riesige bogenförmige Terrasse, ein von eisernen Stützen getragenes Plateau, stellt das einheitliche Stationsgebäude dar, auf welchem sich die Corridore mit Schaltern für die Kartenausgabe und die Warte- stellen befinden. Weitaus der interessanteste Punkt der Hochbahnen ist jene Haltestelle, welche mit dem mächtigen Plateau, dem Kopfe der schwebenden East-Riverbrücke, in Verbindung steht. Wer das bunte Getriebe, die enorme Bewegung ganzer Volksmassen, die Ver- körperung des Kampfes ums Dasein mit einem Blicke erschauen will, der betrachte jenes Brückenthor, in welches sich die Bevölkerungen der Riesenstädte New-York und Brooklyn zu Bahn und Wagen aller Art und in unendlichen Reihen von Fussgängern Stunde um Stunde begegnen.
Vom Centralpunkte ziehen die Hochbahnen mit Doppelgeleisen durch die wichtigsten Strassen und Knotenpunkte des Geschäftslebens der unteren Stadt und durchlaufen dann die 1., 3., 6. und 9. Avenue bis ans nördliche Stadtende am Harlem-River. Sie sind theils ganz nahe und je nach den Terrainverhältnissen an den höheren oder niederen Stockwerken der Häuser geführt oder laufen in der Strassenmitte auf vollkommen freistehendem Unterbau. Die 6. und die 9. Avenuebahn vereinen sich in der Nähe des Centralparks in eine einzige Linie. Ein Querarm der Hochbahnen führt auch zum Central-Railway-Depot, ein anderer nach dem East-River.
Die Fahrt von der Südspitze bis zum Nordende der Stadt währt circa eine Stunde.
Der einheitliche Tarif erleichtert wesentlich die rasche Abfertigung der Passagiere und die mathematische Eintheilung und Anlage der Stadt die schnelle Orientirung.
Ein Vorzug aller Verkehrsmittel New-Yorks, der besonders hervorgehoben zu werden verdient, ist die unvergleichliche Billigkeit derselben und der Umstand, dass der Passagier weder auf Hochbahnen, noch bei Benützung der Pferdebahnen und sonstiger Beförderungsmittel durch eine Controle weiter belästigt wird.
Alle Wagen sind durchgehends comfortabel eingerichtet und im Winter jene der Hochbahnen mittelst Dampfheizung, jene der Pferdebahn durch Oefen erwärmt.
Nachts verkehren die Züge der Hochbahnen in geringerer Zahl wie am Tage, und jene, welche im directen Anschlusse an die einlangenden Züge der grossen Verkehrsbahnen stehen, sausen gleich Expresszügen die Stadt abwärts, nur an 6--8 Stellen haltend, während dies sonst gegen 25mal der Fall ist.
Andere Fuhrwerke hingegen, wie Miethwagen, Cabs etc., sind ausserordent- lich theuer.
Neuestens wurde in New-York eine Strassenbahn eröffnet, deren Wägen durch elektrische Accumulatoren bewegt werden. Die ver- brauchten Elemente der letzteren werden an gewissen Haltestellen gewechselt.
Nicht nur durch sein bewegtes Leben, die bunten Bilder seiner Strassen und die Möglichkeit, nach Wahl und Geschmack zu leben,
8*
New-York.
riesige bogenförmige Terrasse, ein von eisernen Stützen getragenes Plateau, stellt das einheitliche Stationsgebäude dar, auf welchem sich die Corridore mit Schaltern für die Kartenausgabe und die Warte- stellen befinden. Weitaus der interessanteste Punkt der Hochbahnen ist jene Haltestelle, welche mit dem mächtigen Plateau, dem Kopfe der schwebenden East-Riverbrücke, in Verbindung steht. Wer das bunte Getriebe, die enorme Bewegung ganzer Volksmassen, die Ver- körperung des Kampfes ums Dasein mit einem Blicke erschauen will, der betrachte jenes Brückenthor, in welches sich die Bevölkerungen der Riesenstädte New-York und Brooklyn zu Bahn und Wagen aller Art und in unendlichen Reihen von Fussgängern Stunde um Stunde begegnen.
Vom Centralpunkte ziehen die Hochbahnen mit Doppelgeleisen durch die wichtigsten Strassen und Knotenpunkte des Geschäftslebens der unteren Stadt und durchlaufen dann die 1., 3., 6. und 9. Avenue bis ans nördliche Stadtende am Harlem-River. Sie sind theils ganz nahe und je nach den Terrainverhältnissen an den höheren oder niederen Stockwerken der Häuser geführt oder laufen in der Strassenmitte auf vollkommen freistehendem Unterbau. Die 6. und die 9. Avenuebahn vereinen sich in der Nähe des Centralparks in eine einzige Linie. Ein Querarm der Hochbahnen führt auch zum Central-Railway-Depot, ein anderer nach dem East-River.
Die Fahrt von der Südspitze bis zum Nordende der Stadt währt circa eine Stunde.
