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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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S. Paolo de Loanda.
bestehendes Negerviertel. Das Gebäude des Gouverneurs, welches von
einem schönen, wohl gepflegten Garten umgeben ist, stellt sich ganz
stattlich dar und auch das Zollhaus ist ein hübsches Gebäude.

Die commercielle Bedeutung dieses Hafens ist heute eine
geringe, doch gibt man sich der Hoffnung hin, dass bei Verbesserung
der Communicationen nach dem Inlande ein Aufschwung mit Sicher-
heit zu erwarten stehe.

Die Hauptstadt der portugiesischen Besitzungen in Westafrika
ist jedoch die im Jahre 1578 gegründete Stadt S. Paolo de Loanda
(S. Paolo de Assumpcao de Loanda) mit ungefähr 20.000 Einwohnern,
worunter 1200--1500 Weisse, der Rest Neger. Drei noch aus dem
vorigen Jahrhunderte stammende Forts umgeben den Platz, welcher
halbkreisförmig um den geschützten und geräumigen Hafen herum
gelegen ist und in einen oberen, auf der Höhe sich hinziehenden
und in einen unteren Theil zerfällt, und der von der See aus einen
recht günstigen Totaleindruck gewährt. Die obere mittelst einer breiten
Treppe zugängliche Stadt gilt wegen der grösseren Ventilation für
gesünder und wird vorwiegend nur von Weissen bewohnt. Dort be-
finden sich auch die verschiedenen Regierungsgebäude, darunter die
Paläste des Gouverneurs und des Bischofes, mehrere Kirchen, ein
Hospital und ein meteorologisches Observatorium.

In der Uferstadt concentrirt sich das kaufmännische Leben.
Hier liegt das Zollamt und eine Markthalle, in der man stets eine
reiche Auswahl von Fischen findet. Die Hauptstrassen sind breit, gut
gepflastert, aber ziemlich unsauber und an beiden Seiten mit Baum-
reihen (Pfefferbäumen, Tamarinden, Cocospalmen u. dgl.) besetzt. Sie
machen dadurch einen freundlichen Eindruck, während man in den
Seitengassen sofort tief in den warmen Sand einsinkt. Einst mag
S. Paolo ganz stattlich gewesen sein. Die Häuser, wenn auch selten
mit Stockwerk, sind gut gebaut und in mancherlei Art verziert.
Ueberall aber zeigen sich Spuren von Verwahrlosung und Nieder-
gang. Manche Dächer sind eingestürzt, das Mauerwerk ist zerbröckelt,
die Fensterscheiben fehlen, der Anwurf ist längst abgefallen und
selbst die Anpflanzungen sind vernachlässigt, sogar die Kathedrale ist
schon in sehr schlechtem Bauzustande. Ueberdies wird der Hafen
von Jahr zu Jahr verschlammter und seichter, so dass z. B. de
Theil beim Zollhaus, wo einstens die grössten Schiffe liegen konnten,
jetzt bei Ebbe sogar trocken liegt. Der oft gehörte Jammer, dass
S. Paolos Niedergang mit der Unterdrückung des Sclavenhandels zu-
sammenhängt, ist wohl ganz richtig, er beweist aber auch, dass die

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S. Paolo de Loanda.
bestehendes Negerviertel. Das Gebäude des Gouverneurs, welches von
einem schönen, wohl gepflegten Garten umgeben ist, stellt sich ganz
stattlich dar und auch das Zollhaus ist ein hübsches Gebäude.

Die commercielle Bedeutung dieses Hafens ist heute eine
geringe, doch gibt man sich der Hoffnung hin, dass bei Verbesserung
der Communicationen nach dem Inlande ein Aufschwung mit Sicher-
heit zu erwarten stehe.

Die Hauptstadt der portugiesischen Besitzungen in Westafrika
ist jedoch die im Jahre 1578 gegründete Stadt S. Paolo de Loanda
(S. Paolo de Assumpçao de Loanda) mit ungefähr 20.000 Einwohnern,
worunter 1200—1500 Weisse, der Rest Neger. Drei noch aus dem
vorigen Jahrhunderte stammende Forts umgeben den Platz, welcher
halbkreisförmig um den geschützten und geräumigen Hafen herum
gelegen ist und in einen oberen, auf der Höhe sich hinziehenden
und in einen unteren Theil zerfällt, und der von der See aus einen
recht günstigen Totaleindruck gewährt. Die obere mittelst einer breiten
Treppe zugängliche Stadt gilt wegen der grösseren Ventilation für
gesünder und wird vorwiegend nur von Weissen bewohnt. Dort be-
finden sich auch die verschiedenen Regierungsgebäude, darunter die
Paläste des Gouverneurs und des Bischofes, mehrere Kirchen, ein
Hospital und ein meteorologisches Observatorium.

