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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz]

Diese dergestalt calcinirten Steine sind nun die Phosphori, die, wann sie einige wenige Augenblicke an das freye Licht, z.E. in einem Hofe oder auf der Strasse, und darauf an einen dunckeln Ort geleget werden, in kurtzer Zeit wie glühende Kohlen scheinen, doch ohne merckliche Wärme, und erlöschen hernachmahls allgemach. Werden sie wiederum ans Licht gebracht, so überkommen sie aufs neue ihren Schein, und solches thun sie drey oder vier Jahr lang, nachdem sie oftermahls ans Licht gestellet werden. Haben diese Steine ihre Kraft verlohren, so kan man ihnen wiederum zu selbiger verhelffen, wann man sie auf ein neues brennt, und alle vorerzehlete Umstände dabey in acht nimmt: doch scheinen sie nicht weiter also starck.

Die zu Pulver gemachte Kruste, ist ebenfals einer von den schönsten und hellsten Phosphoris, wann sie gleichwie die Steine an das Licht geleget wird. Man füllet damit schöne crystallinene Fläschlein an, verstopfet sie auf das genaueste, und hebet sie auf, damit man sie, so ofte es beliebig, leuchtend machen möge; dann man darff sie nur, eben wie die Steine, an das Licht bringen. Der Crystall hindert gar nicht, daß dieses Pulver keinen Schein empfangen möge.

Es darff sich niemand einbilden, daß, alle oben bey der Bereitung des Bononischen Steines, von mir angeführte Umstände unnützlich solten seyn: sie sind vielmehr darbey so gar sehr nöthig, daß es versichert mit der operation mißlingen und der Stein gantz und gar nicht leuchtend werden wird.

Durchs calciniren überkommt der Bononische Stein einen schweflichten Geruch, fast wie das dissolvirte Operment, oder wann man dasselbige mit Kalch im Wasser sieden lassen: er führet auch ein wenig arsenicalisch Saltz bey sich.

Warum er aber leuchtend scheint, das ist die Ursach, daß das Feuer seinen Schwefel in die Bewegung gebracht, davon sich eine unzehlbare Menge sehr subtil und zarter Theilgen oben auf geleget, welche mit einander von dem Lichte können angestecket werden. Wer wegen dieser Materie weitläufftigern Unterricht begehret, der mag nachsehen, was ich in meinem Buche von der Chymie davon gemeldet habe, dann ich daselbsten nicht alleine von diesem Phosphoro gehandelt, sondern auch an vielen andern Orten mehr. Ich habe auch allda die Figur eines Ofens gegeben, der sich vortrefflich wol zur Calcinirung dieses Steins wird schicken können.

Der calcinirte Bononische Stein ist ein gar gutes Mittel die Haare ausfallen zu machen, man darff ihn nur gantz zerstossen, mit Wasser als wie einen Leimen anrühren, und auf solche Orte legen, wo es Haare giebet.

Phosphorus kommt vom Griechischen phos pheron, lucem ferens, als ob es soviel heissen solte, das einen Schein oder Licht giebet.

Chrysonlapis kommt von khrusos, aurum, Gold, und lapis, Stein, als ob es solte heissen, ein Stein, der einen goldfarbenen Schein von sich giebet.

Lapis crucifer.

Lapis crucifer, frantzösisch, Pierre de la croix, teutsch, Creutzstein, ist ein Stein von Grösse und Figur als wie ein Ochsenhorn, obenher ungleich, zart, der sich unschwer zerschneiden läst, von Farbe [Spaltenumbruch] grau, mit untermischten schwartzen Flecken. Wird er die Quere durch und Scheibenweis zerschnitten, so findet sich auf jeder Seite die Figur eines schwartzen oder braunen Creutzes. Dieser Stein wächst zu Compostell in Spanien, zwantzig Meilen von der Kirche zu S. Jago.

Wann er auf der blossen Haut getragen wird, soll er dem Vorgeben nach, das Blut stillen, Fieber vertreiben, und die Milch vermehren.

Lapis hystericus.

Lapis hystericus, frantzösisch, Pierre hysterique, teutsch, Stein zu der Mutterbeschwerung, ist ein langer und runder, schwerer und schwartzer Stein: der in Neuspanien gefunden wird.

