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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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Boitiapo.

Boitiapo, Mareg. Jonst. ist eine Brasilianische Schlange, welche die Portugiesen Cobus de cipo nennen. Sie ist sieben bis acht Schuhe lang und so dick als ein Arm, rund, und am Schwantze so spitzig wie eine Schuhahle, mit schönen fast dreyeckigten Schupen bedecket, von Farbe wie Oliven oder gelblicht, und lebet von Fröschen. Ihr Biß ist so gefährlich als wie andrer Schlangen.

Ihr Fleisch könte man eben so wohl als wie von andern Vipern, das Geblüte zu reinigen, und wider den Gift gebrauchen.

Boletus Cervi.

Boletus Cervi, seu Tuber cervi, Hirsch-Brunst, ist eine Gattung Schwämme oder Biltze, die ein wenig grösser sind, als eine Haselnuß, von Gestalt rund, iedoch nicht gäntzlich. Die Schale ist hart und siehet röthlicht. Wann sie noch frisch, so befindet sich inwendig ein schwammichtes Wesen: wann sie aber vertrocknet, so ist nichts drinnen anzutreffen, ohne ein wenig leichter Staub und Pulver. Man hat vor dem geglaubet, sie entstünden aus dem Samen des Hirschen, den dieser zur Zeit der Brunst auf die Erde fallen liesse; so aber finden sie sich an solchen Orten dahin unmöglich Hirsche kommen können, und da auch niemahlen einige gewesen seyn. Sie führen viel Oel, ein wenig flüchtig Saltz, und Erde genug.

Sie werden gebraucht den Samen zu verstärcken, die Geburt zu befördern, die Milch zu mehren, und dem Gift zu widerstehen. Die dosis ist von einer halben Drachma bis zu einer gantzen.

Boletus, auf Griechisch bolites, das bedeutet einen runden Biltz.

Boletus esculentus.

Fungus esculentus rugosus albicans quasi fuligine infestus, Pit. Tournef.

Fungus porosus rugosus albicans, quasi fuligine infestus, C.B.

Fungus rugosus vel cavernosus, sive Morulius ex albo nonnibil rubescens, J.B.

Fungi esculenti primum genus, Clus. Hist.

Fungus spongiosus Dalechampii, Lugd.

Fungi rugosi, Cast.

Spongiola nonnullis, Dod.

Fungi favaginosi, sive fungi rugosi favis mellis similes, Lob. Belg.

frantzösisch, Morille.

teutsch, Morchel.

Ist auch eine Gattung Biltze, so im Frühjahr zu wachsen pflegen, und so dicke sind als eine Nuß, länglicht oder oval, runtzlicht, zart, schwammicht, oder voller grosser Löcher, welche die Gestalt eines Honigwafels geben. Von den gemeinen Biltzen sind diese darinne unterschieden, daß sie von Natur viel grosse Löcher [Spaltenumbruch] haben, dahingegen der gemeine Biltz als wie blättericht oder voller Röhrlein ist.

Die Morchel führet viel Oel, phlegma und flüchtiges Saltz, wenig Erde. Sie wächst an grasichten und feuchten Orten, im Holtze, unten an den Stöcken der Bäume.

Zu Tuncken ist sie trefflich delicat.

Sonst ist sie stärckend und giebt Kraft, erwecket auch den Appetit.

Bolus.

Bolus, frantzösisch, Bol, teutsch auch Bolus, ist eine fettichte oder thonichte Erde, gelinde anzufühlen, brüchig, roth oder gelb, und wird in Stücken von unterschiedener Grösse zu uns überbracht. Vor diesem liessen sie ihn aus Levante und Armenien bringen, und der wird auch Bolus orientalis, und Bolus Armena seu orientalis, frantzösisch, Bol d'Armenie ou du Levant, Armenischer Bolus, genennet: allein alle derjenige, den wir jetziger Zeit zu sehen bekommen und gebrauchen, der kommt von diesen und jenen Orten in Franckreich. Der schönste und der am meisten geachtet wird, kommt von Blois, Saumur und aus Burgund. Auch findet er sich in vielen Steinbrüchen um Paris herum, z.E. zu Baville. Es soll genommen werden, der fein sauber und nicht steinicht ist, lind anzufühlen, roth und gleissend, der sich bald zu Pulver machen läst, und an die Lippen hänget, wann man ihn dran bringt.

