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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Lagos.
(+ 1831) trägt und am Flusse und Cap Mesurado liegt, zählt ungefähr
13.000 Einwohner und besteht aus einem Gewirre von Hütten. Nur
an der mehr in ihren Anfängen bestehenden Hauptstrasse liegen
einige aus Stein oder doch auf Steinfundamenten aus Holz gebaute
Häuser, darunter die Residenz des Präsidenten Dantee, eine Kirche
und sogar ein Hotel. In der Mitte dieser Strasse erhält eine Denk-
säule die Erinnerung an den Präsidenten der Vereinigten Staaten,
Monroe, der grosse Verdienste um die Unterdrückung des Sclaven-
handels hatte. Alle Häuser des Ortes sind bunt bemalt und haben
hohe, steile Dächer, um dem häufig niederströmenden Regenwasser
leichteren Abfluss zu gewähren. In Monrovia liegt das ganze Geschäft
und damit eigentlich auch alles wirtschaftliche Interesse der Re-
publik in den Händen des deutschen Hauses Woermann, welches
dort eine grosse Factorei besitzt. Die Neger sehen darum auch mit
scheelen Augen auf die Deutschen, welche bisweilen mancherlei An-
fällen ausgesetzt waren, ohne dass die legitime Regierung darüber
sonderlich ungehalten war.

Die Barre des Flusses unterliegt häufigen Verschiebungen, daher
Schiffe gut thun, einen Kruman zum Lootsen der Boote aufzunehmen.
Als Anlageplätze besitzt Monrovia zwei schlecht gehaltene Holzdämme
mit je einem Drehkrahn von 11/2 Tonnen Tragfähigkeit.

Die Umgebung Monrovias besteht aus dichtem, fast undurch-
dringlichem Urwalde. Weit oberhalb am Mesurado-Flusse befinden sich
grosse Kaffeeplantagen. Auch das Klima der Stadt Monrovia ist ein
bösartiges, und Ressourcen sind keinerlei vorhanden. Die Schiffe
können sich mit Kohle und Wasser nur nach eingeholter behördlicher
Erlaubniss versehen. Frische Lebensmittel sind in der Stadt zu
bekommen.



Lagos.
(† 1831) trägt und am Flusse und Cap Mesurado liegt, zählt ungefähr
13.000 Einwohner und besteht aus einem Gewirre von Hütten. Nur
an der mehr in ihren Anfängen bestehenden Hauptstrasse liegen
einige aus Stein oder doch auf Steinfundamenten aus Holz gebaute
Häuser, darunter die Residenz des Präsidenten Dantee, eine Kirche
und sogar ein Hôtel. In der Mitte dieser Strasse erhält eine Denk-
säule die Erinnerung an den Präsidenten der Vereinigten Staaten,
Monroe, der grosse Verdienste um die Unterdrückung des Sclaven-
handels hatte. Alle Häuser des Ortes sind bunt bemalt und haben
hohe, steile Dächer, um dem häufig niederströmenden Regenwasser
leichteren Abfluss zu gewähren. In Monrovia liegt das ganze Geschäft
und damit eigentlich auch alles wirtschaftliche Interesse der Re-
publik in den Händen des deutschen Hauses Woermann, welches
dort eine grosse Factorei besitzt. Die Neger sehen darum auch mit
scheelen Augen auf die Deutschen, welche bisweilen mancherlei An-
fällen ausgesetzt waren, ohne dass die legitime Regierung darüber
sonderlich ungehalten war.

Die Barre des Flusses unterliegt häufigen Verschiebungen, daher
Schiffe gut thun, einen Kruman zum Lootsen der Boote aufzunehmen.
Als Anlageplätze besitzt Monrovia zwei schlecht gehaltene Holzdämme
mit je einem Drehkrahn von 1½ Tonnen Tragfähigkeit.

Die Umgebung Monrovias besteht aus dichtem, fast undurch-
dringlichem Urwalde. Weit oberhalb am Mesurado-Flusse befinden sich
grosse Kaffeeplantagen. Auch das Klima der Stadt Monrovia ist ein
bösartiges, und Ressourcen sind keinerlei vorhanden. Die Schiffe
können sich mit Kohle und Wasser nur nach eingeholter behördlicher
Erlaubniss versehen. Frische Lebensmittel sind in der Stadt zu
bekommen.



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[717/0733] Lagos. († 1831) trägt und am Flusse und Cap Mesurado liegt, zählt ungefähr 13.000 Einwohner und besteht aus einem Gewirre von Hütten. Nur an der mehr in ihren Anfängen bestehenden Hauptstrasse liegen einige aus Stein oder doch auf Steinfundamenten aus Holz gebaute Häuser, darunter die Residenz des Präsidenten Dantee, eine Kirche und sogar ein Hôtel. In der Mitte dieser Strasse erhält eine Denk- säule die Erinnerung an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Monroe, der grosse Verdienste um die Unterdrückung des Sclaven- handels hatte. Alle Häuser des Ortes sind bunt bemalt und haben hohe, steile Dächer, um dem häufig niederströmenden Regenwasser leichteren Abfluss zu gewähren. In Monrovia liegt das ganze Geschäft und damit eigentlich auch alles wirtschaftliche Interesse der Re- publik in den Händen des deutschen Hauses Woermann, welches dort eine grosse Factorei besitzt. Die Neger sehen darum auch mit scheelen Augen auf die Deutschen, welche bisweilen mancherlei An- fällen ausgesetzt waren, ohne dass die legitime Regierung darüber sonderlich ungehalten war. Die Barre des Flusses unterliegt häufigen Verschiebungen, daher Schiffe gut thun, einen Kruman zum Lootsen der Boote aufzunehmen. Als Anlageplätze besitzt Monrovia zwei schlecht gehaltene Holzdämme mit je einem Drehkrahn von 1½ Tonnen Tragfähigkeit. Die Umgebung Monrovias besteht aus dichtem, fast undurch- dringlichem Urwalde. Weit oberhalb am Mesurado-Flusse befinden sich grosse Kaffeeplantagen. Auch das Klima der Stadt Monrovia ist ein bösartiges, und Ressourcen sind keinerlei vorhanden. Die Schiffe können sich mit Kohle und Wasser nur nach eingeholter behördlicher Erlaubniss versehen. Frische Lebensmittel sind in der Stadt zu bekommen.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 717. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/733>, abgerufen am 25.11.2024.