kreuzenden Strassen ein solches von Ordinaten dar. Auf unseren Plänen von New-York haben wir das System durch erklärende Buch- staben und Ziffern veranschaulicht.
Die Avenuen, vom Osten der Stadt gegen Westen gezählt, werden mit Nummern von 1 bis 12 benannt, von welcher Bezeichnung nur Lexington- und Madison-Avenue eine Ausnahme machen. Erstere liegt zwischen der 3. und 4., letztere zwischen der 5. und 6. Avenue, so dass sich die Gesammtzahl der Avenuen auf 14 beläuft.
Die Strassen der Neustadt sind ebenfalls nur mit Nummern be- zeichnet, welche ihren Anfang im Anschlusse an die Down-Town haben, wo sie noch durch die Querzüge der älteren mit Namen bezeichneten Strassen begrenzt sind. Erst die 14. Strasse durchzieht die ganze Breite der Insel vom Ufer des Hudson bis zu jenem des East-River, desgleichen alle folgenden bis zur 155., der nördlichsten, diesseits des Harlem-River gelegenen, insoferne sie nicht wie die 66. bis 110 durch den Centralpark, diese herrliche Oase in der Häusermasse von New-York, eine wohlthuende Unterbrechung erfahren. Die 5. Avenue ist die eigentliche Achse dieses Strassennetzes. Sie theilt New-York in eine östliche und westliche Hälfte.
Der Stempel der Einförmigkeit, welcher den Strassen New-Yorks durch deren Anlage aufgeprägt ist, wird jedoch wett gemacht durch das dort herrschende rege Leben.
Der über 9 km lange Broadway, welcher vom südlichsten Theile der Down-Town durch diese gegen Nord zieht und wie ein muthwil- liger Strich auf symmetrischem Plane die neuere Stadt bis zum Cen- tralpark schräge durchläuft, ist weltberühmt.
Er ist die Pulsader der Stadt; an seinen Borden ist nicht nur Pracht und Luxus ausgestellt, sondern jeglicher Handel und alle Ge- werbe entfalten dort ihr Schaugepränge. Die kaufmännische Thätigkeit hat hier das Hauptquartier aufgeschlagen.
Fast alle Häuser des Broadway sind bis in die obersten Stock- werke nichts anderes als grossartige Magazine, ein Markt nicht nur für die Stadt, sondern auch für all die entfernten Handelsplätze der Vereinigten Staaten.
Aushängeschilder in allen Formen und Farben und mächtige Annoncen trachten das Interesse der Passanten zu wecken und zu fesseln.
Zu allen Tages- und Abendzeiten wogt die Menge die Trottoirs entlang, während das Rollen und Gerassel unzähliger Wagen und der Pferdebahn die Strasse mit einem wahrhaft betäubenden Getöse erfüllt.
New-York.
kreuzenden Strassen ein solches von Ordinaten dar. Auf unseren Plänen von New-York haben wir das System durch erklärende Buch- staben und Ziffern veranschaulicht.
Die Avenuen, vom Osten der Stadt gegen Westen gezählt, werden mit Nummern von 1 bis 12 benannt, von welcher Bezeichnung nur Lexington- und Madison-Avenue eine Ausnahme machen. Erstere liegt zwischen der 3. und 4., letztere zwischen der 5. und 6. Avenue, so dass sich die Gesammtzahl der Avenuen auf 14 beläuft.
Die Strassen der Neustadt sind ebenfalls nur mit Nummern be- zeichnet, welche ihren Anfang im Anschlusse an die Down-Town haben, wo sie noch durch die Querzüge der älteren mit Namen bezeichneten Strassen begrenzt sind. Erst die 14. Strasse durchzieht die ganze Breite der Insel vom Ufer des Hudson bis zu jenem des East-River, desgleichen alle folgenden bis zur 155., der nördlichsten, diesseits des Harlem-River gelegenen, insoferne sie nicht wie die 66. bis 110 durch den Centralpark, diese herrliche Oase in der Häusermasse von New-York, eine wohlthuende Unterbrechung erfahren. Die 5. Avenue ist die eigentliche Achse dieses Strassennetzes. Sie theilt New-York in eine östliche und westliche Hälfte.
