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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Afrika.
theil für ihren König mit Beschlag belegten. -- Was wollten sie mit
diesem Besitze wohl anfangen?! -- Ihr Einfluss reicht jetzt nach
400 Jahren noch nicht weiter, als die Kanonen ihrer Präsidios, und
ihre Häfen sind trotz des starrsten Monopolismus, der hier stets ge-
herrscht hat, von gar keiner commerciellen Bedeutung, ja in vieler
Beziehung mehr berüchtigt als berühmt.

Die Schwelle des XIX. zum XX. Jahrhunderte, eine Zeit, in der
man sich gewöhnt hat, grosse Fragen vom internationalen und
kosmopolitischen Standpunkte zu behandeln, scheint erst eine günstige
Zeit für das Morgenroth einer Culturarbeit in Afrika.

Afrika sich nutzbringend zu machen, ist für die Weissen eine
ungleich schwerere Aufgabe, als dieses in Ostasien, und selbst in
Mittel- und Südamerika der Fall war, wo es einfach galt, fertige
Culturreiche mit überlegener Waffe zu erobern und so zu organisiren,
dass der Ertrag der Arbeit der fleissigen Ureinwohner in die Taschen
der Eroberer floss.

Die zu leistende Arbeit ist in Afrika viel schwerer, aber auch
die Mittel, welche unserer Zeit zu Gebote stehen, sind viel gewaltigere,
als sie frühere Jahrhunderte kannten. Vor Allem sind es zwei unserer
modernen Machtmittel, welche für die Erschliessung Afrikas von
grösster Bedeutung sein werden: die Association des Capitals und
unser hochentwickeltes Verkehrswesen.

Diese beiden mächtigen Culturmotoren haben kaum ihren Einzug
in Afrika gehalten, und schon fühlt man ihre Wirkung wie die eines
Frühlingsregens.

An der atlantischen Küste speciell, wo Riesenflüsse, wie Niger,
Congo, Ogowe die Erschliessung des Innern erleichtern, werden Fluss-
dampfschiff und Eisenbahn unter den vielen Factoreien sehr bald jene
Punkte zur Geltung und dauernden Blüthe bringen, welche für den
modernen Verkehr die günstigsten geographischen Bedingungen haben
und deshalb in Zukunft wirkliche westafrikanische Seeplätze und
Stützpunkte des Binnenhandels werden sollen.




Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 87

Die atlantische Küste von Afrika.
theil für ihren König mit Beschlag belegten. — Was wollten sie mit
diesem Besitze wohl anfangen?! — Ihr Einfluss reicht jetzt nach
400 Jahren noch nicht weiter, als die Kanonen ihrer Präsidios, und
ihre Häfen sind trotz des starrsten Monopolismus, der hier stets ge-
herrscht hat, von gar keiner commerciellen Bedeutung, ja in vieler
Beziehung mehr berüchtigt als berühmt.

Die Schwelle des XIX. zum XX. Jahrhunderte, eine Zeit, in der
man sich gewöhnt hat, grosse Fragen vom internationalen und
kosmopolitischen Standpunkte zu behandeln, scheint erst eine günstige
Zeit für das Morgenroth einer Culturarbeit in Afrika.

Afrika sich nutzbringend zu machen, ist für die Weissen eine
ungleich schwerere Aufgabe, als dieses in Ostasien, und selbst in
Mittel- und Südamerika der Fall war, wo es einfach galt, fertige
Culturreiche mit überlegener Waffe zu erobern und so zu organisiren,
dass der Ertrag der Arbeit der fleissigen Ureinwohner in die Taschen
der Eroberer floss.

Die zu leistende Arbeit ist in Afrika viel schwerer, aber auch
die Mittel, welche unserer Zeit zu Gebote stehen, sind viel gewaltigere,
als sie frühere Jahrhunderte kannten. Vor Allem sind es zwei unserer
modernen Machtmittel, welche für die Erschliessung Afrikas von
grösster Bedeutung sein werden: die Association des Capitals und
unser hochentwickeltes Verkehrswesen.

Diese beiden mächtigen Culturmotoren haben kaum ihren Einzug
in Afrika gehalten, und schon fühlt man ihre Wirkung wie die eines
Frühlingsregens.

An der atlantischen Küste speciell, wo Riesenflüsse, wie Niger,
Congo, Ogowe die Erschliessung des Innern erleichtern, werden Fluss-
dampfschiff und Eisenbahn unter den vielen Factoreien sehr bald jene
Punkte zur Geltung und dauernden Blüthe bringen, welche für den
modernen Verkehr die günstigsten geographischen Bedingungen haben
und deshalb in Zukunft wirkliche westafrikanische Seeplätze und
Stützpunkte des Binnenhandels werden sollen.




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[689/0705] Die atlantische Küste von Afrika. theil für ihren König mit Beschlag belegten. — Was wollten sie mit diesem Besitze wohl anfangen?! — Ihr Einfluss reicht jetzt nach 400 Jahren noch nicht weiter, als die Kanonen ihrer Präsidios, und ihre Häfen sind trotz des starrsten Monopolismus, der hier stets ge- herrscht hat, von gar keiner commerciellen Bedeutung, ja in vieler Beziehung mehr berüchtigt als berühmt. Die Schwelle des XIX. zum XX. Jahrhunderte, eine Zeit, in der man sich gewöhnt hat, grosse Fragen vom internationalen und kosmopolitischen Standpunkte zu behandeln, scheint erst eine günstige Zeit für das Morgenroth einer Culturarbeit in Afrika. Afrika sich nutzbringend zu machen, ist für die Weissen eine ungleich schwerere Aufgabe, als dieses in Ostasien, und selbst in Mittel- und Südamerika der Fall war, wo es einfach galt, fertige Culturreiche mit überlegener Waffe zu erobern und so zu organisiren, dass der Ertrag der Arbeit der fleissigen Ureinwohner in die Taschen der Eroberer floss. Die zu leistende Arbeit ist in Afrika viel schwerer, aber auch die Mittel, welche unserer Zeit zu Gebote stehen, sind viel gewaltigere, als sie frühere Jahrhunderte kannten. Vor Allem sind es zwei unserer modernen Machtmittel, welche für die Erschliessung Afrikas von grösster Bedeutung sein werden: die Association des Capitals und unser hochentwickeltes Verkehrswesen. Diese beiden mächtigen Culturmotoren haben kaum ihren Einzug in Afrika gehalten, und schon fühlt man ihre Wirkung wie die eines Frühlingsregens. An der atlantischen Küste speciell, wo Riesenflüsse, wie Niger, Congo, Ogowe die Erschliessung des Innern erleichtern, werden Fluss- dampfschiff und Eisenbahn unter den vielen Factoreien sehr bald jene Punkte zur Geltung und dauernden Blüthe bringen, welche für den modernen Verkehr die günstigsten geographischen Bedingungen haben und deshalb in Zukunft wirkliche westafrikanische Seeplätze und Stützpunkte des Binnenhandels werden sollen. Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 87

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/705>, abgerufen am 22.11.2024.