Dieweil in den Brüchen viel unreiner und steinichter Bolus gefunden wird, deshalben waschen sie ihn, die Steine und den Kies davon zu bringen, hernach machen sie einen harten Teig daraus, und formiren den zu viereckigten Stangen, etwa eines Fingers lang: das heissen sie hernach Bolen bille.

Er wird äusserlich gebraucht.

Der Bolus hält an, trocknet, stillet den Durchfall, die rothe Ruhr, das Blutauswerffen: dämpfet auch die Säure, wann er eingenommen wird. Aeusserlich wird er oft als eine Blutstillung gebrauchet, auch andere Flüsse anzuhalten, ingleichen zu stärcken und zu zertheilen.

Was Bolus alba, Bol blanc, weisser Bolus, heist, das ist eine Gattung Mergel, und anziehend, allein er ist nicht von so guter Wirckung wie der Bolus.

Bolus von bolos, Gleba, frustum, eine Erdschrolle, ein Stück, dieweil uns diese Erde Stückweise zugeführet wird.

Bombyx.

Bombyx sive vermis lanisicius, frantzösisch, Ver a soye, teutsch, Seidenwurm, ist eine Gattung Raupen, oder ein langer Wurm, des kleinen Fingers dick, gleichsam in eitel Ringe, in gemessener Weite von einander, abgetheilet. Er hat gemeiniglich vierzehn Füsse, sechse am Vordertheile, welche die kleinsten sind, und achte am Hintertheile, die [Ende Spaltensatz]

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Boitiapo.

Boitiapo, Mareg. Jonst. ist eine Brasilianische Schlange, welche die Portugiesen Cobus de cipo nennen. Sie ist sieben bis acht Schuhe lang und so dick als ein Arm, rund, und am Schwantze so spitzig wie eine Schuhahle, mit schönen fast dreyeckigten Schupen bedecket, von Farbe wie Oliven oder gelblicht, und lebet von Fröschen. Ihr Biß ist so gefährlich als wie andrer Schlangen.

Ihr Fleisch könte man eben so wohl als wie von andern Vipern, das Geblüte zu reinigen, und wider den Gift gebrauchen.

Boletus Cervi.

Boletus Cervi, seu Tuber cervi, Hirsch-Brunst, ist eine Gattung Schwämme oder Biltze, die ein wenig grösser sind, als eine Haselnuß, von Gestalt rund, iedoch nicht gäntzlich. Die Schale ist hart und siehet röthlicht. Wañ sie noch frisch, so befindet sich inwendig ein schwammichtes Wesen: wann sie aber vertrocknet, so ist nichts drinnen anzutreffen, ohne ein wenig leichter Staub und Pulver. Man hat vor dem geglaubet, sie entstünden aus dem Samen des Hirschen, den dieser zur Zeit der Brunst auf die Erde fallen liesse; so aber finden sie sich an solchen Orten dahin unmöglich Hirsche kommen können, und da auch niemahlen einige gewesen seyn. Sie führen viel Oel, ein wenig flüchtig Saltz, und Erde genug.

Sie werden gebraucht den Samen zu verstärcken, die Geburt zu befördern, die Milch zu mehren, und dem Gift zu widerstehen. Die dosis ist von einer halben Drachma bis zu einer gantzen.

Boletus, auf Griechisch βολίτης, das bedeutet einen runden Biltz.

Boletus esculentus.

Fungus esculentus rugosus albicans quasi fuligine infestus, Pit. Tournef.

Fungus porosus rugosus albicans, quasi fuligine infestus, C.B.

Fungus rugosus vel cavernosus, sive Morulius ex albo nonnibil rubescens, J.B.

Fungi esculenti primum genus, Clus. Hist.

Fungus spongiosus Dalechampii, Lugd.

Fungi rugosi, Cast.

Spongiola nonnullis, Dod.

Fungi favaginosi, sive fungi rugosi favis mellis similes, Lob. Belg.

frantzösisch, Morille.

teutsch, Morchel.

Ist auch eine Gattung Biltze, so im Frühjahr zu wachsen pflegen, und so dicke sind als eine Nuß, länglicht oder oval, runtzlicht, zart, schwammicht, oder voller grosser Löcher, welche die Gestalt eines Honigwafels geben. Von den gemeinen Biltzen sind diese dariñe unterschieden, daß sie von Natur viel grosse Löcher [Spaltenumbruch] haben, dahingegen der gemeine Biltz als wie blättericht oder voller Röhrlein ist.

