallhaftigen Feuchtigkeiten abzuführen; die indischen zu der melancholischen Feuchtigkeit, und die übrigen zum Schleim.</p><lb/> <p><hi rendition="#i">Myrobalanus</hi> kommt von <hi rendition="#i">μὺρον, unguentum,</hi> <hi rendition="#fr">Salbe,</hi> und <hi rendition="#i">βἁλανος, glans,</hi> <hi rendition="#fr">Eichel, Ecker,</hi> als ob es heissen solte, eine Eichel, zur Artzney dienlich, dieweil etliche Arten der Mirobalanen eine Eichelgestalt haben, und weil sie zur Artzney gebrauchet werden.</p> </div><lb/> <div type="lexiconEntry"> <head>Myrrha.</head><lb/> <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrrha</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrrhe</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Myrrhe,</hi> ist ein hartziges Gummi, welches aus den Rissen tringet, welche in einen stachlichten Baum gemachet werden, der in dem <hi rendition="#fr">glücklichen Arabien,</hi> in <hi rendition="#fr">Egypten</hi> und <hi rendition="#fr">Ethiopien</hi> zu wachsen pfleget, ingleichen in der <hi rendition="#fr">Abyßiner</hi> Lande und bey den <hi rendition="#fr">Troglodyten,</hi> daher dann auch die beste Myrrhe <hi rendition="#i">Myrtha Troglodytica</hi> genennet wird. Sie muß erwehlet werden, wann sie frisch ist, in schönen hellen, durchsichtigen und leichten Tropfen, von Farbe goldgelb oder röthlicht, als ob sie mit Nägeln zerkratzet wäre, fetticht, von starcken und nicht gar zu angenehmen Geruch, eines bittern und scharffen Geschmacks. Weil aber diese auserlesene Myrrhe gar sehr rar, darum wird sie auch nur zu solchen Artzeneyen angewendet, die eingenommen sollen werden, z.E. zur Hyacinthen-<hi rendition="#i">confection,</hi> wie auch zum Theriac. Die gemeine schlechte wird zu den Pflastern gebrauchet, zu Salben und zu andern äusserlichen Mitteln. Man muß dieselbige erwehlen, wann sie fein reine ist, und nichts darein gemenget, wann es feine kleine und leichte <cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0402]
Er erweichet und zertheilet, wann er äusserlich gebrauchet wird.
Formicaleon kommt von formica, Ameis, und λέων, Löwe, ob wolte einer sprechen, ein Löwe oder Tyranne der Ameisen, Ameisenlöwe.
Myrobalani.
Myrobalani, frantzösisch, Mirobolans, teutsch, Mirobalanen, sind Früchte, die so dicke wie die Pflaumen, und werden gedörrt aus Indien zu uns gebracht. Es giebet ihrer fünff Arten. Die ersten heissen Myrobalani citrini, die gelben: die andern Myrobalani Indici, die indischen: die dritten Myrobalani chebuli: die vierten Myrobalani emblici: und die fünfften Myrobalani bellirici.
Die Myrobalani citrini vel lutei, frantzösisch, Mirobalans citrins, teutsch, gelbe Mirobalanen, sind kleine länglichte oder ovalrunde Früchte, in Grösse der Oliven, auch etwas grösser, haben viel erhabene Ecken, sind hart, und beschliesset eine iede einen länglichten Stein. Sie wachsen auf einem Baume, der einem Pflamenbaume gar ähnlich sieht, doch aber Laub hat wie der Horltzgenbaum. Er wächset ohne Wartung in Indien, insonderheit um Goa rum. Diese Art wird am meisten unter allen zur Artzney gebrauchet, und soll genommen werden, wann sie fein völlig, schwer, harte und gelbröthlicht sind, einen anziehenden, ziemlich unangenehmen Geschmack haben.
Myrobalani Indici, sive nigri, sive Damasonii, frantzösisch, Myrobolans Indiens oder noirs, die indianischen oder schwartzen Mirobalanen, sind länglichte Früchte, so dick wie kleine Eckern, runtzlicht, und haben der Länge nach vier erhabene Ecken, sind übrigens sehr hart, inwendig hol und ohne Kern. Sie wachsen auf einem Baume, dessen Laub wie Weidenlaub aussiehet. Wann diese Frucht noch auf dem Baume steht, ist sie so dick wie eine Olive, zu anfangs grün, wird aber braun, wann sie zeitiget, hernach wird sie gar schwartz, von säuerlichen und anziehenden Geschmack.
