Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.[Beginn Spaltensatz] wann sie reiff ist worden: bisweilen wird sie gar nicht reiff. Dieses Gewächse reiniget und öffnet: die Frucht hält an. Labrusca kommt von labris, Leffzen oder Lippen, her: dann diß Gewächse wächset an dem Rande der Wege, welcher gleichsam dererselben Lippen giebet: oder aber, weil der gar herbe Geschmack seiner Frucht den Lippen nicht wol thut. Laburnum. Laburnum, Dod. Gal. Anagyris latifolia, Eyst. Anagyris prima & major, Matth. Gast. Laburnum arbor trifolia Anagyridi similis, J.B. Raji Hist. Anagyris non foetida major vel Alpina, C.B. Trifolia arbor, Cord. Hist. Anagyris non foetida, sive Laburnum maius, Park. frantzösisch, Aubours. teutsch, Baumbonen. Ist ein Baum von mittlerer Höhe, der Anagyris nicht ungleich, doch stinckt er nicht also. Sein Stamm ist eben nicht gar dick; das Holtz ist hart, die Zweige breiten sich weit aus, und sind mit einer grünen Schale überzogen. Der Blätter stehen drey und drey beysammen: sie sind groß und spitzig, oben grün und ohne Haar, unten bleichgrün und gar rauch, und hängen an dünnen, rund und rauchen Stielen. Die Blüten stehen an einem Nerven oder Stiele, der über einen Schuh lang ist, dünn und rund, rauch und weißlicht: sie sehen aus, wie die am kleinen Ginst, und gelb vom Farbe. Wann sie verfallen sind, so erscheinen Schoten, wie an den Erbsen, die enthalten die Samen, welche so dicke sind, als wie die Linsen. Dieser Baum wächst an warmen und trocknen Orten, wo es bergicht ist. Seine Blätter reinigen und zertheilen, sind gut für die Engbrüstigkeit, und den Weibern ihre monatliche Reinigung zu schaffen. Lacca. Lacca. frantzösisch, Lacque, oder Gommelacque. teutsch, Lacc, Laccgummi. Ist ein hartziges Gummi, hart, braunroth, hell und durchsichtig, wird zu uns aus Bengalen, Malabar und Pegu, so alle mit einander Provintzen in Ostindien sind, gebracht, und hanget an kleinen und langen, des Fingers dicken Stöcklein. Man will sagen, es würde von grossen geflügelten Ameisen bereitet, oder von Fliegen, die den gemeinen Fliegen ähnlich wären, die saugeten den besten Saft aus allerhand Bäumen, und legten ihn um die Zweige der Bäume, um die Stöcklein und Stücklein Rohr, welche die Einwohner der Orten hinstecken, damit sie dieses Gummi überkommen möchten. Wann nun [Spaltenumbruch] dieses Geschmeisse eine gute Menge dieser Materie, als wie die Bienen Wachs und Honig, zusammen getragen hätten, so begrüben sie sich darinne: alsdann beschütteten die Leute das Werck mit Wasser, damit es ein wenig sauber würde; liessen es hernachmahls von der Sonne bescheinen, die trocknete es, und gäbe ihm seine völlige Härte. Sodann zögen sie die Stöcklein wieder aus, schnitten denjenigen Theil, daran die Lacca sässe, herunter, und hüben es auf: und das heist nun Lacca in baculis, Laeque en baton, Laccgummi auf Stäben. Diejenige Lacca soll man erwehlen, welche recht hoch von Farbe, rein, hell und etwas durchsichtig ist, über dem Feuer zerschmeltzet, und einen lieblichen Geruch giebt, wann sie angezündet wird: die auch den Speichel roth anfärbet, wann man sie kauet: wie ingleichen dem Wasser, worinne man sie nebst ein und andern sauern kochen läst, eine gar schöne rothe Farbe mittheilet. Mit eben dieser rothen Farbe sollen, wie gesagt wird, die