Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.[Beginn Spaltensatz]
Coru. Coru, Acostae, ist ein indianischer Baum, einem kleinen Pomerantzen-Baume nicht unähnlich. Seine Blüte ist gelb, und hat schier keinen Geruch, Garzias, Fragosus und Castor ertheilen ihm solche Blätter, die wie das Pfirschenlaub aussehen sollen, und weisse Blumen. Die Rinde an der Wurtzel ist zart und dünne, gleich, hellgrün, voll milchweissen, schleimigen und bitterlichen Safts. Diese Rinde dienet den Magen zu stärcken, das Brechen zu versetzen, ingleichen den Durchlauff, die rothe Ruhr und das Bluten. Corvus. Corvus, frantzösisch, Corbeau, teutsch, ein Rabe, ist ein Raubvogel, so groß wie ein Capaun, sehr schwartz von Farbe. Er wohnet in den Thürmen, in verfallenen Gebäuden, an feuchten und ungebaueten Orten. Er nähret sich von Fleisch und Fischen, von kleinem Gevögel und von Früchten. Er führet viel flüchtiges Saltz. Die jungen Raben und das Hirn von den alten sind gut wider die fallende Sucht und das Zipperlein. Das Fett, das Blut und die Eyer dieses Vogels sollen das Haar wachsen machen. Der Rabenkoth wird gut zum Zahnwehtagen, und zu der Kinder Husten dienlich geachtet. Corvus heist auf griechisch korax, das kommt von koros, niger, schwartz, dieweil der Rabe unter allen Vögeln der schwärtzeste ist. Corvus aqvaticus. Corvus aquaticus, Plinii. Cornix marina, Aristot. Phalacroeorax, Aldrovandi, Jonston. frantzösisch, Cormoran. Corman. Carbeau pecher. Corbeau marin. teutsch, ein Seerabe. Ist ein Rabengeschlechte, welches sich gerne in und bey dem Wasser aufzuhalten pfleget, oder ein Raubvogel, der da tauchen und fischen kan, so starck als ein Capaun, der sich bald in der See, bald in den Strömen finden läst: er setzet sich auch wol zuweilen auf die Bäume; iedoch geschiehet solches gar sehr selten. Sein Kopf ist schier gantz blos und kahl, oder doch nur mit grossen Pflaumfedern bedecket. Sein Schnabel ist fast drey Zoll lang, spitzig und krumm, als wie ein Haken, von Farbe grau, röthlicht und schwartz. Der Kropf ist gar weit, die Augen klein, der Hals lang, mit grossen, schwartzen, herunter hangenden Federn versehen. Der Leib ist obenher mit schwartzen Federn bekleidet, welche an den Fittigen ein wenig grünlicht sehen, unter dem Bauche sind sie weiß, mit schwartz eingefasset. Unter diesen Federn hat er überaus zarte Pflaumen, als wie der Schwan, die umgeben nicht nur die Haut am Leibe sondern auch an dem Halse. Seine Füsse sind platt und kurtz, mit schwartzen, gläntzenden Schupen bedecket: der Zehen sind an iedem Fusse viere, welche vermittelst gar starcker, schupigter Häutlein zusammen gefüget sind, wie sonst an andern Wasservögeln mehr, und sind gantz körnicht, als wie Chagrinleder. Die gröste Zehe hat fünff Gelencke, die andere nach dieser viere, die dritte dreye, und die vierte zweye, alle aber sind mit [Spaltenumbruch] schwartzen, spitzigen Waffen oder Klauen, die so krumm, wie Haken, gewaffnet. Dieser Vogel flieget nicht gar zu ofte, wegen der Schwere seines Leibes: er ist überaus gefreßig, fällt sowol auf kleine, als auf grosse Fische; wann er sie aber mit dem Schnabel gefasset hat, schlingt er sie nicht hinunter, sondern er wirfft diesen seinen Raub mit solcher Geschicklichkeit in die Höhe, daß der Kopf voran wiederum in seinen Schnabel fället, und also desto besser in seinen Kropf hinab fahren kan. Dieser Vogel wird zur Fischerey gebraucht, doch muß ihm zuvorher mit Fleiß ein eiserner Ring unten um den Hals geleget werden oder aber ein Strick, welche den Fisch aufhalten, den er mit seinem Schnabel gefasset und darein geworffen hat, damit er ihn nicht gar verschlingen möge; dann seine Kehle ist sehr