Der Stempel der Einförmigkeit, welcher den Strassen New-Yorks durch deren Anlage aufgeprägt ist, wird jedoch wett gemacht durch das dort herrschende rege Leben.
Der über 9 km lange Broadway, welcher vom südlichsten Theile der Down-Town durch diese gegen Nord zieht und wie ein muthwil- liger Strich auf symmetrischem Plane die neuere Stadt bis zum Cen- tralpark schräge durchläuft, ist weltberühmt.
Er ist die Pulsader der Stadt; an seinen Borden ist nicht nur Pracht und Luxus ausgestellt, sondern jeglicher Handel und alle Ge- werbe entfalten dort ihr Schaugepränge. Die kaufmännische Thätigkeit hat hier das Hauptquartier aufgeschlagen.
Fast alle Häuser des Broadway sind bis in die obersten Stock- werke nichts anderes als grossartige Magazine, ein Markt nicht nur für die Stadt, sondern auch für all die entfernten Handelsplätze der Vereinigten Staaten.
Aushängeschilder in allen Formen und Farben und mächtige Annoncen trachten das Interesse der Passanten zu wecken und zu fesseln.
Zu allen Tages- und Abendzeiten wogt die Menge die Trottoirs entlang, während das Rollen und Gerassel unzähliger Wagen und der Pferdebahn die Strasse mit einem wahrhaft betäubenden Getöse erfüllt.
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[55/0071]
New-York.
kreuzenden Strassen ein solches von Ordinaten dar. Auf unseren
Plänen von New-York haben wir das System durch erklärende Buch-
staben und Ziffern veranschaulicht.
Die Avenuen, vom Osten der Stadt gegen Westen gezählt, werden
mit Nummern von 1 bis 12 benannt, von welcher Bezeichnung nur
Lexington- und Madison-Avenue eine Ausnahme machen. Erstere liegt
zwischen der 3. und 4., letztere zwischen der 5. und 6. Avenue, so
dass sich die Gesammtzahl der Avenuen auf 14 beläuft.
Die Strassen der Neustadt sind ebenfalls nur mit Nummern be-
zeichnet, welche ihren Anfang im Anschlusse an die Down-Town
haben, wo sie noch durch die Querzüge der älteren mit Namen
bezeichneten Strassen begrenzt sind. Erst die 14. Strasse durchzieht
die ganze Breite der Insel vom Ufer des Hudson bis zu jenem des
East-River, desgleichen alle folgenden bis zur 155., der nördlichsten,
diesseits des Harlem-River gelegenen, insoferne sie nicht wie die 66.
bis 110 durch den Centralpark, diese herrliche Oase in der Häusermasse
von New-York, eine wohlthuende Unterbrechung erfahren. Die 5. Avenue
ist die eigentliche Achse dieses Strassennetzes. Sie theilt New-York
in eine östliche und westliche Hälfte.
Der Stempel der Einförmigkeit, welcher den Strassen New-Yorks
durch deren Anlage aufgeprägt ist, wird jedoch wett gemacht durch
das dort herrschende rege Leben.
Der über 9 km lange Broadway, welcher vom südlichsten Theile
der Down-Town durch diese gegen Nord zieht und wie ein muthwil-
liger Strich auf symmetrischem Plane die neuere Stadt bis zum Cen-
tralpark schräge durchläuft, ist weltberühmt.
Er ist die Pulsader der Stadt; an seinen Borden ist nicht nur
Pracht und Luxus ausgestellt, sondern jeglicher Handel und alle Ge-
werbe entfalten dort ihr Schaugepränge. Die kaufmännische Thätigkeit
hat hier das Hauptquartier aufgeschlagen.
Fast alle Häuser des Broadway sind bis in die obersten Stock-
werke nichts anderes als grossartige Magazine, ein Markt nicht nur
für die Stadt, sondern auch für all die entfernten Handelsplätze der
Vereinigten Staaten.
Aushängeschilder in allen Formen und Farben und mächtige
Annoncen trachten das Interesse der Passanten zu wecken und zu
fesseln.
Zu allen Tages- und Abendzeiten wogt die Menge die Trottoirs
entlang, während das Rollen und Gerassel unzähliger Wagen und der
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/71>, abgerufen am 22.11.2024.
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