Indianer ihre indianischen Tücher färben; dann sie im Wasser nicht ausgeht: die Leute in Levante sollen desgleichen den rothen Saffian mit derselben färben. Die Lacca schmeltzet nicht im Baumöl, zergehet auch nicht in demselben, ob man sie schon zusammen, übern Feuer heiß läst werden, es nimmt das Oel die Farbe auch nicht an, und das Lacc bleibt auf dem Boden liegen, als ein gummoses, hartes, brüchiges und grümplichtes, braunrothes Wesen: zum Zeichen, daß es gar kein also reines Hartz nicht sey, wie dannoch ihrer viele sich einbilden wollen. Dann, wann es etwas dergleichen wäre, würde es gar bald in diesem Oel zergehen, als wie etwan mit andern Hartzen zu geschehen pflegt. Wird auf die Lacca ein oleum aethereum, ein zart- und starckes Oel, dergleichen Spiritus Terebinthinae, der Terpentinspiritus seyn mag, gegossen, und man lässet es in selbigen heiß werden, so gehet es gar anders damit her: dann, es bleibet wol ein guter Theil vom Gummi ungelöset, und zergehet nicht, das Oel aber bekommt davon eine rothe, in etwas gelblichte Farbe. Diese so unterschiedenen Wirckungen des Baumöls und des olei Terebinthinae kommen daher, daß das oleum aethereum, oder der Spiritus Terebinthinae mehr saures in sich enthält, als wie das Baumöl. Wird der spiritus Vini rectificatus, der hoch rectificirte Weinspiritus auf das Laccgummi gegossen, so bekommt man eine blaßrothe Farbe, auf dem Boden des Gefäßes aber bleibt eine braunrothe, gummöse Materie zurück. Vermischt man diese Tinctur mit sieben oder acht mahl so viel Wassers, so giebt es eine Milch, und sondert sich ein weißgraues Hartz davon, und setzt sich auf den Boden nieder. Die alkalischen liquores geben auch eine Farbe von der Lacca. Dann, wann auf dieses Gummi das oleum Tartari per deliquium, das Weinsteinöl, oder im Keller geflossene Weinsteinsaltz geschüttet und eine Weile darauf stehen gelassen wird, so überkommt der liquor eine purperhafte Farbe; wird dann diese Tinctur von dem Rest und Hefen abgegossen, und ein wenig Vitriolspiritus darein geschüttet, oder sonst ein ander acidum, so entstehet eine geringe ebullition und Aufwallung, hernach fällt eine braune [Ende Spaltensatz] [Beginn Spaltensatz] wann sie reiff ist worden: bisweilen wird sie gar nicht reiff. Dieses Gewächse reiniget und öffnet: die Frucht hält an. Labrusca kommt von labris, Leffzen oder Lippen, her: dann diß Gewächse wächset an dem Rande der Wege, welcher gleichsam dererselben Lippen giebet: oder aber, weil der gar herbe Geschmack seiner Frucht den Lippen nicht wol thut. Laburnum. Laburnum, Dod. Gal. Anagyris latifolia, Eyst. Anagyris prima & major, Matth. Gast. Laburnum arbor trifolia Anagyridi similis, J.B. Raji Hist. Anagyris non fœtida major vel Alpina, C.B. Trifolia arbor, Cord. Hist. Anagyris non fœtida, sive Laburnum maius, Park. frantzösisch, Aubours. teutsch, Baumbonen. Ist ein Baum von mittlerer Höhe, der Anagyris nicht ungleich, doch stinckt er nicht also. Sein Stamm ist eben nicht gar dick; das Holtz ist hart, die Zweige breiten sich weit aus, und sind mit einer grünen Schale überzogen. Der Blätter stehen drey und drey beysammen: sie sind groß und spitzig, oben grün und ohne Haar, unten bleichgrün und gar rauch, und hängen an dünnen, rund und rauchen Stielen. Die Blüten stehen an einem Nerven oder