Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]

Hieracium longius radicatum, Ger. Park. Raji Hist.

Macrocaulon junceum, sive minus primum Dodonaei, J.B.

Hieracium macrorhison, Tab.

teutsch, Habichtkraut.

Ist ein Kraut, das viele Stengel treibt, zu anderthalben, auch zu zwey Fuß hoch, die sind starck und eckigt, braungrün und hol, in einen Hauffen Zweige zertheilet, und mit einigen geringen Blättern besetzet. Die Blumen wachsen auf den Spitzen seiner Aeste: eine iedwede dererselben ist ein Büschel gelber halbirter Blümlein, die in einem schupigen Kelche beysammen stehen. Wann die Blüte vergangen ist, so folgen nach ihr dünne, braunrothe Samen, mit einer kleinen Bürste oben auf. Die Wurtzel ist lang und dicke, schlecht, fleischig und weiß, mit bittern und milchweissen Safte angefüllt. Dieses Kraut wächst überalle auf den Feldern und auf den Angern. Es wird unter die Cichorien-Sorten gerechnet. Es führet viel phlegma und Oel, nicht gar viel Sal essentiale und fixum. Die Wurtzel wird insonderheit zur Artzeney gebraucht.

Es befeuchtet, erfrischet und hält ein wenig an.

Hieracium kommt von iorax, accipiter, ein Habicht, als ob man wolte sagen, Habichtskraut, dieweil man dafür hält, die Sperber schärfften ihr Gesicht damit.

Higuero.

Higuero Oviedo, Glus. in Garz. ist ein grosser Baum in Neuspanien, dessen Holtz vest und starck ist, dem Citronenholtze nicht unähnlich. Sein Laub ist lang und schmal, absonderlich gegen den Stengel zu, von da an wird es immer breiter und breiter, bis an die Spitze hinaus. Die Frucht ist rund, zuweilen lang, wie eine Gurcke. Es werden Trinck- und andere Geschirre mehr daraus gemacht. Die Indianer essen das Fleisch von dieser Frucht, wann ihnen andre Speisen mangeln: es schmeckt wie unsre Gurcken. Die gröste Sorte dieser Früchte mag gerne ein Pfund Wasser halten: die kleinste aber ist nicht gar viel dicker, als wie eine Faust.

Das Fleisch befeuchtet, lindert, erfrischet: wird aber gar sehr selten als eine Artzney gebraucht.

Himantopus.

Himantopus, Plinii, Gesn.

Haemotopoda, Jonst.

Ist ein Wasservogel, der einen kleinen Kopf und einen schlancken Leib hat, ohngefehr sechs Finger lang. Sein Schnabel ist bey nahe vier Finger lang und schwärtzlicht. Der Hals ist fünff Finger lang; der Schwantz viere. Er hält sich steiff auf seinen Schenckeln, welche lang und blutroth sind. An den Füssen hat er drey Zehen: der Kopf und der Hals sind braun oder dunckel. Der Rücken und die Flügel sind schwartz und etwas grünlicht: der Schwantz aschfarben. Es ist ein gar seltsamer Vogel, der von kleinem Gewürme lebet.

Sein Fett zertheilet und ist gut zum Zipperlein.

Himantopus und Haemotopoda kommen von aima, sanguis, Blut, und pous, pes, ein Fuß, als wolte man sprechen, ein Vogel, welcher Füsse hat, die so roth sehen, als wie Blut.

Hippocampus.

Hippocampus, frantzösisch, Cheval marin, teutsch Seepferd, ist ein Gewürm in dem Meer, des Fingers lang, und ein wenig dicker als der Daumen, kommt an Gestalt einem Pferde etwas nahe, sieht graugelblicht, ist mit beinharten, etwas scharffen Spitzen bewehret, und mit einer grossen Anzahl beinharter Rippen, vom Kopfe an bis in die Spitze des Schwantzes hinaus bevestiget: es hat gar keine Füsse. Die Schnautze ist lang und rund, vest und starck, als wie eine Röhre formiret, die nirgends als am Ende offen. Der Kopf ist so höckrigt wie der Leib. Der Bauch ist, gegen die übrige Grösse des Thieres zu rechnen, groß und weit genug. Der Schwantz ist lang, gemeiniglich gekrümmet, und giebet unten Ringe. Doch sieht man deren auch, die den Schwantz in die Höhe tragen: es kan aber wol seyn, daß diejenigen, welche sie auftreugen, sie auf solche Art zurichten. Wann es noch lebendig ist, so hat es auf dem Kopfe lange hinterwarts gekehrte Haare; die fallen aber aus, wann es getrocknet wird.

