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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die australischen Gewässer.
zu fassen im Stande ist. Auch ist hier eine grosse Orgel aufgestellt,
welche bei festlichen Gelegenheiten benützt wird. Ausser dieser Halle
enthält das Stadthaus auch einen eigenen Banketsaal und die son-
stigen Nebenräume für grosse Festlichkeiten, denen man in Adelaide
keineswegs abhold ist.

Das Parlament von Südaustralien ist in einem grossen Palaste
untergebracht, welcher erst in den jüngsten Jahren neu errichtet worden
ist. Natürlich fehlt es auch hier nicht an einem schönen, mit Thurm und
architektonischem Beiwerke geschmückten Postamt, dem Wahrzeichen
jeder britischen Colonialstadt. In schönen Localen sind die verschie-
denen Banken untergebracht, deren man in Adelaide nicht wenige
zählt. Es sei nur der Banken von Südaustralien, von Adelaide, der
Australasian, der National Bank und der English & Scottish Bank
gedacht. Unter den Humanitätsanstalten zeichnen sich besonders aus
das grosse Blindenhaus, das in freundlichem Cottagestyl erbaute
Waisenhaus und ein grosses Hospital.

An Kirchen ist kein Mangel. Zunächst besitzt die Stadt die
imposante St. Peter Kathedrale, dann fünf andere Episkopalkirchen,
nämlich die Dreifaltigkeitskirche, Christuskirche, St. Lucas, St. Paul
und St. Johann; ausserdem die katholische Kathedrale, die irische
Kirche von St. Patrick und noch viele andere Gotteshäuser der ver-
schiedenen hier vertretenen Confessionen.

Das Schulwesen wird auch in Südaustralien wohl gepflegt und
hat die Gesetzgebung diesem Gegenstand grosse Aufmerksamkeit zu-
gewendet. Es besteht ein Minister Controling Education (Unterrichts-
minister), und man hat eine Anzahl öffentlicher Schulen eingerichtet.
Unter denselben nehmen die sogenannten Model Schools den ersten
Rang ein. Es besteht auch eine Art von Schulzwang für Kinder von
7 bis 13 Jahren. Es gibt in der Colonie bereits nicht weniger als
472 öffentliche Schulen für den Elementarunterricht, in denen an
50.000 Kinder aufgenommen sind. Auch für die Heranbildung von
Lehrern ist Sorge getragen. Das schöne Gebäude der Modellschule
in Adelaide zeichnet sich durch äussere Zierlichkeit und durch die
Zweckmässigkeit der inneren Einrichtung aus. Diese Gattung von
Schulen dient als Vorbild für die anderen Unterrichtsanstalten des-
selben Ranges.

Eine zweite Gattung sind dann die Colleges, welche unseren
Mittelschulen ziemlich entsprechen. Von denselben ist das St. Peter's
College das älteste in Adelaide. Dasselbe wurde 1847 errichtet und
ist nach dem Vorbilde ähnlicher englischer Anstalten organisirt.

Die australischen Gewässer.
zu fassen im Stande ist. Auch ist hier eine grosse Orgel aufgestellt,
welche bei festlichen Gelegenheiten benützt wird. Ausser dieser Halle
enthält das Stadthaus auch einen eigenen Banketsaal und die son-
stigen Nebenräume für grosse Festlichkeiten, denen man in Adelaide
keineswegs abhold ist.

Das Parlament von Südaustralien ist in einem grossen Palaste
untergebracht, welcher erst in den jüngsten Jahren neu errichtet worden
ist. Natürlich fehlt es auch hier nicht an einem schönen, mit Thurm und
architektonischem Beiwerke geschmückten Postamt, dem Wahrzeichen
jeder britischen Colonialstadt. In schönen Localen sind die verschie-
denen Banken untergebracht, deren man in Adelaide nicht wenige
zählt. Es sei nur der Banken von Südaustralien, von Adelaide, der
Australasian, der National Bank und der English & Scottish Bank
gedacht. Unter den Humanitätsanstalten zeichnen sich besonders aus
das grosse Blindenhaus, das in freundlichem Cottagestyl erbaute
Waisenhaus und ein grosses Hospital.

An Kirchen ist kein Mangel. Zunächst besitzt die Stadt die
imposante St. Peter Kathedrale, dann fünf andere Episkopalkirchen,
nämlich die Dreifaltigkeitskirche, Christuskirche, St. Lucas, St. Paul
und St. Johann; ausserdem die katholische Kathedrale, die irische
Kirche von St. Patrick und noch viele andere Gotteshäuser der ver-
schiedenen hier vertretenen Confessionen.