Wann er einer Frauen auf den Nabel gebunden wird, so soll er, wie sie vorgeben, drauf hängen bleiben, und die Dünste niederschlagen.

Lapis Judaicus.

Lapis Judaicus,

Lapis Syriacus,

Phoenicites,

Tecolithus.

frantzösisch, Pierre Judaique.

teutsch, Judenstein.

Ist ein Stein von allerhand Figur und Grösse: insgemeine hat er die Form einer kleinen Olive, ist rund umher voller Striche, die nach der Länge herunter lauffen, und in gleicher Weite von einander stehen. Bisweilen findet er sich gantz glatt und gleich, ohne Linien, und zuweilen in Cylinder Form. Seine Farbe ist aussenher grau, bisweilen röthlicht, inwendig weißlicht und gläntzend. Er scheinet zwar so harte wie ein Kieselstein zu seyn, ist dannoch ziemlich zart und läst sich leicht zu Pulver stossen. Er wächst in Indien und an vielen Orten, und wird daher zu uns gebracht. Einige wollen ihn nach dem Geschlecht abtheilen und nennen denselbigen Pierre Judaique male Männlein Judenstein, welcher groß und lang ist und die Forme eines Cylinders hat; denselbigen aber Pierre Judaique femelle, Weiblein Judenstein, der so groß und gestaltet ist wie eine kleine Olive. Einer sowol wie der andere werden auf einem Reibesteine gerieben, bis sie zu einem gantz unbegreifflichen Pulver worden, das zu der Artzney kan gebrauchet werden.

Er dienet den Durchlauff zu versetzen, den Urin zu treiben: auch soll er dem Vorgeben nach, den Stein in den Nieren und in der Blase zermalmen. Auf einmahl wird ein Scrupel bis auf ein halbes Quintlein schwer davon gegeben.

Lapis Lazuli.

Lapis Lazuli.

Lapis cyaneus.

Lapis caeruleus.

frantzösisch, Pierre d'Azur.

teutsch, Asurstein, Lasurstein.

Ist ein Stein von unterschiedener Gestalt und Grösse, dunckel, schwer, blau, oder wie die Kornblumen gefärbet, mit untermischten Gestein oder Berg, und einigen Gold- und Kupferfüncklein durchworffen. Er findet sich in Indien und in Persien in den Steinbrüchen, so soll er auch aus den Goldbergwercken gezogen werden. Hauptsächlich wird er zur [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Diese dergestalt calcinirten Steine sind nun die Phosphori, die, wann sie einige wenige Augenblicke an das freye Licht, z.E. in einem Hofe oder auf der Strasse, und darauf an einen dunckeln Ort geleget werden, in kurtzer Zeit wie glühende Kohlen scheinen, doch ohne merckliche Wärme, und erlöschen hernachmahls allgemach. Werden sie wiederum ans Licht gebracht, so überkommen sie aufs neue ihren Schein, und solches thun sie drey oder vier Jahr lang, nachdem sie oftermahls ans Licht gestellet werden. Haben diese Steine ihre Kraft verlohren, so kan man ihnen wiederum zu selbiger verhelffen, wann man sie auf ein neues brennt, und alle vorerzehlete Umstände dabey in acht nimmt: doch scheinen sie nicht weiter also starck.

Die zu Pulver gemachte Kruste, ist ebenfals einer von den schönsten und hellsten Phosphoris, wann sie gleichwie die Steine an das Licht geleget wird. Man füllet damit schöne crystallinene Fläschlein an, verstopfet sie auf das genaueste, und hebet sie auf, damit man sie, so ofte es beliebig, leuchtend machen möge; dann man darff sie nur, eben wie die Steine, an das Licht bringen. Der Crystall hindert gar nicht, daß dieses Pulver keinen Schein empfangen möge.

Es darff sich niemand einbilden, daß, alle oben bey der Bereitung des Bononischen Steines, von mir angeführte Umstände unnützlich solten seyn: sie sind vielmehr darbey so gar sehr nöthig, daß es versichert mit der operation mißlingen und der Stein gantz und gar nicht leuchtend werden wird.