Stiele, der über einen Schuh lang ist, dünn und rund, rauch und weißlicht: sie sehen aus, wie die am kleinen Ginst, und gelb vom Farbe. Wann sie verfallen sind, so erscheinen Schoten, wie an den Erbsen, die enthalten die Samen, welche so dicke sind, als wie die Linsen. Dieser Baum wächst an warmen und trocknen Orten, wo es bergicht ist. Seine Blätter reinigen und zertheilen, sind gut für die Engbrüstigkeit, und den Weibern ihre monatliche Reinigung zu schaffen. Lacca. Lacca. frantzösisch, Lacque, oder Gommelacque. teutsch, Lacc, Laccgummi. Ist ein hartziges Gummi, hart, braunroth, hell und durchsichtig, wird zu uns aus Bengalen, Malabar und Pegu, so alle mit einander Provintzen in Ostindien sind, gebracht, und hanget an kleinen und langen, des Fingers dicken Stöcklein. Man will sagen, es würde von grossen geflügelten Ameisen bereitet, oder von Fliegen, die den gemeinen Fliegen ähnlich wären, die saugeten den besten Saft aus allerhand Bäumen, und legten ihn um die Zweige der Bäume, um die Stöcklein und Stücklein Rohr, welche die Einwohner der Orten hinstecken, damit sie dieses Gummi überkommen möchten. Wann nun [Spaltenumbruch] dieses Geschmeisse eine gute Menge dieser Materie, als wie die Bienen Wachs und Honig, zusammen getragen hätten, so begrüben sie sich darinne: alsdann beschütteten die Leute das Werck mit Wasser, damit es ein wenig sauber würde; liessen es hernachmahls von der Sonne bescheinen, die trocknete es, und gäbe ihm seine völlige Härte. Sodann zögen sie die Stöcklein wieder aus, schnitten denjenigen Theil, daran die Lacca sässe, herunter, und hüben es auf: und das heist nun Lacca in baculis, Laeque en bâton, Laccgummi auf Stäben. Diejenige Lacca soll man erwehlen, welche recht hoch von Farbe, rein, hell und etwas durchsichtig ist, über dem Feuer zerschmeltzet, und einen lieblichen Geruch giebt, wann sie angezündet wird: die auch den Speichel roth anfärbet, wann man sie kauet: wie ingleichen dem Wasser, worinne man sie nebst ein und andern sauern kochen läst, eine gar schöne rothe Farbe mittheilet. Mit eben dieser rothen Farbe sollen, wie gesagt wird, die Indianer ihre indianischen Tücher färben; dann sie im Wasser nicht ausgeht: die Leute in Levante sollen desgleichen den rothen Saffian mit derselben färben. Die Lacca schmeltzet nicht im Baumöl, zergehet auch nicht in demselben, ob man sie schon zusammen, übern Feuer heiß läst werden, es nimmt das Oel die Farbe auch nicht an, und das Lacc bleibt auf dem Boden liegen, als ein gummoses, hartes, brüchiges und grümplichtes, braunrothes Wesen: zum Zeichen, daß es gar kein also reines Hartz nicht sey, wie dannoch ihrer viele sich einbilden wollen. Dann, wann es etwas dergleichen wäre, würde es gar bald in diesem Oel zergehen, als wie etwan mit andern Hartzen zu geschehen pflegt. Wird auf die Lacca ein oleum æthereum, ein zart- und starckes Oel, dergleichen Spiritus Terebinthinæ, der Terpentinspiritus seyn mag, gegossen, und man lässet es in selbigen heiß werden, so gehet es gar anders damit her: dann, es bleibet wol ein guter Theil vom Gummi ungelöset, und zergehet nicht, das Oel aber bekommt davon eine rothe, in etwas gelblichte Farbe. Diese so unterschiedenen Wirckungen des Baumöls und des olei Terebinthinæ kommen daher, daß das oleum æthereum, oder der Spiritus