Die Morchel führet viel Oel, phlegma und flüchtiges Saltz, wenig Erde. Sie wächst an grasichten und feuchten Orten, im Holtze, unten an den Stöcken der Bäume.

Zu Tuncken ist sie trefflich delicat.

Sonst ist sie stärckend und giebt Kraft, erwecket auch den Appetit.

Bolus.

Bolus, frantzösisch, Bol, teutsch auch Bolus, ist eine fettichte oder thonichte Erde, gelinde anzufühlen, brüchig, roth oder gelb, und wird in Stücken von unterschiedener Grösse zu uns überbracht. Vor diesem liessen sie ihn aus Levante und Armenien bringen, und der wird auch Bolus orientalis, und Bolus Armena seu orientalis, frantzösisch, Bol d'Armenie ou du Levant, Armenischer Bolus, genennet: allein alle derjenige, den wir jetziger Zeit zu sehen bekommen und gebrauchen, der kommt von diesen und jenen Orten in Franckreich. Der schönste und der am meisten geachtet wird, kommt von Blois, Saumur und aus Burgund. Auch findet er sich in vielen Steinbrüchen um Paris herum, z.E. zu Baville. Es soll genommen werden, der fein sauber und nicht steinicht ist, lind anzufühlen, roth und gleissend, der sich bald zu Pulver machen läst, und an die Lippen hänget, wann man ihn dran bringt.

Dieweil in den Brüchen viel unreiner und steinichter Bolus gefunden wird, deshalben waschen sie ihn, die Steine und den Kies davon zu bringen, hernach machen sie einen harten Teig daraus, und formiren den zu viereckigten Stangen, etwa eines Fingers lang: das heissen sie hernach Bolen bille.

Er wird äusserlich gebraucht.

Der Bolus hält an, trocknet, stillet den Durchfall, die rothe Ruhr, das Blutauswerffen: dämpfet auch die Säure, wann er eingenommen wird. Aeusserlich wird er oft als eine Blutstillung gebrauchet, auch andere Flüsse anzuhalten, ingleichen zu stärcken und zu zertheilen.

Was Bolus alba, Bol blanc, weisser Bolus, heist, das ist eine Gattung Mergel, und anziehend, allein er ist nicht von so guter Wirckung wie der Bolus.

Bolus von βωλὸς, Gleba, frustum, eine Erdschrolle, ein Stück, dieweil uns diese Erde Stückweise zugeführet wird.

Bombyx.

Bombyx sive vermis lanisicius, frantzösisch, Ver à soye, teutsch, Seidenwurm, ist eine Gattung Raupen, oder ein langer Wurm, des kleinen Fingers dick, gleichsam in eitel Ringe, in gemessener Weite von einander, abgetheilet. Er hat gemeiniglich vierzehn Füsse, sechse am Vordertheile, welche die kleinsten sind, und achte am Hintertheile, die [Ende Spaltensatz]

