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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.

Die prachtvolle dreitheilige Halle dieses in der Höhe der
42. Strasse liegenden Central-Bahnhofes kann 30 Zügen unter
ihren Dächern vollkommen Schutz gewähren, und die Gebäude sind
mit allem Comfort ausgestattet. Die auf den drei Hauptgeleisen lau-
fenden Züge sinken schon nach wenig hundert Metern Laufes unter
das Strassenniveau in einen der Tunnels und steigen erst kurz vor dem
Uebergange über den Harlem-River wieder in das Terrain auf.

Alle anderen Bahnhöfe, mit Ausnahme jener von Long-Island,
welche ihre Centralen in Brooklyn haben, liegen jenseits des Hudson
in Jersey-City oder Hoboken. Ein zweiter Bahnhof der New-York &
Harlem-Bahn, welcher am Ufer des Hudson-River in der Höhe der
30. Strasse liegt, wird meist nur von Localzügen berührt.

Die ungeheure Längenausdehnung New-Yorks, der Umstand, dass
fast dessen gesammte, dem Geschäfte und der Arbeit zuströmende
Bevölkerung genöthigt ist, ihre Wohnsitze in den vom Ziele der Arbeit
weitab liegenden Stadttheilen aufzuschlagen, hat schliesslich zur Er-
richtung von Hochbahnen geführt, welche mit Dampf betrieben werden.
Omnibusse und Fuhrwerke, selbst die in reichlicher Zahl die Stadt in
der Länge und Quere durchlaufenden Pferdebahnen haben für die sich
täglich, insbesondere in den Morgen- und Abenstunden vollziehenden
Völkerwanderungen kaum mehr genügt, als die ersten Elevated-Trains
die langen Avenuen durchbrausten. Die Elevated-Railroads sind ein
Charakteristicum der Stadt New-York. Die langen und geraden
Avenuen haben ganz naturgemäss die Anlage solcher, allerdings für
die Bewohner dieser Strassen nicht behaglichen Einrichtungen hervor-
gerufen. Doch keine Rücksicht konnte den Anforderungen des Be-
darfes lange widerstehen, und jetzt sind die anfangs mit getheilter
Freude begrüssten Hochbahnen zum unabweisbaren Bedürfnisse ge-
worden. Unterirdische Bauten waren der Terrainverhältnisse halber
ausgeschlossen, und so erheben sich nun die Schienenwege auf eisernen
säulenartigen Unterbauten von verhältnissmässig leichter Construction,
unterhalb welchen der volle Strassenverkehr sich vollziehen kann. Die
Hochbahnen sind nicht nur in eine einzige Gesellschaft, die Manhatten-
Company, vereint, sondern stellen auch in ihrer Anlage ein einheit-
liches und zusammenhängendes System von Schienenwegen dar.

Das Centrum dieses Netzes, von welchem alle Linien ausgehen,
und nach welchem sie zurückkehren, liegt fast ganz am Südende der
Stadt, östlich von Battery, von wo aus diese Bahnen vermittelst der
die Züge erwartenden Ferryboote mit allen weiteren Verkehrsadern
jenseits des East- und Hudson-River unmittelbar communiciren. Eine

Die atlantische Küste von Amerika.

Die prachtvolle dreitheilige Halle dieses in der Höhe der
42. Strasse liegenden Central-Bahnhofes kann 30 Zügen unter
ihren Dächern vollkommen Schutz gewähren, und die Gebäude sind
mit allem Comfort ausgestattet. Die auf den drei Hauptgeleisen lau-
fenden Züge sinken schon nach wenig hundert Metern Laufes unter
das Strassenniveau in einen der Tunnels und steigen erst kurz vor dem
Uebergange über den Harlem-River wieder in das Terrain auf.

Alle anderen Bahnhöfe, mit Ausnahme jener von Long-Island,
welche ihre Centralen in Brooklyn haben, liegen jenseits des Hudson
in Jersey-City oder Hoboken. Ein zweiter Bahnhof der New-York &
Harlem-Bahn, welcher am Ufer des Hudson-River in der Höhe der
30. Strasse liegt, wird meist nur von Localzügen berührt.