Terebinthinæ mehr saures in sich enthält, als wie das Baumöl. Wird der spiritus Vini rectificatus, der hoch rectificirte Weinspiritus auf das Laccgummi gegossen, so bekommt man eine blaßrothe Farbe, auf dem Boden des Gefäßes aber bleibt eine braunrothe, gummöse Materie zurück. Vermischt man diese Tinctur mit sieben oder acht mahl so viel Wassers, so giebt es eine Milch, und sondert sich ein weißgraues Hartz davon, und setzt sich auf den Boden nieder. Die alkalischen liquores geben auch eine Farbe von der Lacca. Dann, wann auf dieses Gummi das oleum Tartari per deliquium, das Weinsteinöl, oder im Keller geflossene Weinsteinsaltz geschüttet und eine Weile darauf stehen gelassen wird, so überkommt der liquor eine purperhafte Farbe; wird dann diese Tinctur von dem Rest und Hefen abgegossen, und ein wenig Vitriolspiritus darein geschüttet, oder sonst ein ander acidum, so entstehet eine geringe ebullition und Aufwallung, hernach fällt eine braune [Ende Spaltensatz] <TEI> <text> <body> <div> <div type="lexiconEntry"> <p><pb facs="#f0318"/><cb type="start"/> wann sie reiff ist worden: bisweilen wird sie gar nicht reiff.</p><lb/> <p>Dieses Gewächse reiniget und öffnet: die Frucht hält an.</p><lb/> <p><hi rendition="#i">Labrusca</hi> kommt von <hi rendition="#i">labris,</hi> <hi rendition="#fr">Leffzen</hi> oder <hi rendition="#fr">Lippen,</hi> her: dann diß Gewächse wächset an dem Rande der Wege, welcher gleichsam dererselben Lippen giebet: oder aber, weil der gar herbe Geschmack seiner Frucht den Lippen nicht wol thut.</p> </div><lb/> <div type="lexiconEntry"> <head>Laburnum.</head><lb/> <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Laburnum,</hi> Dod. Gal.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Anagyris latifolia,</hi> Eyst.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Anagyris prima & major,</hi> Matth. Gast.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Laburnum arbor trifolia Anagyridi similis,</hi> J.B. Raji Hist.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Anagyris non fœtida major vel Alpina,</hi> C.B.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Trifolia arbor,</hi> Cord. Hist.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Anagyris non fœtida, sive Laburnum maius,</hi> Park.</hi> </p><lb/> <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Aubours.</hi></hi></p><lb/> <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Baumbonen.</hi></p><lb/> <p>Ist ein Baum von mittlerer Höhe, der <hi rendition="#i">Anagyris</hi> nicht ungleich, doch stinckt er nicht also. Sein Stamm ist eben nicht gar dick; das Holtz ist hart, die Zweige breiten sich weit aus, und sind mit einer grünen Schale überzogen. Der Blätter stehen drey und drey beysammen: sie sind groß und spitzig, oben grün und ohne Haar, unten bleichgrün und gar rauch, und hängen an dünnen, rund und rauchen Stielen. Die Blüten stehen an einem Nerven oder Stiele, der über einen Schuh lang ist, dünn und rund, rauch und weißlicht: sie sehen aus, wie die am kleinen Ginst, und gelb vom Farbe. Wann sie verfallen sind, so erscheinen Schoten, wie an den Erbsen, die enthalten die Samen, welche so dicke sind, als wie die Linsen.