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[0107] Boitiapo. Boitiapo, Mareg. Jonst. ist eine Brasilianische Schlange, welche die Portugiesen Cobus de cipo nennen. Sie ist sieben bis acht Schuhe lang und so dick als ein Arm, rund, und am Schwantze so spitzig wie eine Schuhahle, mit schönen fast dreyeckigten Schupen bedecket, von Farbe wie Oliven oder gelblicht, und lebet von Fröschen. Ihr Biß ist so gefährlich als wie andrer Schlangen. Ihr Fleisch könte man eben so wohl als wie von andern Vipern, das Geblüte zu reinigen, und wider den Gift gebrauchen. Boletus Cervi. Boletus Cervi, seu Tuber cervi, Hirsch-Brunst, ist eine Gattung Schwämme oder Biltze, die ein wenig grösser sind, als eine Haselnuß, von Gestalt rund, iedoch nicht gäntzlich. Die Schale ist hart und siehet röthlicht. Wañ sie noch frisch, so befindet sich inwendig ein schwammichtes Wesen: wann sie aber vertrocknet, so ist nichts drinnen anzutreffen, ohne ein wenig leichter Staub und Pulver. Man hat vor dem geglaubet, sie entstünden aus dem Samen des Hirschen, den dieser zur Zeit der Brunst auf die Erde fallen liesse; so aber finden sie sich an solchen Orten dahin unmöglich Hirsche kommen können, und da auch niemahlen einige gewesen seyn. Sie führen viel Oel, ein wenig flüchtig Saltz, und Erde genug. Sie werden gebraucht den Samen zu verstärcken, die Geburt zu befördern, die Milch zu mehren, und dem Gift zu widerstehen. Die dosis ist von einer halben Drachma bis zu einer gantzen. Boletus, auf Griechisch βολίτης, das bedeutet einen runden Biltz. Boletus esculentus. Fungus esculentus rugosus albicans quasi fuligine infestus, Pit. Tournef. Fungus porosus rugosus albicans, quasi fuligine infestus, C.B. Fungus rugosus vel cavernosus, sive Morulius ex albo nonnibil rubescens, J.B. Fungi esculenti primum genus, Clus. Hist. Fungus spongiosus Dalechampii, Lugd. Fungi rugosi, Cast. Spongiola nonnullis, Dod. Fungi favaginosi, sive fungi rugosi favis mellis similes, Lob. Belg. frantzösisch, Morille. teutsch, Morchel. Ist auch eine Gattung Biltze, so im Frühjahr zu wachsen pflegen, und so dicke sind als eine Nuß, länglicht oder oval, runtzlicht, zart, schwammicht, oder voller grosser Löcher, welche die Gestalt eines Honigwafels geben. Von den gemeinen Biltzen sind diese dariñe unterschieden, daß sie von Natur viel grosse Löcher haben, dahingegen der gemeine Biltz als wie blättericht oder voller Röhrlein ist. Die Morchel führet viel Oel, phlegma und flüchtiges Saltz, wenig Erde. Sie wächst an grasichten und feuchten Orten, im Holtze, unten an den Stöcken der Bäume. Zu Tuncken ist sie trefflich delicat. Sonst ist sie stärckend und giebt Kraft, erwecket auch den Appetit. Bolus. Bolus, frantzösisch, Bol, teutsch auch Bolus, ist eine fettichte oder thonichte Erde, gelinde anzufühlen, brüchig, roth oder gelb, und wird in Stücken von unterschiedener Grösse zu uns überbracht. Vor diesem liessen sie ihn aus Levante und Armenien bringen, und der wird auch Bolus orientalis, und Bolus Armena seu orientalis, frantzösisch, Bol d'Armenie ou du Levant, Armenischer Bolus, genennet: allein alle derjenige, den wir jetziger Zeit zu sehen bekommen und gebrauchen, der kommt von diesen und jenen Orten in Franckreich. Der schönste und der am meisten geachtet wird, kommt von Blois, Saumur und aus Burgund. Auch findet er sich in vielen Steinbrüchen um Paris herum, z.E. zu Baville. Es soll genommen werden, der fein sauber und nicht steinicht ist, lind anzufühlen, roth und gleissend, der sich bald zu Pulver machen läst, und an die Lippen hänget, wann man ihn dran bringt. Dieweil in den Brüchen viel unreiner und steinichter Bolus gefunden wird, deshalben waschen sie ihn, die Steine und den Kies davon zu bringen, hernach machen sie einen harten Teig daraus, und formiren den zu viereckigten Stangen, etwa eines Fingers lang: das heissen sie hernach Bolen bille. Er wird äusserlich gebraucht. Der Bolus hält an, trocknet, stillet den Durchfall, die rothe Ruhr, das Blutauswerffen: dämpfet auch die Säure, wann er eingenommen wird. Aeusserlich wird er oft als eine Blutstillung gebrauchet, auch andere Flüsse anzuhalten, ingleichen zu stärcken und zu zertheilen. Was Bolus alba, Bol blanc, weisser Bolus, heist, das ist eine Gattung Mergel, und anziehend, allein er ist nicht von so guter Wirckung wie der Bolus. Bolus von βωλὸς, Gleba, frustum, eine Erdschrolle, ein Stück, dieweil uns diese Erde Stückweise zugeführet wird. Bombyx. Bombyx sive vermis lanisicius, frantzösisch, Ver à soye, teutsch, Seidenwurm, ist eine Gattung Raupen, oder ein langer Wurm, des kleinen Fingers dick, gleichsam in eitel Ringe, in gemessener Weite von einander, abgetheilet. Er hat gemeiniglich vierzehn Füsse, sechse am Vordertheile, welche die kleinsten sind, und achte am Hintertheile, die

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/107>, abgerufen am 22.12.2024.