weit, und machet einen Sack, darinne wird der Fisch einige Zeitlang aufbehalten. Wann nun der Vogel soviel Fische gefangen hat, daß der Sack davon angefüllet ist, so zwingen sie ihn an Bord zu kommen, und die Fische gantz von sich zu geben: das ist eine überaus lustige Fischerey und nicht gemeine. Das Fell dieses Rabens dienet so gut, als wie das Geyer- und Schwanenfell, den erkälteten Magen, darauf es geleget wird, zu erwärmen und zu stärcken. Sein Fett oder Schmaltz zertheilet und erweichet. Corylus. Corylus sive Nux avellana, frantzösisch, Coudrier oder Noisettier, teutsch, die Hasel, die Haselstaude, der Haselstrauch, ist ein Strauch, welcher einen Hauffen Stengel oder Reiser treibet, die gut zu biegen und ohne Knoten sind, mit einer dünnen Schale überzogen. Das Holtz ist zart und weiß. Die Blätter sind breit, viel grösser und mehr gefaltet, als wie das Ellernlaub, am Rande ausgezackt und vorne zugespitzt, oben grün, unten weißlicht. Seine Blüten sind kleine vielblättrige Kätzlein, gelb und gantz schupigt, die lassen aber keine Frucht nach sich. Die Früchte wachsen zwar auf eben demselbigen Stamme, iedoch an besondern Orten. Und das sind die kleinen, iederman bekannten Nüsse, frantzösisch, Noisettes, teutsch, Haselnüsse, kleine Nüsse genannt, deren iedwede gleichsam in einer Haube und häutigen Decke stecket, die insgemein am Rande gefränselt ist: ihre Figur ist schier gantz rund oder oval. Die Schale ist hart und holtzigt, weißlicht oder röthlicht: sie beschliesset den Kern, welcher fast gantz rund ist, röthlicht, und trefflich wohlgeschmack. Die Wurtzel des Haselstrauchs ist lang, dick und starck. Dieser Strauch wächst in den Höltzern, in Hecken, und an andern ungebaueten Orten mehr: er wird auch in den Gärten gezogen. Die dicksten und besten Nüsse, die am meisten geachtet werden, werden von den Frantzosen Avelines, genennet, und aus dem Lioner Gebiete nach Paris gebracht. Sie führen viel Oel, Sal volatile und essentiale. Sie sind gut für die Brust, nähren wohl, halten an, stopfen den Leib und treiben den Harn. Es wird ein Oel daraus geprest, davon in meiner Pharmacopoea gemeldet worden. Die Kätzlein vom Haselstrauche halten an, und dienen zum Durchlauff. [Ende Spaltensatz][Beginn Spaltensatz]
Coru. Coru, Acostæ, ist ein indianischer Baum, einem kleinen Pomerantzen-Baume nicht unähnlich. Seine Blüte ist gelb, und hat schier keinen Geruch, Garzias, Fragosus und Castor ertheilen ihm solche Blätter, die wie das Pfirschenlaub aussehen sollen, und weisse Blumen. Die Rinde an der Wurtzel ist zart und dünne, gleich, hellgrün, voll milchweissen, schleimigen und bitterlichen Safts. Diese Rinde dienet den Magen zu stärcken, das Brechen zu versetzen, ingleichen den Durchlauff, die rothe Ruhr und das Bluten. Corvus. Corvus, frantzösisch, Corbeau, teutsch, ein Rabe, ist ein Raubvogel, so groß wie ein Capaun, sehr schwartz von Farbe. Er wohnet in den Thürmen, in verfallenen Gebäuden, an feuchten und ungebaueten Orten. Er nähret sich von Fleisch und Fischen, von kleinem Gevögel und von Früchten. Er führet viel flüchtiges Saltz. Die jungen Raben und das Hirn von den alten sind gut wider die fallende Sucht und das Zipperlein. Das Fett, das Blut und die Eyer dieses Vogels sollen das Haar wachsen machen. Der Rabenkoth wird gut zum Zahnwehtagen, und zu der Kinder Husten dienlich geachtet. Corvus heist auf griechisch κώραξ, das kommt von κόρος, niger, schwartz, dieweil der Rabe unter allen Vögeln der schwärtzeste ist. Corvus aqvaticus. Corvus aquaticus, Plinii. Cornix marina, Aristot. Phalacroeorax, Aldrovandi, Jonston. frantzösisch, Cormoran. Corman. Carbeau pêcher. Corbeau marin. teutsch, ein Seerabe. Ist