</p><lb/> <p>Dieser Baum wächst an <hi rendition="#fr">warmen</hi> und <hi rendition="#fr">trocknen Orten,</hi> wo es bergicht ist. Seine Blätter reinigen und zertheilen, sind gut für die Engbrüstigkeit, und den Weibern ihre monatliche Reinigung zu schaffen.</p> </div><lb/> <div type="lexiconEntry"> <head>Lacca.</head><lb/> <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Lacca.</hi> </hi> </p><lb/> <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Lacque,</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Gommelacque.</hi></hi></p><lb/> <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Lacc, Laccgummi.</hi></p><lb/> <p>Ist ein hartziges Gummi, hart, braunroth, hell und durchsichtig, wird zu uns aus <hi rendition="#fr">Bengalen, Malabar</hi> und <hi rendition="#fr">Pegu,</hi> so alle mit einander Provintzen in <hi rendition="#fr">Ostindien</hi> sind, gebracht, und hanget an kleinen und langen, des Fingers dicken Stöcklein. Man will sagen, es würde von grossen geflügelten Ameisen bereitet, oder von Fliegen, die den gemeinen Fliegen ähnlich wären, die saugeten den besten Saft aus allerhand Bäumen, und legten ihn um die Zweige der Bäume, um die Stöcklein und Stücklein Rohr, welche die Einwohner der Orten hinstecken, damit sie dieses Gummi überkommen möchten. Wann nun <cb/> dieses Geschmeisse eine gute Menge dieser Materie, als wie die Bienen Wachs und Honig, zusammen getragen hätten, so begrüben sie sich darinne: alsdann beschütteten die Leute das Werck mit Wasser, damit es ein wenig sauber würde; liessen es hernachmahls von der Sonne bescheinen, die trocknete es, und gäbe ihm seine völlige Härte. Sodann zögen sie die Stöcklein wieder aus, schnitten denjenigen Theil, daran die Lacca sässe, herunter, und hüben es auf: und das heist nun <hi rendition="#i">Lacca in baculis, <hi rendition="#g">Laeque en bâton,</hi></hi> <hi rendition="#fr">Laccgummi auf Stäben.</hi></p><lb/> <p>Diejenige Lacca soll man erwehlen, welche recht hoch von Farbe, rein, hell und etwas durchsichtig ist, über dem Feuer zerschmeltzet, und einen lieblichen Geruch giebt, wann sie angezündet wird: die auch den Speichel roth anfärbet, wann man sie kauet: wie ingleichen dem Wasser, worinne man sie nebst ein und andern sauern kochen läst, eine gar schöne rothe Farbe mittheilet.</p><lb/> <p>Mit eben dieser rothen Farbe sollen, wie gesagt wird, die Indianer ihre indianischen Tücher färben; dann sie im Wasser nicht ausgeht: die Leute in Levante sollen desgleichen den rothen Saffian mit derselben färben.</p><lb/> <p>Die Lacca schmeltzet nicht im Baumöl, zergehet auch nicht in demselben, ob man sie schon zusammen, übern Feuer heiß läst werden, es nimmt das Oel die Farbe auch nicht an, und das Lacc bleibt auf dem Boden liegen, als ein gummoses, hartes, brüchiges und grümplichtes, braunrothes Wesen: zum Zeichen, daß es gar kein also reines Hartz nicht sey, wie dannoch ihrer viele sich einbilden wollen. Dann, wann es etwas dergleichen wäre, würde es gar bald in diesem Oel zergehen, als wie etwan mit andern Hartzen zu geschehen pflegt.