Durchs calciniren überkommt der Bononische Stein einen schweflichten Geruch, fast wie das dissolvirte Operment, oder wann man dasselbige mit Kalch im Wasser sieden lassen: er führet auch ein wenig arsenicalisch Saltz bey sich.

Warum er aber leuchtend scheint, das ist die Ursach, daß das Feuer seinen Schwefel in die Bewegung gebracht, davon sich eine unzehlbare Menge sehr subtil und zarter Theilgen oben auf geleget, welche mit einander von dem Lichte können angestecket werden. Wer wegen dieser Materie weitläufftigern Unterricht begehret, der mag nachsehen, was ich in meinem Buche von der Chymie davon gemeldet habe, dann ich daselbsten nicht alleine von diesem Phosphoro gehandelt, sondern auch an vielen andern Orten mehr. Ich habe auch allda die Figur eines Ofens gegeben, der sich vortrefflich wol zur Calcinirung dieses Steins wird schicken können.

Der calcinirte Bononische Stein ist ein gar gutes Mittel die Haare ausfallen zu machen, man darff ihn nur gantz zerstossen, mit Wasser als wie einen Leimen anrühren, und auf solche Orte legen, wo es Haare giebet.

Phosphorus kommt vom Griechischen φῶς φέρον, lucem ferens, als ob es soviel heissen solte, das einen Schein oder Licht giebet.

Chrysonlapis kommt von χρυσὸς, aurum, Gold, und lapis, Stein, als ob es solte heissen, ein Stein, der einen goldfarbenen Schein von sich giebet.

Lapis crucifer.

Lapis crucifer, frantzösisch, Pierre de la croix, teutsch, Creutzstein, ist ein Stein von Grösse und Figur als wie ein Ochsenhorn, obenher ungleich, zart, der sich unschwer zerschneiden läst, von Farbe [Spaltenumbruch] grau, mit untermischten schwartzen Flecken. Wird er die Quere durch und Scheibenweis zerschnitten, so findet sich auf jeder Seite die Figur eines schwartzen oder braunen Creutzes. Dieser Stein wächst zu Compostell in Spanien, zwantzig Meilen von der Kirche zu S. Jago.

Wann er auf der blossen Haut getragen wird, soll er dem Vorgeben nach, das Blut stillen, Fieber vertreiben, und die Milch vermehren.

Lapis hystericus.

Lapis hystericus, frantzösisch, Pierre hysterique, teutsch, Stein zu der Mutterbeschwerung, ist ein langer und runder, schwerer und schwartzer Stein: der in Neuspanien gefunden wird.

Wann er einer Frauen auf den Nabel gebunden wird, so soll er, wie sie vorgeben, drauf hängen bleiben, und die Dünste niederschlagen.

Lapis Judaicus.

Lapis Judaicus,

Lapis Syriacus,

Phœnicites,

Tecolithus.

frantzösisch, Pierre Judaique.

teutsch, Judenstein.

Ist ein Stein von allerhand Figur und Grösse: insgemeine hat er die Form einer kleinen Olive, ist rund umher voller Striche, die nach der Länge herunter lauffen, und in gleicher Weite von einander stehen. Bisweilen findet er sich gantz glatt und gleich, ohne Linien, und zuweilen in Cylinder Form. Seine Farbe ist aussenher grau, bisweilen röthlicht, inwendig weißlicht und gläntzend. Er scheinet zwar so harte wie ein Kieselstein zu seyn, ist dannoch ziemlich zart und läst sich leicht zu Pulver stossen. Er wächst in Indien und an vielen Orten, und wird daher zu uns gebracht. Einige wollen ihn nach dem Geschlecht abtheilen und nennen denselbigen Pierre Judaique mâle Männlein Judenstein, welcher groß und lang ist und die Forme eines Cylinders hat; denselbigen aber Pierre Judaique femelle, Weiblein Judenstein, der so groß und gestaltet ist wie eine kleine Olive. Einer sowol wie der andere werden auf einem Reibesteine gerieben, bis sie zu einem gantz unbegreifflichen Pulver worden, das zu der Artzney kan gebrauchet werden.