Es soll ein trefflich Mittel seyn wider die Raserey, die Würme zu tödten, wann es innerlich gebrauchet wird. Es wird auch auf den Kopf geleget, damit die Haare wachsen mögen.

Hippocampus kommt von ippos, equus, ein Pferd, und kampe flexura, eine Wendung, eine Krümme, als ob es solte heissen, ein Pferd, das sich krümmen und beugen läst; weil dieses kleine Thier schier wie ein Pferd aussieht, und weil es in der See sich beugen und krümmen kan.

Hippocastanum.

Hippocastanum vulgare, Pit. Tournefort.

Castanea equina folio multifido, J.B.

Castanea folio multifido, C.B.

Castanea equina, Ger. Park. Raji Hist.

frantzösisch, Maronier d'Inde.

teutsch, Roßkastanienbaum.

Ist ein schöner, grosser und ästiger Baum, der seine Aeste gar sehr weit ausbreitet. Seine Blätter sehen als wie eine aufgethane Hand, stehen fünff und fünff, auch sieben und sieben an einem Stiele, sind lang und ziemlich breit, am Rande ausgezackt, grün, und etwas bitter von Geschmack. Zwischen den Blättern entspriessen ein Hauffen kleine Zweiglein, von denen trägt ein ieder gar viel Blüten, deren iede auf ihrem eignen Stielgen sitzt. Diese Blüte bestehet aus vier und fünff Blättern, nebst vielen gelben Fäslein, die zusammen in einem Kelche stehen, der wie ein Schälgen geformiret ist und an dem Rande ausgezackt. Wann die Blüte abgefallen, so wächset eine Frucht, die ist bey nahe rund, stachlicht und dickschälig, thut sich an zwey oder an drey Enden auf, und beschliesset eine oder mehr, noch ziemlich dicke Kastanien, die aber nicht zu essen taugen, dann sie sind bitter und scharff. Dieser Baum ist aus Ostindien zu uns gebracht worden: anietzo aber wird er auch in gantz Europa gebauet, nicht so wol wegen seiner Frucht, sondern wegen seiner Schönheit, und des Schattens halber, den er giebet.

Die Roßkastanie führet viel Oel und Sal essentiale.

[Ende Spaltensatz]
[Beginn Spaltensatz]

Hieracium longius radicatum, Ger. Park. Raji Hist.

Macrocaulon junceum, sive minus primum Dodonæi, J.B.

Hieracium macrorhison, Tab.

teutsch, Habichtkraut.

Ist ein Kraut, das viele Stengel treibt, zu anderthalben, auch zu zwey Fuß hoch, die sind starck und eckigt, braungrün und hol, in einen Hauffen Zweige zertheilet, und mit einigen geringen Blättern besetzet. Die Blumen wachsen auf den Spitzen seiner Aeste: eine iedwede dererselben ist ein Büschel gelber halbirter Blümlein, die in einem schupigen Kelche beysammen stehen. Wann die Blüte vergangen ist, so folgen nach ihr dünne, braunrothe Samen, mit einer kleinen Bürste oben auf. Die Wurtzel ist lang und dicke, schlecht, fleischig und weiß, mit bittern und milchweissen Safte angefüllt. Dieses Kraut wächst überalle auf den Feldern und auf den Angern. Es wird unter die Cichorien-Sorten gerechnet. Es führet viel phlegma und Oel, nicht gar viel Sal essentiale und fixum. Die Wurtzel wird insonderheit zur Artzeney gebraucht.

Es befeuchtet, erfrischet und hält ein wenig an.

Hieracium kommt von ἵοραξ, accipiter, ein Habicht, als ob man wolte sagen, Habichtskraut, dieweil man dafür hält, die Sperber schärfften ihr Gesicht damit.