ein Rabengeschlechte, welches sich gerne in und bey dem Wasser aufzuhalten pfleget, oder ein Raubvogel, der da tauchen und fischen kan, so starck als ein Capaun, der sich bald in der See, bald in den Strömen finden läst: er setzet sich auch wol zuweilen auf die Bäume; iedoch geschiehet solches gar sehr selten. Sein Kopf ist schier gantz blos und kahl, oder doch nur mit grossen Pflaumfedern bedecket. Sein Schnabel ist fast drey Zoll lang, spitzig und krumm, als wie ein Haken, von Farbe grau, röthlicht und schwartz. Der Kropf ist gar weit, die Augen klein, der Hals lang, mit grossen, schwartzen, herunter hangenden Federn versehen. Der Leib ist obenher mit schwartzen Federn bekleidet, welche an den Fittigen ein wenig grünlicht sehen, unter dem Bauche sind sie weiß, mit schwartz eingefasset. Unter diesen Federn hat er überaus zarte Pflaumen, als wie der Schwan, die umgeben nicht nur die Haut am Leibe sondern auch an dem Halse. Seine Füsse sind platt und kurtz, mit schwartzen, gläntzenden Schupen bedecket: der Zehen sind an iedem Fusse viere, welche vermittelst gar starcker, schupigter Häutlein zusammen gefüget sind, wie sonst an andern Wasservögeln mehr, und sind gantz körnicht, als wie Chagrinleder. Die gröste Zehe hat fünff Gelencke, die andere nach dieser viere, die dritte dreye, und die vierte zweye, alle aber sind mit [Spaltenumbruch] schwartzen, spitzigen Waffen oder Klauen, die so krumm, wie Haken, gewaffnet. Dieser Vogel flieget nicht gar zu ofte, wegen der Schwere seines Leibes: er ist überaus gefreßig, fällt sowol auf kleine, als auf grosse Fische; wann er sie aber mit dem Schnabel gefasset hat, schlingt er sie nicht hinunter, sondern er wirfft diesen seinen Raub mit solcher Geschicklichkeit in die Höhe, daß der Kopf voran wiederum in seinen Schnabel fället, und also desto besser in seinen Kropf hinab fahren kan. Dieser Vogel wird zur Fischerey gebraucht, doch muß ihm zuvorher mit Fleiß ein eiserner Ring unten um den Hals geleget werden oder aber ein Strick, welche den Fisch aufhalten, den er mit seinem Schnabel gefasset und darein geworffen hat, damit er ihn nicht gar verschlingen möge; dann seine Kehle ist sehr weit, und machet einen Sack, darinne wird der Fisch einige Zeitlang aufbehalten. Wann nun der Vogel soviel Fische gefangen hat, daß der Sack davon angefüllet ist, so zwingen sie ihn an Bord zu kommen, und die Fische gantz von sich zu geben: das ist eine überaus lustige Fischerey und nicht gemeine. Das Fell dieses Rabens dienet so gut, als wie das Geyer- und Schwanenfell, den erkälteten Magen, darauf es geleget wird, zu erwärmen und zu stärcken. Sein Fett oder Schmaltz zertheilet und erweichet. Corylus. Corylus sive Nux avellana, frantzösisch, Coudrier oder Noisettier, teutsch, die Hasel, die Haselstaude, der Haselstrauch, ist ein Strauch, welcher einen Hauffen Stengel oder Reiser treibet, die gut zu biegen und ohne Knoten sind, mit einer dünnen Schale überzogen. Das Holtz ist zart und weiß. Die Blätter sind breit, viel grösser und mehr gefaltet, als wie das Ellernlaub, am Rande ausgezackt und vorne zugespitzt, oben grün, unten weißlicht. Seine Blüten sind kleine vielblättrige Kätzlein, gelb und gantz schupigt, die lassen aber keine Frucht nach sich. Die Früchte wachsen zwar auf eben demselbigen Stamme, iedoch an besondern Orten. Und das sind die kleinen, iederman bekannten Nüsse, frantzösisch, Noisettes, teutsch, Haselnüsse, kleine Nüsse genannt, deren iedwede gleichsam in einer Haube und häutigen Decke stecket, die insgemein am Rande gefränselt ist: ihre Figur ist schier gantz rund oder oval. Die Schale ist hart und holtzigt, weißlicht oder röthlicht: sie beschliesset