Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


Vierter Auftritt.
Erzbischoff. Guido.
Erzbischoff. Guido, Guido, schon wieder
in Flammen?
Guido. Wie kont' ich anders, wie kont' ich
anders, er brachte mich durch angenommene Kälte
aufs äusserste, sagte mir brennende Beleidigungen
mit einem so einfältigen Gesicht, als wenn er auch
für die Erbsünde zu dumm wäre.
Erzbischoff. Jch kenne dich, du reizest sie
immer zuerst.
Guido. Wer reizet zuerst, der ein hiziges
Wort ausspricht, oder der, der ihn durch tausend
Thorheiten und stumme Beleidigungen dazubringt?
Wer möchte nicht bersten, wenn er die unthätigen
Knaben in ihren Sesseln von Weisheit triefen
sieht. -- Da schwazen sie von Unsterblichkeit,
und Freyheit und von dem höchsten Gute, sehen
ernsthafter aus als Markus Portius Kato, wenn
er Bauchgrimmen hatte, und doch hat alles das
Geschwäz noch nichts gewirkt, als eine sanfte Lei-
besbewegung des Schwäzers.
Erzbischoff. Aber ich bitte Dich, Guido,
wenn das auch so wäre, was geht es Dich an?
Guido. Und alles das wird mit Beyspielen
grosser Männer erläutert. Aber beym Himmel


Vierter Auftritt.
Erzbiſchoff. Guido.
Erzbiſchoff. Guido, Guido, ſchon wieder
in Flammen?
Guido. Wie kont’ ich anders, wie kont’ ich
anders, er brachte mich durch angenommene Kaͤlte
aufs aͤuſſerſte, ſagte mir brennende Beleidigungen
mit einem ſo einfaͤltigen Geſicht, als wenn er auch
fuͤr die Erbſuͤnde zu dumm waͤre.
Erzbiſchoff. Jch kenne dich, du reizeſt ſie
immer zuerſt.
Guido. Wer reizet zuerſt, der ein hiziges
Wort ausſpricht, oder der, der ihn durch tauſend
Thorheiten und ſtumme Beleidigungen dazubringt?
Wer moͤchte nicht berſten, wenn er die unthaͤtigen
Knaben in ihren Seſſeln von Weisheit triefen
ſieht. — Da ſchwazen ſie von Unſterblichkeit,
und Freyheit und von dem hoͤchſten Gute, ſehen
ernſthafter aus als Markus Portius Kato, wenn
er Bauchgrimmen hatte, und doch hat alles das
Geſchwaͤz noch nichts gewirkt, als eine ſanfte Lei-
besbewegung des Schwaͤzers.
Erzbiſchoff. Aber ich bitte Dich, Guido,
wenn das auch ſo waͤre, was geht es Dich an?
Guido. Und alles das wird mit Beyſpielen
groſſer Maͤnner erlaͤutert. Aber beym Himmel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0022" n="18"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Vierter Auftritt.</hi> </hi> </head><lb/>
          <stage>Erzbi&#x017F;choff. Guido.</stage><lb/>
          <sp who="#ERZ">
            <speaker>Erzbi&#x017F;choff.</speaker>
            <p>Guido, Guido, &#x017F;chon wieder<lb/>
in Flammen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GUI">
            <speaker>Guido.</speaker>
            <p>Wie kont&#x2019; ich anders, wie kont&#x2019; ich<lb/>
anders, er brachte mich durch angenommene Ka&#x0364;lte<lb/>
aufs a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te, &#x017F;agte mir brennende Beleidigungen<lb/>
mit einem &#x017F;o einfa&#x0364;ltigen Ge&#x017F;icht, als wenn er auch<lb/>
fu&#x0364;r die Erb&#x017F;u&#x0364;nde zu dumm wa&#x0364;re.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ERZ">
            <speaker>Erzbi&#x017F;choff.</speaker>
            <p>Jch kenne dich, du reize&#x017F;t &#x017F;ie<lb/>
immer zuer&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GUI">
            <speaker>Guido.</speaker>
            <p>Wer reizet zuer&#x017F;t, der ein hiziges<lb/>
Wort aus&#x017F;pricht, oder der, der ihn durch tau&#x017F;end<lb/>
Thorheiten und &#x017F;tumme Beleidigungen dazubringt?<lb/>
Wer mo&#x0364;chte nicht ber&#x017F;ten, wenn er die untha&#x0364;tigen<lb/>
Knaben in ihren Se&#x017F;&#x017F;eln von Weisheit triefen<lb/>
&#x017F;ieht. &#x2014; Da &#x017F;chwazen &#x017F;ie von Un&#x017F;terblichkeit,<lb/>
und Freyheit und von dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gute, &#x017F;ehen<lb/>
ern&#x017F;thafter aus als Markus Portius Kato, wenn<lb/>
er Bauchgrimmen hatte, und doch hat alles das<lb/>
Ge&#x017F;chwa&#x0364;z noch nichts gewirkt, als eine &#x017F;anfte Lei-<lb/>
besbewegung des Schwa&#x0364;zers.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ERZ">
            <speaker>Erzbi&#x017F;choff.</speaker>
            <p>Aber ich bitte Dich, Guido,<lb/>
wenn das auch &#x017F;o wa&#x0364;re, was geht es Dich an?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GUI">
            <speaker>Guido.</speaker>
            <p>Und alles das wird mit Bey&#x017F;pielen<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Ma&#x0364;nner erla&#x0364;utert. Aber beym Himmel<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0022] Vierter Auftritt. Erzbiſchoff. Guido. Erzbiſchoff. Guido, Guido, ſchon wieder in Flammen? Guido. Wie kont’ ich anders, wie kont’ ich anders, er brachte mich durch angenommene Kaͤlte aufs aͤuſſerſte, ſagte mir brennende Beleidigungen mit einem ſo einfaͤltigen Geſicht, als wenn er auch fuͤr die Erbſuͤnde zu dumm waͤre. Erzbiſchoff. Jch kenne dich, du reizeſt ſie immer zuerſt. Guido. Wer reizet zuerſt, der ein hiziges Wort ausſpricht, oder der, der ihn durch tauſend Thorheiten und ſtumme Beleidigungen dazubringt? Wer moͤchte nicht berſten, wenn er die unthaͤtigen Knaben in ihren Seſſeln von Weisheit triefen ſieht. — Da ſchwazen ſie von Unſterblichkeit, und Freyheit und von dem hoͤchſten Gute, ſehen ernſthafter aus als Markus Portius Kato, wenn er Bauchgrimmen hatte, und doch hat alles das Geſchwaͤz noch nichts gewirkt, als eine ſanfte Lei- besbewegung des Schwaͤzers. Erzbiſchoff. Aber ich bitte Dich, Guido, wenn das auch ſo waͤre, was geht es Dich an? Guido. Und alles das wird mit Beyſpielen groſſer Maͤnner erlaͤutert. Aber beym Himmel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/22
Zitationshilfe: Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/22>, abgerufen am 24.11.2024.