Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.Vierter Auftritt. Blanka. Caecilia. Caecilia. Du hier, Blanka! Blanka. Laß mich, laß mich! bist Du gekommen, mir meinen Schmerz zu rauben. -- Wahrhaftig nicht -- Wahrhaftig nicht. Es ist jezt mein liebstes, jezt hat er keinen Neben- buler mehr. Caecilia. Jch bin nicht gekommen, Dich zu trösten; -- ich bin kein Bote des Him- mels. Blanka. Seine Mörderin! Seine Mör- derin! (sieht den Leichnam tiefsinnig an.) Caecilia. Jch bitte Dich, Blanka, bedenke, was Verzweiflung ist, komm mit mir -- laß Deinen Schmerz Schmerz bleiben, auch ich, ich kan den Anblick des Leichnams nicht aushalten. Blanka. (die immer den Leichnam starr an- sieht, mit ruhiger Stimme) O daß der Mensch so über die Erde hingeht, ohn' eine Spur hinter sich zu lassen, wie das Lächeln über das Gesicht, oder der Gesang des Vogels durch den Wald! Caecilia. Armes, unglückliches Geschöpf -- Vierter Auftritt. Blanka. Caecilia. Caecilia. Du hier, Blanka! Blanka. Laß mich, laß mich! biſt Du gekommen, mir meinen Schmerz zu rauben. — Wahrhaftig nicht — Wahrhaftig nicht. Es iſt jezt mein liebſtes, jezt hat er keinen Neben- buler mehr. Caecilia. Jch bin nicht gekommen, Dich zu troͤſten; — ich bin kein Bote des Him- mels. Blanka. Seine Moͤrderin! Seine Moͤr- derin! (ſieht den Leichnam tiefſinnig an.) Caecilia. Jch bitte Dich, Blanka, bedenke, was Verzweiflung iſt, komm mit mir — laß Deinen Schmerz Schmerz bleiben, auch ich, ich kan den Anblick des Leichnams nicht aushalten. Blanka. (die immer den Leichnam ſtarr an- ſieht, mit ruhiger Stimme) O daß der Menſch ſo uͤber die Erde hingeht, ohn’ eine Spur hinter ſich zu laſſen, wie das Laͤcheln uͤber das Geſicht, oder der Geſang des Vogels durch den Wald! Caecilia. Armes, ungluͤckliches Geſchoͤpf — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0102" n="98"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vierter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Blanka. Caecilia.</hi> </stage><lb/> <sp who="#CAE"> <speaker>Caecilia.</speaker> <p>Du hier, Blanka!</p> </sp><lb/> <sp who="#BLA"> <speaker>Blanka.</speaker> <p>Laß mich, laß mich! biſt Du<lb/> gekommen, mir meinen Schmerz zu rauben. —<lb/> Wahrhaftig nicht — Wahrhaftig nicht. Es<lb/> iſt jezt mein liebſtes, jezt hat er keinen Neben-<lb/> buler mehr.</p> </sp><lb/> <sp who="#CAE"> <speaker>Caecilia.</speaker> <p>Jch bin nicht gekommen, Dich<lb/> zu troͤſten; — ich bin kein Bote des Him-<lb/> mels.</p> </sp><lb/> <sp who="#BLA"> <speaker>Blanka.</speaker> <p>Seine Moͤrderin! Seine Moͤr-<lb/> derin!</p><lb/> <stage>(ſieht den Leichnam tiefſinnig an.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#CAE"> <speaker>Caecilia.</speaker> <p>Jch bitte Dich, Blanka, bedenke,<lb/> was Verzweiflung iſt, komm mit mir — laß<lb/> Deinen Schmerz Schmerz bleiben, auch ich, ich<lb/> kan den Anblick des Leichnams nicht aushalten.</p> </sp><lb/> <sp who="#BLA"> <speaker>Blanka.</speaker> <stage>(die immer den Leichnam ſtarr an-<lb/> ſieht, mit ruhiger Stimme)</stage> <p>O daß der Menſch<lb/> ſo uͤber die Erde hingeht, ohn’ eine Spur hinter<lb/> ſich zu laſſen, wie das Laͤcheln uͤber das Geſicht,<lb/> oder der Geſang des Vogels durch den Wald!</p> </sp><lb/> <sp who="#CAE"> <speaker>Caecilia.</speaker> <p>Armes, ungluͤckliches Geſchoͤpf —</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0102]
Vierter Auftritt.
Blanka. Caecilia.
Caecilia. Du hier, Blanka!
Blanka. Laß mich, laß mich! biſt Du
gekommen, mir meinen Schmerz zu rauben. —
Wahrhaftig nicht — Wahrhaftig nicht. Es
iſt jezt mein liebſtes, jezt hat er keinen Neben-
buler mehr.
Caecilia. Jch bin nicht gekommen, Dich
zu troͤſten; — ich bin kein Bote des Him-
mels.
Blanka. Seine Moͤrderin! Seine Moͤr-
derin!
(ſieht den Leichnam tiefſinnig an.)
Caecilia. Jch bitte Dich, Blanka, bedenke,
was Verzweiflung iſt, komm mit mir — laß
Deinen Schmerz Schmerz bleiben, auch ich, ich
kan den Anblick des Leichnams nicht aushalten.
Blanka. (die immer den Leichnam ſtarr an-
ſieht, mit ruhiger Stimme) O daß der Menſch
ſo uͤber die Erde hingeht, ohn’ eine Spur hinter
ſich zu laſſen, wie das Laͤcheln uͤber das Geſicht,
oder der Geſang des Vogels durch den Wald!
Caecilia. Armes, ungluͤckliches Geſchoͤpf —
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Zitationshilfe: | Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/102>, abgerufen am 27.07.2024. |