den Kern, welcher fast gantz rund ist, röthlicht, und trefflich wohlgeschmack. Die Wurtzel des Haselstrauchs ist lang, dick und starck. Dieser Strauch wächst in den Höltzern, in Hecken, und an andern ungebaueten Orten mehr: er wird auch in den Gärten gezogen. Die dicksten und besten Nüsse, die am meisten geachtet werden, werden von den Frantzosen Avelines, genennet, und aus dem Lioner Gebiete nach Paris gebracht. Sie führen viel Oel, Sal volatile und essentiale. Sie sind gut für die Brust, nähren wohl, halten an, stopfen den Leib und treiben den Harn. Es wird ein Oel daraus geprest, davon in meiner Pharmacopœa gemeldet worden. Die Kätzlein vom Haselstrauche halten an, und dienen zum Durchlauff. 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Unter diesen Federn hat er überaus zarte Pflaumen, als wie der Schwan, die umgeben nicht nur die Haut am Leibe sondern auch an dem Halse. Seine Füsse sind platt und kurtz, mit schwartzen, gläntzenden Schupen bedecket: der Zehen sind an iedem Fusse viere, welche vermittelst gar starcker, schupigter Häutlein zusammen gefüget sind, wie sonst an andern Wasservögeln mehr, und sind gantz körnicht, als wie Chagrinleder. Die gröste Zehe hat fünff Gelencke, die andere nach dieser viere, die dritte dreye, und die vierte zweye, alle aber sind mit <cb/> schwartzen, spitzigen Waffen oder Klauen, die so krumm, wie Haken, gewaffnet. Dieser Vogel flieget nicht gar zu ofte, wegen der Schwere seines Leibes: er ist überaus gefreßig, fällt sowol auf kleine, als auf grosse Fische; wann er sie aber mit dem Schnabel gefasset hat, schlingt er sie nicht hinunter, sondern er wirfft diesen seinen Raub mit solcher Geschicklichkeit in die Höhe, daß der Kopf voran wiederum in seinen Schnabel fället, und also desto besser in seinen Kropf hinab fahren kan. Dieser Vogel wird zur Fischerey gebraucht, doch muß ihm zuvorher mit Fleiß ein eiserner Ring unten um den Hals geleget werden oder aber ein Strick, welche den Fisch aufhalten, den er mit seinem Schnabel gefasset und darein geworffen hat, damit er ihn nicht gar verschlingen möge; dann seine Kehle ist sehr weit, und machet einen Sack, darinne wird der Fisch einige Zeitlang aufbehalten. 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Coru.
Coru, Acostæ, ist ein indianischer Baum, einem kleinen Pomerantzen-Baume nicht unähnlich. Seine Blüte ist gelb, und hat schier keinen Geruch, Garzias, Fragosus und Castor ertheilen ihm solche Blätter, die wie das Pfirschenlaub aussehen sollen, und weisse Blumen. Die Rinde an der Wurtzel ist zart und dünne, gleich, hellgrün, voll milchweissen, schleimigen und bitterlichen Safts.
Diese Rinde dienet den Magen zu stärcken, das Brechen zu versetzen, ingleichen den Durchlauff, die rothe Ruhr und das Bluten.
Corvus.
Corvus, frantzösisch, Corbeau, teutsch, ein Rabe, ist ein Raubvogel, so groß wie ein Capaun, sehr schwartz von Farbe. Er wohnet in den Thürmen, in verfallenen Gebäuden, an feuchten und ungebaueten Orten. Er nähret sich von Fleisch und Fischen, von kleinem Gevögel und von Früchten. Er führet viel flüchtiges Saltz.
Die jungen Raben und das Hirn von den alten sind gut wider die fallende Sucht und das Zipperlein.
Das Fett, das Blut und die Eyer dieses Vogels sollen das Haar wachsen machen.
Der Rabenkoth wird gut zum Zahnwehtagen, und zu der Kinder Husten dienlich geachtet.
Corvus heist auf griechisch κώραξ, das kommt von κόρος, niger, schwartz, dieweil der Rabe unter allen Vögeln der schwärtzeste ist.
Corvus aqvaticus.
Corvus aquaticus, Plinii.
Cornix marina, Aristot.
Phalacroeorax, Aldrovandi, Jonston.
frantzösisch, Cormoran. Corman. Carbeau pêcher. Corbeau marin.
teutsch, ein Seerabe.