</p><lb/> <p>Wird auf die Lacca ein <hi rendition="#i">oleum æthereum,</hi> ein zart- und starckes Oel, dergleichen <hi rendition="#i">Spiritus Terebinthinæ,</hi> der Terpentin<hi rendition="#i">spiritus</hi> seyn mag, gegossen, und man lässet es in selbigen heiß werden, so gehet es gar anders damit her: dann, es bleibet wol ein guter Theil vom Gummi ungelöset, und zergehet nicht, das Oel aber bekommt davon eine rothe, in etwas gelblichte Farbe. Diese so unterschiedenen Wirckungen des Baumöls und des <hi rendition="#i">olei Terebinthinæ</hi> kommen daher, daß das <hi rendition="#i">oleum æthereum,</hi> oder der <hi rendition="#i">Spiritus Terebinthinæ</hi> mehr saures in sich enthält, als wie das Baumöl.</p><lb/> <p>Wird der <hi rendition="#i">spiritus Vini rectificatus,</hi> der hoch <hi rendition="#i">rectifici</hi>rte Wein<hi rendition="#i">spiritus</hi> auf das Laccgummi gegossen, so bekommt man eine blaßrothe Farbe, auf dem Boden des Gefäßes aber bleibt eine braunrothe, gummöse Materie zurück. Vermischt man diese Tinctur mit sieben oder acht mahl so viel Wassers, so giebt es eine Milch, und sondert sich ein weißgraues Hartz davon, und setzt sich auf den Boden nieder.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#i">alkali</hi>schen <hi rendition="#i">liquores</hi> geben auch eine Farbe von der Lacca. Dann, wann auf dieses Gummi das <hi rendition="#i">oleum Tartari per deliquium,</hi> das Weinsteinöl, oder im Keller geflossene Weinsteinsaltz geschüttet und eine Weile darauf stehen gelassen wird, so überkommt der <hi rendition="#i">liquor</hi> eine purperhafte Farbe; wird dann diese Tinctur von dem Rest und Hefen abgegossen, und ein wenig Vitriol<hi rendition="#i">spiritus</hi> darein geschüttet, oder sonst ein ander <hi rendition="#i">acidum,</hi> so entstehet eine geringe <hi rendition="#i">ebullition</hi> und Aufwallung, hernach fällt eine braune <cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0318]
wann sie reiff ist worden: bisweilen wird sie gar nicht reiff.
Dieses Gewächse reiniget und öffnet: die Frucht hält an.
Labrusca kommt von labris, Leffzen oder Lippen, her: dann diß Gewächse wächset an dem Rande der Wege, welcher gleichsam dererselben Lippen giebet: oder aber, weil der gar herbe Geschmack seiner Frucht den Lippen nicht wol thut.
Laburnum.
Laburnum, Dod. Gal.
Anagyris latifolia, Eyst.
Anagyris prima & major, Matth. Gast.
Laburnum arbor trifolia Anagyridi similis, J.B. Raji Hist.
Anagyris non fœtida major vel Alpina, C.B.
Trifolia arbor, Cord. Hist.
Anagyris non fœtida, sive Laburnum maius, Park.
frantzösisch, Aubours.
teutsch, Baumbonen.
Ist ein Baum von mittlerer Höhe, der Anagyris nicht ungleich, doch stinckt er nicht also. Sein Stamm ist eben nicht gar dick; das Holtz ist hart, die Zweige breiten sich weit aus, und sind mit einer grünen Schale überzogen. Der Blätter stehen drey und drey beysammen: sie sind groß und spitzig, oben grün und ohne Haar, unten bleichgrün und gar rauch, und hängen an dünnen, rund und rauchen Stielen. Die Blüten stehen an einem Nerven oder Stiele, der über einen Schuh lang ist, dünn und rund, rauch und weißlicht: sie sehen aus, wie die am kleinen Ginst, und gelb vom Farbe. Wann sie verfallen sind, so erscheinen Schoten, wie an den Erbsen, die enthalten die Samen, welche so dicke sind, als wie die Linsen.
Dieser Baum wächst an warmen und trocknen Orten, wo es bergicht ist. Seine Blätter reinigen und zertheilen, sind gut für die Engbrüstigkeit, und den Weibern ihre monatliche Reinigung zu schaffen.
Lacca.
Lacca.
frantzösisch, Lacque, oder Gommelacque.
teutsch, Lacc, Laccgummi.