Higuero.

Higuero Oviedo, Glus. in Garz. ist ein grosser Baum in Neuspanien, dessen Holtz vest und starck ist, dem Citronenholtze nicht unähnlich. Sein Laub ist lang und schmal, absonderlich gegen den Stengel zu, von da an wird es immer breiter und breiter, bis an die Spitze hinaus. Die Frucht ist rund, zuweilen lang, wie eine Gurcke. Es werden Trinck- und andere Geschirre mehr daraus gemacht. Die Indianer essen das Fleisch von dieser Frucht, wann ihnen andre Speisen mangeln: es schmeckt wie unsre Gurcken. Die gröste Sorte dieser Früchte mag gerne ein Pfund Wasser halten: die kleinste aber ist nicht gar viel dicker, als wie eine Faust.

Das Fleisch befeuchtet, lindert, erfrischet: wird aber gar sehr selten als eine Artzney gebraucht.

Himantopus.

Himantopus, Plinii, Gesn.

Hæmotopoda, Jonst.

Ist ein Wasservogel, der einen kleinen Kopf und einen schlancken Leib hat, ohngefehr sechs Finger lang. Sein Schnabel ist bey nahe vier Finger lang und schwärtzlicht. Der Hals ist fünff Finger lang; der Schwantz viere. Er hält sich steiff auf seinen Schenckeln, welche lang und blutroth sind. An den Füssen hat er drey Zehen: der Kopf und der Hals sind braun oder dunckel. Der Rücken und die Flügel sind schwartz und etwas grünlicht: der Schwantz aschfarben. Es ist ein gar seltsamer Vogel, der von kleinem Gewürme lebet.

Sein Fett zertheilet und ist gut zum Zipperlein.

Himantopus und Hæmotopoda kommen von ἅιμα, sanguis, Blut, und ποῦς, pes, ein Fuß, als wolte man sprechen, ein Vogel, welcher Füsse hat, die so roth sehen, als wie Blut.

Hippocampus.

Hippocampus, frantzösisch, Cheval marin, teutsch Seepferd, ist ein Gewürm in dem Meer, des Fingers lang, und ein wenig dicker als der Daumen, kommt an Gestalt einem Pferde etwas nahe, sieht graugelblicht, ist mit beinharten, etwas scharffen Spitzen bewehret, und mit einer grossen Anzahl beinharter Rippen, vom Kopfe an bis in die Spitze des Schwantzes hinaus bevestiget: es hat gar keine Füsse. Die Schnautze ist lang und rund, vest und starck, als wie eine Röhre formiret, die nirgends als am Ende offen. Der Kopf ist so höckrigt wie der Leib. Der Bauch ist, gegen die übrige Grösse des Thieres zu rechnen, groß und weit genug. Der Schwantz ist lang, gemeiniglich gekrümmet, und giebet unten Ringe. Doch sieht man deren auch, die den Schwantz in die Höhe tragen: es kan aber wol seyn, daß diejenigen, welche sie auftreugen, sie auf solche Art zurichten. Wann es noch lebendig ist, so hat es auf dem Kopfe lange hinterwarts gekehrte Haare; die fallen aber aus, wann es getrocknet wird.

Es soll ein trefflich Mittel seyn wider die Raserey, die Würme zu tödten, wann es innerlich gebrauchet wird. Es wird auch auf den Kopf geleget, damit die Haare wachsen mögen.

Hippocampus kommt von ἵππος, equus, ein Pferd, und καμπὴ flexura, eine Wendung, eine Krümme, als ob es solte heissen, ein Pferd, das sich krümmen und beugen läst; weil dieses kleine Thier schier wie ein Pferd aussieht, und weil es in der See sich beugen und krümmen kan.

Hippocastanum.

Hippocastanum vulgare, Pit. Tournefort.

Castanea equina folio multifido, J.B.

Castanea folio multifido, C.B.

Castanea equina, Ger. Park. Raji Hist.

frantzösisch, Maronier d'Inde.

teutsch, Roßkastanienbaum.