Die ungeheure Längenausdehnung New-Yorks, der Umstand, dass
fast dessen gesammte, dem Geschäfte und der Arbeit zuströmende
Bevölkerung genöthigt ist, ihre Wohnsitze in den vom Ziele der Arbeit
weitab liegenden Stadttheilen aufzuschlagen, hat schliesslich zur Er-
richtung von Hochbahnen geführt, welche mit Dampf betrieben werden.
Omnibusse und Fuhrwerke, selbst die in reichlicher Zahl die Stadt in
der Länge und Quere durchlaufenden Pferdebahnen haben für die sich
täglich, insbesondere in den Morgen- und Abenstunden vollziehenden
Völkerwanderungen kaum mehr genügt, als die ersten Elevated-Trains
die langen Avenuen durchbrausten. Die Elevated-Railroads sind ein
Charakteristicum der Stadt New-York. Die langen und geraden
Avenuen haben ganz naturgemäss die Anlage solcher, allerdings für
die Bewohner dieser Strassen nicht behaglichen Einrichtungen hervor-
gerufen. Doch keine Rücksicht konnte den Anforderungen des Be-
darfes lange widerstehen, und jetzt sind die anfangs mit getheilter
Freude begrüssten Hochbahnen zum unabweisbaren Bedürfnisse ge-
worden. Unterirdische Bauten waren der Terrainverhältnisse halber
ausgeschlossen, und so erheben sich nun die Schienenwege auf eisernen
säulenartigen Unterbauten von verhältnissmässig leichter Construction,
unterhalb welchen der volle Strassenverkehr sich vollziehen kann. Die
Hochbahnen sind nicht nur in eine einzige Gesellschaft, die Manhatten-
Company, vereint, sondern stellen auch in ihrer Anlage ein einheit-
liches und zusammenhängendes System von Schienenwegen dar.

Das Centrum dieses Netzes, von welchem alle Linien ausgehen,
und nach welchem sie zurückkehren, liegt fast ganz am Südende der
Stadt, östlich von Battery, von wo aus diese Bahnen vermittelst der
die Züge erwartenden Ferryboote mit allen weiteren Verkehrsadern
jenseits des East- und Hudson-River unmittelbar communiciren. Eine

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[58/0074] Die atlantische Küste von Amerika. Die prachtvolle dreitheilige Halle dieses in der Höhe der 42. Strasse liegenden Central-Bahnhofes kann 30 Zügen unter ihren Dächern vollkommen Schutz gewähren, und die Gebäude sind mit allem Comfort ausgestattet. Die auf den drei Hauptgeleisen lau- fenden Züge sinken schon nach wenig hundert Metern Laufes unter das Strassenniveau in einen der Tunnels und steigen erst kurz vor dem Uebergange über den Harlem-River wieder in das Terrain auf. Alle anderen Bahnhöfe, mit Ausnahme jener von Long-Island, welche ihre Centralen in Brooklyn haben, liegen jenseits des Hudson in Jersey-City oder Hoboken. Ein zweiter Bahnhof der New-York & Harlem-Bahn, welcher am Ufer des Hudson-River in der Höhe der 30. Strasse liegt, wird meist nur von Localzügen berührt. Die ungeheure Längenausdehnung New-Yorks, der Umstand, dass fast dessen gesammte, dem Geschäfte und der Arbeit zuströmende Bevölkerung genöthigt ist, ihre Wohnsitze in den vom Ziele der Arbeit weitab liegenden Stadttheilen aufzuschlagen, hat schliesslich zur Er- richtung von Hochbahnen geführt, welche mit Dampf betrieben werden. Omnibusse und Fuhrwerke, selbst die in reichlicher Zahl die Stadt in der Länge und Quere durchlaufenden Pferdebahnen haben für die sich täglich, insbesondere in den Morgen- und Abenstunden vollziehenden Völkerwanderungen kaum mehr genügt, als die ersten Elevated-Trains die langen Avenuen durchbrausten. Die Elevated-Railroads sind ein Charakteristicum der Stadt New-York. Die langen und geraden Avenuen haben ganz naturgemäss die Anlage solcher, allerdings für die Bewohner dieser Strassen nicht behaglichen Einrichtungen hervor- gerufen. Doch keine Rücksicht konnte den Anforderungen des Be- darfes lange widerstehen, und jetzt sind die anfangs mit getheilter Freude begrüssten Hochbahnen zum unabweisbaren Bedürfnisse ge- worden. Unterirdische Bauten waren der Terrainverhältnisse halber ausgeschlossen, und so erheben sich nun die Schienenwege auf eisernen säulenartigen Unterbauten von verhältnissmässig leichter Construction, unterhalb welchen der volle Strassenverkehr sich vollziehen kann. Die Hochbahnen sind nicht nur in eine einzige Gesellschaft, die Manhatten- Company, vereint, sondern stellen auch in ihrer Anlage ein einheit- liches und zusammenhängendes System von Schienenwegen dar. Das Centrum dieses Netzes, von welchem alle Linien ausgehen, und nach welchem sie zurückkehren, liegt fast ganz am Südende der Stadt, östlich von Battery, von wo aus diese Bahnen vermittelst der die Züge erwartenden Ferryboote mit allen weiteren Verkehrsadern jenseits des East- und Hudson-River unmittelbar communiciren. Eine

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/74>, abgerufen am 22.11.2024.