Der einheitliche Tarif erleichtert wesentlich die rasche Abfertigung der Passagiere und die mathematische Eintheilung und Anlage der Stadt die schnelle Orientirung.
Ein Vorzug aller Verkehrsmittel New-Yorks, der besonders hervorgehoben zu werden verdient, ist die unvergleichliche Billigkeit derselben und der Umstand, dass der Passagier weder auf Hochbahnen, noch bei Benützung der Pferdebahnen und sonstiger Beförderungsmittel durch eine Controle weiter belästigt wird.
Alle Wagen sind durchgehends comfortabel eingerichtet und im Winter jene der Hochbahnen mittelst Dampfheizung, jene der Pferdebahn durch Oefen erwärmt.
Nachts verkehren die Züge der Hochbahnen in geringerer Zahl wie am Tage, und jene, welche im directen Anschlusse an die einlangenden Züge der grossen Verkehrsbahnen stehen, sausen gleich Expresszügen die Stadt abwärts, nur an 6—8 Stellen haltend, während dies sonst gegen 25mal der Fall ist.
Andere Fuhrwerke hingegen, wie Miethwagen, Cabs etc., sind ausserordent- lich theuer.
Neuestens wurde in New-York eine Strassenbahn eröffnet, deren Wägen durch elektrische Accumulatoren bewegt werden. Die ver- brauchten Elemente der letzteren werden an gewissen Haltestellen gewechselt.
Nicht nur durch sein bewegtes Leben, die bunten Bilder seiner Strassen und die Möglichkeit, nach Wahl und Geschmack zu leben,
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New-York.
riesige bogenförmige Terrasse, ein von eisernen Stützen getragenes
Plateau, stellt das einheitliche Stationsgebäude dar, auf welchem sich
die Corridore mit Schaltern für die Kartenausgabe und die Warte-
stellen befinden. Weitaus der interessanteste Punkt der Hochbahnen
ist jene Haltestelle, welche mit dem mächtigen Plateau, dem Kopfe
der schwebenden East-Riverbrücke, in Verbindung steht. Wer das
bunte Getriebe, die enorme Bewegung ganzer Volksmassen, die Ver-
körperung des Kampfes ums Dasein mit einem Blicke erschauen will,
der betrachte jenes Brückenthor, in welches sich die Bevölkerungen
der Riesenstädte New-York und Brooklyn zu Bahn und Wagen aller
Art und in unendlichen Reihen von Fussgängern Stunde um Stunde
begegnen.
Vom Centralpunkte ziehen die Hochbahnen mit Doppelgeleisen durch die
wichtigsten Strassen und Knotenpunkte des Geschäftslebens der unteren Stadt und
durchlaufen dann die 1., 3., 6. und 9. Avenue bis ans nördliche Stadtende am
Harlem-River. Sie sind theils ganz nahe und je nach den Terrainverhältnissen an
den höheren oder niederen Stockwerken der Häuser geführt oder laufen in der
Strassenmitte auf vollkommen freistehendem Unterbau. Die 6. und die 9. Avenuebahn
vereinen sich in der Nähe des Centralparks in eine einzige Linie. Ein Querarm
der Hochbahnen führt auch zum Central-Railway-Depot, ein anderer nach dem
East-River.
Die Fahrt von der Südspitze bis zum Nordende der Stadt währt circa
eine Stunde.
Der einheitliche Tarif erleichtert wesentlich die rasche Abfertigung der
Passagiere und die mathematische Eintheilung und Anlage der Stadt die schnelle
Orientirung.
Ein Vorzug aller Verkehrsmittel New-Yorks, der besonders hervorgehoben
zu werden verdient, ist die unvergleichliche Billigkeit derselben und der Umstand,
dass der Passagier weder auf Hochbahnen, noch bei Benützung der Pferdebahnen
und sonstiger Beförderungsmittel durch eine Controle weiter belästigt wird.
Alle Wagen sind durchgehends comfortabel eingerichtet und im Winter jene
der Hochbahnen mittelst Dampfheizung, jene der Pferdebahn durch Oefen erwärmt.
Nachts verkehren die Züge der Hochbahnen in geringerer Zahl wie am
Tage, und jene, welche im directen Anschlusse an die einlangenden Züge der
grossen Verkehrsbahnen stehen, sausen gleich Expresszügen die Stadt abwärts,
nur an 6—8 Stellen haltend, während dies sonst gegen 25mal der Fall ist.
Andere Fuhrwerke hingegen, wie Miethwagen, Cabs etc., sind ausserordent-
lich theuer.
Neuestens wurde in New-York eine Strassenbahn eröffnet, deren
Wägen durch elektrische Accumulatoren bewegt werden. Die ver-
brauchten Elemente der letzteren werden an gewissen Haltestellen
gewechselt.
Nicht nur durch sein bewegtes Leben, die bunten Bilder seiner
Strassen und die Möglichkeit, nach Wahl und Geschmack zu leben,
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/75>, abgerufen am 22.11.2024.
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