Ist ein schöner, grosser und ästiger Baum, der seine Aeste gar sehr weit ausbreitet. Seine Blätter sehen als wie eine aufgethane Hand, stehen fünff und fünff, auch sieben und sieben an einem Stiele, sind lang und ziemlich breit, am Rande ausgezackt, grün, und etwas bitter von Geschmack. Zwischen den Blättern entspriessen ein Hauffen kleine Zweiglein, von denen trägt ein ieder gar viel Blüten, deren iede auf ihrem eignen Stielgen sitzt. Diese Blüte bestehet aus vier und fünff Blättern, nebst vielen gelben Fäslein, die zusammen in einem Kelche stehen, der wie ein Schälgen geformiret ist und an dem Rande ausgezackt. Wann die Blüte abgefallen, so wächset eine Frucht, die ist bey nahe rund, stachlicht und dickschälig, thut sich an zwey oder an drey Enden auf, und beschliesset eine oder mehr, noch ziemlich dicke Kastanien, die aber nicht zu essen taugen, dann sie sind bitter und scharff. Dieser Baum ist aus Ostindien zu uns gebracht worden: anietzo aber wird er auch in gantz Europa gebauet, nicht so wol wegen seiner Frucht, sondern wegen seiner Schönheit, und des Schattens halber, den er giebet.

Die Roßkastanie führet viel Oel und Sal essentiale.