Er dienet den Durchlauff zu versetzen, den Urin zu treiben: auch soll er dem Vorgeben nach, den Stein in den Nieren und in der Blase zermalmen. Auf einmahl wird ein Scrupel bis auf ein halbes Quintlein schwer davon gegeben.

Lapis Lazuli.

Lapis Lazuli.

Lapis cyaneus.

Lapis cæruleus.

frantzösisch, Pierre d'Azur.

teutsch, Asurstein, Lasurstein.

Ist ein Stein von unterschiedener Gestalt und Grösse, dunckel, schwer, blau, oder wie die Kornblumen gefärbet, mit untermischten Gestein oder Berg, und einigen Gold- und Kupferfüncklein durchworffen. Er findet sich in Indien und in Persien in den Steinbrüchen, so soll er auch aus den Goldbergwercken gezogen werden. Hauptsächlich wird er zur [Ende Spaltensatz]

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[0325] Diese dergestalt calcinirten Steine sind nun die Phosphori, die, wann sie einige wenige Augenblicke an das freye Licht, z.E. in einem Hofe oder auf der Strasse, und darauf an einen dunckeln Ort geleget werden, in kurtzer Zeit wie glühende Kohlen scheinen, doch ohne merckliche Wärme, und erlöschen hernachmahls allgemach. Werden sie wiederum ans Licht gebracht, so überkommen sie aufs neue ihren Schein, und solches thun sie drey oder vier Jahr lang, nachdem sie oftermahls ans Licht gestellet werden. Haben diese Steine ihre Kraft verlohren, so kan man ihnen wiederum zu selbiger verhelffen, wann man sie auf ein neues brennt, und alle vorerzehlete Umstände dabey in acht nimmt: doch scheinen sie nicht weiter also starck. Die zu Pulver gemachte Kruste, ist ebenfals einer von den schönsten und hellsten Phosphoris, wann sie gleichwie die Steine an das Licht geleget wird. 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Warum er aber leuchtend scheint, das ist die Ursach, daß das Feuer seinen Schwefel in die Bewegung gebracht, davon sich eine unzehlbare Menge sehr subtil und zarter Theilgen oben auf geleget, welche mit einander von dem Lichte können angestecket werden. Wer wegen dieser Materie weitläufftigern Unterricht begehret, der mag nachsehen, was ich in meinem Buche von der Chymie davon gemeldet habe, dann ich daselbsten nicht alleine von diesem Phosphoro gehandelt, sondern auch an vielen andern Orten mehr. Ich habe auch allda die Figur eines Ofens gegeben, der sich vortrefflich wol zur Calcinirung dieses Steins wird schicken können. Der calcinirte Bononische Stein ist ein gar gutes Mittel die Haare ausfallen zu machen, man darff ihn nur gantz zerstossen, mit Wasser als wie einen Leimen anrühren, und auf solche Orte legen, wo es Haare giebet. Phosphorus kommt vom Griechischen φῶς φέρον, lucem ferens, als ob es soviel heissen solte, das einen Schein oder Licht giebet. Chrysonlapis kommt von χρυσὸς, aurum, Gold, und lapis, Stein, als ob es solte heissen, ein Stein, der einen goldfarbenen Schein von sich giebet. Lapis crucifer. Lapis crucifer, frantzösisch, Pierre de la croix, teutsch, Creutzstein, ist ein Stein von Grösse und Figur als wie ein Ochsenhorn, obenher ungleich, zart, der sich unschwer zerschneiden läst, von Farbe grau, mit untermischten schwartzen Flecken. Wird er die Quere durch und Scheibenweis zerschnitten, so findet sich auf jeder Seite die Figur eines schwartzen oder braunen Creutzes. Dieser Stein wächst zu Compostell in Spanien, zwantzig Meilen von der Kirche zu S. Jago. Wann er auf der blossen Haut getragen wird, soll er dem Vorgeben nach, das Blut stillen, Fieber vertreiben, und die Milch vermehren. Lapis hystericus. Lapis hystericus, frantzösisch, Pierre hysterique, teutsch, Stein zu der Mutterbeschwerung, ist ein langer und runder, schwerer und schwartzer Stein: der in Neuspanien gefunden wird. 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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/325>, abgerufen am 23.11.2024.