ciösen Fiebern, welche nicht selten raschen Tod zur Folge haben. Der bekannte Afrikareisende Schweinfurth sagte darum: "Keineswegs gebe ich mich dem Glauben hin, als könnten am Congo viele Tau- sende von weissen Ansiedlern eine zweite Heimat finden. Im Lande der Termiten wird der Weisse stets ein Fremdling bleiben."
An der Mündung des Congo liegt schon aus früherer Zeit her, als von der Gründung eines Congostaates noch lange keine Rede war, am Nordufer die Niederlassung Banana, zugleich der Seehafen des ganzen Flussgebietes. Banana zählt (30. December 1890) eine Einwohnerschaft von 73 Europäern und 600 Negern. Es ist eigent- lich keine Stadt, sondern nur ein Complex von fünf grossen Facto- reien, an welche sich das Bureau des Congostaates und dessen Post- amt, dann das Zollamt und der Gerichtshof anschliessen. Die Facto- reien gehören den Belgiern, Briten, Franzosen, Holländern und Portu- giesen. Die erste Factorei wurde durch ein Pariser Haus 1855 ge- gründet (Pointe francaise).
Diese Factoreien haben an verschiedenen Punkten des Congo ihre Filialen und dienen als Stapelplätze für den Verkehr, welcher sich zwischen dem Congogebiete und der übrigen Welt abwickelt. Jede Factorei ist eine für sich geschlossene Gruppe von Gebäuden. Die Wohngebäude sind, soweit dieselben für Weisse benützt werden, aus Holz, meist mit gemauerten Pfeilern erbaut, ebenso auch die grossen Waarenmagazine. Die Neger dagegen sind in leichten Bauten aus Bambus untergebracht, denen man meist eine Bedachung aus Holz gibt.
Die weisse Bevölkerung von Banana besteht nur aus den Be- amten des Congostaates und aus den Angestellten der einzelnen Factoreien. Die Neger versehen in letzteren den Dienst als Arbeiter. Es sind zum grösseren Theile sogenannte Kruboys aus dem kräftigen und arbeitsamen Stamme der Kru (Kroo) von der Pfefferküste, welche sich auf eine bestimmte Zeit, meist auf ein Jahr verdingen und dann entweder ihren Contract erneuern oder aber heimkehren. Die Kruboys sind an der ganzen westafrikanischen Küste sehr geschätzte Arbeiter. Der andere Theil der Arbeiter besteht aus Negern vom Gebiete des unteren Congo. Sie werden durch Vermittlung der verschiedenen dort befindlichen Negerhäuptlinge engagirt, eigentlich aber von Letzteren verkauft und sind daher, wenn auch nicht dem Namen und Rechte nach, so doch in der That Sclaven, die aber gut behandelt und auch gut genährt werden und mit ihren Frauen und Kindern in Banana vielleicht besser daran sind, als ihre frei gebliebenen Brüder.
Die atlantische Küste von Afrika.
ciösen Fiebern, welche nicht selten raschen Tod zur Folge haben. Der bekannte Afrikareisende Schweinfurth sagte darum: „Keineswegs gebe ich mich dem Glauben hin, als könnten am Congo viele Tau- sende von weissen Ansiedlern eine zweite Heimat finden. Im Lande der Termiten wird der Weisse stets ein Fremdling bleiben.“
An der Mündung des Congo liegt schon aus früherer Zeit her, als von der Gründung eines Congostaates noch lange keine Rede war, am Nordufer die Niederlassung Banana, zugleich der Seehafen des ganzen Flussgebietes. Banana zählt (30. December 1890) eine Einwohnerschaft von 73 Europäern und 600 Negern. Es ist eigent- lich keine Stadt, sondern nur ein Complex von fünf grossen Facto- reien, an welche sich das Bureau des Congostaates und dessen Post- amt, dann das Zollamt und der Gerichtshof anschliessen. Die Facto- reien gehören den Belgiern, Briten, Franzosen, Holländern und Portu- giesen. Die erste Factorei wurde durch ein Pariser Haus 1855 ge- gründet (Pointe française).
Diese Factoreien haben an verschiedenen Punkten des Congo ihre Filialen und dienen als Stapelplätze für den Verkehr, welcher sich zwischen dem Congogebiete und der übrigen Welt abwickelt. Jede Factorei ist eine für sich geschlossene Gruppe von Gebäuden. Die Wohngebäude sind, soweit dieselben für Weisse benützt werden, aus Holz, meist mit gemauerten Pfeilern erbaut, ebenso auch die grossen Waarenmagazine. Die Neger dagegen sind in leichten Bauten aus Bambus untergebracht, denen man meist eine Bedachung aus Holz gibt.