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <pb facs="#f0287"/>
          <cb type="start"/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hieracium longius radicatum,</hi> Ger. Park. Raji Hist.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Macrocaulon junceum, sive minus primum Dodonæi,</hi> J.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hieracium macrorhison,</hi> Tab.</hi> </p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Habichtkraut.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Kraut, das viele Stengel treibt, zu anderthalben, auch zu zwey Fuß hoch, die sind starck und eckigt, braungrün und hol, in einen Hauffen Zweige zertheilet, und mit einigen geringen Blättern besetzet. Die Blumen wachsen auf den Spitzen seiner Aeste: eine iedwede dererselben ist ein Büschel gelber halbirter Blümlein, die in einem schupigen Kelche beysammen stehen. Wann die Blüte vergangen ist, so folgen nach ihr dünne, braunrothe Samen, mit einer kleinen Bürste oben auf. Die Wurtzel ist lang und dicke, schlecht, fleischig und weiß, mit bittern und milchweissen Safte angefüllt. Dieses Kraut wächst überalle auf den <hi rendition="#fr">Feldern</hi> und auf den <hi rendition="#fr">Angern.</hi> Es wird unter die Cichorien-Sorten gerechnet. Es führet viel <hi rendition="#i">phlegma</hi> und Oel, nicht gar viel <hi rendition="#i">Sal essentiale</hi> und <hi rendition="#i">fixum.</hi> Die Wurtzel wird insonderheit zur Artzeney gebraucht.</p><lb/>
          <p>Es befeuchtet, erfrischet und hält ein wenig an.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Hieracium</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x1F35;&#x03BF;&#x03C1;&#x03B1;&#x03BE;, accipiter,</hi> ein <hi rendition="#fr">Habicht,</hi> als ob man wolte sagen, <hi rendition="#fr">Habichtskraut,</hi> dieweil man dafür hält, die Sperber schärfften ihr Gesicht damit.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Higuero.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Higuero Oviedo,</hi> Glus. in Garz.</hi> ist ein grosser Baum in <hi rendition="#fr">Neuspanien,</hi> dessen Holtz vest und starck ist, dem Citronenholtze nicht unähnlich. Sein Laub ist lang und schmal, absonderlich gegen den Stengel zu, von da an wird es immer breiter und breiter, bis an die Spitze hinaus. Die Frucht ist rund, zuweilen lang, wie eine Gurcke. Es werden Trinck- und andere Geschirre mehr daraus gemacht. Die Indianer essen das Fleisch von dieser Frucht, wann ihnen andre Speisen mangeln: es schmeckt wie unsre Gurcken. Die gröste Sorte dieser Früchte mag gerne ein Pfund Wasser halten: die kleinste aber ist nicht gar viel dicker, als wie eine Faust.</p><lb/>
          <p>Das Fleisch befeuchtet, lindert, erfrischet: wird aber gar sehr selten als eine Artzney gebraucht.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Himantopus.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Himantopus,</hi> Plinii, Gesn.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hæmotopoda,</hi> Jonst.</hi> </p><lb/>
          <p>Ist ein Wasservogel, der einen kleinen Kopf und einen schlancken Leib hat, ohngefehr sechs Finger lang. Sein Schnabel ist bey nahe vier Finger lang und schwärtzlicht. Der Hals ist fünff Finger lang; der Schwantz viere. Er hält sich steiff auf seinen Schenckeln, welche lang und blutroth sind. An den Füssen hat er drey Zehen: der Kopf und der Hals sind braun oder dunckel. Der Rücken und die Flügel sind schwartz und etwas grünlicht: der Schwantz aschfarben. Es ist ein gar seltsamer Vogel, der von kleinem Gewürme lebet.</p><lb/>
          <p>Sein Fett zertheilet und ist gut zum Zipperlein.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Himantopus</hi> und <hi rendition="#i">Hæmotopoda</hi> kommen von <hi rendition="#i">&#x1F05;&#x03B9;&#x03BC;&#x03B1;, sanguis,</hi> <hi rendition="#fr">Blut,</hi> und <hi rendition="#i">&#x03C0;&#x03BF;&#x1FE6;&#x03C2;, pes,</hi> ein <hi rendition="#fr">Fuß,</hi> als wolte man sprechen, ein Vogel, welcher Füsse hat, die so roth sehen, als wie Blut.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Hippocampus.