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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die australischen Gewässer.

Die eigentlichen Hafenplätze von Adelaide sind Glenelg, Largs-Bay
und Port Adelaide, sämmtlich durch die Bahn mit der Stadt ver-
bunden und eigentlich durch diesen Umstand und durch die an sich
geringe Entfernung beinahe als Vororte von Adelaide zu betrachten.

Glenelg ist ein kleiner, sechs Seemeilen von Adelaide ent-
fernter Ort von 3000 Einwohnern, welcher jedoch in seiner eben
erwähnten Eigenschaft als Hafenplatz von Adelaide Bedeutung und
auch durch die mit dieser Bestimmung in Zusammenhang stehenden
Baulichkeiten ein ganz stattliches Aussehen hat. Es gibt hier eine
hübsche Kathedrale, mehrere grosse Hotels und, was uns am meisten
interessirt, einen grossen eisernen Pier (400 m lang), an welchem
insbesondere die Dampfer der "P. & O." anlegen. Dieser Pier steht in
unmittelbarer Verbindung mit der Eisenbahn. In Glenelg legte 1836
das Schiff an, welches zur förmlichen Besitzergreifung der Colonie
entsendet worden war, und nahe dem Orte befindet sich der berühmte
"Old Gum Tree", ein Baum, unter dessen Schattendach damals die
feierliche Proclamation der Besitzergreifung erfolgte. Als man 1886 das
fünfzigjährige Gründungsfest der Colonie beging, wurde zum Andenken
daran eine Gruppe junger Bäume rings um jenen ehrwürdigen Zeugen
einer historischen Episode angepflanzt. Glenelg ist während des
Sommers seiner Seebäder wegen sehr stark besucht.

Der Ankerplatz Largs-Bay hat zwei grosse Piers (Semaphore
Jetty und Largs-Bay Jetty), an welchen die grossen Postdampfer der
Südaustralien berührenden Linien anlegen.

Kriegsschiffe pflegen ihren Ankerplatz entweder auf der Hold-
fast-Bay genannten Rhede bei Glenelg, 11/2 bis 2 Seemeilen vom
Lande entfernt oder in der Largs-Bay (Semaphore Anchorage) zu
wählen.

Port Adelaide, etwas südlich von vorgenanntem Punkte am
Adelaidefluss gelegen, ist auch nur ein kleiner, aber doch als Muni-
cipium selbständiger Ort von ungefähr 5000 Seelen. Hier hat man
sehr bedeutende Arbeiten, namentlich auch Baggerungen ausgeführt,
und dadurch dem Schiffsverkehr grossen Nutzen geschaffen, so dass
Schiffe bis zu 6 m Tiefgang (mit Lootsen) bis nach Port Adelaide
gelangen können. Insbesondere in dem letzten Decennium geschah sehr
viel für die Verbesserung des Hafens, welcher dermalen in den ver-
schiedenen Bassins eine Quaientwicklung von circa 4000 m aufweist.
Diese Quais sind in moderner Weise ausgestattet. Ferner befindet
sich hier ein geräumiges Trockendock, welches tiefgehende Dampfer
aufnehmen kann. Zahlreiche Magazine ergänzen die Anlagen von

Die australischen Gewässer.

Die eigentlichen Hafenplätze von Adelaide sind Glenelg, Largs-Bay
und Port Adelaide, sämmtlich durch die Bahn mit der Stadt ver-
bunden und eigentlich durch diesen Umstand und durch die an sich
geringe Entfernung beinahe als Vororte von Adelaide zu betrachten.

Glenelg ist ein kleiner, sechs Seemeilen von Adelaide ent-
fernter Ort von 3000 Einwohnern, welcher jedoch in seiner eben
erwähnten Eigenschaft als Hafenplatz von Adelaide Bedeutung und
auch durch die mit dieser Bestimmung in Zusammenhang stehenden
Baulichkeiten ein ganz stattliches Aussehen hat. Es gibt hier eine
hübsche Kathedrale, mehrere grosse Hôtels und, was uns am meisten
interessirt, einen grossen eisernen Pier (400 m lang), an welchem
insbesondere die Dampfer der „P. & O.“ anlegen. Dieser Pier steht in
unmittelbarer Verbindung mit der Eisenbahn. In Glenelg legte 1836
das Schiff an, welches zur förmlichen Besitzergreifung der Colonie
entsendet worden war, und nahe dem Orte befindet sich der berühmte
„Old Gum Tree“, ein Baum, unter dessen Schattendach damals die
feierliche Proclamation der Besitzergreifung erfolgte. Als man 1886 das
fünfzigjährige Gründungsfest der Colonie beging, wurde zum Andenken
daran eine Gruppe junger Bäume rings um jenen ehrwürdigen Zeugen
einer historischen Episode angepflanzt. Glenelg ist während des
Sommers seiner Seebäder wegen sehr stark besucht.