Ist ein Rabengeschlechte, welches sich gerne in und bey dem Wasser aufzuhalten pfleget, oder ein Raubvogel, der da tauchen und fischen kan, so starck als ein Capaun, der sich bald in der See, bald in den Strömen finden läst: er setzet sich auch wol zuweilen auf die Bäume; iedoch geschiehet solches gar sehr selten. Sein Kopf ist schier gantz blos und kahl, oder doch nur mit grossen Pflaumfedern bedecket. Sein Schnabel ist fast drey Zoll lang, spitzig und krumm, als wie ein Haken, von Farbe grau, röthlicht und schwartz. Der Kropf ist gar weit, die Augen klein, der Hals lang, mit grossen, schwartzen, herunter hangenden Federn versehen. Der Leib ist obenher mit schwartzen Federn bekleidet, welche an den Fittigen ein wenig grünlicht sehen, unter dem Bauche sind sie weiß, mit schwartz eingefasset. Unter diesen Federn hat er überaus zarte Pflaumen, als wie der Schwan, die umgeben nicht nur die Haut am Leibe sondern auch an dem Halse. Seine Füsse sind platt und kurtz, mit schwartzen, gläntzenden Schupen bedecket: der Zehen sind an iedem Fusse viere, welche vermittelst gar starcker, schupigter Häutlein zusammen gefüget sind, wie sonst an andern Wasservögeln mehr, und sind gantz körnicht, als wie Chagrinleder. Die gröste Zehe hat fünff Gelencke, die andere nach dieser viere, die dritte dreye, und die vierte zweye, alle aber sind mit
schwartzen, spitzigen Waffen oder Klauen, die so krumm, wie Haken, gewaffnet. Dieser Vogel flieget nicht gar zu ofte, wegen der Schwere seines Leibes: er ist überaus gefreßig, fällt sowol auf kleine, als auf grosse Fische; wann er sie aber mit dem Schnabel gefasset hat, schlingt er sie nicht hinunter, sondern er wirfft diesen seinen Raub mit solcher Geschicklichkeit in die Höhe, daß der Kopf voran wiederum in seinen Schnabel fället, und also desto besser in seinen Kropf hinab fahren kan. Dieser Vogel wird zur Fischerey gebraucht, doch muß ihm zuvorher mit Fleiß ein eiserner Ring unten um den Hals geleget werden oder aber ein Strick, welche den Fisch aufhalten, den er mit seinem Schnabel gefasset und darein geworffen hat, damit er ihn nicht gar verschlingen möge; dann seine Kehle ist sehr weit, und machet einen Sack, darinne wird der Fisch einige Zeitlang aufbehalten. Wann nun der Vogel soviel Fische gefangen hat, daß der Sack davon angefüllet ist, so zwingen sie ihn an Bord zu kommen, und die Fische gantz von sich zu geben: das ist eine überaus lustige Fischerey und nicht gemeine.
Das Fell dieses Rabens dienet so gut, als wie das Geyer- und Schwanenfell, den erkälteten Magen, darauf es geleget wird, zu erwärmen und zu stärcken.
Sein Fett oder Schmaltz zertheilet und erweichet.
Corylus.
Corylus sive Nux avellana, frantzösisch, Coudrier oder Noisettier, teutsch, die Hasel, die Haselstaude, der Haselstrauch, ist ein Strauch, welcher einen Hauffen Stengel oder Reiser treibet, die gut zu biegen und ohne Knoten sind, mit einer dünnen Schale überzogen. Das Holtz ist zart und weiß. Die Blätter sind breit, viel grösser und mehr gefaltet, als wie das Ellernlaub, am Rande ausgezackt und vorne zugespitzt, oben grün, unten weißlicht. Seine Blüten sind kleine vielblättrige Kätzlein, gelb und gantz schupigt, die lassen aber keine Frucht nach sich. Die Früchte wachsen zwar auf eben demselbigen Stamme, iedoch an besondern Orten. Und das sind die kleinen, iederman bekannten Nüsse, frantzösisch, Noisettes, teutsch, Haselnüsse, kleine Nüsse genannt, deren iedwede gleichsam in einer Haube und häutigen Decke stecket, die insgemein am Rande gefränselt ist: ihre Figur ist schier gantz rund oder oval. Die Schale ist hart und holtzigt, weißlicht oder röthlicht: sie beschliesset den Kern, welcher fast gantz rund ist, röthlicht, und trefflich wohlgeschmack. Die Wurtzel des Haselstrauchs ist lang, dick und starck. Dieser Strauch wächst in den Höltzern, in Hecken, und an andern ungebaueten Orten mehr: er wird auch in den Gärten gezogen.
Die dicksten und besten Nüsse, die am meisten geachtet werden, werden von den Frantzosen Avelines, genennet, und aus dem Lioner Gebiete nach Paris gebracht. Sie führen viel Oel, Sal volatile und essentiale.
Sie sind gut für die Brust, nähren wohl, halten an, stopfen den Leib und treiben den Harn.
Es wird ein Oel daraus geprest, davon in meiner Pharmacopœa gemeldet worden.
Die Kätzlein vom Haselstrauche halten an, und dienen zum Durchlauff.
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