Das Schulwesen wird auch in Südaustralien wohl gepflegt und
hat die Gesetzgebung diesem Gegenstand grosse Aufmerksamkeit zu-
gewendet. Es besteht ein Minister Controling Education (Unterrichts-
minister), und man hat eine Anzahl öffentlicher Schulen eingerichtet.
Unter denselben nehmen die sogenannten Model Schools den ersten
Rang ein. Es besteht auch eine Art von Schulzwang für Kinder von
7 bis 13 Jahren. Es gibt in der Colonie bereits nicht weniger als
472 öffentliche Schulen für den Elementarunterricht, in denen an
50.000 Kinder aufgenommen sind. Auch für die Heranbildung von
Lehrern ist Sorge getragen. Das schöne Gebäude der Modellschule
in Adelaide zeichnet sich durch äussere Zierlichkeit und durch die
Zweckmässigkeit der inneren Einrichtung aus. Diese Gattung von
Schulen dient als Vorbild für die anderen Unterrichtsanstalten des-
selben Ranges.

Eine zweite Gattung sind dann die Colleges, welche unseren
Mittelschulen ziemlich entsprechen. Von denselben ist das St. Peter’s
College das älteste in Adelaide. Dasselbe wurde 1847 errichtet und
ist nach dem Vorbilde ähnlicher englischer Anstalten organisirt.

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[762/0778] Die australischen Gewässer. zu fassen im Stande ist. Auch ist hier eine grosse Orgel aufgestellt, welche bei festlichen Gelegenheiten benützt wird. Ausser dieser Halle enthält das Stadthaus auch einen eigenen Banketsaal und die son- stigen Nebenräume für grosse Festlichkeiten, denen man in Adelaide keineswegs abhold ist. Das Parlament von Südaustralien ist in einem grossen Palaste untergebracht, welcher erst in den jüngsten Jahren neu errichtet worden ist. Natürlich fehlt es auch hier nicht an einem schönen, mit Thurm und architektonischem Beiwerke geschmückten Postamt, dem Wahrzeichen jeder britischen Colonialstadt. In schönen Localen sind die verschie- denen Banken untergebracht, deren man in Adelaide nicht wenige zählt. Es sei nur der Banken von Südaustralien, von Adelaide, der Australasian, der National Bank und der English & Scottish Bank gedacht. Unter den Humanitätsanstalten zeichnen sich besonders aus das grosse Blindenhaus, das in freundlichem Cottagestyl erbaute Waisenhaus und ein grosses Hospital. An Kirchen ist kein Mangel. Zunächst besitzt die Stadt die imposante St. Peter Kathedrale, dann fünf andere Episkopalkirchen, nämlich die Dreifaltigkeitskirche, Christuskirche, St. Lucas, St. Paul und St. Johann; ausserdem die katholische Kathedrale, die irische Kirche von St. Patrick und noch viele andere Gotteshäuser der ver- schiedenen hier vertretenen Confessionen. Das Schulwesen wird auch in Südaustralien wohl gepflegt und hat die Gesetzgebung diesem Gegenstand grosse Aufmerksamkeit zu- gewendet. Es besteht ein Minister Controling Education (Unterrichts- minister), und man hat eine Anzahl öffentlicher Schulen eingerichtet. Unter denselben nehmen die sogenannten Model Schools den ersten Rang ein. Es besteht auch eine Art von Schulzwang für Kinder von 7 bis 13 Jahren. Es gibt in der Colonie bereits nicht weniger als 472 öffentliche Schulen für den Elementarunterricht, in denen an 50.000 Kinder aufgenommen sind. Auch für die Heranbildung von Lehrern ist Sorge getragen. Das schöne Gebäude der Modellschule in Adelaide zeichnet sich durch äussere Zierlichkeit und durch die Zweckmässigkeit der inneren Einrichtung aus. Diese Gattung von Schulen dient als Vorbild für die anderen Unterrichtsanstalten des- selben Ranges. Eine zweite Gattung sind dann die Colleges, welche unseren Mittelschulen ziemlich entsprechen. Von denselben ist das St. Peter’s College das älteste in Adelaide. Dasselbe wurde 1847 errichtet und ist nach dem Vorbilde ähnlicher englischer Anstalten organisirt.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/778>, abgerufen am 22.11.2024.