Der Ankerplatz Largs-Bay hat zwei grosse Piers (Semaphore
Jetty und Largs-Bay Jetty), an welchen die grossen Postdampfer der
Südaustralien berührenden Linien anlegen.

Kriegsschiffe pflegen ihren Ankerplatz entweder auf der Hold-
fast-Bay genannten Rhede bei Glenelg, 1½ bis 2 Seemeilen vom
Lande entfernt oder in der Largs-Bay (Semaphore Anchorage) zu
wählen.

Port Adelaide, etwas südlich von vorgenanntem Punkte am
Adelaidefluss gelegen, ist auch nur ein kleiner, aber doch als Muni-
cipium selbständiger Ort von ungefähr 5000 Seelen. Hier hat man
sehr bedeutende Arbeiten, namentlich auch Baggerungen ausgeführt,
und dadurch dem Schiffsverkehr grossen Nutzen geschaffen, so dass
Schiffe bis zu 6 m Tiefgang (mit Lootsen) bis nach Port Adelaide
gelangen können. Insbesondere in dem letzten Decennium geschah sehr
viel für die Verbesserung des Hafens, welcher dermalen in den ver-
schiedenen Bassins eine Quaientwicklung von circa 4000 m aufweist.
Diese Quais sind in moderner Weise ausgestattet. Ferner befindet
sich hier ein geräumiges Trockendock, welches tiefgehende Dampfer
aufnehmen kann. Zahlreiche Magazine ergänzen die Anlagen von

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[758/0774] Die australischen Gewässer. Die eigentlichen Hafenplätze von Adelaide sind Glenelg, Largs-Bay und Port Adelaide, sämmtlich durch die Bahn mit der Stadt ver- bunden und eigentlich durch diesen Umstand und durch die an sich geringe Entfernung beinahe als Vororte von Adelaide zu betrachten. Glenelg ist ein kleiner, sechs Seemeilen von Adelaide ent- fernter Ort von 3000 Einwohnern, welcher jedoch in seiner eben erwähnten Eigenschaft als Hafenplatz von Adelaide Bedeutung und auch durch die mit dieser Bestimmung in Zusammenhang stehenden Baulichkeiten ein ganz stattliches Aussehen hat. Es gibt hier eine hübsche Kathedrale, mehrere grosse Hôtels und, was uns am meisten interessirt, einen grossen eisernen Pier (400 m lang), an welchem insbesondere die Dampfer der „P. & O.“ anlegen. Dieser Pier steht in unmittelbarer Verbindung mit der Eisenbahn. In Glenelg legte 1836 das Schiff an, welches zur förmlichen Besitzergreifung der Colonie entsendet worden war, und nahe dem Orte befindet sich der berühmte „Old Gum Tree“, ein Baum, unter dessen Schattendach damals die feierliche Proclamation der Besitzergreifung erfolgte. Als man 1886 das fünfzigjährige Gründungsfest der Colonie beging, wurde zum Andenken daran eine Gruppe junger Bäume rings um jenen ehrwürdigen Zeugen einer historischen Episode angepflanzt. Glenelg ist während des Sommers seiner Seebäder wegen sehr stark besucht. Der Ankerplatz Largs-Bay hat zwei grosse Piers (Semaphore Jetty und Largs-Bay Jetty), an welchen die grossen Postdampfer der Südaustralien berührenden Linien anlegen. Kriegsschiffe pflegen ihren Ankerplatz entweder auf der Hold- fast-Bay genannten Rhede bei Glenelg, 1½ bis 2 Seemeilen vom Lande entfernt oder in der Largs-Bay (Semaphore Anchorage) zu wählen. Port Adelaide, etwas südlich von vorgenanntem Punkte am Adelaidefluss gelegen, ist auch nur ein kleiner, aber doch als Muni- cipium selbständiger Ort von ungefähr 5000 Seelen. Hier hat man sehr bedeutende Arbeiten, namentlich auch Baggerungen ausgeführt, und dadurch dem Schiffsverkehr grossen Nutzen geschaffen, so dass Schiffe bis zu 6 m Tiefgang (mit Lootsen) bis nach Port Adelaide gelangen können. Insbesondere in dem letzten Decennium geschah sehr viel für die Verbesserung des Hafens, welcher dermalen in den ver- schiedenen Bassins eine Quaientwicklung von circa 4000 m aufweist. Diese Quais sind in moderner Weise ausgestattet. Ferner befindet sich hier ein geräumiges Trockendock, welches tiefgehende Dampfer aufnehmen kann. Zahlreiche Magazine ergänzen die Anlagen von

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 758. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/774>, abgerufen am 22.11.2024.