In der Uferstadt concentrirt sich das kaufmännische Leben.
Hier liegt das Zollamt und eine Markthalle, in der man stets eine
reiche Auswahl von Fischen findet. Die Hauptstrassen sind breit, gut
gepflastert, aber ziemlich unsauber und an beiden Seiten mit Baum-
reihen (Pfefferbäumen, Tamarinden, Cocospalmen u. dgl.) besetzt. Sie
machen dadurch einen freundlichen Eindruck, während man in den
Seitengassen sofort tief in den warmen Sand einsinkt. Einst mag
S. Paolo ganz stattlich gewesen sein. Die Häuser, wenn auch selten
mit Stockwerk, sind gut gebaut und in mancherlei Art verziert.
Ueberall aber zeigen sich Spuren von Verwahrlosung und Nieder-
gang. Manche Dächer sind eingestürzt, das Mauerwerk ist zerbröckelt,
die Fensterscheiben fehlen, der Anwurf ist längst abgefallen und
selbst die Anpflanzungen sind vernachlässigt, sogar die Kathedrale ist
schon in sehr schlechtem Bauzustande. Ueberdies wird der Hafen
von Jahr zu Jahr verschlammter und seichter, so dass z. B. de
Theil beim Zollhaus, wo einstens die grössten Schiffe liegen konnten,
jetzt bei Ebbe sogar trocken liegt. Der oft gehörte Jammer, dass
S. Paolos Niedergang mit der Unterdrückung des Sclavenhandels zu-
sammenhängt, ist wohl ganz richtig, er beweist aber auch, dass die

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[691/0707] S. Paolo de Loanda. bestehendes Negerviertel. Das Gebäude des Gouverneurs, welches von einem schönen, wohl gepflegten Garten umgeben ist, stellt sich ganz stattlich dar und auch das Zollhaus ist ein hübsches Gebäude. Die commercielle Bedeutung dieses Hafens ist heute eine geringe, doch gibt man sich der Hoffnung hin, dass bei Verbesserung der Communicationen nach dem Inlande ein Aufschwung mit Sicher- heit zu erwarten stehe. Die Hauptstadt der portugiesischen Besitzungen in Westafrika ist jedoch die im Jahre 1578 gegründete Stadt S. Paolo de Loanda (S. Paolo de Assumpçao de Loanda) mit ungefähr 20.000 Einwohnern, worunter 1200—1500 Weisse, der Rest Neger. Drei noch aus dem vorigen Jahrhunderte stammende Forts umgeben den Platz, welcher halbkreisförmig um den geschützten und geräumigen Hafen herum gelegen ist und in einen oberen, auf der Höhe sich hinziehenden und in einen unteren Theil zerfällt, und der von der See aus einen recht günstigen Totaleindruck gewährt. Die obere mittelst einer breiten Treppe zugängliche Stadt gilt wegen der grösseren Ventilation für gesünder und wird vorwiegend nur von Weissen bewohnt. Dort be- finden sich auch die verschiedenen Regierungsgebäude, darunter die Paläste des Gouverneurs und des Bischofes, mehrere Kirchen, ein Hospital und ein meteorologisches Observatorium. In der Uferstadt concentrirt sich das kaufmännische Leben. Hier liegt das Zollamt und eine Markthalle, in der man stets eine reiche Auswahl von Fischen findet. Die Hauptstrassen sind breit, gut gepflastert, aber ziemlich unsauber und an beiden Seiten mit Baum- reihen (Pfefferbäumen, Tamarinden, Cocospalmen u. dgl.) besetzt. Sie machen dadurch einen freundlichen Eindruck, während man in den Seitengassen sofort tief in den warmen Sand einsinkt. Einst mag S. Paolo ganz stattlich gewesen sein. Die Häuser, wenn auch selten mit Stockwerk, sind gut gebaut und in mancherlei Art verziert. Ueberall aber zeigen sich Spuren von Verwahrlosung und Nieder- gang. Manche Dächer sind eingestürzt, das Mauerwerk ist zerbröckelt, die Fensterscheiben fehlen, der Anwurf ist längst abgefallen und selbst die Anpflanzungen sind vernachlässigt, sogar die Kathedrale ist schon in sehr schlechtem Bauzustande. Ueberdies wird der Hafen von Jahr zu Jahr verschlammter und seichter, so dass z. B. de Theil beim Zollhaus, wo einstens die grössten Schiffe liegen konnten, jetzt bei Ebbe sogar trocken liegt. Der oft gehörte Jammer, dass S. Paolos Niedergang mit der Unterdrückung des Sclavenhandels zu- sammenhängt, ist wohl ganz richtig, er beweist aber auch, dass die 87*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/707>, abgerufen am 22.11.2024.