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Hippocampus,</hi></hi> frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Cheval marin,</hi></hi> teutsch <hi rendition="#fr">Seepferd,</hi> ist ein Gewürm in dem <hi rendition="#fr">Meer,</hi> des Fingers lang, und ein wenig dicker als der Daumen, kommt an Gestalt einem Pferde etwas nahe, sieht graugelblicht, ist mit beinharten, etwas scharffen Spitzen bewehret, und mit einer grossen Anzahl beinharter Rippen, vom Kopfe an bis in die Spitze des Schwantzes hinaus bevestiget: es hat gar keine Füsse. Die Schnautze ist lang und rund, vest und starck, als wie eine Röhre formiret, die nirgends als am Ende offen. Der Kopf ist so höckrigt wie der Leib. Der Bauch ist, gegen die übrige Grösse des Thieres zu rechnen, groß und weit genug. Der Schwantz ist lang, gemeiniglich gekrümmet, und giebet unten Ringe. Doch sieht man deren auch, die den Schwantz in die Höhe tragen: es kan aber wol seyn, daß diejenigen, welche sie auftreugen, sie auf solche Art zurichten. Wann es noch lebendig ist, so hat es auf dem Kopfe lange hinterwarts gekehrte Haare; die fallen aber aus, wann es getrocknet wird.</p><lb/>
          <p>Es soll ein trefflich Mittel seyn wider die Raserey, die Würme zu tödten, wann es innerlich gebrauchet wird. Es wird auch auf den Kopf geleget, damit die Haare wachsen mögen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Hippocampus</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x1F35;&#x03C0;&#x03C0;&#x03BF;&#x03C2;, equus,</hi> ein <hi rendition="#fr">Pferd,</hi> und <hi rendition="#i">&#x03BA;&#x03B1;&#x03BC;&#x03C0;&#x1F74; flexura,</hi> eine <hi rendition="#fr">Wendung,</hi> eine <hi rendition="#fr">Krümme,</hi> als ob es solte heissen, ein Pferd, das sich krümmen und beugen läst; weil dieses kleine Thier schier wie ein Pferd aussieht, und weil es in der See sich beugen und krümmen kan.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Hippocastanum.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hippocastanum vulgare,</hi> Pit. Tournefort.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Castanea equina folio multifido,</hi> J.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Castanea folio multifido,</hi> C.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Castanea equina,</hi> Ger. Park. Raji Hist.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Maronier d'Inde.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Roßkastanienbaum.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein schöner, grosser und ästiger Baum, der seine Aeste gar sehr weit ausbreitet. Seine Blätter sehen als wie eine aufgethane Hand, stehen fünff und fünff, auch sieben und sieben an einem Stiele, sind lang und ziemlich breit, am Rande ausgezackt, grün, und etwas bitter von Geschmack. Zwischen den Blättern entspriessen ein Hauffen kleine Zweiglein, von denen trägt ein ieder gar viel Blüten, deren iede auf ihrem eignen Stielgen sitzt. Diese Blüte bestehet aus vier und fünff Blättern, nebst vielen gelben Fäslein, die zusammen in einem Kelche stehen, der wie ein Schälgen geformiret ist und an dem Rande ausgezackt. Wann die Blüte abgefallen, so wächset eine Frucht, die ist bey nahe rund, stachlicht und dickschälig, thut sich an zwey oder an drey Enden auf, und beschliesset eine oder mehr, noch ziemlich dicke Kastanien, die aber nicht zu essen taugen, dann sie sind bitter und scharff. Dieser Baum ist aus <hi rendition="#fr">Ostindien</hi> zu uns gebracht worden: anietzo aber wird er auch in gantz <hi rendition="#fr">Europa</hi> gebauet, nicht so wol wegen seiner Frucht, sondern wegen seiner Schönheit, und des Schattens halber, den er giebet.</p><lb/>
          <p>Die Roßkastanie führet viel Oel und <hi rendition="#i">Sal essentiale.</hi></p>
          <cb type="end"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0287] Hieracium longius radicatum, Ger. Park. Raji Hist. Macrocaulon junceum, sive minus primum Dodonæi, J.B. Hieracium macrorhison, Tab. teutsch, Habichtkraut. Ist ein Kraut, das viele Stengel treibt, zu anderthalben, auch zu zwey Fuß hoch, die sind starck und eckigt, braungrün und hol, in einen Hauffen Zweige zertheilet, und mit einigen geringen Blättern besetzet. Die Blumen wachsen auf den Spitzen seiner Aeste: eine iedwede dererselben ist ein Büschel gelber halbirter Blümlein, die in einem schupigen Kelche beysammen stehen. Wann die Blüte vergangen ist, so folgen nach ihr dünne, braunrothe Samen, mit einer kleinen Bürste oben auf. Die Wurtzel ist lang und dicke, schlecht, fleischig und weiß, mit bittern und milchweissen Safte angefüllt. Dieses Kraut wächst überalle auf den Feldern und auf den Angern. Es wird unter die Cichorien-Sorten gerechnet. Es führet viel phlegma und Oel, nicht gar viel Sal essentiale und fixum. Die Wurtzel wird insonderheit zur Artzeney gebraucht. Es befeuchtet, erfrischet und hält ein wenig an. Hieracium kommt von ἵοραξ, accipiter, ein Habicht, als ob man wolte sagen, Habichtskraut, dieweil man dafür hält, die