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Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.

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Zweyter Aufzug
Erster Auftritt.
Das Sprachzimmer im Kloster der heiligen
Justine.
Eine Nonne ist gegenwärtig.
Julius. (tritt herein) Ruft die Aebtissin --
(Nonne geht ab) -- Jch muß sie sehn, und wenn
ein Engel mit einem feurigen Schwerdte vor ihrer
Zelle stünde, (Aebtissin tritt auf) -- ich will die
Schwester Blanka sprechen.
Aebtissin. Gnädiger Herr, Sie wissen das
Verbot Jhres Vaters
Julius. Frau Aebtissin, mein Vater ist
heute sechs und siebenzig Jahr alt, und ich bin
sein Erbprinz.
Aebtissin. Jch verstehe Sie -- alsdenn
weis ich meine Pflichten, und ich werde Jhrem
Sohne unter ähnlichen Umständen dasselbe ant-
worten.
Julius. Sie sollen mir für sie haften --
Nonne oder nicht Nonne! -- Was ist älter die
Regel der Natur, oder die Regel des Augustins?
-- in meine Kammer will ich sie führen, und
wenn sie eine Heilige geworden wär, und einen


Zweyter Aufzug
Erſter Auftritt.
Das Sprachzimmer im Kloſter der heiligen
Juſtine.
Eine Nonne iſt gegenwaͤrtig.
Julius. (tritt herein) Ruft die Aebtiſſin —
(Nonne geht ab) — Jch muß ſie ſehn, und wenn
ein Engel mit einem feurigen Schwerdte vor ihrer
Zelle ſtuͤnde, (Aebtiſſin tritt auf) — ich will die
Schweſter Blanka ſprechen.
Aebtiſſin. Gnaͤdiger Herr, Sie wiſſen das
Verbot Jhres Vaters
Julius. Frau Aebtiſſin, mein Vater iſt
heute ſechs und ſiebenzig Jahr alt, und ich bin
ſein Erbprinz.
Aebtiſſin. Jch verſtehe Sie — alsdenn
weis ich meine Pflichten, und ich werde Jhrem
Sohne unter aͤhnlichen Umſtaͤnden daſſelbe ant-
worten.
Julius. Sie ſollen mir fuͤr ſie haften —
Nonne oder nicht Nonne! — Was iſt aͤlter die
Regel der Natur, oder die Regel des Auguſtins?
— in meine Kammer will ich ſie fuͤhren, und
wenn ſie eine Heilige geworden waͤr, und einen
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[31/0035] Zweyter Aufzug Erſter Auftritt. Das Sprachzimmer im Kloſter der heiligen Juſtine. Eine Nonne iſt gegenwaͤrtig. Julius. (tritt herein) Ruft die Aebtiſſin — (Nonne geht ab) — Jch muß ſie ſehn, und wenn ein Engel mit einem feurigen Schwerdte vor ihrer Zelle ſtuͤnde, (Aebtiſſin tritt auf) — ich will die Schweſter Blanka ſprechen. Aebtiſſin. Gnaͤdiger Herr, Sie wiſſen das Verbot Jhres Vaters Julius. Frau Aebtiſſin, mein Vater iſt heute ſechs und ſiebenzig Jahr alt, und ich bin ſein Erbprinz. Aebtiſſin. Jch verſtehe Sie — alsdenn weis ich meine Pflichten, und ich werde Jhrem Sohne unter aͤhnlichen Umſtaͤnden daſſelbe ant- worten. Julius. Sie ſollen mir fuͤr ſie haften — Nonne oder nicht Nonne! — Was iſt aͤlter die Regel der Natur, oder die Regel des Auguſtins? — in meine Kammer will ich ſie fuͤhren, und wenn ſie eine Heilige geworden waͤr, und einen

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Zitationshilfe: Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/35>, abgerufen am 24.11.2024.