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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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Dieses Gewächse wird in Franckreich an sehr vielen Orten gebauet: z.E. in Gatinois, in Languedoc, gegen Toulouse und Orange zu, zu Angulesme, und in Normandie. Der beste Saffran aber und der am allermeisten geachtet wird, ist der, den sie zu Boisne und Bois-commun in Gatinois erbauen, der geringste ist der aus Normandie.

Man soll denselbigen erwehlen, welcher frisch und wol getrocknet, und dannoch weichlich und gelinde, der feine lange Fäden hat, von schöner rothen Farbe, darunter wenig gelbes zu befinden: sie müssen auch gar starck riechen und einen lieblichen, balsamischen Geschmack haben. Der Saffran muß in wol verschlossenen Büchsen verwahret werden. Es gebrauchen ihn allerhand Handwercksleute und färben gelb damit. Er führet ein kräftiges Oel mit vielem Saltz vermischet.

In den meisten Dispensatoriis pharmaceuticis wird der Crocus orientalis, der orientalische Saffran verlanget: alleine, es bedarff nicht, daß man diese Waare so weit her hohle, dieweil wir sie in Franckreich eben so gut und schön haben, als wie an einigem Orte.

Der Saffran stärcket das Hertz, dienet der Brust, macht schlafen, stillet den Schmertz, ist gut wider die Mutterbeschwer, auch wider den Gift, und eröffnet. Er wird in den Speisen und Artzneyen zur Stärckung gebrauchet, zu zertheilen und zur Linderung. Unter die Augenartzeneyen gemischet dienet er die Augen dadurch wider die Pocken zu verwahren, er kommt auch unter allerhand Pflaster, doch vornemlich wird er innerlich gebrauchet.

Der Name Crocus soll aus einer alten Fabel entstanden seyn: dann es soll sich ein kleiner Knabe, Namens Crocus, in ein kleines Mägdlein dergestalt heftig verliebet haben, daß er für grosser Liebe in diese Blume verwandelt worden sey. Alleine er kommet allem Ansehen nach aus dem Griechischen, von κροκὶς oder κροκὴ, das heist ein Faden, ein Haar, der Einschlag beym Weber, dieweil der Saffran, wann er trocken ist, wie Faden siehet. Im Griechischen werden auch die stamina und Fädenlein mitten in den Blumen κροκίδες genennet. Dem Saffran aber ist der Titel Crocus vor allen andern darum gegeben worden, weil keine so gar schönen, noch so nützlichen stamina mehr zu finden sind, als wie der Saffran ist.

Der frantzösische Name Safran kommt von dem arabischen Zapheran, welches eben so viel bedeutet. Die Türcken nennen ihn auch Safran.

Cropiot.

Cropiot, Clus. J.B. ist eine kleine americanische Frucht, gantz runtzlicht, und beschliesset einen schwartzen Samen, dem Mohrenpfeffer nicht unähnlich, von sehr scharffem Geschmack. Die Indianer mengen ihn unter ihren Tabac, wann sie schmauchen wollen.

Er stillet das Kopfweh, als wie sonst auch der Tabac zu thun pfleget.

Crotalaria.

Crotalaria Asiatica folio singulari verrucoso, floribus cæruleis, H.L.B. Raji. Hist. Pit. Tourn.

frantzösisch, Crotalaire.

[Spaltenumbruch]

Ist ein fremdes Gewächs, welches einen Stengel treibet, zu anderthalben Fuß hoch, und auch bisweilen höher, der ist eckigt und knotigt, stösset einen Hauffen Zweiglein, in die Runde von sich. Die Blätter stehen an denenselben eins um das andere, nach der Länge hin, wie an der Genista, die sitzen an kurtzen Stielen, sind eines halben Fingers lang, ein Paar Nagel breit, vorne stumpf, voll Adern, obenher grün, unten weißlicht, voller Wartzen, und an dem Rande flammig. Die Blumen stehen in Form der Aehren auf den Spitzen der Aestlein, sehen als wie sonst an andern Hülsengewächsen und den Ginstblumen nicht unähnlich; von Farbe sind sie blau. Wann diese vergangen, so folgen darauf rundlichte, aufgeblasene Schoten, wie an der Ononis, die sehen schwartzlicht, sind hin und her mit einigen Härlein besetzet, und beschliessen kleine, gelbe Samenkörnlein, wie Nieren gestalt, von scharffen und unannehmlichen Geschmack. Die Wurtzel ist holtzigt und weiß, mit Zäserlein besetzt. Dieses Gewächse wächst in Asien und an vielen andern Orten in Levante mehr: es wird auch in Europa in ein und andern Gärten erzielet.

Der Samen soll purgiren.

Crotalaria kommt von κρόταλον, crepitaculum, eine Klapper, dieweil die Kinder in Indien mit den Zweigen dieses Gewächses, wann sie voll Schoten hangen, ein Geräusche zu machen pflegen, als wie mit Schellen.

Cruciata.

Cruciata, Dod.

Cruciata hirsuta, C.B. Pit. Tournef.

Cruciata herniaria, Thal.

Gallium latifolium, Cruciata quibusa dam flore luteo, J.B.

Cruciata minor, Adv. Lob.

Galion, Turner.

Crucialis, Hermol. Cæs.

frantzösisch, Croisette.

teutsch, gülden Waldmeister.

Ist ein Kraut, welches Stengel treibet zu einen Fuß hoch, die sind schlanck, zart und schwach, viereckigt, rauch und knotig. Aus einem jeden Knoten entspriessen vier Blätter übers Creutz, die sind klein, länglicht, und der Aparine ihren nicht unähnlich. Die Blüten sind klein, stehen als wie Ringe um die Stengel herum, sehen gelb, und jede ist formiret als wie ein viermahl zerkerbtes Schälgen: wann die Blüte verfallen, so folgen zwey Samenkörner, die sind an einander gefüget, und bey nahe kugelrund, mit einem dürren, rauchen Häutlein umgeben, welches der Blüte zum Kelche gedienet hat. Die Wurtzeln sind dünne. Dieses Kräutlein wächst an den Gräben und Bächen: auch an den Wegen. Von der Aparine und dem Gallio ist es nur darinn unterschieden, daß allezeit vier Blätterlein kreutzweis dran stehen; dahingegen die andern mehr haben. Es führet viel phlegma und Oel, wenig Saltz.

Es hält in etwas an, ist gut zu Munden, desgleichen zu Brüchen, wann er abgesotten und drauf geleget wird.

Cruciata kommt von crux, ein Creutz, dieweil die Blätterlein an diesem Kraute creutzweis geordnet sind.

[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/204>, abgerufen am 29.12.2024.