Sperber schärfften ihr Gesicht damit. Higuero. Higuero Oviedo, Glus. in Garz. ist ein grosser Baum in Neuspanien, dessen Holtz vest und starck ist, dem Citronenholtze nicht unähnlich. Sein Laub ist lang und schmal, absonderlich gegen den Stengel zu, von da an wird es immer breiter und breiter, bis an die Spitze hinaus. Die Frucht ist rund, zuweilen lang, wie eine Gurcke. Es werden Trinck- und andere Geschirre mehr daraus gemacht. Die Indianer essen das Fleisch von dieser Frucht, wann ihnen andre Speisen mangeln: es schmeckt wie unsre Gurcken. Die gröste Sorte dieser Früchte mag gerne ein Pfund Wasser halten: die kleinste aber ist nicht gar viel dicker, als wie eine Faust. Das Fleisch befeuchtet, lindert, erfrischet: wird aber gar sehr selten als eine Artzney gebraucht. Himantopus. Himantopus, Plinii, Gesn. Hæmotopoda, Jonst. Ist ein Wasservogel, der einen kleinen Kopf und einen schlancken Leib hat, ohngefehr sechs Finger lang. Sein Schnabel ist bey nahe vier Finger lang und schwärtzlicht. Der Hals ist fünff Finger lang; der Schwantz viere. Er hält sich steiff auf seinen Schenckeln, welche lang und blutroth sind. An den Füssen hat er drey Zehen: der Kopf und der Hals sind braun oder dunckel. Der Rücken und die Flügel sind schwartz und etwas grünlicht: der Schwantz aschfarben. Es ist ein gar seltsamer Vogel, der von kleinem Gewürme lebet. Sein Fett zertheilet und ist gut zum Zipperlein. Himantopus und Hæmotopoda kommen von ἅιμα, sanguis, Blut, und ποῦς, pes, ein Fuß, als wolte man sprechen, ein Vogel, welcher Füsse hat, die so roth sehen, als wie Blut. Hippocampus. Hippocampus, frantzösisch, Cheval marin, teutsch Seepferd, ist ein Gewürm in dem Meer, des Fingers lang, und ein wenig dicker als der Daumen, kommt an Gestalt einem Pferde etwas nahe, sieht graugelblicht, ist mit beinharten, etwas scharffen Spitzen bewehret, und mit einer grossen Anzahl beinharter Rippen, vom Kopfe an bis in die Spitze des Schwantzes hinaus bevestiget: es hat gar keine Füsse. Die Schnautze ist lang und rund, vest und starck, als wie eine Röhre formiret, die nirgends als am Ende offen. Der Kopf ist so höckrigt wie der Leib. Der Bauch ist, gegen die übrige Grösse des Thieres zu rechnen, groß und weit genug. Der Schwantz ist lang, gemeiniglich gekrümmet, und giebet unten Ringe. Doch sieht man deren auch, die den Schwantz in die Höhe tragen: es kan aber wol seyn, daß diejenigen, welche sie auftreugen, sie auf solche Art zurichten. Wann es noch lebendig ist, so hat es auf dem Kopfe lange hinterwarts gekehrte Haare; die fallen aber aus, wann es getrocknet wird. Es soll ein trefflich Mittel seyn wider die Raserey, die Würme zu tödten, wann es innerlich gebrauchet wird. Es wird auch auf den Kopf geleget, damit die Haare wachsen mögen. Hippocampus kommt von ἵππος, equus, ein Pferd, und καμπὴ flexura, eine Wendung, eine Krümme, als ob es solte heissen, ein Pferd, das sich krümmen und beugen läst; weil dieses kleine Thier schier wie ein Pferd aussieht, und weil es in der See sich beugen und krümmen kan. Hippocastanum. Hippocastanum vulgare, Pit. Tournefort. Castanea equina folio multifido, J.B. Castanea folio multifido, C.B. Castanea equina, Ger. Park. Raji Hist. frantzösisch, Maronier d'Inde. teutsch, Roßkastanienbaum. Ist ein schöner, grosser und ästiger Baum, der seine Aeste gar sehr weit ausbreitet. Seine Blätter sehen als wie eine aufgethane Hand, stehen fünff und fünff, auch sieben und sieben an einem Stiele, sind lang und ziemlich breit, am Rande ausgezackt, grün, und etwas bitter von Geschmack. Zwischen den Blättern entspriessen ein Hauffen kleine Zweiglein, von denen trägt ein ieder gar viel Blüten, deren iede auf ihrem eignen Stielgen sitzt. Diese Blüte bestehet aus vier und fünff Blättern, nebst vielen gelben Fäslein, die zusammen in einem Kelche stehen, der wie ein Schälgen geformiret ist und an dem Rande ausgezackt. Wann die Blüte abgefallen, so wächset eine Frucht, die ist bey nahe rund, stachlicht und dickschälig, thut sich an zwey oder an drey Enden auf, und beschliesset eine oder mehr, noch ziemlich dicke Kastanien, die aber nicht zu essen taugen, dann sie sind bitter und scharff. Dieser Baum ist aus Ostindien zu uns gebracht worden: anietzo aber wird er auch in gantz Europa gebauet, nicht so wol wegen seiner Frucht, sondern wegen seiner Schönheit, und des Schattens halber, den er giebet. Die Roßkastanie führet viel Oel und Sal essentiale.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/287
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/287>, abgerufen am 22.12.2024.