Während der Nordrand von Afrika und die Nil-Oase als Gestade- länder des Mittelmeeres seit Jahrtausenden mit der euro- päischen Cultur in vielfacher Beziehung stehen, bildet Afrika südlich von der Sahara eine Welt für sich, auf welche die Europäer überhaupt erst seit dem XVI. Jahrhunderte einen Ein- fluss nehmen, welcher aber bis auf die allerneueste Zeit bloss auf die Besetzung der wichtigsten Küstenplätze beschränkt blieb.
Bis in unsere Tage galt eben die Unerschlossenheit als ein Hauptcharakteristicum des schwarzen Erdtheiles.
Die auffallende Erscheinung, warum die kühnen Entdecker, besonders die Portugiesen, ihre Kräfte nicht an der Exploitirung Afrikas, für dessen geographische Entschleierung sie eine schwere, hundertjährige Entdeckerarbeit eingesetzt hatten, versuchten, erklärt sich namentlich aus zwei Ursachen. Afrika ist seines orographischen Aufbaues und seines Klimas wegen sehr schwer zugänglich und der niederen Cultur der Neger wegen relativ sehr arm. Von jeher waren es immer nur wenige Artikel, welche Afrika in den Welthandel brachte, vor Allem drei: Goldstaub, Elfenbein und Menschen als Sclaven. Der letzte Artikel, "der schwarze Casimir" oder "das Eben- holz" der Sclavenschiffe, bildete bis in die zweite Hälfte unseres Jahr- hunderts das eigentliche Fundament für den ganzen afrikanischen Aussenhandel, in ihm wurden ungezählte Millionen verdient.
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Die atlantische Küste von Afrika.
Während der Nordrand von Afrika und die Nil-Oase als Gestade- länder des Mittelmeeres seit Jahrtausenden mit der euro- päischen Cultur in vielfacher Beziehung stehen, bildet Afrika südlich von der Sahara eine Welt für sich, auf welche die Europäer überhaupt erst seit dem XVI. Jahrhunderte einen Ein- fluss nehmen, welcher aber bis auf die allerneueste Zeit bloss auf die Besetzung der wichtigsten Küstenplätze beschränkt blieb.
Bis in unsere Tage galt eben die Unerschlossenheit als ein Hauptcharakteristicum des schwarzen Erdtheiles.
Die auffallende Erscheinung, warum die kühnen Entdecker, besonders die Portugiesen, ihre Kräfte nicht an der Exploitirung Afrikas, für dessen geographische Entschleierung sie eine schwere, hundertjährige Entdeckerarbeit eingesetzt hatten, versuchten, erklärt sich namentlich aus zwei Ursachen. Afrika ist seines orographischen Aufbaues und seines Klimas wegen sehr schwer zugänglich und der niederen Cultur der Neger wegen relativ sehr arm. Von jeher waren es immer nur wenige Artikel, welche Afrika in den Welthandel brachte, vor Allem drei: Goldstaub, Elfenbein und Menschen als Sclaven. Der letzte Artikel, „der schwarze Casimir“ oder „das Eben- holz“ der Sclavenschiffe, bildete bis in die zweite Hälfte unseres Jahr- hunderts das eigentliche Fundament für den ganzen afrikanischen Aussenhandel, in ihm wurden ungezählte Millionen verdient.
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Die atlantische Küste von Afrika.
Während der Nordrand von Afrika und die Nil-Oase als Gestade-
länder des Mittelmeeres seit Jahrtausenden mit der euro-
päischen Cultur in vielfacher Beziehung stehen, bildet Afrika
südlich von der Sahara eine Welt für sich, auf welche die
Europäer überhaupt erst seit dem XVI. Jahrhunderte einen Ein-
fluss nehmen, welcher aber bis auf die allerneueste Zeit bloss auf
die Besetzung der wichtigsten Küstenplätze beschränkt blieb.
Bis in unsere Tage galt eben die Unerschlossenheit als ein
Hauptcharakteristicum des schwarzen Erdtheiles.
Die auffallende Erscheinung, warum die kühnen Entdecker,
besonders die Portugiesen, ihre Kräfte nicht an der Exploitirung
Afrikas, für dessen geographische Entschleierung sie eine schwere,
hundertjährige Entdeckerarbeit eingesetzt hatten, versuchten, erklärt
sich namentlich aus zwei Ursachen. Afrika ist seines orographischen
Aufbaues und seines Klimas wegen sehr schwer zugänglich und der
niederen Cultur der Neger wegen relativ sehr arm. Von jeher waren
es immer nur wenige Artikel, welche Afrika in den Welthandel
brachte, vor Allem drei: Goldstaub, Elfenbein und Menschen als
Sclaven. Der letzte Artikel, „der schwarze Casimir“ oder „das Eben-
holz“ der Sclavenschiffe, bildete bis in die zweite Hälfte unseres Jahr-
hunderts das eigentliche Fundament für den ganzen afrikanischen
Aussenhandel, in ihm wurden ungezählte Millionen verdient.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [686]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/702>, abgerufen am 25.11.2024.
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