Ist ein hartziges Gummi, hart, braunroth, hell und durchsichtig, wird zu uns aus Bengalen, Malabar und Pegu, so alle mit einander Provintzen in Ostindien sind, gebracht, und hanget an kleinen und langen, des Fingers dicken Stöcklein. Man will sagen, es würde von grossen geflügelten Ameisen bereitet, oder von Fliegen, die den gemeinen Fliegen ähnlich wären, die saugeten den besten Saft aus allerhand Bäumen, und legten ihn um die Zweige der Bäume, um die Stöcklein und Stücklein Rohr, welche die Einwohner der Orten hinstecken, damit sie dieses Gummi überkommen möchten. Wann nun
dieses Geschmeisse eine gute Menge dieser Materie, als wie die Bienen Wachs und Honig, zusammen getragen hätten, so begrüben sie sich darinne: alsdann beschütteten die Leute das Werck mit Wasser, damit es ein wenig sauber würde; liessen es hernachmahls von der Sonne bescheinen, die trocknete es, und gäbe ihm seine völlige Härte. Sodann zögen sie die Stöcklein wieder aus, schnitten denjenigen Theil, daran die Lacca sässe, herunter, und hüben es auf: und das heist nun Lacca in baculis, Laeque en bâton, Laccgummi auf Stäben.
Diejenige Lacca soll man erwehlen, welche recht hoch von Farbe, rein, hell und etwas durchsichtig ist, über dem Feuer zerschmeltzet, und einen lieblichen Geruch giebt, wann sie angezündet wird: die auch den Speichel roth anfärbet, wann man sie kauet: wie ingleichen dem Wasser, worinne man sie nebst ein und andern sauern kochen läst, eine gar schöne rothe Farbe mittheilet.
Mit eben dieser rothen Farbe sollen, wie gesagt wird, die Indianer ihre indianischen Tücher färben; dann sie im Wasser nicht ausgeht: die Leute in Levante sollen desgleichen den rothen Saffian mit derselben färben.
Die Lacca schmeltzet nicht im Baumöl, zergehet auch nicht in demselben, ob man sie schon zusammen, übern Feuer heiß läst werden, es nimmt das Oel die Farbe auch nicht an, und das Lacc bleibt auf dem Boden liegen, als ein gummoses, hartes, brüchiges und grümplichtes, braunrothes Wesen: zum Zeichen, daß es gar kein also reines Hartz nicht sey, wie dannoch ihrer viele sich einbilden wollen. Dann, wann es etwas dergleichen wäre, würde es gar bald in diesem Oel zergehen, als wie etwan mit andern Hartzen zu geschehen pflegt.
Wird auf die Lacca ein oleum æthereum, ein zart- und starckes Oel, dergleichen Spiritus Terebinthinæ, der Terpentinspiritus seyn mag, gegossen, und man lässet es in selbigen heiß werden, so gehet es gar anders damit her: dann, es bleibet wol ein guter Theil vom Gummi ungelöset, und zergehet nicht, das Oel aber bekommt davon eine rothe, in etwas gelblichte Farbe. Diese so unterschiedenen Wirckungen des Baumöls und des olei Terebinthinæ kommen daher, daß das oleum æthereum, oder der Spiritus Terebinthinæ mehr saures in sich enthält, als wie das Baumöl.
Wird der spiritus Vini rectificatus, der hoch rectificirte Weinspiritus auf das Laccgummi gegossen, so bekommt man eine blaßrothe Farbe, auf dem Boden des Gefäßes aber bleibt eine braunrothe, gummöse Materie zurück. Vermischt man diese Tinctur mit sieben oder acht mahl so viel Wassers, so giebt es eine Milch, und sondert sich ein weißgraues Hartz davon, und setzt sich auf den Boden nieder.
Die alkalischen liquores geben auch eine Farbe von der Lacca. Dann, wann auf dieses Gummi das oleum Tartari per deliquium, das Weinsteinöl, oder im Keller geflossene Weinsteinsaltz geschüttet und eine Weile darauf stehen gelassen wird, so überkommt der liquor eine purperhafte Farbe; wird dann diese Tinctur von dem Rest und Hefen abgegossen, und ein wenig Vitriolspiritus darein geschüttet, oder sonst ein ander acidum, so entstehet eine geringe ebullition und Aufwallung, hernach fällt eine braune
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-02-19T20:05:58Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-02-19T20:05:58Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein; Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |