Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] teutsch, eine Stachelsau, ein Stachelschwein; ist ein Geschlechte von den großen Landigeln, so rund als ein Ballon. Sein Kopf ist klein, hat aber eine Figur, bey nahe wie ein Schwein. Die Augen sind klein: der Rachen bald wie eines Hasen, mit vier langen und schneidenden Zähnen versehen, die den Biderzähnen nicht unähnlich sind; zwey oben und zwey unten. Oben auf der Zunge sind sehr viel kleine Cörper zu befinden, die beinhart sind, und als wie Zähne gestalt. Die Ohren sind formiret als wie Menschen- und wie Affenohren, hangen herunter gegen den Boden, und sind mit trefflich zartem Haar besetzt. Die Vorderfüsse sehen wie Dachsenfüsse, und sind an einem vier Zehen zu befinden. Die Hinterfüsse vergleichen sich den Bärenbranten, und hat ein jeder auch vier Zehen. Der gantze Leib ist über und über wie mit Seide überzogen, oder mit dick- und gläntzenden Borsten, bald wie das wilde Schwein. Es sind dieselben insgemeine, am gantzen Leibe, gern drey Finger lang, die aber oben an dem Halse sind wol des Fusses lang, und dreymahl so dicke als die andern. Es hat auch gleichsam einen Federbusch auf seinem Kopfe, der ist auf acht Zoll hoch, und seine Bärte sind fast acht Zoll in der Länge. Dieser Busch ist wol mehrentheils von unten an bis an die Mitten weiß, allein der Uberrest sieht braun, wie die Kastanen. Der Leib ist ferner auch mit einer Gattung Nadeln wol versehen, die sind glatt und gläntzend, und sehen aus gleich als wie Spillen oder Federkielen; sind einer Hand lang, hart, spitzig und stachlicht, so dicke wie die Schwanenkielen, vest und starck, bald weiß, bald schwartz, auch weiß und schwartz zugleich, ohne Seitenfederlein, die dienen ihm zu seinem Schutz. Die meisten unter diesen Nadeln, nemlich die allerstärcksten, hasten nur in der Haut. Die weiß das Thier auf seine Jäger, als wie Pfeile loszuschiessen, wann es sich schüttelt, wie die Hunde, die nur aus dem Wasser kommen: und dieses verrichtet es mit solcher Kraft, daß es vielmahls die Hunde, samt den Menschen dadurch wundet. Es hält dieselbigen gerade aufgericht, wann es zu Felde ziehet, oder wann es jemand gewahr wird; und legt dieselbigen nieder an seinen Leib, wann es in seinen Bau will kriechen, in welchem es zu wohnen pflegt, absonderlich im Winter: sonsten verbirgt es sich auch wol in dem Gebüsche. Es wird in Ethiopien gefunden, in Arabien, in Indien, und in Italien, gar selten auch in Franckreich. Es nähret sich mit Trauben, mit Aepfeln und mit Birnen, mit Wurtzeln und mit Brod, wanns ihm gereichet wird. Es säufft Wasser, wann aber Wein darein gemischet wird, so nimmt es solches noch begierlicher zu sich. Es gehet mehr bey Nachte, als bey Tage, seiner Nahrung nach. Sein Fleisch ist gut zu essen: führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Sein Fleisch und seine Leber öffnen den Leib und treiben den Urin.

Sein Fett ist gut zu Brüchen und zu Stärckung der Nerven.

Bisweilen, jedoch gar selten, werden in dem Kopfe, in dem Magen und in dem Gallenbläslein einiger indianischen Stachelschweine gewisse Steine angetroffen, welche dem Schweinebezoar, davon an seinem Orte ist gehandelt worden, so ziemlich ähnlich sind: doch sind sie um ein gut Theil dicker, und haben [Spaltenumbruch] Blätter oder Schupen, als wie der orientalische Bezoar, sind gleich, wann einer sie anrühret, und schlüpferig, wie, Seiffe, von Farbe helle purperfarbig, und bitter von Geschmack. Sie werden Pierre de Malaca, Stein von Malaca, und Bezoar de Porc-epi des Indes, indianischer Stachelschweinebezoar betitelt: und in einer Provintz des Königreichs Malacca, Namens Pam, gefunden, sind aber trefflich rar und ungemeine theuer: sie werden auch weit höher geschätzet, als wie die gemeinen Bezoarsteine.

Sie dienen, alle bösen Feuchtigkeiten, vermittelst der gantz unempfindlichen Ausdünstung, aus dem Leibe heraus zu jagen, dem Gift zu widerstehen, und das Hertz zu stärcken. Die dosis ist von zwey bis auf acht Gran: es wird Wein mit Wasser vermischet, drauf gegossen und sodann gebraucht.

Der Stein von Malaca wird auf lateinisch, Lapis Malacanus, seu Bezoar Hystricis genannt.

Hystrix kommt von us, Sus, ein Schwein, weil dieses Thier soll einem Schweine ähnlich sehen.

Der griechische Name usrix bedeutet soviel als Schweineborsten, und dessenthalben wird das Thier also genannt, dieweil dasselbige mit solchen Borsten, wie ein wildes Schwein, bekleidet ist.

Hyvourahe.

Hyvourahe, Theveto, Clus. in Monard.

Hyvourae Brasilianis, Guaiaci species, Lerio part. 3 Ind. Occident.

Ist ein grosser Brasilianischer Baum, dessen Rinde silberweiß und innewendig röthlicht sieht: sie giebet, wann sie frisch und erst vom Baume abgezogen ist, einen milchweissen Saft von sich, der saltzig schmeckt, und zwar als wie der Süßholtzsaft. Dieser Baum soll keine Früchte tragen, ohne aller fünffzehen Jahre. Die Frucht ist so dick, wie eine mittelmäßige Pflaume, goldfarbig, zart, von lieblichen Geruch und trefflich süssen Schmack: sie beschliesset einen kleinen Kern. Die Patienten sehnen sich darnach, von wegen des so herrlichen Geschmacks.

Die Rinde dieses Baumes treibet den Schweiß trocknet und eröffnet. In Brasilien wird sie für die spanischen Pocken gebrauchet, auf eben solche Weise se wie das Guaiacumholtz und Rinde in Europa.

Hyvourahe ist ein brasilianisches Wort, und bedeutet soviel, als eine rare seltsame Sache.

Jabotapita.

Jabotapita, G. Pison. Ist ein Baum von nicht gar sonderbarer Höhe, der an den Bächen in Brasilien zu wachsen pflegt. Seine Rinde ist ungleich und grau. Die Blätter, welche eins ums andre daran stehen, sind länglicht, zugespitzt und grün. Die Blüten sitzen an einigen kleinen Zweiglein, sind klein, doch ihrer eine grosse Menge, und sehen als wie gelbe Träublein, riechen ungemeine lieblich. Wann sie vergangen sind, so folgen Früchte auf eben solche Art, die sind so dicke wie Kirschkerne und von Figur schier dreyeckigt. Allein, auf einer jeden unter diesen Früchten wachsen noch drey oder vier dergleichen, ohne Stiel, die sind, auch eben so dicke und oval. Alle diese Früchte haben eine Farbe, als wie unsere Heidelbeeren [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] teutsch, eine Stachelsau, ein Stachelschwein; ist ein Geschlechte von den großen Landigeln, so rund als ein Ballon. Sein Kopf ist klein, hat aber eine Figur, bey nahe wie ein Schwein. Die Augen sind klein: der Rachen bald wie eines Hasen, mit vier langen und schneidenden Zähnen versehen, die den Biderzähnen nicht unähnlich sind; zwey oben und zwey unten. Oben auf der Zunge sind sehr viel kleine Cörper zu befinden, die beinhart sind, und als wie Zähne gestalt. Die Ohren sind formiret als wie Menschen- und wie Affenohren, hangen herunter gegen den Boden, und sind mit trefflich zartem Haar besetzt. Die Vorderfüsse sehen wie Dachsenfüsse, und sind an einem vier Zehen zu befinden. Die Hinterfüsse vergleichen sich den Bärenbranten, und hat ein jeder auch vier Zehen. Der gantze Leib ist über und über wie mit Seide überzogen, oder mit dick- und gläntzenden Borsten, bald wie das wilde Schwein. Es sind dieselben insgemeine, am gantzen Leibe, gern drey Finger lang, die aber oben an dem Halse sind wol des Fusses lang, und dreymahl so dicke als die andern. Es hat auch gleichsam einen Federbusch auf seinem Kopfe, der ist auf acht Zoll hoch, und seine Bärte sind fast acht Zoll in der Länge. Dieser Busch ist wol mehrentheils von unten an bis an die Mitten weiß, allein der Uberrest sieht braun, wie die Kastanen. Der Leib ist ferner auch mit einer Gattung Nadeln wol versehen, die sind glatt und gläntzend, und sehen aus gleich als wie Spillen oder Federkielen; sind einer Hand lang, hart, spitzig und stachlicht, so dicke wie die Schwanenkielen, vest und starck, bald weiß, bald schwartz, auch weiß und schwartz zugleich, ohne Seitenfederlein, die dienen ihm zu seinem Schutz. Die meisten unter diesen Nadeln, nemlich die allerstärcksten, hasten nur in der Haut. Die weiß das Thier auf seine Jäger, als wie Pfeile loszuschiessen, wann es sich schüttelt, wie die Hunde, die nur aus dem Wasser kommen: und dieses verrichtet es mit solcher Kraft, daß es vielmahls die Hunde, samt den Menschen dadurch wundet. Es hält dieselbigen gerade aufgericht, wann es zu Felde ziehet, oder wann es jemand gewahr wird; und legt dieselbigen nieder an seinen Leib, wann es in seinen Bau will kriechen, in welchem es zu wohnen pflegt, absonderlich im Winter: sonsten verbirgt es sich auch wol in dem Gebüsche. Es wird in Ethiopien gefunden, in Arabien, in Indien, und in Italien, gar selten auch in Franckreich. Es nähret sich mit Trauben, mit Aepfeln und mit Birnen, mit Wurtzeln und mit Brod, wanns ihm gereichet wird. Es säufft Wasser, wann aber Wein darein gemischet wird, so nimmt es solches noch begierlicher zu sich. Es gehet mehr bey Nachte, als bey Tage, seiner Nahrung nach. Sein Fleisch ist gut zu essen: führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Sein Fleisch und seine Leber öffnen den Leib und treiben den Urin.

Sein Fett ist gut zu Brüchen und zu Stärckung der Nerven.

Bisweilen, jedoch gar selten, werden in dem Kopfe, in dem Magen und in dem Gallenbläslein einiger indianischen Stachelschweine gewisse Steine angetroffen, welche dem Schweinebezoar, davon an seinem Orte ist gehandelt worden, so ziemlich ähnlich sind: doch sind sie um ein gut Theil dicker, und haben [Spaltenumbruch] Blätter oder Schupen, als wie der orientalische Bezoar, sind gleich, wann einer sie anrühret, und schlüpferig, wie, Seiffe, von Farbe helle purperfarbig, und bitter von Geschmack. Sie werden Pierre de Malaca, Stein von Malaca, und Bezoar de Porc-épi des Indes, indianischer Stachelschweinebezoar betitelt: und in einer Provintz des Königreichs Malacca, Namens Pam, gefunden, sind aber trefflich rar und ungemeine theuer: sie werden auch weit höher geschätzet, als wie die gemeinen Bezoarsteine.

Sie dienen, alle bösen Feuchtigkeiten, vermittelst der gantz unempfindlichen Ausdünstung, aus dem Leibe heraus zu jagen, dem Gift zu widerstehen, und das Hertz zu stärcken. Die dosis ist von zwey bis auf acht Gran: es wird Wein mit Wasser vermischet, drauf gegossen und sodann gebraucht.

Der Stein von Malaca wird auf lateinisch, Lapis Malacanus, seu Bezoar Hystricis genannt.

Hystrix kommt von ύς, Sus, ein Schwein, weil dieses Thier soll einem Schweine ähnlich sehen.

Der griechische Name ὕςριξ bedeutet soviel als Schweineborsten, und dessenthalben wird das Thier also genannt, dieweil dasselbige mit solchen Borsten, wie ein wildes Schwein, bekleidet ist.

Hyvourahe.

Hyvourahé, Theveto, Clus. in Monard.

Hyvouraé Brasilianis, Guaiaci species, Lerio part. 3 Ind. Occident.

Ist ein grosser Brasilianischer Baum, dessen Rinde silberweiß und innewendig röthlicht sieht: sie giebet, wann sie frisch und erst vom Baume abgezogen ist, einen milchweissen Saft von sich, der saltzig schmeckt, und zwar als wie der Süßholtzsaft. Dieser Baum soll keine Früchte tragen, ohne aller fünffzehen Jahre. Die Frucht ist so dick, wie eine mittelmäßige Pflaume, goldfarbig, zart, von lieblichen Geruch und trefflich süssen Schmack: sie beschliesset einen kleinen Kern. Die Patienten sehnen sich darnach, von wegen des so herrlichen Geschmacks.

Die Rinde dieses Baumes treibet den Schweiß trocknet und eröffnet. In Brasilien wird sie für die spanischen Pocken gebrauchet, auf eben solche Weise se wie das Guaiacumholtz und Rinde in Europa.

Hyvourahé ist ein brasilianisches Wort, und bedeutet soviel, als eine rare seltsame Sache.

Jabotapita.

Jabotapita, G. Pison. Ist ein Baum von nicht gar sonderbarer Höhe, der an den Bächen in Brasilien zu wachsen pflegt. Seine Rinde ist ungleich und grau. Die Blätter, welche eins ums andre daran stehen, sind länglicht, zugespitzt und grün. Die Blüten sitzen an einigen kleinen Zweiglein, sind klein, doch ihrer eine grosse Menge, und sehen als wie gelbe Träublein, riechen ungemeine lieblich. Wann sie vergangen sind, so folgen Früchte auf eben solche Art, die sind so dicke wie Kirschkerne und von Figur schier dreyeckigt. Allein, auf einer jeden unter diesen Früchten wachsen noch drey oder vier dergleichen, ohne Stiel, die sind, auch eben so dicke und oval. Alle diese Früchte haben eine Farbe, als wie unsere Heidelbeeren [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0301"/><cb type="start"/>
teutsch, eine <hi rendition="#fr">Stachelsau,</hi> ein <hi rendition="#fr">Stachelschwein;</hi> ist ein Geschlechte von den großen Landigeln, so rund als ein Ballon. Sein Kopf ist klein, hat aber eine Figur, bey nahe wie ein Schwein. Die Augen sind klein: der Rachen bald wie eines Hasen, mit vier langen und schneidenden Zähnen versehen, die den Biderzähnen nicht unähnlich sind; zwey oben und zwey unten. Oben auf der Zunge sind sehr viel kleine Cörper zu befinden, die beinhart sind, und als wie Zähne gestalt. Die Ohren sind formiret als wie Menschen- und wie Affenohren, hangen herunter gegen den Boden, und sind mit trefflich zartem Haar besetzt. Die Vorderfüsse sehen wie Dachsenfüsse, und sind an einem vier Zehen zu befinden. Die Hinterfüsse vergleichen sich den Bärenbranten, und hat ein jeder auch vier Zehen. Der gantze Leib ist über und über wie mit Seide überzogen, oder mit dick- und gläntzenden Borsten, bald wie das wilde Schwein. Es sind dieselben insgemeine, am gantzen Leibe, gern drey Finger lang, die aber oben an dem Halse sind wol des Fusses lang, und dreymahl so dicke als die andern. Es hat auch gleichsam einen Federbusch auf seinem Kopfe, der ist auf acht Zoll hoch, und seine Bärte sind fast acht Zoll in der Länge. Dieser Busch ist wol mehrentheils von unten an bis an die Mitten weiß, allein der Uberrest sieht braun, wie die Kastanen. Der Leib ist ferner auch mit einer Gattung Nadeln wol versehen, die sind glatt und gläntzend, und sehen aus gleich als wie Spillen oder Federkielen; sind einer Hand lang, hart, spitzig und stachlicht, so dicke wie die Schwanenkielen, vest und starck, bald weiß, bald schwartz, auch weiß und schwartz zugleich, ohne Seitenfederlein, die dienen ihm zu seinem Schutz. Die meisten unter diesen Nadeln, nemlich die allerstärcksten, hasten nur in der Haut. Die weiß das Thier auf seine Jäger, als wie Pfeile loszuschiessen, wann es sich schüttelt, wie die Hunde, die nur aus dem Wasser kommen: und dieses verrichtet es mit solcher Kraft, daß es vielmahls die Hunde, samt den Menschen dadurch wundet. Es hält dieselbigen gerade aufgericht, wann es zu Felde ziehet, oder wann es jemand gewahr wird; und legt dieselbigen nieder an seinen Leib, wann es in seinen Bau will kriechen, in welchem es zu wohnen pflegt, absonderlich im Winter: sonsten verbirgt es sich auch wol in dem Gebüsche. Es wird in <hi rendition="#fr">Ethiopien</hi> gefunden, in <hi rendition="#fr">Arabien,</hi> in <hi rendition="#fr">Indien,</hi> und in <hi rendition="#fr">Italien,</hi> gar selten auch in <hi rendition="#fr">Franckreich.</hi> Es nähret sich mit Trauben, mit Aepfeln und mit Birnen, mit Wurtzeln und mit Brod, wanns ihm gereichet wird. Es säufft Wasser, wann aber Wein darein gemischet wird, so nimmt es solches noch begierlicher zu sich. Es gehet mehr bey Nachte, als bey Tage, seiner Nahrung nach. Sein Fleisch ist gut zu essen: führet viel flüchtig Saltz und Oel.</p><lb/>
          <p>Sein Fleisch und seine Leber öffnen den Leib und treiben den Urin.</p><lb/>
          <p>Sein Fett ist gut zu Brüchen und zu Stärckung der Nerven.</p><lb/>
          <p>Bisweilen, jedoch gar selten, werden in dem Kopfe, in dem Magen und in dem Gallenbläslein einiger indianischen Stachelschweine gewisse Steine angetroffen, welche dem Schweinebezoar, davon an seinem Orte ist gehandelt worden, so ziemlich ähnlich sind: doch sind sie um ein gut Theil dicker, und haben <cb/>
Blätter oder Schupen, als wie der orientalische Bezoar, sind gleich, wann einer sie anrühret, und schlüpferig, wie, Seiffe, von Farbe helle purperfarbig, und bitter von Geschmack. Sie werden <hi rendition="#i">Pierre de Malaca,</hi> <hi rendition="#fr">Stein von Malaca,</hi> und <hi rendition="#i">Bezoar de Porc-épi des Indes,</hi> <hi rendition="#fr">indianischer Stachelschweinebezoar</hi> betitelt: und in einer Provintz des Königreichs <hi rendition="#fr">Malacca,</hi> Namens <hi rendition="#fr">Pam,</hi> gefunden, sind aber trefflich rar und ungemeine theuer: sie werden auch weit höher geschätzet, als wie die gemeinen Bezoarsteine.</p><lb/>
          <p>Sie dienen, alle bösen Feuchtigkeiten, vermittelst der gantz unempfindlichen Ausdünstung, aus dem Leibe heraus zu jagen, dem Gift zu widerstehen, und das Hertz zu stärcken. Die <hi rendition="#i">dosis</hi> ist von zwey bis auf acht Gran: es wird Wein mit Wasser vermischet, drauf gegossen und sodann gebraucht.</p><lb/>
          <p>Der Stein von Malaca wird auf lateinisch, <hi rendition="#i">Lapis Malacanus, seu Bezoar Hystricis</hi> genannt.</p><lb/>
          <p>Hystrix kommt von <hi rendition="#i">&#x1F7B;&#x03C2;, Sus,</hi> ein <hi rendition="#fr">Schwein,</hi> weil dieses Thier soll einem Schweine ähnlich sehen.</p><lb/>
          <p>Der griechische Name <hi rendition="#i">&#x1F55;&#x03C2;&#x03C1;&#x03B9;&#x03BE;</hi> bedeutet soviel als <hi rendition="#fr">Schweineborsten,</hi> und dessenthalben wird das Thier also genannt, dieweil dasselbige mit solchen Borsten, wie ein wildes Schwein, bekleidet ist.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Hyvourahe.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hyvourahé,</hi> Theveto, Clus. in Monard.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hyvouraé Brasilianis, Guaiaci species,</hi> Lerio part. 3 Ind. Occident.</hi> </p><lb/>
          <p>Ist ein grosser <hi rendition="#fr">Brasilianischer Baum,</hi> dessen Rinde silberweiß und innewendig röthlicht sieht: sie giebet, wann sie frisch und erst vom Baume abgezogen ist, einen milchweissen Saft von sich, der saltzig schmeckt, und zwar als wie der Süßholtzsaft. Dieser Baum soll keine Früchte tragen, ohne aller fünffzehen Jahre. Die Frucht ist so dick, wie eine mittelmäßige Pflaume, goldfarbig, zart, von lieblichen Geruch und trefflich süssen Schmack: sie beschliesset einen kleinen Kern. Die Patienten sehnen sich darnach, von wegen des so herrlichen Geschmacks.</p><lb/>
          <p>Die Rinde dieses Baumes treibet den Schweiß trocknet und eröffnet. In Brasilien wird sie für die spanischen Pocken gebrauchet, auf eben solche Weise se wie das <hi rendition="#i">Guaiacum</hi>holtz und Rinde in Europa.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Hyvourahé</hi> ist ein brasilianisches Wort, und bedeutet soviel, als eine <hi rendition="#fr">rare seltsame Sache.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Jabotapita.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Jabotapita,</hi> G. Pison.</hi> Ist ein Baum von nicht gar sonderbarer Höhe, der an den Bächen in <hi rendition="#fr">Brasilien</hi> zu wachsen pflegt. Seine Rinde ist ungleich und grau. Die Blätter, welche eins ums andre daran stehen, sind länglicht, zugespitzt und grün. Die Blüten sitzen an einigen kleinen Zweiglein, sind klein, doch ihrer eine grosse Menge, und sehen als wie gelbe Träublein, riechen ungemeine lieblich. Wann sie vergangen sind, so folgen Früchte auf eben solche Art, die sind so dicke wie Kirschkerne und von Figur schier dreyeckigt. Allein, auf einer jeden unter diesen Früchten wachsen noch drey oder vier dergleichen, ohne Stiel, die sind, auch eben so dicke und oval. Alle diese Früchte haben eine Farbe, als wie unsere Heidelbeeren <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0301] teutsch, eine Stachelsau, ein Stachelschwein; ist ein Geschlechte von den großen Landigeln, so rund als ein Ballon. Sein Kopf ist klein, hat aber eine Figur, bey nahe wie ein Schwein. Die Augen sind klein: der Rachen bald wie eines Hasen, mit vier langen und schneidenden Zähnen versehen, die den Biderzähnen nicht unähnlich sind; zwey oben und zwey unten. Oben auf der Zunge sind sehr viel kleine Cörper zu befinden, die beinhart sind, und als wie Zähne gestalt. Die Ohren sind formiret als wie Menschen- und wie Affenohren, hangen herunter gegen den Boden, und sind mit trefflich zartem Haar besetzt. Die Vorderfüsse sehen wie Dachsenfüsse, und sind an einem vier Zehen zu befinden. Die Hinterfüsse vergleichen sich den Bärenbranten, und hat ein jeder auch vier Zehen. Der gantze Leib ist über und über wie mit Seide überzogen, oder mit dick- und gläntzenden Borsten, bald wie das wilde Schwein. Es sind dieselben insgemeine, am gantzen Leibe, gern drey Finger lang, die aber oben an dem Halse sind wol des Fusses lang, und dreymahl so dicke als die andern. Es hat auch gleichsam einen Federbusch auf seinem Kopfe, der ist auf acht Zoll hoch, und seine Bärte sind fast acht Zoll in der Länge. Dieser Busch ist wol mehrentheils von unten an bis an die Mitten weiß, allein der Uberrest sieht braun, wie die Kastanen. Der Leib ist ferner auch mit einer Gattung Nadeln wol versehen, die sind glatt und gläntzend, und sehen aus gleich als wie Spillen oder Federkielen; sind einer Hand lang, hart, spitzig und stachlicht, so dicke wie die Schwanenkielen, vest und starck, bald weiß, bald schwartz, auch weiß und schwartz zugleich, ohne Seitenfederlein, die dienen ihm zu seinem Schutz. Die meisten unter diesen Nadeln, nemlich die allerstärcksten, hasten nur in der Haut. Die weiß das Thier auf seine Jäger, als wie Pfeile loszuschiessen, wann es sich schüttelt, wie die Hunde, die nur aus dem Wasser kommen: und dieses verrichtet es mit solcher Kraft, daß es vielmahls die Hunde, samt den Menschen dadurch wundet. Es hält dieselbigen gerade aufgericht, wann es zu Felde ziehet, oder wann es jemand gewahr wird; und legt dieselbigen nieder an seinen Leib, wann es in seinen Bau will kriechen, in welchem es zu wohnen pflegt, absonderlich im Winter: sonsten verbirgt es sich auch wol in dem Gebüsche. Es wird in Ethiopien gefunden, in Arabien, in Indien, und in Italien, gar selten auch in Franckreich. Es nähret sich mit Trauben, mit Aepfeln und mit Birnen, mit Wurtzeln und mit Brod, wanns ihm gereichet wird. Es säufft Wasser, wann aber Wein darein gemischet wird, so nimmt es solches noch begierlicher zu sich. Es gehet mehr bey Nachte, als bey Tage, seiner Nahrung nach. Sein Fleisch ist gut zu essen: führet viel flüchtig Saltz und Oel. Sein Fleisch und seine Leber öffnen den Leib und treiben den Urin. Sein Fett ist gut zu Brüchen und zu Stärckung der Nerven. Bisweilen, jedoch gar selten, werden in dem Kopfe, in dem Magen und in dem Gallenbläslein einiger indianischen Stachelschweine gewisse Steine angetroffen, welche dem Schweinebezoar, davon an seinem Orte ist gehandelt worden, so ziemlich ähnlich sind: doch sind sie um ein gut Theil dicker, und haben Blätter oder Schupen, als wie der orientalische Bezoar, sind gleich, wann einer sie anrühret, und schlüpferig, wie, Seiffe, von Farbe helle purperfarbig, und bitter von Geschmack. Sie werden Pierre de Malaca, Stein von Malaca, und Bezoar de Porc-épi des Indes, indianischer Stachelschweinebezoar betitelt: und in einer Provintz des Königreichs Malacca, Namens Pam, gefunden, sind aber trefflich rar und ungemeine theuer: sie werden auch weit höher geschätzet, als wie die gemeinen Bezoarsteine. Sie dienen, alle bösen Feuchtigkeiten, vermittelst der gantz unempfindlichen Ausdünstung, aus dem Leibe heraus zu jagen, dem Gift zu widerstehen, und das Hertz zu stärcken. Die dosis ist von zwey bis auf acht Gran: es wird Wein mit Wasser vermischet, drauf gegossen und sodann gebraucht. Der Stein von Malaca wird auf lateinisch, Lapis Malacanus, seu Bezoar Hystricis genannt. Hystrix kommt von ύς, Sus, ein Schwein, weil dieses Thier soll einem Schweine ähnlich sehen. Der griechische Name ὕςριξ bedeutet soviel als Schweineborsten, und dessenthalben wird das Thier also genannt, dieweil dasselbige mit solchen Borsten, wie ein wildes Schwein, bekleidet ist. Hyvourahe. Hyvourahé, Theveto, Clus. in Monard. Hyvouraé Brasilianis, Guaiaci species, Lerio part. 3 Ind. Occident. Ist ein grosser Brasilianischer Baum, dessen Rinde silberweiß und innewendig röthlicht sieht: sie giebet, wann sie frisch und erst vom Baume abgezogen ist, einen milchweissen Saft von sich, der saltzig schmeckt, und zwar als wie der Süßholtzsaft. Dieser Baum soll keine Früchte tragen, ohne aller fünffzehen Jahre. Die Frucht ist so dick, wie eine mittelmäßige Pflaume, goldfarbig, zart, von lieblichen Geruch und trefflich süssen Schmack: sie beschliesset einen kleinen Kern. Die Patienten sehnen sich darnach, von wegen des so herrlichen Geschmacks. Die Rinde dieses Baumes treibet den Schweiß trocknet und eröffnet. In Brasilien wird sie für die spanischen Pocken gebrauchet, auf eben solche Weise se wie das Guaiacumholtz und Rinde in Europa. Hyvourahé ist ein brasilianisches Wort, und bedeutet soviel, als eine rare seltsame Sache. Jabotapita. Jabotapita, G. Pison. Ist ein Baum von nicht gar sonderbarer Höhe, der an den Bächen in Brasilien zu wachsen pflegt. Seine Rinde ist ungleich und grau. Die Blätter, welche eins ums andre daran stehen, sind länglicht, zugespitzt und grün. Die Blüten sitzen an einigen kleinen Zweiglein, sind klein, doch ihrer eine grosse Menge, und sehen als wie gelbe Träublein, riechen ungemeine lieblich. Wann sie vergangen sind, so folgen Früchte auf eben solche Art, die sind so dicke wie Kirschkerne und von Figur schier dreyeckigt. Allein, auf einer jeden unter diesen Früchten wachsen noch drey oder vier dergleichen, ohne Stiel, die sind, auch eben so dicke und oval. Alle diese Früchte haben eine Farbe, als wie unsere Heidelbeeren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/301
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/301>, abgerufen am 24.11.2024.