Die weisse Bevölkerung von Banana besteht nur aus den Be- amten des Congostaates und aus den Angestellten der einzelnen Factoreien. Die Neger versehen in letzteren den Dienst als Arbeiter. Es sind zum grösseren Theile sogenannte Kruboys aus dem kräftigen und arbeitsamen Stamme der Kru (Kroo) von der Pfefferküste, welche sich auf eine bestimmte Zeit, meist auf ein Jahr verdingen und dann entweder ihren Contract erneuern oder aber heimkehren. Die Kruboys sind an der ganzen westafrikanischen Küste sehr geschätzte Arbeiter. Der andere Theil der Arbeiter besteht aus Negern vom Gebiete des unteren Congo. Sie werden durch Vermittlung der verschiedenen dort befindlichen Negerhäuptlinge engagirt, eigentlich aber von Letzteren verkauft und sind daher, wenn auch nicht dem Namen und Rechte nach, so doch in der That Sclaven, die aber gut behandelt und auch gut genährt werden und mit ihren Frauen und Kindern in Banana vielleicht besser daran sind, als ihre frei gebliebenen Brüder.
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Die atlantische Küste von Afrika.
ciösen Fiebern, welche nicht selten raschen Tod zur Folge haben.
Der bekannte Afrikareisende Schweinfurth sagte darum: „Keineswegs
gebe ich mich dem Glauben hin, als könnten am Congo viele Tau-
sende von weissen Ansiedlern eine zweite Heimat finden. Im Lande
der Termiten wird der Weisse stets ein Fremdling bleiben.“
An der Mündung des Congo liegt schon aus früherer Zeit her,
als von der Gründung eines Congostaates noch lange keine Rede
war, am Nordufer die Niederlassung Banana, zugleich der Seehafen
des ganzen Flussgebietes. Banana zählt (30. December 1890) eine
Einwohnerschaft von 73 Europäern und 600 Negern. Es ist eigent-
lich keine Stadt, sondern nur ein Complex von fünf grossen Facto-
reien, an welche sich das Bureau des Congostaates und dessen Post-
amt, dann das Zollamt und der Gerichtshof anschliessen. Die Facto-
reien gehören den Belgiern, Briten, Franzosen, Holländern und Portu-
giesen. Die erste Factorei wurde durch ein Pariser Haus 1855 ge-
gründet (Pointe française).
Diese Factoreien haben an verschiedenen Punkten des Congo
ihre Filialen und dienen als Stapelplätze für den Verkehr, welcher
sich zwischen dem Congogebiete und der übrigen Welt abwickelt.
Jede Factorei ist eine für sich geschlossene Gruppe von Gebäuden.
Die Wohngebäude sind, soweit dieselben für Weisse benützt werden,
aus Holz, meist mit gemauerten Pfeilern erbaut, ebenso auch die
grossen Waarenmagazine. Die Neger dagegen sind in leichten Bauten
aus Bambus untergebracht, denen man meist eine Bedachung aus
Holz gibt.
Die weisse Bevölkerung von Banana besteht nur aus den Be-
amten des Congostaates und aus den Angestellten der einzelnen
Factoreien. Die Neger versehen in letzteren den Dienst als Arbeiter.
Es sind zum grösseren Theile sogenannte Kruboys aus dem kräftigen
und arbeitsamen Stamme der Kru (Kroo) von der Pfefferküste, welche
sich auf eine bestimmte Zeit, meist auf ein Jahr verdingen und dann
entweder ihren Contract erneuern oder aber heimkehren. Die Kruboys
sind an der ganzen westafrikanischen Küste sehr geschätzte Arbeiter.
Der andere Theil der Arbeiter besteht aus Negern vom Gebiete des
unteren Congo. Sie werden durch Vermittlung der verschiedenen dort
befindlichen Negerhäuptlinge engagirt, eigentlich aber von Letzteren
verkauft und sind daher, wenn auch nicht dem Namen und Rechte
nach, so doch in der That Sclaven, die aber gut behandelt und auch
gut genährt werden und mit ihren Frauen und Kindern in Banana
vielleicht besser daran sind, als ihre frei gebliebenen Brüder.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/714>, abgerufen am 25.11.2024.
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