Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.(Der Bauer zu Julius) Ja, Prinz, machen Sie es wie ihr Vater, und mein Sohn soll Jh- nen auch so einen Kranz bringen. Julius. (weint und umarmt den Bauer) Dein Enkel noch nicht, guter Mann. Der Bauer. Gnädiger Herr, Gott erhalte Sie und Jhr Haus. Fürst. Nein, Freund, ohne Geschenk kannst Du nicht von mir Der Bauer. (indem er abgeht) Nicht doch, gnädiger Herr, da würde ja aus dem ganzen ernst- haften Wesen ein Puppenspiel. Fürst. Mein Herz ist so voll -- (giebt ein Zeichen, die Hofleute gehn ab) Meine Kinder, bleibt hier. Zweiter Auftritt. Fürst. Julius. Guido. Fürst. "Gott erhalte Sie und Jhr Haus?" -- wenn nur ein Haus erhalten werden könnte, das mit sich selbst uneins ist. Jhr kennet den Schmerz eines Vaters nicht, und vermögt ihn nicht zu kennen, aber ihr wisset doch, daß es schmerzt, ein Gewächs verdorren zu sehn, das man selbst gepflanzt und gewartet hat. Nun so denkt euch (Der Bauer zu Julius) Ja, Prinz, machen Sie es wie ihr Vater, und mein Sohn ſoll Jh- nen auch ſo einen Kranz bringen. Julius. (weint und umarmt den Bauer) Dein Enkel noch nicht, guter Mann. Der Bauer. Gnaͤdiger Herr, Gott erhalte Sie und Jhr Haus. Fuͤrſt. Nein, Freund, ohne Geſchenk kannſt Du nicht von mir Der Bauer. (indem er abgeht) Nicht doch, gnaͤdiger Herr, da wuͤrde ja aus dem ganzen ernſt- haften Weſen ein Puppenſpiel. Fuͤrſt. Mein Herz iſt ſo voll — (giebt ein Zeichen, die Hofleute gehn ab) Meine Kinder, bleibt hier. Zweiter Auftritt. Fuͤrſt. Julius. Guido. Fuͤrſt. „Gott erhalte Sie und Jhr Haus?‟ — wenn nur ein Haus erhalten werden koͤnnte, das mit ſich ſelbſt uneins iſt. Jhr kennet den Schmerz eines Vaters nicht, und vermoͤgt ihn nicht zu kennen, aber ihr wiſſet doch, daß es ſchmerzt, ein Gewaͤchs verdorren zu ſehn, das man ſelbſt gepflanzt und gewartet hat. Nun ſo denkt euch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CON"> <pb facs="#f0061" n="57"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <stage>(Der Bauer zu Julius)</stage> <p>Ja, Prinz, machen<lb/> Sie es wie ihr Vater, und mein Sohn ſoll Jh-<lb/> nen auch ſo einen Kranz bringen.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUL"> <speaker>Julius.</speaker> <stage>(weint und umarmt den Bauer)</stage><lb/> <p>Dein Enkel noch nicht, guter Mann.</p> </sp><lb/> <sp who="#BAU"> <speaker>Der Bauer.</speaker> <p>Gnaͤdiger Herr, Gott erhalte<lb/> Sie und Jhr Haus.</p> </sp><lb/> <sp who="#CON"> <speaker>Fuͤrſt.</speaker> <p>Nein, Freund, ohne Geſchenk kannſt<lb/> Du nicht von mir</p> </sp><lb/> <sp who="#BAU"> <speaker>Der Bauer.</speaker> <stage>(indem er abgeht)</stage> <p>Nicht doch,<lb/> gnaͤdiger Herr, da wuͤrde ja aus dem ganzen ernſt-<lb/> haften Weſen ein Puppenſpiel.</p> </sp><lb/> <sp who="#CON"> <speaker>Fuͤrſt.</speaker> <p>Mein Herz iſt ſo voll — <stage>(giebt ein<lb/> Zeichen, die Hofleute gehn ab)</stage> Meine Kinder,<lb/> bleibt hier.</p> </sp> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zweiter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Fuͤrſt. Julius. Guido.</hi> </stage><lb/> <sp who="#CON"> <speaker>Fuͤrſt.</speaker> <p>„Gott erhalte Sie und Jhr Haus?‟<lb/> — wenn nur ein Haus erhalten werden koͤnnte,<lb/> das mit ſich ſelbſt uneins iſt. Jhr kennet den<lb/> Schmerz eines Vaters nicht, und vermoͤgt ihn nicht<lb/> zu kennen, aber ihr wiſſet doch, daß es ſchmerzt,<lb/> ein Gewaͤchs verdorren zu ſehn, das man ſelbſt<lb/> gepflanzt und gewartet hat. Nun ſo denkt euch<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0061]
(Der Bauer zu Julius) Ja, Prinz, machen
Sie es wie ihr Vater, und mein Sohn ſoll Jh-
nen auch ſo einen Kranz bringen.
Julius. (weint und umarmt den Bauer)
Dein Enkel noch nicht, guter Mann.
Der Bauer. Gnaͤdiger Herr, Gott erhalte
Sie und Jhr Haus.
Fuͤrſt. Nein, Freund, ohne Geſchenk kannſt
Du nicht von mir
Der Bauer. (indem er abgeht) Nicht doch,
gnaͤdiger Herr, da wuͤrde ja aus dem ganzen ernſt-
haften Weſen ein Puppenſpiel.
Fuͤrſt. Mein Herz iſt ſo voll — (giebt ein
Zeichen, die Hofleute gehn ab) Meine Kinder,
bleibt hier.
Zweiter Auftritt.
Fuͤrſt. Julius. Guido.
Fuͤrſt. „Gott erhalte Sie und Jhr Haus?‟
— wenn nur ein Haus erhalten werden koͤnnte,
das mit ſich ſelbſt uneins iſt. Jhr kennet den
Schmerz eines Vaters nicht, und vermoͤgt ihn nicht
zu kennen, aber ihr wiſſet doch, daß es ſchmerzt,
ein Gewaͤchs verdorren zu ſehn, das man ſelbſt
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Zitationshilfe: | Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/61>, abgerufen am 28.07.2024. |