Mirobalani Chebuli, Quebuli, Chepuli, Cepuli, frantzösisch, Myrobolans chebules, sind Früchte, so dicke wie die Datteln, länglicht, spitzig an dem Ende, wo sie an dem Baume hangen; eine hat als wie fünff Rippen, die machen gleichsam als wie so viel Ecken, sehen gelblichtbraun, und wachsen auf einem Baume, der so groß ist, als wie ein Pflaumenbaum, in Indien, ohne Wartung, um Decan und in Bengala. Seine Blätter sehen aus als wie das Phirschenlaub: die Blüten sehen als wie Sterne und röthlicht. Diese Mirobalanen soll man erwehlen, wann sie fein völlig und harte sind, von Farbe dunckelgelb, von Geschmack anziehend und in etwas bitter.
Myrobalani Emblici, Embelgi, Emblegi, Ambegi, de Seni, frantzösich, Myrobolans emblics, sind schier gantz runde Früchte, bey nah so dick wie die Galläpfel, auswendig rauh, und haben sechs erhabene Ecken oder Rippen, von Farbe sind sie braun oder dunckel: eine iede beschliesset einen Kern, der ist so groß wie eine kleine Haselnuß, und hat sechs Ecken, siehet gelb. Diese Frucht wächst auf einem Baume, der so hoch ist wie ein Palmenbaum, und hat lange, zart ausgekerbte Blätter, fast wie das Fahrenkraut. Diese Mirobalanen werden uns in vier Theil zerstücket,
vom Kern gelöset und dörre zugeführt. Man soll sie erwehlen, wann sie reine sind, und ohne Kern, auswendig schwärtzlicht, und inwendig grau, anziehend von Geschmack, und etwas bitter. Die Indianer brauchen sie das Leder damit grün zu färben, und zu Bereitung der Dinte.
Myrobalani Bellerici, Belleregi, Bellilegi, Bellegu, frantzösisch, Myrobolans Bellerics, die Bellerischen Mirobalanen, sind Früchte, die so dicke sind wie die gemeinen Pflaumen, oval, oder fast gantz rund, hart und gelblicht, viel gleicher und nicht so gar eckigt als die andern, beschliessen eine iede einen länglichten Kern, wie eine Olive, der ist steinhart, ein wenig eckigt und weiß; dieser Kern enthält einen kleinen Nips. Der Baum, der diese Früchte bringt, ist so groß als wie ein Pflaumenbaum; sein Laub siehet wie das Lorbeerlaub, ist aber um ein gutes blässer: er wächst ungewartet. Die Bellerischen Mirobalanen soll man erwehlen, welche dicke sind, fein völlig und gantz, gelblicht von Farbe, gleich und lind anzufühlen; anziehend von Geschmack.
Alle diese Früchte führen viel Sal essentiale und Oel, nicht eben gar viel Erde und phlegma.
Alle Mirobalanen purgiren linde und halten an, schier als wie die Rhabarber. Doch werden die citrini absonderlich dienlich und gut erachtet, die gallhaftigen Feuchtigkeiten abzuführen; die indischen zu der melancholischen Feuchtigkeit, und die übrigen zum Schleim.
Myrobalanus kommt von μὺρον, unguentum, Salbe, und βἁλανος, glans, Eichel, Ecker, als ob es heissen solte, eine Eichel, zur Artzney dienlich, dieweil etliche Arten der Mirobalanen eine Eichelgestalt haben, und weil sie zur Artzney gebrauchet werden.
Myrrha.
Myrrha, frantzösisch, Myrrhe, teutsch, Myrrhe, ist ein hartziges Gummi, welches aus den Rissen tringet, welche in einen stachlichten Baum gemachet werden, der in dem glücklichen Arabien, in Egypten und Ethiopien zu wachsen pfleget, ingleichen in der Abyßiner Lande und bey den Troglodyten, daher dann auch die beste Myrrhe Myrtha Troglodytica genennet wird. Sie muß erwehlet werden, wann sie frisch ist, in schönen hellen, durchsichtigen und leichten Tropfen, von Farbe goldgelb oder röthlicht, als ob sie mit Nägeln zerkratzet wäre, fetticht, von starcken und nicht gar zu angenehmen Geruch, eines bittern und scharffen Geschmacks. Weil aber diese auserlesene Myrrhe gar sehr rar, darum wird sie auch nur zu solchen Artzeneyen angewendet, die eingenommen sollen werden, z.E. zur Hyacinthen-confection, wie auch zum Theriac. Die gemeine schlechte wird zu den Pflastern gebrauchet, zu Salben und zu andern äusserlichen Mitteln. Man muß dieselbige erwehlen, wann sie fein reine ist, und nichts darein gemenget, wann es feine kleine und leichte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-02-19T20:05:58Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-02-19T20:05:58Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein; Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |